von Elaluna » 03.01.2020, 17:03
Liebe Mitbeutler,
ich habe nach langer Zeit wieder einmal eine Frage und die Bitte um Rat:
Hat jemand Erfahrung mit dem längeren (langjährigen, dauerhaften) „Besitz“ eines Hartmannstumpfs?
Mein Stumpf macht nämlich gerade arg Terror und ich frage mich, ob es Leute gibt, die Jahrzehnte, oder auch immer, mit einem Hartmannstumpf leben (können). Oder ob es bei jedem zwangsläufig soweit kommt, dass das Teil raus muss (also in Fällen, wo keine RV gemacht wird).
Ich lebe bisher seit 2015, seit einer Not-Op, mit einem Colostoma nach Hartmann. Bisher hatte ich zum Glück nur erst einmal vor ca. 2 Jahren eine Phase, wo der Stumpf Probleme gemacht hatte. Die wohl typische Diversionskolitis, entzündet, wässriger und dann blutiger Schleimabgang und Krämpfe im Enddarm. Der Proktologe hatte damals Doloproct-Zäpfechen verordnet, die nur zeitweise halfen. Aus unbekannten Gründen hatte sich mein Hartmannstumpf nach ca. einem Vierteljahr aber wieder (von selbst?) völlig eingekriegt und hat seither brav alle paar Wochen, manchmal auch in längeren Abständen, etwas Schleim von sich gegeben.
Nach einer jetzt längeren Ruhephasen kam dann vor ca. einem Monat etwas mehr aus dem Stumpf und paar Tage später ging’s es plötzlich wieder extrem los und wurde immer schlimmer. Teilweise mehrere wasserfallartige Schleimabgänge am Tag, teils dann auch blutig, sowie Krämpfe und permanentes Druckgefühl im Enddarm und Anus (das dauernde Gefühl, zu „müssen“ ist fast das Unangenehmste für mich bei der Sache und macht mich echt kirre ).
Ich verwende aktuell gerade wieder Doloproct-Zäpfchen, was die Schleimabgänge zur Ruhe gebracht hat, aber ein Druckgefühl ist noch immer da und ich habe keine Ahnung, ob/wann sich mein Stumpf wieder einkriegt.
Ich will aus verschiedenen Gründen keine RV, und klar, natürlich am liebsten keine OPs mehr, deshalb eben meine Frage, ob da jemand vielleicht ermutigende Erfahrungen gemacht hat mit dauerhaftem Hartmannstumpfbesitz .
Danke sehr schön mal, liebe Grüße und auch noch alles Gute fürs Neue Jahr .
von Börgi » 03.01.2020, 19:19
Grüß Dich ,
und ein gesundes Neues Jahr!
So richtig weiß ich da auch keinen Rat!
Da muß sich der Proktologe mal einen Kopf machen!!!
Ich hatte vor meiner RV 5 Jahre einen Hartmannstumpf! Schleimabgänge waren normal, aber ich mußte immer eine Mullkompresse vorlegen, da er immer leicht "gesuppt" hat. Krämpfe und Schmerzen hatte ich keine!!
Seit Juni hab ich ja jetzt ein dauerhaftes Ileostoma! Ich hab drauf bestanden, keinen Stumpf zu bekommen und hab mich hinterm Anus zunähen lassen. Anus und Schließmuskel sind erhalten geblieben!
Ich hatte dieses "Feuchtraumklima "dahinten satt und lebe jetzt wieder schön entspannt in dieser Hinsicht. Keine Kompresse, keine Creme mehr!!!!
Alles Gute für 2020!!!
Liebe Neujahrsgrüße von Börgi!!!
von Elaluna » 03.01.2020, 19:52
Liebe Börgi, Dankeschön für die schnelle Antwort !
Ich hoffe, du kommst mit dem Ileostoma gut zurecht und fühlst dich einigermaßen wohl (so wohl man sich fühlen kann damit ). In deiner Situation hätte ich dasselbe gemacht und den Hartmannstumpf rauswerfen lassen. Wenn ich keine überraschende Not-Op gehabt hätte 2015 und vorher mich hätte informieren können, hätt ich das auch so gemacht. Jetzt hoffe ich halt eigentlich, dass ich mit (Stoma und) dem Hartmann-Teil alt werden kann, also dass es nur ab und zu so muckt und sich immer wieder einkriegt. In guten Zeiten vergesse ich völlig, dass ich diesen Stumpf habe. Mit dem Stoma komme ich ja gut klar, es hat zwar auch so seine Tücken, aber nix gegen den verflixten Stumpf .
Vlt. gibt’s ja hier noch den einen oder anderen Langzeitbetroffenen. Dem Proktologen ist auch nur eingefallen, dass eine RV bei der Entzündung nicht möglich ist — aber die will ich ja eh nicht. Er hat wohl auch schon mal eine Op ähnlich der deinen zur Stumpfentfernung angesprochen, aber ... OP will ich erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht .
Dir jetzt jedenfalls noch einen schönen Abend und alles Liebe
von Monsti » 16.01.2020, 20:34
Hallo Elaluna,
ich hatten den Hartmann von Anfang 2004 bis Ende 2007. Im ersten Jahr machte der Stumpf überhaupt keine Probleme. Alle 2-3 Wochen kramte ich halt einen Schleimpfropfen raus, das war's. Das änderte sich aber nach ca. 2 Jahren. Im letzten halben Jahr vor der Rektumamputation wurde es zunehmend unerträglich. Nicht nur dass der Stumpf mittlerweile massenhaft Flüssigkeit bildete und der Stuhldrang schon wenige Minuten nach dem Entleeren wieder zurück kam, ich hatte auch üble Krämpfe, die bis in die Kniekehlen zogen. Irgendwann war ich so weit, dass ich das Ding unter allen Umständen loswerden wollte. Bei mir kam dann alles weg, d.h. der Stumpf, Schließmuskel und Anus, und ich habe den nicht ganz angenehmen (zudem risikoreichen) Eingriff nie bereut.
