von Aquamarin200 » 01.07.2011, 06:37
Guten Morgen !
Ich bin Pflegerin (keine Stoma-Tante)und habe noch nicht so viel Erfahrung im Bereich Stoma, aber habe eine Frage und hoffe, ihr könnt mir aus eurem wertvollen Erfahrungsschatz weiter helfen.
Am Montag soll ich eine Patientin besuchen, deren Stomaplatten sich ständig lösen. Soll quasi eine suuuuper Lösung parat haben. Leider habe ich das nicht, möchte der Dame aber trotzdem helfen so gut es geht.
Was ich als Info´s von meinem Chef bekam ist folgendes:
sehr adipöse Frau, schwitzt stark, Platten lösen sich.
Sie trägt Assura Konvexe Platten und nutzt Chiron Creme, Kolostomaträgerin.
So....ich soll nun eine optimalere Versorgung parat haben *seufz.
Gibt es eine "Haftcreme" die man um das Stoma auftragen kann, damit es besser hält, auch bei starkem schwitzen ???
Es wäre sehr nett, wenn ihr mir weiterhelfen könntet.
Vielen Dank
Aquamarin, die langsam verzweifelt
von tierfreund » 01.07.2011, 07:19
Hallo Aquamarin200,
eine Idee,dich ich hätte...
Derma - gard Hautschutztücher,von der Firma Coloplast.
Wenn man mittels diesen Tüchern,die Stomaumgebende Haut "einreibt" einen ganz kurzen Augenblick wartet (ca 2-3 sec)und dann die Platte aufklebt hällt es in der Regel bombig.
Du kannst die Platte,auch vor dem kleben mit einem Fön leicht erwärmen.
Zusammen hällt das ganze nocheinmal so gut....
Aber vielleicht kommen ja noch andere wertvolle Ideen...
LG Tanja
von Skyfire » 01.07.2011, 07:40
Hi Aquamarin,
wow, finde ich toll das du zugibst keine Lösung parat zu haben, aber wie du siehst, du wirst hier nicht alleine gelassen, sondern Dir werden nun die verschiedensten Möglichkeiten angeboten.
Denn auch wenn du Pflegerin bist, zudem in diesem Fall unwissend, so gibst Dir wenigstens die Mühe, Erfahrungen von Stomaträgern zu holen. FINDE ICH SUPER SUPER KLASSE!!!
Also, bei starkes schwitzen entzündet sich bei mir die Haut relativ schnell (so wie momentan), dann hält bei mir die Platte auch nicht richtig gut.
Habe jetzt von Varihesive Convatec Hydrokolloidverband bekommen, die ich erst auf die Haut mache, und dann die Platte drauf, zusätzlich habe ich noch einen Stomagürtel an der Platte um meinen Bauch (dient für mein eigenes Sicherheitsempfinden und müßte man eigentlich nicht tun).
Nun hast du schon 2 Möglichkeiten deiner Patientin zu helfen
Und es werden sicherlich noch viele mehr
von Beutelmaus » 01.07.2011, 08:48
Hallo Aquamarin,
vielleicht hilft es, wenn man zu der Versorgung einen Gürtel trägt.
Gruß
Monika
P.S. einen Schreibfehler korrigiert
von rammi » 01.07.2011, 09:15
Hallo Aquamarin,
auch ich finde es super, dass Du Dich vorab informierst.
Ungewöhnlich finde ich, dass Du erst Montag hinfährst wenn die Platte sich doch ständig löst. Dann sind oft massive Hautprobleme vorprogrammiert die sich von einen auf den anderen Tag, manchmal auch in Stunden,verschlechtern. Auch könntest Du noch Muster zur Probe verschiedener Hersteller vor dem WE bestellen.
Von daher wäre es wichtig zu wissen was mit ständig gemeint ist. Das definiert ja jeder anders. Dann gibt es auch wieder Betroffene welche 2-3 mal am Tag die Platte wechseln(Phasenweise) und kaum Hautprobleme haben. Einfach alles ist möglich.
Das klassische Vorgehen wenn eine Platte nicht hält wäre:
- Anamnese: Wie war es insgesamt? Hielt die Platte früher und jetzt nicht mehr? Hielt die Platte nie? Welche anderen Platten wurden schon eingesetzt? (Es gibt mit Sicherheit 15 grundverschiedene Platten von der KOnsistenz/ Zusammensetzung her (Marlen, Eurotec,Convatec, B.Braun, Hollister, For Life, Coloplast-wie jetzt schon-, Welland, Dansac))
- Ist es zwar offiziell eine Colostomie aber die Ausscheidung ist vielleicht doch flüssig?(Gelkapseln/ Sachet einsetzen)
- Liegt das Stoma in einer Bauchfalte oder ist es maximal auf Bauchniveau oder sogar zurückgezogen? (Ringe Modellierstreifen, Stomapaste etc.)Geht natürlich auch bei hervorstendem Stoma.
- Wenn viele andere Platten(plan, convex, convex light, mit starrem Rastring oder weicher Haftfläche ) probiert sind. Tut es nicht vielleicht besser ein Einteiler(plan convex, convex light)?
- Wenn es doch eher am Schwitzen liegt. (Siehe Tanja und Skyfire oder ein anderer Tipp hier aus dem Forum: Sauer Hautkleber für Urinale)
- Wenn durch Produkte nichts gebessert werden kann. Geht nicht eine Irrigation?
- Wird Chiron vielleicht cm dick aufgetragen? Richtig wäre maximal die Menge einer Kugelschreiberspitze. Wenn überhaupt.
Ist die Haut absolut nässend wenn Du dort bist, so kann man aus Glycerin(70%)(Apotheke) und Stomahaesive Puder(Convatec) eine Arzt Gips anrühren(Vorsicht trockenet in 2-3 Minuten) und so eine trockene Basis zum Kleben schaffen. Puder alleine hilft dann aber auch schon oft
Und. Und.
Bitte schalte eine erfahrene Fachkraft Stoma ein wenn doch schwere Hautprobleme vorliegen.
Ich drücke Dir und der Betroffenen die Daumen.
Sefan
von doro » 01.07.2011, 09:31
Hallo Aquamarin200,
stimmt, Du sollst ein Wunder vollbringen :shock:
Covex ist schon einmal sehr gut; Chiron wird nur verwendet, wenn die Haut angegriffen ist und dann auch nur sehr, sehr dünn auftragen, einziehen lassen und ev, Reste entfernen.Unter Umständen hilft Cavilon Hautschutz die Klebekraft der Platte zu verstärken ? Ich empfehle, schau Dir das Stoma an,versuche zu klären, warum die Platte vom Bauch rutscht,schwitzen ist eine Möglichkeit, muss es aber nicht sein.Braucht es Hautschutzringe um Unebenheiten der Haut durch Vernarbungen o.Ä. aus zu gleichen ?Leider fällt mir spontan nun nix mehr ein.
Viel Erfolg.
von Hanna70 » 01.07.2011, 12:38
Hi Aquamarin,
erst mal ein ganz großes Bienchen dafür, dass Du Dir schon im Vorfeld so viel Gedanken um Deine Patientin machst.
Die Gürtel trage ich auch - eigenes "Sicherheitsgefühl", aber sie verhindern nicht das Ablösen der Platte. Sie verhindern nur, dass die ganze Vorrichtung abhaut.
Ansonsten: Stefans Tipps notieren!!! Auch für mich war wieder etwas dabei! Danke Stefan
Ich wünsche viel Erfolg!
Rosi
von Aquamarin200 » 02.07.2011, 02:35
Hallo zusammen !!!!
Vielen Dank für eure Tipps.
So, nun mal das aktuellste in Kürze. Hatte Freitag ein "nettes" Gespräch mit einer Kollegin. Fakt ist, dass pro Monat ein Verbrauch von 15 Platten gestattet ist. Mehr, wurde mir mitgeteilt, ist nicht ok. Wenn ein Mehrverbrauch auf Dauer sei, müsse der Patient oder das Heim dieses bezahlen.
Da wir ein Wirtschaftsunternehmen seien und diesen Mehrverbrauch nicht bezahlt bekämen.
Wurde nochmal "erinnert", Montag den Fehler zu finden. Also im Klartext: ich muss mir das Stoma zeigen lassen, ob die Platte korrekt ausgeschnitten wurde, ob Modelierstreifen eingesetzt wurden, in der Dokumentation nachlesen - wann die Platte/Beutel erneuert wurden und warum.
Ich war arg baff. Hatte im Leben nicht damit gerechnet, das ich wie Miss Marpel auf Spurensuche gehen müsste.
