von Maus1801 » 27.10.2013, 10:06
Hallo Ihr Lieben,
mein Mann hat nach 20Jahren Colitis ulcerosa vor einem Jahr ein Stoma
bekommen und kommt damit eigentlich gut zurecht. Es ist ihm ein Reststumpf von ca. 12 cm erhalten worden, welcher eigentlich keine Probleme macht.
Zwischenzeitlich gab es einige Male recht viel Blut im Schleim und der Gastro hat ihm eine Rektumamputation nahegelegt.
Morgen hat er seinenTermin im Krankenhaus , Dienstag wird operiert.
Hat sich von Euch jemand vorsorglich für eine Rektumamputation entschieden?
Blöd ist halt es geht ihm echt gut und man macht sich seine Gedanken ob es nach der OP auch so ist.
Eine Rückverlegung kommt nicht in Frage, da er mit dem Stoma gut klar kommt und nicht wieder Sklave seines Darms sein möchte.
Wielange ward ihr im Krankenhaus nach der Rektumamputation und wie ging es Euch danach?
Würdet Ihr auch so handeln?
Vielen Dank schon mal für Eure Antworten:dankeDir:
von Bag-Owner » 27.10.2013, 10:34
Hallo an Maus1801 und ihren Mann ,
ich habe auch einen "Hartmann"-Stumpf (der mir nur ab und zu ein paar Probleme bereitet) und mein Gastro- redet mir auch jedesmal ins Gewissen, dass ich mir diesen Problembereich "Rektum" entfernen lassen soll. Er hat ja recht damit, denn
1. ist es bei mir auch ausgeschlossen, dass ich rückverlegen lasse und
2. ist die Gefahr einer Entartung des Gewebes in diesem Bereich sehr hoch
Aber da gibt es noch ein 3., denn...
gerade in diesem Bereich "unterer Beckenboden" liegen auch beim Mann sehr sensible Bereiche - und das hat mit Sexualität zu tun. Selbst wenn ihr einen erfahrenen Operateur habt kann es passieren, dass dein Mann - vielleicht gar nicht , oder auch doch kurzfristig und wenn ganz dumm löuft auch langfristig impotent werden kann.
Ich hoffe wirklich sehr, dass ihr auch dahingehend ausreichend aufgeklärt wurdet .
Also ich (45) möchte mit meiner Frau noch ein paar schöne gemeinsame Stunden verbringen und habe (für mich) entschieden - erst wenn es gar nicht mehr anders geht eine solche OP zu machen.
Hoffe doch sehr, euch jetzt nicht erschrocken zu haben, aber es nützt ja nix - auch dieses Thema muss angesprochen werden .
LG
Bag-Owner
von Häslein » 27.10.2013, 11:11
Hallo Maus,
Willkommen hier!
Bei mir erfolgte am 15. 10. 2009 eine Rektumamputation, ebenfalls Hartmannstumpf.
Die Op hatte länger gedauert, weil man bei mir durch einige Vorops viele Verwachsungen lösen musste. Dazu hatte ich auch noch eine Sanierung eines komplexen Fistelsystems. Die Rektumamputation an sich war gar kein Problem.
Beim Hartmann hat man den großen Vorteil, dass es nicht zu neuen Nähten am Darm kommt. Also kann nichts perforieren und die Komplikationen sind gering.
Eine Entlassung nach ca. 10 Tagen ( plusminus 2 Tage ) ist realistisch.
Es war nicht meine erste Bauchop und auch lange nicht meine letzte, wegen anderer Ursachen wurde ich 2010, 2011 und 2012 wieder im Bauch operiert, die Rektumamputation war rückblickend sehr gut zu ertragen.
Man kann auch das Rektum entfernen und den Schließmuskel belassen. Ist machbar und erfolgt auch nicht so selten in der Praxis. Bei mir ist der Schließmuskel jedoch wech.
von hmengers » 27.10.2013, 12:47
Hallo Maus,
ich weiß nicht, ob eine vorsorgliche Rektumamputation (mit nicht seltenen Wundheilungsstörungen etc.) die Lösung ist. Ich habe einen Reststummel von ca. 5 cm und keine Probleme. Es müsste m.E. zuerst einmal nach dem Grund für die gelegentlichen Blutungen gesucht werden ehe man einen solchen "Kahlschlag" macht.
Herbert
von Häslein » 27.10.2013, 16:05
Hallo Herbert,
eine Anmerkung:
Bei einer Colitis ulcerosa ist immer das Rektum mitbetroffen. Die CU beginnt immer im Rektum und steigt ggf, auf. Eine CU, bei welcher das Rektum nicht befallen ist oder war, ist keine CU.
Eine CU ist chirurgisch heilbar, aber nur und ausschließlich dann, wenn das Rektum komplett entfernt wird.
Bei CU ist das Krebsrisiko im Darm erhöht, ( genauso hoch wie beim Crohn, jedoch nicht höher. )
Eine Kürzung des Rektums auf wenige Zentimenter bringt hier leider nichts. Weder im Sinne Entzündung, Blutung oder des Entartungsrisikos.
In den letzten zehn Jahren ist Darmkrebs inklusive Rektumca bei CU und Crohn signifikant häufiger aufgeregten, dabei sind die Betroffenen im mittleren bis jungen Alter.
Bei Entzündung findet eine deutlich schnellere Zellteilung statt, ergo erhöhtes Krebsrisiko, weil die Entzündung beim CEDler immer wieder auftritt.
Wenn das Stoma verbleiben soll, insbesondere auch bei weiter bestehenden Entzündungen ist mMn eine zügige Rektumamputation bei CU sinnvoll. Sie kann lebensrettend sein.
Colitis ulcerosa hat als Leitsymtom blutige Stühle. Hier kann kein Stuhl gefördert werden, dennoch blutet die Schleimhaut ggf durch die Entzündung. Die Entzündung kann eine Ursache in der CU haben, oder in der Diversionsproktitis oder in beidem.
Eine Diversionsdarmentzündung ist immer zu finden, wenn man ein Darmstück stilllegt. Theoretisch zwar nicht, aber da stört die Praxis wieder diese Theorie.
Nun kann man noch erwähnen, dass man ja die Schleimhaut ausschaben kann...dazu werde ich nichts schreiben, weil ich davon persönlich gar nichts halte. Eben meine unmaßgebliche Meinung, wie der gesamte Beitrag.
von Maus1801 » 03.11.2013, 23:29
Vielen Dank für Eure Antworten.
Jetzt hat mein Mann es hinter sich gebracht, das Rektum wurde entfernt, das Stoma ist endgültig.
Er ist am Diestag operiert worden und heute am Sonntag konnte ich Ihn schon abholen, gerade mal 6 Tage nach der OP.
Es geht Ihm den Umständen entsprechend sehr gut.
Alles wurde labroskopisch gemacht, sieht wirklich gut aus.
Wir hoffen das alles weiter so gut läuft und melden uns bestimmt bald wieder.
von Webkänguru » 04.11.2013, 21:26
Hallo Maus,
das liest dich gut, ich wünsche euch weiterhin alles Gute
Viele Grüße,
euer Christian
von Maus1801 » 04.11.2013, 22:52
Bag-Owner hat geschrieben:Hallo an Maus1801 und ihren Mann ,
ich habe auch einen "Hartmann"-Stumpf (der mir nur ab und zu ein paar Probleme bereitet) und mein Gastro- redet mir auch jedesmal ins Gewissen, dass ich mir diesen Problembereich "Rektum" entfernen lassen soll. Er hat ja recht damit, denn
1. ist es bei mir auch ausgeschlossen, dass ich rückverlegen lasse und
2. ist die Gefahr einer Entartung des Gewebes in diesem Bereich sehr hoch
Aber da gibt es noch ein 3., denn...
gerade in diesem Bereich "unterer Beckenboden" liegen auch beim Mann sehr sensible Bereiche - und das hat mit Sexualität zu tun. Selbst wenn ihr einen erfahrenen Operateur habt kann es passieren, dass dein Mann - vielleicht gar nicht , oder auch doch kurzfristig und wenn ganz dumm löuft auch langfristig impotent werden kann.
Ich hoffe wirklich sehr, dass ihr auch dahingehend ausreichend aufgeklärt wurdet .
Also ich (45) möchte mit meiner Frau noch ein paar schöne gemeinsame Stunden verbringen und habe (für mich) entschieden - erst wenn es gar nicht mehr anders geht eine solche OP zu machen.
Hoffe doch sehr, euch jetzt nicht erschrocken zu haben, aber es nützt ja nix - auch dieses Thema muss angesprochen werden .
LG
Bag-Owner
von Maus1801 » 04.11.2013, 23:07
Noch ein kurzer Nachruf von uns:
Sicherlich gab es auch bei uns die Angst, das mein Mann nach der OP
Potenzprobleme bekommen könnte, vielen Dank auch für diese nette Antwort.
Aber ich kann alle beruhigen, es klappt noch prima.
von Bag-Owner » 05.11.2013, 08:54
Hallo Maus1801 ,
also das nenne ich doch mal zusätzlich gute Nachrichten , natürlich neben der generell gelungenen Operation .
Ich wünsch euch beiden noch viele gemeinsame Stunden und es wäre wirklich schön, wenn ihr euch wieder melden würdet...
LG
Bag-Owner
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