von Branwen » 02.08.2008, 20:03
würde gern mal eure meinug hören,
nehmt ihr opium tinktur? habe gehört, dass die meisten stoma patienten nichts davon wissen, lieg ich da falsch?
das is nämlich ein echter lebensqualitäts bringer..
von Monsti » 02.08.2008, 20:15
Hallo Granwen,
das is nämlich ein echter lebensqualitäts bringer
von Monsti » 02.08.2008, 20:17
Nachtrag: Vermutlich wird sich noch Meli melden. Sie hat Erfahrung damit - inkl. des späteren Entzugs.
von Björn Lehmann » 02.08.2008, 20:47
Hallo Branwen,
ich gehöre zu denjenigen, die Opii Tinktur benutzen. Ich kann nur für mich reden und kann nicht sagen, dass ich eine Abhängigkeit verspüre. Bei mir bewirkt die Tinktur, dass mein Stuhl eben nicht so schnell meinen restlichen Dünndarm (ca.1,5 m) durchläuft. Insofern bringt es mir auf eine gewisse Art und Weise schon ein wenig mehr Lebensqualität.
Gerade in der Woche wenn ich arbeite hilft es mir sehr. Wenn ich am Wochenende nichts vorhabe und eigentlich nur zu Hause bin, dann lasse ich die Tinktur weg. Das hat zwar zur Folge, dass ich öfter laufen muss und meinen Beutel öfters leere, weil flüssiger, aber das ist völlig OK so.
Mein Arzt sieht da auch keine Bedenken. Ich denke, dass jeder selber die Erfahrung damit machen muss. Was mich eigentlich nur stört an der Tinktur ist, dass sie so ekelig schmeckt.
Gruß Bo
PS: Ich stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung.
PS1: Ich würde mich über eine Info von Melli sehr freuen und Ihre Erfahrung damit.
von Jutta B » 02.08.2008, 20:49
Hallo,
also ich bin jemand, welche die Tinktur sehr gut kennt.
Ich denke schon, dass viele Stomapatienten nichts davon wissen, zudem die Hausärzte ohne BTM-Zulassung sie nicht verschreiben dürfen. Die meisten Hausärzte wollen diese Zulassung nicht, da sie noch mehr Papierkram mit sich bringt.
Wie Angie schon schrieb, legt es den Darm lahm (lahmer), falls hochgradige Durchfälle über einen längeren Zeitraum bestehen. Ansonsten gibt es viele andere Mittel die kurzfristige Wirkung haben.
Nahm sie aufgrund medizinischer Notwendigkeit über 10 Jahre ... setzte von einem Tag auf den anderen ab und hatte absolut keine Entzugserscheinungen! Die Opii-Tinktur war dermaßen schwach angesetzt, meistens unter 1% Inhaltsstoff, was mir mein HA sowie mein Apotheker versicherten.
LG
Jutta B
von Branwen » 02.08.2008, 21:35
heiße diskussion... ich möchte eins loswerden, das is keine droge sondern ein medikament, dass bei schweren durchfällen eingesetzt wird, ich fühl mich nicht besser wenn ich das genommen habe. im mittelalter bis ins 1800 jh hieß das ganze laudanum, das war eine droge. man hat jedoch die rezeptur verändert, es geht einfach um die stopfende, eindickende wirkung.euphorie wird nur noch als nebenwirkung genannt(diese kann man auch von antidepressiva, schmerzmitteln...ect. bekommen). es stimmt, dass man vorsichtig sein muss, es stimmt, dass es missbraucht wird! man muss sich auch streng an die dosierungsanleitung vom doc. halten!
aber ich muss auch zugeben, dass es angenehmer is, wenn man spazieren geht, was trinkt und nich ne halbe stunde später rennen muss. wenn ich zuhause bin, brauch ich es auch nich.
das es den darm still legt, stimmt so nich genau... es kann passieren, wenn man überdosiert/es zu oft nimmt. in erster liene hilft es aber dem darm mehr flüssigkeit aufzunehmen.
es tut mir leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt hab. es stimmt aber auch, dass menschen die ein problem mit drogen haben lieber die finger davon lassen sollten!
von Sabine049 » 02.08.2008, 22:50
Hallo,
ein brisantes Thema, zu dem ich mich ebenfalls äußern möchte.
