von murzelmaus68 » 15.04.2013, 08:36
Hallo, bei meiner Mama wurde letztes Jahr ein Rektumkarzinom festgestellt. Zunächst erfolgte eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie. Leider war der Tumor nach 3 Monaten wieder da und wuchs eifrig. Daher erfolgte vor 4 Wochen die Rektumexstirpation und die Anlage eine Stoma. Zunächst lief alles gut, am Tag der geplanten Entlassung wurde dann festgestellt die Wunde am Po ist übel entzündet. Eine Woche lang wurde täglich gespült, letzten Mittwoch dann im OP ein Vakuumverband angelegt. Dieser wird alle 2-3 Tage im OP gewechselt. Seither darf meine Mutter nicht mehr aufstehen, ist mit den Nerven völlig runter und die ständigen Narkosen belasten sie sehr. Ein Antibiotikum bekommt sie nicht.
Meine Frage ist das ein üblicher Verlauf? Wie lange macht man sowas? Wie sind die Aussichten. Wenn das noch sehr viel länger dauert fürchte ich wird sie sich aufgeben. Sie hat jetzt schon kaum noch Kraft zum kämpfen. Wie kann ich z.B. eine Betreuung durch einen Psychologen anleiern? Welche rechtlichen Ansprüche hat sie/ meine Eltern. Haushaltshilfe etc. Mein Vater ist auch schon 84 und allmählich mit der Situation überfordert. Ich wohne leider weit weg und kann nicht täglich hin.
von Häslein » 15.04.2013, 09:15
Hallo murzelmaus68,
Willkommen hier.
Eine VAC Therapie ist die beste Möglichkeit, wie man diese Wunde behandeln kann, sie verkürzt den Heilungsverlauf um weit mehr als das Doppelte! ( ca. 70 % schneller als herkömmliche Methoden )
In der Wunde liegt eine Art Schwamm, der regelmäßig gewechselt werden muss. Ohne Narkose ist das verdammt schmerzhaft.
Es handelt sich da meistens nur um Kurznarkosen und der Schwammwechsel wird im Op gemacht, stellt jedoch keine Op als solche dar.
Grundsätzlich darf man sehr wohl mit der VAC Pumpe aufstehen, sie ist ja klein und kann einfach getragen werden. Vielleicht fragt Ihr mal, warum denn Deine Mutter Bettruhe halten muss, möglicherweise liegt noch ein weiterer Grund vor.
Eine Mobilisation zusammen mit der Physiotherapie sollte möglich sein, einfach fragen.
Eine antibiotische Therapie ist nicht immer erforderlich und bringt bei diesen Wundhöhlen auch nicht sonderlich viel. Wenn sie kein Fieber hat, sollte das schon ok sein.
Am besten macht Ihr mal beim den Chirurgen einen Gesprächstermin und dann können alle Fragen sicher geklärt werden.
Es ist verständlich, dass das alles sehr belastend für Deine Mutter ist, ein Psychoonkologe kann immer hinzu gezogen werden.
Wurde sie in einem Darmzentrum operiert?
Für häusliche Pflege steht der Pflegedienst bei Bedarf zur Verfügung ( der bietet auch Haushaltshilfe) , Jede Klinik hat eine sog, Pflegeüberleitung. Von dort aus kann und wird vorher bereits alles Notwendige in der Klinik eingeleitet, was nach Entlassung erforderlich ist. Frag mal die Pflegekräfte danach, die werden Dir den Ansprechpartner nennen, der oder die ist in der Klinik vor Ort, hat meistens ein eigenes Büro.
Der Hausarzt kann alles an häuslicher Pflege und Unterstützung verschreiben.
Möglich ist eine Pflegestufe, wenn Bedarf da ist, falls noch keine vorhanden. Aber das möchte nicht jeder Mensch gerne haben, verständlich.
Wenn Du eine neutrale Person hinzu ziehen willst, kannst Du Dich an den Patientenfürsprecher wenden. ( wenn Du etwas zu bemängeln hast usw, er vermittelt dann, ist unabhängig und wird nicht von der Klinik bezahlt.
Gibt es in jeder Klinik, sind aber nur zu bestimmten Zeiten da, weil sie ehrenamtlich arbeiten.
