Hallo zusammen,
ich befinde mich schon seit längerem in der Position der besorgten Tochter und versuche kurz zu beschreiben wie die Lage derzeit ist:
Meine Mama hat vor etwa 6 Jahren ein Stoma bekommen. Grund war ein Darmkrebs.
Sie lebt mit dem Stoma seitdem zwar ein wenig auf Kriegsfuß, aber es muss eben irgendwie gehen.
Seit Jahren hat sie immer wieder Operationen und Chemotherapien - sie hatte u.a. Hautkrebs, der immer wieder streut. Daher hat sie nur noch eine Niere, nur noch einen Teil des Magens, keine Eierstöcke/gebärmutter mehr.
Nun wurde bei ihr nochmal ein Teil des Dickdarms operativ entfernt, da er sich (ich weiß nicht wie es medizinisch heißt) nach außen gestülpt hatte.
Dann kam noch eine Wasseransammlung im Bauchraum (Aszites ist das meine ich) hinzu, die durch Metastasen ausgelöst wurde.
Diese versuchen sie nun mit einer erneuten Chemo, die heute gestartet ist, mal wieder in den Griff zu bekommen.
Ich möchte sie nun - da sie alleine lebt - für einige Wochen zu mir "einladen". Da sie chronisches Untergewicht hat und mit ihrem Stoma - sagt sie - so vieles nicht essen darf, wollte ich fragen, wie sie wieder ein wenig aufpäppeln kann.
Sie soll sich sehr eiweißreich ernähren. Aber Hülsenfrüchte zb., die ja sehr eiweißreich sind, fürchte ich, wird sie nicht vertragen.
Da ich einen großen Gemüsegarten habe und sehr biologisch/ökologisch lebe, möchte ich ihr nun die bestmögliche Ernährung, die sie sich selbst nicht gönnt, bieten. Am liebsten mit viel Rohkost aufgrund der wertvollen Inhaltsstoffe. Aber geht das mit Stoma.
Ich bin für Tipps dankbar, da meine Mama sich selbst nicht informiert und ich immer ein wenig ratlos bin und derzeit eben noch ratloser als sonst
Danke schonmal für Hilfe!
Jen
von Hanna70 » 09.07.2013, 17:44
Hallo, jen,
erst einmal Herzlich Willkommen hier im Forum!
Wenn ich es richtig verstehe, geht es Dir vor allem darum, dass Deine Mutter wieder etwas an Gewicht zunimmt.
Dabei musst Du vor allem bedenken, dass s.g. gesunde Ernährung für Menschen mit Darmerkrankungen nicht zwangsläufig auch "gesund" ist.
Hülsenfrüchte können massive und sehr belastende Blähungen verursachen, Rohkost ebenso und wird nur schwer verdaut. Ältere Patienten können sie oft auch nicht mehr so gut kauen, wie das notwendig ist. Und fürs "aufpäppeln" kommen da zu wenig kcal rüber.
Du kannst ihr Molkereiprodukte anbieten, die auch gern fetthaltig sein dürfen, Fisch und Geflügelfleisch. Für zusätzliches Eiweiß gibt es in der Apotheke ein Pulver, das man in Joghurts, Cremesuppen o.ä. einrühren kann. Weißbrot wird oft besser vertragen als Vollkornbrot und bringt auch mehr kcal. Wenn Du Dich selbst "gesund" ernährst, wirst Du für Deine Mutter umdenken müssen.
Wenn Deine Mutter an chronischem Untergewicht leidet, kannst Du den Arzt auch nach zusätzlicher Verordnung von Trinknahrung fragen. Oder Ihr lasst Euch eine Überweisung zu einem Ernährungsarzt geben und lasst Euch von dem braten. Bei den vielen Erkrankungen Deiner Mutter und während der Chemo ist es schwer, wirklich hilfreiche Tipps zu geben.
LG Rosi
von Häslein » 09.07.2013, 19:12
Hallo,
ich falle mal mit der Tür ins Haus:
Deine Mutter soll essen, was sie will und wie viel oder wenig sie will.
Es geht hier nicht darum, möglichst gesund zu essen... es soll ihr schmecken. Wenn das "ungesunde Kost" ist, dann ist das so.
Die Erkrankung Deiner Mutter bringt zwei Faktoren mit sich:
Krebs ist eine konsumierende Erkrankung - man nimmt oft ab, auch , wenn man viel essen würde.
Diese Erkrankung geht sehr oft mit Appetitlosigkeit einher.
Egal, Du ihr anbieten willst, sie wird keine 5 Kilo oder so zunehmen. Nicht mittelfristig.
Aufpäpplen: Es geht ihr ja offenbar nicht gut, das hat aber nur sehr, sehr wenig mit dem Gewicht zu tun.
Wenn Du überhaupt mit Ernährung auf diese Erkrankung einwirken willst, dann
keine oder nur minimale Kohlehydrate!
Viel Fleisch, Fisch, Fett, Süßkartoffeln, fermentierter Joghurt
Lies Dich im Netz übet SCD ein.
Wäre es meine Mutter, würde ich ihr das anbieten, was sie möchte und sie keinesfalls zu vermehrtem Essen anhalten, wenn sie keinen Hunger hat.
LG, Häslein
von doro » 09.07.2013, 20:07
Hallo Jen,
Dadurch, daß Deine Mutter Magenreduziert ist, ist die Ernährungsweise eh schon eingegrenzt.Viele kleine Mahlzeiten sind hier zu empfehlen und natürlich kalorienreich.Bitte nicht mit Fettreich verwechseln. Sie soll, wie vom Hasen empfohlen, essen worauf sie Lust hat.Verträgt sie Sahne, dann
Soweit es verträglich ist, immer zu Ich bin selber um 2/3 Magenreduziert und kenne die Probleme gut.
