von Sepp86 » 10.07.2011, 10:56
Hallo,
wir sind im Moment ziemlich ratlos, deshalb möchte ich euch mein Problem schildern und hoffe auf hilfreiche Tipps!
Mein Vater 86 Jahre alt besitzt seit bestimmt 25 Jahren ein Stoma. Ich kenne mich nicht besonders gut aus, aber wie ich mich bisher informiert habe, versorgt er sein Stoma durch Irrigation. Zumindest hat er immer 3 mal in der Woche Spülung gemacht.
Mein Vater ist leicht dement und weiß nicht mehr genau wie er das immer gemacht hat. Nachdem nun vor einer Woche auch noch meine Mutter verstorben ist und er kurz davor aus dem Krankenhaus entlassen wurde ( nach einer erneuten Diagnose von Krebs).
Hat er nun Beutel Tag und Nacht an seinem Stomaausgang. Zwei mal am Tag kommt eine Pflegerin die ihm Hilft diese Beutel zu wechseln.
Leider, und das ist unser Problem, kommt mein Vater mit diesen Beuteln überhaupt nicht zurecht. Man kann ihm noch so viel im Guten und im Bösen zureden, er lässt seine Finger nicht davon. Er macht die Beutel ab!
Daher putzen wir letzter Zeit beinahe jeden Tag einmal die Wohnung und duschen ihn, da natürlich alles ausgelaufen ist.
Das gibt jedesmal eine riesengroße Sauerrei, er weint und weiß nicht mehr weiter...wir wissen nicht weiter...
Wir glauben dass er einfach nicht versteht, dass er jetzt durch eine neue Methode versorgt wird und wir schaffen es auch nicht ihm das zu erklären.
Unsere einzige Möglichkeit stellt sich im Moment, dass wir jemanden finden, der sich mit der Irrigation auskennt und ihm und uns helfen kann damit er dadurch wieder seine bisherige Versorgung machen kann.
Ich bedanke mich schon jetzt für eure Tipps, vielleicht wisst ihr mehr über ambulante Pflegedienste, die das können oder andere Hilfsmöglichkeiten.
Liebe Grüße
Sepp86
von Hugo » 10.07.2011, 11:07
Hallo Sepp86,
suche eine Stomatherapeuten/In auf. Die sind meistens bei den Sanitätshäusern dabei die Stomaprodukte verkaufen. Die können euch sicher weiter helfen.
von hexe69 » 10.07.2011, 11:17
moin sepp,ich denke du kannst wie hugo schon schrieb eine stomatherapeutin fragen und dir erklären lassen, wie man irrigiert. das wird die beste lösung sein.
bei dement kranken patienen ist das leider immer eine schwierige sache......
lg anja
von Bienchen » 10.07.2011, 16:07
Hallo,
ich schalte mich mal ganz fachfremd dazu, habe nur selber ein Stoma und wenig Erfahrung mit Dementkranken. Aber nur so als Idee: Würde ein hinten verschlossener Stomagürtel vielleicht helfen, so dass er einfach nicht drankommt? Ich bekam im Krankenhaus schöne Unterwäsch gezeigt, die viel Sicherheit verleihen würden...
Vielleicht würde Euch das ja helfen?
Gruß Bienchen
von doro » 10.07.2011, 16:31
Wahrscheinlich nicht,demente Senioren, ob Stoma oder nicht, neigen dazu mit ihren Extremitäten zu "spielen".Wenn dann noch, ein bis dahin ungewohnter Beutel am Bauch, gerade so in der Spielzone dazu kommt,kann man kaum verhindern, dass der Beutel abgerissen wird.Das irrigiren ist eine Lösung des Schaden gering zu halten, ansonsten helfen wohl, für die Nacht, nur Anzüge an einem Stück, die am Rücken verschlossen werden.Und bitte, bitte schimpft nicht mit Eurem alten Herrn,Würde ein hinten verschlossener Stomagürtel vielleicht helfen, so dass er einfach nicht drankommt?
von Sepp86 » 12.07.2011, 09:29
Hallo,
erstmal vielen Dank für eure infos!