Du kannst Dich auch an den Sozialdienst wenden.
Neben einer psychologischen Betreuung kann der Arzt vielleicht auch ein Medikament anordnen, welches mental etwas stützt.
Die Wundheilung wird bestimmt rasch Fortschritte machen.
Gute Besserung für Deine Mami!
LG, Häslein
Nachtrag: Du kannst hier alles fragen, was Du möchtest und erhältst bestimmt noch weitere Antworten.
von murzelmaus68 » 15.04.2013, 09:37
Hallo, Häselein, nein meine Mutter wurde nicht in einem Darmkrebszentrum operiert sondern in dem Krankehhaus, das die Krebserkrankung festgestellt hatte. (Das kooperiert mit dem dortigen Darmkrebszentrum, z.B. gemeinsame Tumorkoferenzen, die Bestrahlung war auch dort). Meine Mam wollte patout in kein anderes Krankenhaus.
Zur Bettruhe, ist so wurde ihr gesagt wegen der Pumpe und dem Blasenkatheder der seit dem Anlegen des Blasenkatheters wieder eingeführt wurde.
Vorher ist sie schon aufgestanden, hat sich selber gewaschen und so....
von murzelmaus68 » 15.04.2013, 09:38
P.S. sie hat kein Fieber, dafür aber seit letzter Woche Probleme mit dem Herz, Herzkranzgefäße.
Ist ganz neu sie hatte vorher nie Probleme
von Häslein » 15.04.2013, 10:29
Hallo murzelmaus,
es ist für Dich auch nicht leicht, wenn Deine Mutter in der Klinik liegt und leider einiges aushalten muss.
Vielleicht hast Du dieses Gefühl der Hilflosigkeit auch, würdest gerne mehr für sie tun.
Du kannst ihr Zuversicht vermitteln und für sie da sein, soweit es Dir möglich ist. Könnt Ihr telefonieren?
Die Op ist noch frisch, erst vier Wochen her und es braucht einfach Zeit.
Es ist normal, dass Deine Mutter das alles sehr mitnimmt. Sie weiß vermutlich um ihre Diagnose und das macht Angst, die Existenz wird bedroht, dazu dann noch die Behandlung vor der OP... und nun auch ein Stoma... das ist schon viel gewesen.
Vielleicht kannst Du Deiner Mutter und auch Dir selbst Zeit geben, das mal sacken zu lassen und daran zu denken, dass die Zeit für Euch arbeitet. Mit jedem Tag wird die Wunde mehr heilen.
Geh alles in kleinen Schritten an, erst mal kleine Ziele. Die Wunde wird kleiner, die ersten Schritte aus dem Bett...
Scheue Dich nicht und suche das Gespräch mit dem Arzt, wenn Deine Mutter damit einverstanden ist.
Der Blasenkatheter liegt, damit das Wundgebiet keinen Kontakt mit Urin hat. Erkundige Dich bitte nochmals wegen der Bettruhe, mit der Pumpe kann man aufstehen. Hat die Pflege die Bettruhe beschlossen oder der Doc?
Eine Mobilisation ist auch aus anderen Gründen wichtig. Die VAC Pumpe darf nicht die alleine Begründung sein, das wäre nicht richtig.
Nimm Dir trotzdem Zeit für Dich.
Vielleicht hilft es Dir, eine Art Tagebuch zu schreiben, oder malen, oder was Du gerne tust.
Hier kannst Du immer schreiben, auch, wenn Du Dich mal ausk...n willst. Das passt schon.
LG, Häslein
von murzelmaus68 » 15.04.2013, 10:37
Hi, ja mal ausk..... klingt gut.
Das ärgerliche ist ja der schlechte Informationsfluß bei den Herren und Damen Doktores.... Da muß man immer nachbohren.
Da ist schon echt lästig.
Und ja wir können telefonieren, machen wir auch. Allerdings belasten mich die Telefonate oft sehr, weil Mutter dann weint und so verzweifelt ist und ich dann schon aufgrund der Enfernung, außerdem habe ich einen 2 jährigen Sohn und bin auch noch teilzeit berufstätig, nicht wirklich etwas machen kann.
Ich werde aber mal wegen dem Aufstehen nachfragen. Wenn das schon mal möglich wäre, wäre schon viel gewonnen.
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