@Morwen: Sorry, ich nehme dir deine Reaktion nicht übel, gehe schlichtweg davon aus, dass deine harsche Bemerkung auf völliger Unkenntnis und Unwissenheit beruhen.
Also, ich bin seit vielen, vielen Jahren Schmerzpat. und habe schon so ziemlich die gesamte Palette der analgesierenden Verordnungsstufen des WHO`s Schmerzschemas durch, und, nachdem alle Therapieoptionen ausgeschöpft waren, resistent. Infolgedessen wurde mir palliativ vor fast sechs Jahren u.a. eine "Morphinpumpe" implantiert, über die mir kontinuierlich Morphine direkt intrathekal - in den Rückenmarkskanal infundiert werden. Wg. einer starken Schmerzsymptomatik erhalte ich ferner bei Durchbruchschmerzen Fentanyl 200 µg. Zur Linderung schmerzhafter Spastiken wird mir zu Lasten der GKV Dronabinol - Tetrahydrocannabinol (THC) verordnet. Ohne diese Starkopioide wäre meine Lebensqualität - gelinde formuliert - stark herabgesetzt. Voraussichtlich wäre ich schon längst nicht mehr in der Lage, hier überhaupt noch zu posten, geschweige denn meinen ohnehin eingeschränkten Alltag zu bewältigen.
Opiumtinktur dient, wie Angie, Jutta, Bo und Brandwen bereits anmerkten, zur Lähmung der glatten Darmmuskulatur. Kommt zum Einsatz bei CA- o. MC-Pat., die häufig zu/unter massiven Durchfällen neigen/leiden.
Viele lehnen die Opiumtinktur wg. etwaiger Nebenwirkungen ab, weniger wegen der psychotropen Wirkung (Suchtpotential) sondern wegen der physischen NW wie Übelkeit und Erbrechen. Werden Starkopioide ärztlicherseits indiziert und befürwortet, dann treten keine psychischen Abhängigkeiten inform von einem Suchtverhalten auf und die "physischen" werden weitestgeend durch sog. antagonistische Gegenspieler wie Naloxon u. Co-Therapeutika minimiert bzw. aufgehoben, zumal die Applikationen nebst Dosierungsanleitungen ärztlicherseits streng überwacht werden.
Jeder Schmerzpat. hat quartalsmässig ein elektronisches Tagebuch kurz PALM genannt, auszufüllen. Wird Opioid A nicht vertragen, stehen g´ttseidank zahlreiche alternative wirksame Medikamente zur Verfügung.
Solange Pat. wie Bo und Brandwen von der Verabreichung profitieren, sollte man/frau uns nicht gleich zu "Junkies" oder Drogenkonsumenten statuieren und titulieren .
Nach Abbruch vieler Medikamente - nicht nur von Opioiden - setzen sog. Absetzsymptomatiken ein. Deshalb sollten solche Medikamente insbesondere Analgetika grundsätzlich peu á peu ausgeschlichen werden. Selbst das freiverkäufliche "banale" Paracetamol o. Aspirin können bei unsachgemässer Anwendung zu einem Medikamentenabusus/-missbrauch führen, ganz zu schweigen von übermässigen Alkohol- o. Zigarettenkonsumierung.
Wer einmal eine Schmerzpraxis bzw. Schmerzklinik betreten hat, erkennt schnell, wie groß der Leidensdruck vieler schmerzgeplagter Mitmenschen ist.
Deshalb erwarte ich persönlich ein wenig mehr Sensibilität; und keine voreiligen unqualifizierte Schlussfolgerungen.
Vorurteile, die vielen Schmerzpat., primär der älteren Generation, hindert u. "lähmt", sich angemessen helfen zu lassen. Anstatt einen Schmerztherapeuten aufzusuchen, harren das gros der Schmerzleidenden aus und dulden aus falscher Scham - hervorgerufen aus Vorurteilen und Verteufelungen von Starkanalgetika - ihre Schmerzen. Ist der Leidensdruck allerdings zu groß, nehmen sich etliche aus Verzweiflung alljährlich das Leben (Suizid). Inzwischen sind chronifizierte Schmerzzustände anerkannte eigenständige Krankheitsbilder.
Wer sich schlau machen möchte, sollte sich einmal bitte auf den Seiten der Deutschen Schmerzliga http://www.schmerzliga.de/ umschauen!
"Das Wort zum Sonntag" und liebe Grüße
Sabine
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