Liebe Grüße
Angie
von Trudi » 16.01.2020, 21:55
Ich habe ihn seit 2013!
Und ich habe keinerlei Probleme damit.
von sammy » 17.01.2020, 10:02
Hallo Elaluna,
ich habe meinen Hartmannstumpf seit gut 34 Jahren.
Vor ein paar Tagen hatte ich auch wieder Beschwerden.
Ich merke ihn immer wenn das Wetter sich verändert, auf Sturm oder Gewitter.
Dann bekomme ich heftige Schmerzen.
Schmerzmittel helfen bei mir nicht....
Alles Gute wünscht dir
Sammy
von Elaluna » 17.01.2020, 12:12
Hallo, ihr Lieben,
vielen Dank für eure Teilnahme und die Berichte
Monsti, du bist den Hartmann ja ganz los. Das wäre auch für mich die letzte Lösung. Aber so eine Op ... davor graust´s mir schon. Ich habe leider mit Kliniken schlechte Erfahrungen gemacht. Ich wurde über ein dreiviertel Jahr in gleich 2 damals falsch diagnostiziert und falsch behandelt, bis es eskalierte und lebensgefährlich war und ich dann ganz kurz vor knapp in der Not-Op landete. Das hat mich schon ziemlich traumatisiert, ich hab kein großes Vertrauen mehr zu Ärzten
Für mich ist es deshalb ganz ermutigend, dass du, Trudi, seit 7 Jahren damit gut lebst, und du, Sammy, seit 34 Jahre — Wow! Bei dir auch mit Beschwerden ab und an, wie ich es verstehe, es tut mir leid, dass die Schmerzmittel nix nutzen bei dir bei Wetterumschwung. Sowas ist meinem Stumpf zum Glück noch nicht eingefallen .
Seit paar Tagen ist er auch wieder braver geworden , warum, keine Ahnung ... ich hoffe einfach mal, das wird noch besser und bleibt wieder längere Zeit so.
.... eine Frage fällt mir grade noch ein: pflegt ihr euren Stumpf mit regelmäßigen Spülungen oder sowas? Oder lasst ihr ihn einfach machen, wie er will?
Liebe Grüße, und ein schönes Wochenende wünsche ich .
von sammy » 17.01.2020, 14:22
Hallo Elalena,
ich mache seit 34 Jahren nichts, an meinem Stumpf und er bleibt wo er ist.
Beobachte doch mal, wann dein Hartmannstumpf Probleme macht.
Vielleicht liegt es auch an einem Wetterwechsel.
Ich hatte vor Jahren mal so eine Art Tagebuch geführt(hatte mir damals ein Doc empfohlen)und so hatte ich es dann einordnen können, wann es Probleme/Schmerzen gibt.
Liebe Grüße
Sammy
von Elaluna » 17.01.2020, 22:59
Hi, Sammy, das mit Tagebuch ist eine gute Idee, danke für die Anregung. Bei mir hat’s, glaube ich, nix mit dem Wetter zu tun. Ist wohl eher, wenn es länger keine größere „Entleerung“ gegeben hat. Deshalb war meine Frage auch noch, ob jemand das Teil regelmäßig spült.
Liebe Grüße, Elaluna .
von Melli » 19.01.2020, 14:31
Hallo Ela,
ich wollte lange glauben, dass der Hartmann nie Probleme machen wird. Bis er es tat.
Bei mir war er 10 Jahre lang ohne Probleme. So lange lag auch noch eine Fadendrainage zu einer ehemaligen Fistel, die es seit der Stoma OP nicht mehr gab. Nachdem ich diesen Faden ziehen ließ, fingen so ganz langsam die Probleme an. Ob deswegen, sei dahin gestellt. Als der Hartmann ca. 14 Jahre alt war, wurde es massiv schlimmer. In erster Linie wurden die Ausflüsse schlimmer, und die müffelten unsagbar ekelhaft. Ich habe mir 2017 dann als Test einen neuen Faden einziehen lassen, da es den alten Fistelgang irgendwie wieder gab. Brachte weder Plus, noch Minus. Langsam wurde mir klar, dass weder mit Colifoam Schaum, noch mit anderen Klistieren irgendeine Besserung zu erhoffen ist. Daher habe ich mir vor exakt einem Jahr das blöde Ding entfernen lassen. Rückverlegt werden wollte ich sowieso nie, nun, jetzt geht es nicht mehr. Der Fistelgang lag so, dass komplett zugenäht wurde. Leider machte mein Darm nach der OP Mucken, weil der Operateur ihn neu angeordnet hat, aber was den Hartmann angeht, war die Entscheidung top und die Wunde war blitzschnell zu. Die Psyche hat manchmal frech gesagt, guck mal, jetzt musst du den Beutel behalten. Woraufhin der Verstand ruhig geantwortet hat, du Idiot, du wolltest NIE zurück verlegen lassen, also stelle dich nicht so an!
Mein Doc (Dr. Scherer im Waldfriede Berlin) hat zudem vor der Entfernung darauf hingewiesen, dass der grummelnde Hartmann (bei Morbus Crohn) auch zur Entartung, sprich Krebsbildung neigt.
Leider ist es vermutlich so, dass fast jeder früher oder später diese Probleme bekommt und sich mit den Gedanken herum schlagen muss, was zu tun ist.
Viele Grüße
Melli
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