von Melli » 03.06.2005, 11:31
Tagchen zusammen!
Da ja die Urlaubszeit naht, dachte ich, ich berichte mal kurz von meinem Urlaub. Einfach darum vor allem, weil doch immer wieder Urlaubsfragen gestellt werden. Kann man das als Kangoroo?
Nun, vorher muss man natürlich sagen: falls noch eine andere Erkrankung dabei ist, muss man das natürlich evtl berücksichtigen.
Als Kangoroo mit einem ruhenden Morbus Crohn (wobei dieser früher immer ausschließlich im Urlaub eine Pause einlegte) muss ich sagen: wie ich mir dachte alles null Problem!
Für meinen ersten Urlaub nach der OP, die aber ja nun auch schon gute 2 Jahre her ist (lag aber am Geld, nicht an der Angst, als Kangoroo zu reisen ;o)), hatte ich mir Thailand herausgesucht. Wenn schon, denn schon: heiß, feucht, kein Hotel, sondern alleine eine Holzhütte am Strand. Allerdings klimatisiert. Hätte ich nicht unbedingt gemacht, aber war besser (aber egal, ob man ein Kangoroo ist). Kühlschrank hatte ich keinen übrigens. Da ja immer wieder so viele vorsichtige Leute schreiben, sie schleppen ihre Platten v.a. in einer Kühltasche in den Urlaub - ich hatte alles frei herumliegen bzw die "Vorräte" im Koffer.
Und das Fazit als Kangoroo: ich hatte noch nie so wenig Plattenwechsel, trotz mehrstündigen Aufenthalten im Meer pro Tag. Die ersten 2 Wochen habe ich 2 Platten pro Woche gebraucht, in der dritten Woche drei (da war ein Wechsel aber nicht ganz schön, Platte saß nicht perfekt).
An Hygiene habe ich recht wenig beachtet. Als ich dann zusammen mit einer Katze wohnte, habe ich allerdings wegen der Katze immer meine Hände desinfiziert, bevor ich anfing.
Die Entsorgung habe ich wie immer gemacht: Inhalt des Beutels in die Toilette leeren, Rest eintüten.
Ansonsten hat nicht mal eine Bekannte, auch keine fremden Leute, die ich dort traf, bei mir im Bikini gesehen, dass ich ein Kangoroo bin *freu*
Also alles perfekt und ohne jede Probleme.
Thema Flug(hafen): alle Kontrollen (die erste sehr körpernah) ohne Probleme. Die Fluggesellschaft hatte mir vorher ganz unbürokratisch auf eine Mail hin 10kg Mehrgepäck erlaubt - habe ich nicht ausgenutzt, aber ich denke auch, Schnorchelzeug und diverse Badetücher waren schwerer als die Kangoroo Sachen ;o)
Ich habe großzügig kalkuliert an Beuteln, weil es mir mal in einem Urlaub soi ging, dass ich gerne verlängert hätte, aber meine Medis so abgezählt waren (da Betäubungsmittel), dass ich nicht länger hätte bleiben können. Damals war ich super angenervt, das wollte ich jetzt nicht riskieren.
Schere im Handgepäck war auch kein Problem (mehr) - ich habe es trotzdem vorher gesagt, dass ich die habe (auf dem Hinflug zumindest). Aber ich hatte sowieso eine vorgeschnittene Platte dabei.
Wichtig ist: man sollte sich nie verrückt machen. Was soll passieren, was ist anders, bloß weil man nicht zu Hause ist? Einige kleine Augenblicke habe ich mir das auch sagen müssen - da sieht man mal, wie das ist mit unserer Psyche.
Aber Gott-sei-Dank kann ich solche fixe Ideen immer direkt wegschieben.
Also, Kangoroos, traut euch! Nicht zu Hause hocken bleiben - anders sind wir auch nicht als andere. Und ich gehöre auch nicht zu den wenigen, bei denen alles in der Hitze sowieso weit besser klebt.
Wenn sonst kein Problem vorliegt...der Beutel an sich sollte an NICHTS hindern - in dem Sinne: gute Reise!
von Uwe » 03.06.2005, 19:19
N'Abend zusammen!
