von md2111 » 10.01.2013, 13:26
Hallo Ihr Lieben Gleichgesinnten,
ich bin neu hier - heute erst angemeldet.
Ganz kurz zur Vorgeschichte:
ich bin 30 Jahre jung und habe seit meinem 14 Lebensjahr Morbus Crohn. Die letzten Jahre wahre schlimm und keine Besserung in Sicht, daher wurde mir vor drei Monaten (Oktober 2012) ein Kolostoma gelegt.
Ich bin so glücklich damit! Meine Lebensqualität hat sich von 0 auf 90% gesteigert - einfach super! Ich hätte es schon so viel eher machen sollen.
Trotzdem soll's ja gesundheitlich nicht langweilig werden - so hat sich mein Stoma dann eigentliczh von Anfang an entzündet.
Anfangs kam es neben dem Stoma zu einem großen „Loch“ – mir scheint, als wäre da ein Faden „ausgerissen“. Trotzdem hatte ich eigentlich keine Probleme damit.
Doch seit Mitte Dezember traten dann doch Probleme auf.
Nachdem sich das „Loch“ ein wenig verkleinert hatte, trat aus dem Loch selbst und am unteren Rand des Stomas Eiter aus. Zuerst recht viel. Am 17.12. suchte ich dann wieder Hilfe bei meinem Proktologen. Der riet mir dazu, viel Luft an das Stoma zu lassen, was ja generell nicht ganz so einfach ist, gerade wenn man auch berufstätig ist.
Trotzdem habe ich ab dem Tag jeden Abend für 2-4 Stunden die komplette Versorgung abgemacht und den Eiter immer wieder rausgedrückt.
Meine Stomatherapeutin empfahl mir ebenfalls, jeden Tag Luft dran zu lassen und den Eiter weiter rauszudrücken. Ebenso gab sie mir ein Puder (Stomahesive), welches ich um das Stoma machen sollte. Ich bin allen „Anweisungen“ nachgegangen, habe auch immer mit Octenisept alles sauber gehalten, wenn der Darm gefördert hat und ich die Versorgung ab hatte.
In den letzten Tagen hatte ich die Versorgung bedingt durch Urlaub teilweise sogar 6-7 Stunden ab. Besser geworden ist es schon, allerdings kommt weiterhin immer Eiter rund um das Stoma raus.
Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen ...
Generell bin ich kein Freund von Antibiotikum, aber wäre es hier nicht sinnvoll welches zu nehmen?
Vielleicht habt Ihr ja einen Tipp für mich?
Weiterhin lasse ich natürlich Luft dran, nur weiß ich nicht, wie lange ich das noch so machen soll – zumal es wirklich ein großer Aufwand ist.
Ich freue mich über Eure Tipps und Ratschläge.
Morgen kommt erneut meine Stomatherapeutin - vielleicht kann ich Ihr ja direkt von Euren Ratschlägen berichten?!
Lieben Dank schon mal und schöne Grüße
Melanie
von doro » 10.01.2013, 13:35
Hallo Melanie,
Willkommen im Stoma Forum
Ich bin nicht so sehr der Wundexperte aber schaut es bei Dir nach einer Fistel aus? Eiter aus einer Wunde,welche sich nicht schließen läßt hört sich doch sehr danach an.Luft ans Stoma lassen ist je generell nicht falsch, aber ob das DER Weg ist, um dem Fiesling zu killen
Irrigierst Du ?Ich frage, weil Du, auch mit Kolostoma, recht lang ohne Versorgung sein kannst.
von Häslein » 10.01.2013, 13:37
Hallo,
Willkommen im Forum!
Das Lüften des Stomas bringt hier sicher gar nichts, und der Proktologe ist hier nicht der richtige Ansprechpartner!
Es muss umgehend untersucht werden, ob es sich bei Dir um eine Abszessbildung und um eine Fistulierung handelt. Gerade bei Crohn.
Ansprechpartner wäre für mich der Viszeralchirurge und der Gastro, beide zusammen. Hierzu gehört auch eine bildgebende Untersuchung, Sono und Abdomen CT / MRT... bestehe darauf!
Eine blinde, antibiotische Behandlung ohne weitere Untersuchung ist wenig zielführend.
Häslein
Nachtrag: Puder gehört NICHT auf Eiterstellen!
@Doro: Irrigieren bei Crohn verboten
von doro » 10.01.2013, 13:46
Irrigieren bei Crohn verboten
von rammi » 10.01.2013, 16:50
Hallo und Willkommen in unserer Runde,
ich möchte mich ausdrücklich Häsleins Beitrag anschließen.
Auf zum Chirurgen der sich mit dem Darm auskennt. Ist vielleicht eine alte Fadenstelle betroffen? Ich meine damit, anders als von Dir angenommen, ist da vielleicht noch ein Restfaden drinne den Dein Körper nicht will? Kommt relativ oft mal vor.
Alles Gute.
rammi
von mizzi » 11.01.2013, 04:47
auch wenn die anderen hier vermutlich weitaus mehr und länger Erfahrung haben, geht es mir in manchen Dingen ähnlich wie dir. Seit dem 9. Lebensjahr Crohn und dem Ende der Zwanziger entgegenschreitend.
Nach Jahrelangen Problemen wurde mir auch letztes Jahr bei einer Not-OP ein Stoma angelegt. Allerdings war dieses nur sehr kruzfristig eine Erleichterung.
Insofern ist tatsächlich das A und O einen guten Gastroenterologen zu haben um den Crohn in den Griff zu bekommen, damit man auch die anderen Probleme in den Griff bekommt. Diese Halbweisheit hat mir sogar ein Arzt bestätigt
Auch ich hab am unteren Teil des Ausgangs ein "kleines Loch" und hatte extreme Versorgungsprobleme. Darum dass du das ganze teilweise ein paar Stunden "offen legen" kannst beneide ich dich fast
Das Löchlein hat bei mir auch manchmal leicht geeitert. Das hab ich bei jeder Versorgung vorsichtig mit einem Tuch ebenso mit Octenisept (schreibt sich das so? ) oder einem damit getränkten Wattestäbchen vorsichtig gereinigt.
Manchmal habe ich auch etwas Cortison zerstäubt und hineingerieselt
- davon rate ich allerdings ohne ärztliche Rücksprache ab da dies meinen Selbstversuchen entsprang. (Ärzte waren nach mehrfachen Besuchen ja nicht besonders hilfreich bei mir )
Ich dachte mir nur warum sollte etwas was ich schlucken, oder als Schaum/Creme lokal verwenden soll ohne weitere Zusatzstoffe schlecht sein bei so einer "Entzündung".
Auch abgekühlten Kamillentee kannst du bestimmt bedenkenlos verwenden. Wäre ja dann schließlich nur "andersherum" und direkt lokal angewendet. Dabei hilft vielleicht eine Spritze (natürlich ohne Nadel) besser beim "Spülen" der Wunde.
Eventuell gibt es auch vom Arzt eine Betaisadonna Sallbe oder ähnliches.
Ich tendiere ja dazu zu behaupten, dass Luft vermutlich nicht viel bringt, da spätestens beim Anbringen der Versorgung oder kurz danach alles beim "Alten" wäre, da selbst wenn sich "Schorf" bilden würde dieser dann ja direkt wieder "lösen" würde. Daher finde ich diese Idee etwas seltsam
Ich habe auf jeden Fall direkt nach dem desinfizieren meine Versorgung immer sofort wieder aufgeklebt. Nach knapp einer Woche hat es seither nicht wieder geeitert. Mit dem "Löchlein" habe ich mich abgefunden und bringe die Versorgung "drumherum" an.
Was für Medikamente nimmst du denn wegen des Crohns?
Bei mir haben die meisten zu Infektionsneigung als auch Wundheilstörungen geführt.
Du solltest auf jedenfall eine vielleicht tiefer liegende Fistel vom Arzt ausschließen lassen. Geh den Ärzten im Zweifelsfall so lange auf die Nerven bis du genau weißt, woher das ganze kommt um dem ganzen so gezielt entgegenwirken zu können.
von md2111 » 11.01.2013, 09:20
Hallo Ihr Lieben, die mir doch mit Rat und Tat zur Seite stehen ...
... ich danke Euch, für Eure Antworten.
Das hat mir mal wieder klar gemacht, was mir meine Lieben in meinem nahen Umfeld schon die ganze Zeit gesagt haben: GEH ZUM ARZT.
Natürlich versucht man es erst mal auf einfacheren Wegen, klar ich war bei meinem niedergelassenen Prok und hab meine Stomatherapeutin gefragt - habs ja jetzt auch ne ganze Zeit versucht ...
... aber dann muss ich doch noch mal zu meinem behandelnen Arzt im KH, der mir das Stoma auch gelegt hat (Viszeralchirurge mit Zusatz Koloproktologie) - ich denke, dass sollte passen?!
Eine Fistel schließe ich bald eigentlich eher aus, weil der Eiter anfangs aus dem kompletten Rand am Stoma kam. Jetzt ist es oben endlich zu und auch eine Seite ist komplett zu. An der anderen Seite, aber vor allem unten kommt der Eiter nun nur noch raus.