Hallo, danke schonmal für die Tipps.
Es geht mir nicht nur um die Gewichtszu- oder zumindest keine -abnahme, sondern auch um die Wirkung des Essens. Man liest ja immer wieder, dass zB roher Brokkoli super gegen Krebs, bzw. freie Radikale sein soll, aber Brokkoli = Kohl = Blähungen.
Daher dachte ich es gäbe evtl einen "Geheimtipp", wie man rohe Lebensmittel gerade für Menschen mit Stoma verträglicher machen kann, ohne sie komplett durchzukochen und so viele Inhaltsstoffe zu zerstören.
Ich meine, wenn sie schon nicht viel Essen kann (auch weil ihr ständig übel ist), dann sollte sie möglichst hochwertige Sachen essen, oder?
Wo wir gleich beim nächsten Problem wären. Was sie gerne isst wäre Zwieback (weil der "drin" bleibt), Kekse und Milchreis. Da sie alleine wohnt hat sie sich das kochen/zubereiten leider ziemlich abgewöhnt ("für mich alleine lohnt sich das nicht").
Eiweißpulver hat sie (verschrieben) bekommen, und auch "Astronautennahrung", aber das kann's ja auch nicht so ganz sein :-/
@Häslein
Unter www.scdiet.de habe ich schonmal Material zum lesen gefunden. Danke. Das ist mir alles neu, aber sehr hilfreich!
Danke
Jen
von Hanna70 » 10.07.2013, 01:53
Häslein hat geschrieben:
Wäre es meine Mutter, würde ich ihr das anbieten, was sie möchte und sie keinesfalls zu vermehrtem Essen anhalten, wenn sie keinen Hunger hat.
von Chief » 10.07.2013, 10:37
_jen_ hat geschrieben: Sie soll sich sehr eiweißreich ernähren. Aber Hülsenfrüchte zb., die ja sehr eiweißreich sind, fürchte ich, wird sie nicht vertragen.
Da ich einen großen Gemüsegarten habe und sehr biologisch/ökologisch lebe, möchte ich ihr nun die bestmögliche Ernährung, die sie sich selbst nicht gönnt, bieten. Am liebsten mit viel Rohkost
von doro » 10.07.2013, 10:58
Den Angehörigen die sich oft in einer besonders hilflosen Situation befinden,fällt um alte Mutter oder Vater " wieder auf die Beine" zu bringen als eines der letzten Mittel häufig die "richtige Ernährung" ein. Würde mir auch so gehen,kranke Leute bekommen von mir stets " Rotbäckchen" geschenkt.
Lasst den älteren und kranken Menschen DAS Essen, worauf sie Appetit haben. Ist es Milchreis, immer zu, möglichst mit Zimt bestreut.Frische Säfte, OHNE Zitrus Früchten die tun dem Magen weg, Banane, Birne, alles was die Saison her gibt, dazu 2 Löffel Schmelzflocken ins Glas, das verdaut gerade weil reduzierter Magen, schnell und nach2 Std. hat der nächste Snack Platz. Zwieback, lecker, mit Milch,keine fette Milch noch besser Joghourt, und Honig gesüßt, perfekt. Wichtig, nach dem Essen RUHE, sonst droht Dumping und das macht schlapp und müde.
von Levana » 10.07.2013, 15:20
Hallo jen,
......hier bei uns im Forum
Deine Sorge um die gesunde Ernährung, seitens Deiner Mutter,
kann ich sehr gut verstehen.
Während der Strahlen- und Chemotherapie meines Ehemannes
hatte ich auch so manches mal Sorge, da er von Natur aus
schon sehr schlank ist und keinen Appetit hatte.
Brokkoli und Kohlrabi kannst Du Deiner Mutter gern anbieten,
wenn Du das erste ungesalzene Gemüsewasser abgiesst.
Damit sind die Gärstoffe entwichen und kann sogar bissfest serviert werden.
Danach reicherst Du das Gemüse mit Gemüsebrühe,
oder anderer Geschmacksrichtung an, liefert zusätzlich noch
Spurenelemente, und garst es fertig.
Darüber ein wenig Kräuter gestreut, freut sich das Auge.
So handhabe ich es bis heute, selbst Kartoffeln bekommen
einen besonders leckeren Geschmack, wenn man sie in Gemüse-
brühe kocht.
Zum Aufpeppeln eignet sich Sahnequark mit geschlagener Sahne untergehoben - Früchte, die Deine MA verträgt.
Mein Mann hatte während seiner AHB, jeden Morgen dunkle Schokolade,
Puddinge mit Sahne, Sahnejoghurts, Quarkspeise, Frubiase (hochkalorische Trinknahrung in Fläschchen),
Banane, auf seinem Frühstückstisch, um der Gewichtsreduktion entgegen zu wirken.
Kleine Portionen bewirken Wunder...Du wirst sehen.
Recht gute Besserung für Deine MA
Liebe Grüsse schickt Dir....Levana
Hallo, ich danke Euch vielmals.
Ich werde die Vorschläge in jedem Falle berücksichtigen und die Rezepte "einbauen". Wenn alles klappt, darf ich sie kommende Woche zu mir holen und dann schaun wir mal, wie es läuft.
lg, jen
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