Da kann ich Meli nur zustimmen:
Wenn es sonst keine Probleme gibt, sollte euch der Beutel nicht am Reisen hindern!!
Nehmt einfach doppelt so viel Versorgung mit, wie ihr normalerweise für die Dauer der Reise benötigen würdet, und ihr habt ein ruhiges Gewissen.
Ich habe auch bereits mehrere Flug-Auslands-Urlaubsreisen hinter mir und nie Probleme gehabt.
Schönen Urlaub wünscht euch Uwe
von mariandl » 03.06.2005, 19:36
Hi Meli,
find ich toll, deine Reise ins Abenteuerland.
Was einen in so einer Hütte erwartet, weiß man ja nie:confused::shock: :shock:
Seit ich mein Stoma hab (Nov. 2004), bin ich noch nicht in Urlaub gefahren.
Teils deswegen, weil ich nicht gerne alleine vereise, teils weil ich nicht weiß, wie ich fernab von meinem Badezimmer meine Irrigation geregelt kriege (da hab ich halt alles vom Haken in der Wand bis zu den sonstigen Utensilien griffbereit).
Wie hast du das mit dem Gepäck (wg. Tragen/Gewicht) gemacht? Wie hast du dich verpflegt (selber gekocht??). Was hast du abends angestellt usw. usw. usw.
Bin halt ein kleiner Schisser und würde mich über Aufklärung freuen
Mariandl
von Sabine049 » 03.06.2005, 19:44
wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
@Meli - Hut ab, ist schon ne tolle Leistung als Ileo-Känguru nach Thailand zu fliegen, denn in der Hinsicht haben wir Kolo-Kängurus es sicherlich leichter, besonders die Kolo-Irri-24/48-Stündler-Kängoroos
Berücksichtigen must du allerdings, wie lange jemand bereits ein Stoma hat bzw. erkrankt ist.
Unsereins, die von kleinauf an betroffen sind, gehen von Natur aus - unbefangener und gedankenfreier eine Reise an, als die jenigen, die erst relativ "spät" mit Krankheit/Stoma konfrontiert wurden.
Trotz bestehender Inkontinenzen und weiteren kleinen und größeren Zipperlein flog ich gen Süden, 1989 beispielsweise zog es mich mutterseelen allein auf die Insel Kuba. Hatte aber anschließend drei Monate danach am Urlaub zu knacken gehabt, u.a. eine Shigelleninfektion - wo ich wochenlang Penicellin + Co "fraß" - bevor ich mich halbwegs wieder akklimatisiert hatte.
Oder wenige Monate nach meiner Pouchop. (Neoblase) reiste ich in die Türkei, bis auf einen satten Sonnenbrand + wenige Tage unter Montezumasrache leidend, erholte ich mich super.
Jetzt mit meinem end- u. hochanständigen Kolostoma bereiste ich, wenn nicht meine Immobilität wäre (ja, ja, wenn das Wörtchen wenn nicht wär ... ) alle Herrenländer. Traumhaft die Vorstellung eine Weltreise - schwelgend zurücklehnend und vor mich hin träumend, grüßt aus dem gewittrigen Ossibrück Sabine 049
PS. Hauptsache - du hast dich erholt und es hat dir super gefallen - alles andere ist nebensächlich
von Julchen » 03.06.2005, 19:50
Hallo Meli,
echt Klasse Dein Urlaubsreisebericht. Ich muss Dich bewundern, wie Du das alles allein angehst , vor allem alleine in einer einsamen Holzhütte am Strand. Echt großartig. Du hast doch bestimmt schöne Fotos gemacht und wirst uns doch von Deiner Abenteuerreise einige Ausschnitte zeigen oder?
Ich hätte nicht den Mut gehabt um ehrlich zu sein ..., aber wie Sabine schon geschrieben hat - wird es auch anders sein, wenn man mit dem Stoma groß geworden ist.
Liebe Grüße Julchen
von Melli » 03.06.2005, 20:22
Mariandl, alsoooo:
Essen - da habe ich auch als CEDler nicht drauf geschaut. Allerdings geht es mir wie den meisten Leuten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung so, dass ich China Essen etc äußerst gut vertrage. Genauso wie das Phänomen, dass es vielen CEDlern in der Wärme äußerst gut geht, ist das mit dem Essen auch oft so.