Wir haben nochmal mit der Pflegerin gesprochen. Diese meinte allerdings, dass man spüren muss, wieviel Wasser in den Darm kommt und wenn er das nicht mehr weiß und sagen kann, dann könnte man auch keine Irrigation mehr machen.
Also gibts es keine Möglichkeit?
Liebe Grüße
von Skyfire » 12.07.2011, 10:12
Hallo,
das ist quatsch was die Stomatherapeutin gesagt hat.
Ich kenne es aus meiner Irrigationszeit so, das man circa 500 ml bis 1 Liter in den Darm einlaufen läßt.
Beim Irrigationsset von Coloplast ist da so ein Beutelbehälter, wo man genau sehen kann wieviel Wasser man einlaufen lassen kann.
Zumal dort auch so eine Steuerung ist, und man dann genau sieht ob dort noch Wasser in den Darm läuft oder nicht. Da ist so ein Rädchen (ich weiß nicht wie ich das erklären soll, sieht aus wie eine Windmühle, wenn die sich dreht, dann läuft das Wasser ein, wenn sie sich nicht mehr dreht, dann läuft kein Wasser mehr in den Darm).
Ich denke mal ganz einfach das die Stomatherapeutin oder Betreuerin deines Vaters ganz einfach nur nicht mehr gewillt ist, soviel Aufwand zu betreiben.
Ich kann natürlich auch falsch liegen, aber meines Wissens, geht das so wie ich das beschrieben habe.
Die Irriganten unter uns werden da sicherlich mehr Licht ins dunkle reinbringen können.
von Sonja1 » 12.07.2011, 14:15
Hallo Sepp!
Hatte gerade Zeit und da habe ich meinen Wasserbehälter mal fotografiert
Es ist ein ganz einfaches Teil von der Firma Braun
Wie Du sehen kannst, hänge ich es an der Gardinenstange auf.
Ich pers. habe ein Colostoma, irrigiere jeden zweiten Tag und lasse ca. 900 ml lauwarmes Wasser einlaufen. Immer schön langsam laufen lassen, sonst spielt u.U. der Kreislauf verrückt.
Mit diesem Ding hier..
kann man das regulieren. Im Prinzip wie bei einer Infusion.
Zur Irrigation selbst verwende ich sogenannte Schlauchbeutel. Die sind schon ausgeschnitten und haben eine Klebefläche.Den Beutel leite ich dann in die Toilette.
Bei Deinem Papa wäre es meines Erachtens gut, wenn er während der Irrigation nicht alleine im Bad wäre. Evtl. könntest Du ihm während dieser Zeit aus der Zeitung vorlesen. So wäre er abgelenkt und die Gefahr, dass er sich selbst *befreit* einigermassen gebannt.
von Loisami-1959 » 12.07.2011, 15:05
an ALLE:
Ich möchte echt mal nen supergroßes Lob aussprechen: Ich lese diesen Thread einfach nur mit! Helfen kann ich nicht da ich nicht irrigiere!
ABER:
Ich find es echt Spitze wie sehr alle, die davon Ahnung haben, versuchen dem Sepp86 und seinem Vater zu helfen!!!!
Find ich super!!!!
Macht alle weiter so! Dann kann jedem der mal ne Frage hat sicher geholfen werden!
Danke!
LG Heike
von Webkänguru » 12.07.2011, 16:19
Hallo Sepp86,
Fragen zur Irrigation bei Betroffenen mit einer Demenzerkrankung hatten wir hier soweit ich mich erinnere noch nicht. Aber das Problem mit dem Ablösen der Beutel kennen wir aus mehreren Berichten.
Ich rate euch ebenfalls eine Stomatherapeutin mit hinzu zu ziehen. Die Pflegerinnen eines Pflegedienstes haben in aller Regel keine spezielle Weiterbildung in der Stomatherapie, wobei ich eurer Pflegerin nicht die Erfahrung auf diesem Gebiet absprechen möchte. Eine erfahrene Therapeutin kann aber sicherlich besser einschätzen, ob bei deinem Vater die Irrigation noch immer möglich ist.
Woher erhaltet ihr im Moment die Beutel zur Stomaversorgung? Von dort sollte euch auch eine Therapeutin zur Verfügung stehen. Extra Kosten für die Therapeutin fallen übrigens nicht an.
Viele Grüße,
euer Christian
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