Wie ihr seht, stehe ich zwischen zwei Stühlen.
a) möchte der Dame helfen, bzw dem Pflegepersonal
b) riskiere ich meinen Job, wenn ich es nicht schaffe
Nicht gerade rosige Aussichten
Bin heute so aufgewühlt, dass ich nicht schlafen kann. Mist!
Liebe Grüße
Aquamarin
von Häslein » 02.07.2011, 03:04
Hallo Aquamarin200,
ich verstehe Deine Situationsbeschreibung so, dass Du in einem Pflegeheim arbeitest.
Die Aussage, dass bei Mehrbedarf entweder das Heim oder die Bewohnerin selbst die Mehrkosten zu tragen hätte, ist schlichtweg falsch. Weder Heim noch Pat.
Deine Patientin erhält wohl ein ärztlich ausgestelltes Rezept, womit die Stomaversorgung für diese Dame verordnet wird, der Kostenträger ist die Krankenkasse oder Pflegekasse.
Sie zahlt die Materialkosten für die Dame, nicht das Heim.
Wenn ein Mehrbedarf vorliegt, der auf absehbare Zeit auch nicht mit den üblichen Instrumentarien zu beheben ist, so reicht es aus, wenn der Arzt der Dame dies schriftlich begründet und beim Kostenträger einreicht. Die Mehrkosten werden dann übernommen. Ggf. kann sich der MDK vor Ort noch einmal selbst ein Bild von der Situation machen und per Gutachten einen Mehrbedarf bestätigen oder als nicht begründet betrachten. Dies wäre dann der Fall, wenn der Kostenträger Zweifel an der Attestierung des Arztes hätte.
Der MDK könnte dann z. B. prüfen, ob die Dame auch regelrecht bzw. nach dem allg. Standard stomatechnisch durch die Pflegekräfte des Heimes betreut wird und ob die Pflegekräfte auch dafür kompetent sind.
Normalerweise muss das Heim nichts zahlen, auch die Dame nicht.
Die Dame hat doch sicher einen Hausarzt oder einen Arzt, der für sie zuständig ist und ihr auch sonst ihre Medikamtente verordnet. Diese Medikamente gehören ja ebenfalls der Dame und werden vom Kostenträger übernommen. Selbstverständlich muss genau dokumentiert werden, wann welche Menge aus dem Bestand, der vom Heim bzw. Euch Pflegerinnen aufbewahrt und verwaltet wird, verbraucht wird, sprich wann die Patientin ihre Medizin erhält, die Gabe muss dokumentiert und unterschrieben werden.
Der Pflegeprozess muss lückenlos und transparent nachvollziehbar sein. Dies gilt auch für Medikamente, Hilfsmittel usw.
Nochmal: es entstehen bei Mehrverbrauch keine Mehrkosten für Deinen AG.
Mehr will ich hier nicht dazu schreiben, wenn Du dazu Fragen hast, PN an mich, ich kann Dir gerne die Richtlinien sprich Gesetztestexte aus dem SGB nennen.
Liebe Grüße von Häslein, die nicht versteht, warum bei Dir aufgrund dieses Falles eine Anstellung zur Disposition steht
von Webkänguru » 02.07.2011, 07:09
Hallo Aquamarin, hallo Häslein,
das hört sich jetzt wie ein Widerspruch an, aber es wird heute von fast allen Kassen nur noch eine Pauschale für einen monatlichen Durchschnittsverbrauch gezahlt. Trotzdem muss kein Stomaträger seine Stomaversorgung selbst zahlen, auch wenn er einen höheren Bedarf hat als der Durchschnitt. Zum Hintergrund siehe folgender Artikel: Pauschale Folgen.
@Aquamarin:
Der passende Ausschnitt der Platte ist wichtig, aber Modelierstreifen sind kein Allheilmittel. Wie hier schon geschrieben ist es wichtig, dass du dir das Stoma zuerst anschaust und dir selbst ein Bild von der Situation machst. Wie sieht das Stoma und vor allem die umgebende Haut aus, ist die Haut im Moment angegriffen? Und versuche dir auch einen Eindruck zu verschaffen, wie fit das Pflegepersonal im Umgang mit der Stomaversorgung ist. Das Problem könnte ja auch dort liegen, was kein Vorwurf an die Pflegekräfte ist.
Ich habe noch nicht verstanden, wo du jetzt arbeitest. Ich vermute bei einem Sanitätshaus und ihr liefert die benötigten Hilfsmittel ins Heim, richtig?
Viele Grüße,
euer Christian
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