Wobei: ich bin ja beschwerdefrei.
Dass bei mir meist alles so herauskommt, wie ich es esse, ist mir egal.
Gegessen habe ich erst in Lokalen, später habe ich mich auch getraut, Undefinierbares (aber Leckeres!) an einheimischen Ständen zu kaufen.
Toilette, Bad, Hütte: ich habe über eine Thailand Seite gebucht. Da gab es Fotos. Das reichte mir. Ich muss sagen, als Crohni hätte ich weiiit mehr drauf geachtet (da saß ich ja dauernd...) - als Kangoroo war mir recht egal, so lange ich ein Bad habe, was sonst so ist.
Abends - nix gemacht, bin eh nicht der Weggehtyp. Schade war, dass keiner mit wollte aus meinem Freundeskreis, aber nach ein paar Tagen war es mir egal.
Gepäck: na, selber gezogen und gebuckelt. Das kam hin, viel muss man ja nicht machen, außer den Koffer vom Band zu holen. 30kg Koffer war auf der Rückreise übel (so viel Muscheln), der ganze Rucksack mit kiloweise Sand. Aber da ist jeder anders und ich recht stabil, was den Bauch an geht.
wer nicht wagt, der nicht gewinnt
von Monsti » 03.06.2005, 20:31
Hallo Meli,
auch ich gratuliere Dir zu Deinem Thailand-Abenteuer. Ich freu mich, dass es Dir gefallen hat. Will auch Fotos sehen!!!
Ein Stoma allein sehe ich eigentlich auch nicht als Hinderungsgrund für Reisen, egal wohin. Vielleicht würde ich keine Rucksackreise mehr machen - aber nur wegen des Gewichts auf dem Buckel. Auch das mit der Hygiene sehe ich nicht als ein Problem. Wir haben hier im Tiroler Dorf jede Menge Viecherl, mit denen wir täglich im Kontakt sind. Aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mir vor einem Versorgungswechsel die Hände zu desinfizieren.
Ich persönlich hätte halt ein großes Problem mit meiner Ernährungssituation und in heißen Gefilden auch noch mit dem Flüssigkeits-/Elektrolythaushalt, der bei einfach nur verrückt spielt, egal, wieviel ich trinke. Um alles mitzuschleppen, was ich für die tägliche i.v.-Versorgung brauche, müsste ich die Genehmigung für mehr als 50 kg Übergewicht bekommen (dazu auch noch einen Kühlschrank, da einiges davon nicht über 6-8 Grad gelagert werden darf). Aber vielleicht normalisiert sich das bei mir alles irgendwann mal - frau soll die Hoffnung ja niemals aufgeben, gell.
Bis dahin begnüge ich mich mit Kurzreisen und meinen Abenteuern in den Bergen vor der Nase.
Liebes Grüßle von
Angie
von Monsti » 03.06.2005, 20:34
Boah, da sind sie ja, die Fotos! Wie schöööööööön! *seufz*
Danke Meli und nochmals Grüßle!
Angie
von Sabine049 » 03.06.2005, 20:45
Meli - spitze - ich bin schon in Träumereien versunken, sehe mich gedanklich schon vor deiner Hütte "hockend" wow - himmlisch!
Angie - nanu - 50 kg Mehrgewicht, dürfte bei dir wohl NULL-PROBLEMO sein, bist doch ein "Fliegengewicht" . Wenn ich bedenke, wie schwer so manch anderer ist!?
von Melli » 03.06.2005, 20:46
Soll als Ermunterung für alle Zögernden dienen! ;o)
Monsti, "Aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mir vor einem Versorgungswechsel die Hände zu desinfizieren" - ich auch nicht, aber ich wurde gewarnt, was die Viecher dort alles haben (die Hunde sahen alle so aus, dass man auf 10 Meter gegen den Wind schon vom Gucken Flöhe bekam *grins*). Das mit der KAtze war also Vorsicht, denn sie schlief bei mir im Bett. Einmal wachte ich nachts auf und sie lag fast komplett auf meinem Bauch...und dem Beutel ;o)
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe