von Sabine57 » 08.04.2021, 15:58
Liebe Forums-Mitglieder,
meine Mutter, 83 Jahre alt, fit (bis zum Stoma...), alleinlebend, hat nach einer Not-Darm-OP ein vorrübergehendes Stoma bekommen. Damit ist ihre Welt eingebrochen und sie hat eine schwere Depression bekommen. Nach dem Krankenhausaufenthalt und 10 Tagen Reha ("ihre Mutter hat ja nichts und ist fit"), habe ich sie jetzt erst mal zu mir genommen, um zu sehen, wie sie klar kommt. Sie ist jetzt seit einer Woche bei mir und es klappt leider überhaupt nichts. D.h. seit sie hier ist, hat die Platte noch kein einziges Mal durchgehalten, sondern wurde immer unterwandert. Wir probieren jetzt an anderen Systemen rum mit Hilfe der Stoma-Therapeutin. Einmal am Tag kommt die Sozialstation und schaut nach ihr, was mir aber nicht hilft... Denn leider hält die Platte nicht und dann muss ich wieder ran. Ich bin voll berufstätig und wegen COVID 19 im Home Office, sonst könnte ich dies gar nicht leisten. Meine Mutter wohnt leider 100 km von mir entfernt. Eigentlich wollte ich sie schon nach 1-2 Wochen wieder nach Hause bringen, aber im Moment bin ich so verzweifelt, dass ich dies nicht sehe, da ich fürchte, sie kommt alleine damit nicht klar. Das Stoma liegt deutlich unter Hautniveau und alle Platten, die wir bis jetzt hatten, halten nicht bzw. werden unterwandert.
Leider bin ich mit Familie und Job so ausgefüllt, dass ich mich nicht dauerhaft kümmern kann. Ich will sie aber deswegen auch nicht ins Pflegeheim geben, denn ansonsten ist sie ja topfit. Sie versucht sich auch selbst schon zu versorgen, aber dies klappt nicht so gut durch diese schlechte Lage. Sie hantiert mit dem Spiegel und tut sich hier extrem schwer. Bedingt durch ihre Depression wird dies auch nicht besser, sie ist sehr verzweifelt. Ich versuche sie immer aufzubauen, aber das fällt mir langsam schwer, da ich nicht sehe, wie sie zurecht kommen kann. Auch wenn ich weiterhin einen Pflegedienst "verordnet" bekomme, so ist der ja nur 1 x da und natürlich auch nur dann, wenn gerade mal "nichts los" ist mit dem Stoma. Kennt ihr noch irgendwelche Betreuungsmöglichkeiten, außer Pflegeheim? Oder habt Ideen? Oder vielleicht selbst Senioren in eurem Umfeld mit Stoma (wie gehen die damit um)? Sorry, dass ich hier so verzweifelt klinge, aber das Ganze hat uns ziemlich kalt erwischt. Mir ist auch klar, dass nicht schon alles nach einer Woche bei mir klappen kann. Ich frage mich nur, wie hat es in der Reha und im Krankenhaus geklappt (sie hat es ja schon seit 4 Wochen); leider kann ich sie dazu nicht befragen, da sie so depressiv im Krankenhaus/Reha war und sich gar nicht damit auseinandersetzen wollte. So, genug gejammert. Vielleicht gibt es ja hier im Forum Anregungen. Ich danke euch allen schon mal ganz herzlich und habe große Achtung vor der täglichen Herausforderung, der ihr euch stellt!
von Börgi » 08.04.2021, 17:40
Moin Sabine,
und herzlich willkommen!
So ein Stoma ist für jeden, egal welchen Alters ,eine gewaltige Umstellung und stellt einen vor Herausforderungen.
Ich war bei meinem ersten Stoma fast 40 Jahre jünger, wie Deine Mama und hab nur geheult und bekam Antidepressiva.
Heute 11 Jahre später, bin ich mit meinem "Frodo" zufrieden und froh, nicht immer auf der Suche nach einem stillen Örtchen zu sein und ungestört das noch übriggebliebene Leben (was in dieser Coronaepedemie noch möglich) zu genießen, vor allem wieder ruhig zu schlafen!
Keine Darmkrämpfe, keine Vaginalfistel ,kein ständiges Bluten hinten raus mehr!
Mein Stoma liegt auch unter Hautniveau und der Hautrand war oft rissig und entzündet! Schmerzen,wenn "Frodo " anfing zu fördern. Also hab ich angefangen zu experimentieren!
Hautschutzsalbe, Hautschutzspray, Ringe und Paste!
Ich hab jetzt meine Lösung gefunden.
Nachdem Sauberwaschen, nur mit lauwarmen Wasser, und abtrocknen sprüh ich Hautschutzspray auf die Haut, ist das trocken mach ich direkt um mein "Loch" eine dicke Wurst mit Paste! Ist ein bißchen schwierig, aber man fuchst sich ein. Dann warte ich ein paar Minütchen! Dabei hab ich aber den Entsorgungsbeutel im Hosenbund stecken und halte ihn vor, falls der "Frodo" nochmals anfängt zu spucken! Anschließend drück ich die angetrocknete Paste schön breit rund ums Stoma und klebe meine vorgewärmte Platte fix auf! Ich benutze den Einteiler von Hollister, den steck ich mir schon zum Anfang an die Seite meiner Hose (Hüfte).
Klappt wunderbar! Die erste Zeit hat die Paste die ersten Minuten gebrannt auf der kaputten Haut, das hat sich aber nach ein paar Tagen gegeben, da mittlerweile alles schön abgeheilt ist, da der aggressive dünne Stuhl (Dünndarmstoma) nicht gleich direkt rüber läuft! Kein Unterlaufen mehr, Haut hat sich erholt, alles wieder ok!
Für die Nacht hab ich mir Einlagen" gebastelt! Ich hol mir bei DM die Einmalwickelunterlagen für Babys und schneid die in vier gleich große Rechtecke. Anschließend tacker ich die Ränder um, damit die Füllung nicht rausfällt! Die leg ich mir nachts vor die Versorgung zwischen Beutel und Hose! So hab ich einen kleine Schutz, sollte ich mal einen "Plattenplopper" bekommen! dann läuft die "Sauerrei" nicht gleich ins Bett! Ich fühl mich sicher und schlaf ruhiger!
Mein Ileostoma ist ständig am fördern, aber mittlerweile kenn ich schon die Zeiten, wo mal Ruhe ist und dann wird neu "verpackt"!
Es braucht seine Zeit, bis nach einer Neuanlegung des Stomas alles abgeheilt ist, man seine "Verdauungszeiten" kennt und sich mit den kleinen Tricks des "Beutelklebens" eingefuchst hat!!
Mit der Zeit klappt das schon!
Liebe Grüße von Börgi!
PS; Ich hatte 5Jahre ein Colonstoma rechtsseitg, dann eine Rückverlegung für 4Jahre und vor zwei Jahren mein endgültiges Ileostoma! Mein Dickdarm ist total raus,war durch ständige Entzündungen total "verfault" und hab mich hinten zu nähen lassen ( Anus+Schließmuskel sind geblieben) !!!!
Wie sagt man so schön:"Faules Fleisch muß weg!" Aber der Humor bleibt!!!!
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe