von Anni2012 » 09.08.2012, 09:32
Hallo,
ich bin ganz neu hier. Ich habe einen Freund, der Stomapatient ist. Ileostoma.
Ich habe viele Fragen, vielleicht könnt ihr mir helfen.
Am 27. Mai ging das Drama los. Frühstück bei uns zuhause und Andy bekam Bauchschmerzen. Erst dachte ich, die ganze Aufregung etc. Als es aber immer schlimmer wurde und Blut aus dem Po kam, sind wir ins Krankenhaus gefahren. Auf dem Weg dahin war er schon kaum noch ansprechbar. Dort haben sie dann einige Untersuchungen gemacht und festgestellt, es ist Flüssigkeit im Bauchraum. Not OP! Mir erklärte man, dass sie ein Stück vom Darm entnehmen werden und dass er einen künstlichen Ausgang bekommt. Aber nur als Vorsichtsmaßnahme.
Nun hat Andy einen Ausgang, und wir machen jeden Tag das Beste daraus.
Leider bin ich nun auch etwas überfordert. Er hat keine Geduld. Kein Wunder denke ich. Andy ist noch krankgeschrieben, da er im Außendienst arbeitet und will jetzt schon unbedingt diesen Test machen. Nach 10 Wochen. Am Dienstag geht es also ins Krankenhaus und es wird getestet, ob man eine Rückverlegung schon machen kann.
Wir haben uns letzte Woche ein paar Tage an der See gegönnt, meine Tochter war versorgt und glücklich auf dem Reiterhof. Leider ist dann morgens der Beutel abgegangen ohne dass er das gemerkt hat. Ich weiß, wie unangenehm ihm das alles ist und wie sehr er darunter leidet. Mir macht das alles nicht sehr viel aus. Passiert und dann muss man den Schlamassel halt sauber machen.
Was passiert eigentlich danach?
Ich lese immer, dass viele sagen, man braucht Geduld. Aber ich lese nie, wie die meisten Psychisch drauf sind? Wie die Angehörigen reagieren oder wie man als Partner damit umgehen sollte?
Ich lese sehr viel im Forum, habe schon einiges an Tips rausgesucht. Er selbst möchte damit gar nicht so viel zu tun haben. Physio bekommt er. Eine gute Ärztin hat er auch.
Narbe massieren, eincremen etc. Gesunde Ernährung.
Sorry, wenn ich so viel schreibe aber ich brauche da ein wenig Unterstützung.
Was passiert am Dienstag? Bekommt man sofort mitgeteilt, ob man die Rückverlegung schon machen kann?
Vielen Dank an alle die einen guten Rat haben
Hallo Anni,
zunächst hier im Forum. Ihr habt ja, in eurer noch recht frischen Beziehung schon ein ganz schönes Päckchen zu tragen. Ich finde es toll, wie du damit umgehst! Er kann sich glücklich schätzen, dich gefunden zu haben.
Zum Umgang mit Freunden und Angehörigen möchte ich dir sagen, dass wir, also mein Mann und ich, da immer sehr offen mit umgegangen sind. Meinen Mann hat die Diagnose auch sehr getroffen und da habe ich ihn auch zum ersten Mal weinen sehen. Aber das sei unbedingt erlaubt. Natürlich hat man Angst und macht sich Sorgen, aber darüber sprechen hilft. Beiden Seiten! Was ich nicht möchte ist, dass ich ständig gefragt werde, wie es mir geht. Das kann belastend sein und deshalb äußere ich mich schon wenn's mir mal nicht so gut geht.
Ich verstehe nicht ganz, warum er nichts davon wissen will. Grad die Ernährung ist ja nicht unwichtig. Zwar reagiert jeder anders auf gewisse Lebensmittel, aber ich esse nicht einfach drauf los, weil mir eventuelle Folgen erspart bleiben sollen. Wie macht er das? Trinkt er genügend?
In meiner Klinik wird die OP der Rückverlegung frühestens nach 12 Wochen gemacht. Es gibt aber auch Kliniken die nach 8 Wochen operieren. Von daher kommt vielleicht auch seine Ungeduld den Beutel loswerden zu wollen.
Ich habe die Rückverlegung noch vor mir und kann darauf, was danch wird, leider keine Antworten geben. Es gibt von Olli, Lisa und Olanir Tagebücher der Rückverlegung, die auch ich aufmerksam gelesen habe und die mir Mut machen.
Ich wünsche dir und ihm Kraft für die nächste Zeit, auch Geduld (ohne die gehts leider wirklich nicht).
billy64
von rammi » 09.08.2012, 11:30
Herzlich Willkommen Anni2012,
Hut ab vor Deiner Leistung.
Vielelicht schreibst Du noch was denn jetzt die Ursache für die Flüssigkeit im Bauchraum war. Ein geplatztes Divertikel vielleicht? Und in welchem Bereich des Darmes wurde denn operiert?
Vielleicht macht ihm ja nicht nur das Stoma Sorge sondern die dahinter stehende Diagnose?
Grundsätzlich ist es sicher so, dass 12 Wochen nach der Anlage eines vorübergehenden Stomas dieses in sehr vielen Fällen schon zurückverlegt werden kann und in der Regel auch wird.
Ich persönlich bin immer der Meinung, wenn Dein Freund annähernd so fit in die jetzt geplante OP geht wie er auch vor der ersten Notop drauf war, dann wird das klappen. Die Nähte sind absolut verheilt und er wird auch eine erneute Narkose gut vertragen.
Ist er doch ziemlich schlapp, schläft viel und hat zum Beispiel häufig Schmerzen oder mehrere Voroperationen gehabt sollte er warten bis er fit ist.
Das geht natürlich nicht, wenn ihn der Darmausgang psychisch fertig macht. Dann würde ich auch dann zu einer Rückverlagerung raten wenn er noch schlapp ist aber rein chirurgisch nichts gegen eine Rückverlagerung spricht.
HG
rammi
von doro » 09.08.2012, 11:57
@billy, perfekte Antwort Dazu muss ich gestehen, dass annis Situation mit den Augen eines Angehörigen, sensibler gesehen wird wie mit denen eines Stomaträgers.
von Anni2012 » 09.08.2012, 12:09
Ja genau! Ein geplatztes Divertikel. Und es wurden 12 cm vom Dickdarm entfernt.
Die Frage ist halt, macht es Sinn, danach eine Reha zu besuchen?
Und der Psychische Stress eben.. alles geht nicht schnell genug.
Und vom Gewicht her... Andi wiegt jetzt 65 Kilo bei einer Größe von 1,76. Das ist nicht gerade viel.
Dienstag ist ja Gott sei Dank der Termin und dann sieht man weiter. Aber bekommt man da schon gleich gesagt, ob man die Rückverlegung schon machen kann?
Vielen Dank, dass ich so schnell Antworten bekomme.
Danke doro und ich hoffe und wünsche Anni, dass sich auch noch Angehörige eines Stomaträgers melden und vielleicht ihren Umgang mit der Situation aus eigener Erfahrung schildern.
Ich kann ja leider nur berichten wie ich meinen Mann im Umgang mit mir erlebe.
LG billy64
von Lizzy » 09.08.2012, 12:50
Hallo Anni,
RESPEKT !!!!
Das war das erste was mir dazu einfiel.
Wenn du deinen Freund vor 12 Wochen kennengelernt hast,
dann war das Anfang Mai. Ende Mai bekommt er einen Beutel
und machst sehr viel für ihn, einschl. Beutelwechsel.
Er sollte sich glücklich schätzen und mehr mitarbeiten.
Sorry, ist nicht so hart gemeint, wie es klingt.
RV nach so kurzer Zeit klappt bestimmt ganz gut.
Meine war erst nach 10 Monaten und ich hatte lange dran
zu knabbern. Aber nach so kurzer Zeit sollte sich der
Darm schneller wieder dran gewöhnen.
Viele Grüße
Lizzy
von hexe69 » 09.08.2012, 13:13
hallo anni, ich finde du hast die ganze situation echt supi gemeißtert.
aber warum solltest du auch , wenn auch nach so kuzer zeit erstt, das handtuch schmeißen, und andi gleich wieder verlassen.
bestimmt keine einfache situation für euch beide, aber da habt ihr am anfang direkt eine prüfung gehabt. so seh ich das.
tja, und die phsyche, wonach du fragst und wenige drüber reden......
ich denke es haben sicherlich einige damit probleme, aber redeb vielleicht nicht so gern darüber.
ich habe mir damals hilfe bei einer phsychologin geholt, ich habe diesen schritt auch nicht bereut, denn ich kam erstmal gar nicht mit dem stoma zurecht, obwohl ich darauf vorbereitet war.
heute geht es einigermassen, aber ist immer noch nicht das gelbe vom ei, ich sags mal so.
ich wünsche euch weiterhin alles gute und das du weiterhin so toll zu ihm stehst.
glg anja
von olli72 » 09.08.2012, 14:01
Hallo Anni!
Ja, er wird am Dienstag sofort erfahren, ob eine RV zum jetzigen Zeitpunkt bereits machbar ist.
Dazu wird er eventuell einem sogenannten Kontrastmittel-CT oder aber einer Koloskopie (Darmspiegelung) unterzogen, um zu sehen, ob die Darmnaht der letzten OP bereits gut verheilt ist.
Ich wünsche ihm und dir natürlich alles Gute und drücke für Dienstag die Daumen!!
Gruß, Olaf
von Anni2012 » 09.08.2012, 14:28
So liebe Antworten von euch Vielen Dank!!!
Das tut wirklich gut, mit Menschen darüber zu schreiben, die wissen was das alles bedeutet! Danke, danke, danke...
Wenn wir am Dienstag schon wissen, wie es weiter geht, dann ist diese Last auch schon einmal weg.
Ich werde auf jeden Fall, wenn Interesse besteht weiter berichten. Und ich freue mich sehr, dass ich den Mut hatte, hier öffentlich zu schreiben.
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