@ rammi: tja, die Fäden. Das war ja auch so ein Ding. Die hatten sich nicht von selbst aufgelöst, ich musste sie halt ziehen lassen.
Und mein Stoma ist so angelegt, dass ich es zurücklegen könnte, aber nicht doppelläufig, daher sieht man "unten" am Stoma quasi keine Naht, der Darm geht dort nach "innen". Schwer zu erklären. Auf jeden Fall habe ich unten nie Fäden gesehe und ich sag mal einfach, dass mein Prok diese auch nicht gezogen hat. Kann schon sein, dass die noch drin sind.
Hat das noch jemand, dass das Stoma nicht doppelläufig angelegt ist und der zweite Teil Darm quasi hinter der Bauchdecke ist?!
Ich finde, dass das teilweise echt schwierig ist, denn bevor Stuhl kommt, zieht sich der Darm so weit nach innen ein "unten", dass er teilweise innen ist ... versteht ihr mich?!
Ist einfach so schwer zu beschreiben.
@ mizzi:
Zur Zeit nehme ich noch Puri-Nethol wegen des Crohns.
Alles andere hatte ich zuvor schon durch ... Mesalazin, Aza, MTX, Remicade, Humira ...
Das Puri-Nethol (Mercaptopurin) scheint auch endlich mal zu wirken.
Liebe Grüße an alle,
Melanie
von doro » 11.01.2013, 10:04
er teilweise innen ist ... versteht ihr mich?!
von rammi » 11.01.2013, 12:02
Hallo Melanie,
der Weg zum Arzt ist gut und wichtig.
Wahrscheinlich ist es einfach ein ganz banaler Abzess. Das kriegt ihr in den Griff. Aber eben nur wahrscheinlich. Bei Deiner Grunderkrankung muss immer an eine Fistel gedacht und somit ausgeschlossen werden.
Luft an die Haut lassen kann sehr gut sein. Zum Beispiel bei Basis_Schads und den aktuellen Bildern dort. Bei Dir eher nicht.
Das das Stoma sich zurückziehen kann ist durchaus normal. Ein solches Stoma wird auch "reitendes" Stoma genannt. Ähnlich einem Reiter(Auf nem Pferd) welcher hinter einer Hecke an Dir vorbeitrabt. Mal siehst Du ihn mal nicht.
Insgesamt spricht dies natürlich für eine eher unglückliche/ schlechte Stomaanlage. Sprich ihn einmal darauf an warum Du keine schöne 2-3 cm immer prominente(das Stoma steht über der Bauchhaut)Stomaanlage hast bei einem geplanten Eingriff?
Nicht, dass ich mich Missverständlich ausdrücke. Fisteln/ Abzesse kommen selbstverständlich in gleicher Häufigkeit bei schönen Stomaanlagen vor.
Geht der Chrirurg von einem Abzess aus, so wird er das Loch wohl vergrößern, säubern und einen Verbandstoff/ Mittel zur Einlage in dieses Loch zum austamponieren empfehlen. Dann ein-zweimal am Tag Versorgung ab, Loch spülen/ säubern und neu tamponieren. Vielleicht gibt Dir der Arzt, auf Nachfrage, eine Knopfkanüle mit mit der Du sehr gut in tiefere Bereiche kommst um zu spülen soweit Du Dich traust und es auch ärztlicherweise darfst.
Octenisept ist sicher gut aber eben nicht ausreichend wenn die Ursache (vermulich Wund/ Eiterhöhle) nicht behoben wird.
Falls täglich oder zweimal täglich gewechselt werden muss(Manchmal auch dreimal)so ist der Einsatz von Einteilern natürlich sinnvoll.
Bitte sei so nett und berichte was der Chrirurg sagt.
HG
rammi
von md2111 » 11.01.2013, 22:41
Danke rammi für Deinen erneuten Beitrag.
Meine Stomatherapeutin war heute nochmal bei mir und hat auch gesagt, dass der Weg zum Arzt jetzt der nächste Schritt wäre.
Ich habe auch gleich im Krankenhaus angerufen und habe nun einen Termin für kommenden Montag 15.30 Uhr.
Dann sehen wir mal weiter.
Vielen Dank an Euch alle schon mal für Eure Beiträge.
Mal sehen, was dann jetzt wieder auf mich zukommt.
Inzwischen bin ich schon ziemlich ängstlich vor schmerzhaften Sachen und die Vorstellung von einer Eröffnung, Spülung oder Sonstigem bereitet mir sicherlich erstmal wieder schlaflose Nächte.
Natürlich halte ich Euch auf dem Laufenden.
Sobald ich kann schreibe ich hier wieder einen Beitrag.
DANKE erstmal.
Lieben Gruß und schönes Wochenende Euch.
Melanie
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