von Tati89 » 29.04.2021, 08:31
Hallo zusammen,
Seit 3 Monaten trage ich ein Colostoma da ich bei der Geburt meines Sohnes einen Dammriss 4 Grades erlitten habe. Nun soll die Rückverlegung bald stattfinden und je näher der Termin rückt umso mehr bekomme ich es mit der Angst zutun was die OP angeht und auch danach, da man unschöne Erfahrungen was die Rückverlegung angeht hier liest. Ich spiele schon ab und zu mit dem Gedanken das Stoma vorerst zu behalten da ich einfach so Angst vor der OP habe aber auf einer Seite würde ich auch gern wieder ohne Stoma leben wollen.
Gibt es hier jemanden der Positiv auf die Rückverlegung blicken kann und gibt es hier evtl. eine Mama der das gleiche passiert ist?
Liebe Grüße
von Butterfly » 29.04.2021, 08:44
Hallo Tati
Je länger du wartest, desto schwieriger wird es. Der Schliessmuskel muss trainiert werden, sonst verlernt er, für was er da ist.
Heute, nach fünf Jahren, kann ich zwar tags den Muskel noch ansteuern. Aber nachts würde er nicht mehr funktionieren, denke ich. Nach zwei Jahren kannst du ihn komplett vergessen, hat mir ein Chirurg gesagt.
Von daher, Zeit für eine RV hast du noch. Wenn aber alles ausgeheilt ist, „get over with it“.
Viele Grüsse
Butterfly
von Wiper » 30.04.2021, 11:42
Hallo Tati,
so wie du deine Geschichte beschreibst scheint dein Dickdarm noch (fast) vollständig vorhanden zu sein. Die unschönen Berichte zu Rückverlegungen sind m.E. hauptsächlich dann entstanden wenn vom Dickdarm nur noch Teile oder gar nichts mehr vorhanden war. Darüber hinaus findet man in einem Stoma-Forum natürlich wenig Berichte von Menschen die ihr Stoma ohne Probleme losgeworden sind.
Angst vor OP verstehe ich gut aber kann Butterfly nur zustimmen. Zu lange warten kann ungünstig sein.
Alles Gute
Ralf
von Merlina » 30.04.2021, 20:03
Hallo Tati,
ich verstehe Deine Bedenken gut und möchte Dir ein paar Gedanken aus meiner Sicht für Deine Entscheidung mitteilen.
1. Dein Stoma wird entweder vorsorglich zur Verhütung weiterer Nachteile angelegt worden sein, oder es gab schon eine Schädigung des Darms.
Die Ärzte werden so eine Entscheidung nur treffen, wenn sie die Stomaanlage nicht umgehen können. Ärzte stellen oft dann eine Dauer von drei, vier Moanten bis zur Rückverlegung in Aussicht, weil das die „übliche“ Frist ist, und zudem sie selbst (meine Erfahrung) die Vorstellung ein Stoma tragen zu müssen schwer ertragen können. Sie gehen davon aus, dass es den Patienten auch so geht, und beschleunigen darum die Rückverlegung.
>>> Du triffst die Entscheidung. Wenn Du Dich jetzt noch nicht bereit für die RV fühlst, spricht vermutlich nichts dagegen noch ein paar Monate zu warten. Du solltest Dir nur einen klaren Zeitrahmen setzen, zu dem Du den neuen Termin machst, oder die Entscheidung nochmal konsequent und sachlich prüfst, damit Du nicht aus „unbegründeten Gründen“ die Umsetzung immer wieder verschiebst. Es hilft evtl auch, den OP-Bericht zu lesen. Es ist sowieso gut, den zu Deinen Unterlagen zu nehmen!
2. Mein Stand ist, dass man 2 bis max. 4 Jahre Zeit für die RV hat. In jedem Fall nimmt aber die Funktion des Schließmuskels ab, je länger man wartet. Man kann mit Beckenbodentraining und Schließmuskeltraining gegensteuern, in jedem Fall ist aber ein „je früher desto besser“ richtig! Abhängig ist die Funktion des Schließmuskels sicher aber auch vom Alter und möglichen Grunderkrankungen, dem Gewicht oder dem Muskelgewebe und der gesamten Konstitution.
>>> Sicher machst Du jetzt bald Rückbildungsgymnastik und kannst Dir für Deine Situation noch eine Rezeptreihe für Beckenbodentraining (unbedingt spezielle Physiotherapeutin suchen) ausstellen lassen.
3. Du bist sicher noch jung und hast keine Vorerkrankungen? Die Berichte, die Du hier liest, sind ja meist von Menschen, die sehr oft schwerwiegende Grunderkrankungen haben, die oft auch nach der Rückverlegung noch bestehen. Das sind vermutlich völlig andere Voraussetzungen, als Du sie hast.
Hier im Forum sind viele, bei denen der Wiederanschluss des Darms nur noch an vorgeschädigtem oder entzündetem Gewebe möglich ist, und die darum Probleme mit der Rückverlegung haben.
Bei Dir wird das Colostoma so angelegt worden seIn, dass der Anschluss in gesundem Gewebe und mit ausreichend Restdarmlänge möglich ist. Wenn das so ist, und alles gut verheilt ist, wird Deine Rückverlegung vermutlich eine eher „kleine OP“ sein, und es wird Dir sehr schnell wieder gut gehen.
>>> Lass Dich von diesen Berichten nicht verunsichern, sondern höre auf Deinen Körper, vertraue ihm, und versuche zu verstehen, was wann gut für Deinen Körper ist.
4. Nach der Geburt ist das Gewebe soweit ich weiß noch sehr weich und auch das Stillen hat (positiven?) Einfluss auf die Rückbildung. Ich weiß darüber nichts, kann mir aber vorstellen, dass diese Faktoren Einfluss auf den optimalen Zeitpunkt der Rückverlegung haben kann.
So eine Darm-OP wird meist von Visceralchirurgen oder Colonproktologen gemacht. Kann sein, dass die die gynäkologische Seite mit Scheuklappen und Halbwissen betrachten, weil sie eben auf anderer Ebene Spezialisten sind.
Dein Körper muss ausreichend Zeit haben zu heilen und zu regenerieren. Es geht nicht nur um die oberflächliche Wundheilung, weil bei Dir die hormonelle Situation evtl. eine Rolle spielt.
>>> Beziehe Deine Gynäkologin, Deine Hebamme und auch die Beckenbodentherapeutin ein, löchere sie und versuche so den Zeitpunkt der Rückverlegung zu optimieren.
Möglicherweise kannst Du sogar ganz gut fühlen und selbst wahrnehmen, wann sich Dein Beckenboden wieder so stabil anfühlt, dass Du die Operation ganz entspannt angehen kannst.
Mach Dich vorerst nicht verrückt, sorge gut für Dich, ernähre Dich gesund und genieße die Zeit mit Deinem Kind. Dann wird der richtige Zeitpunkt kommen.
Vielleicht meldet sich ja noch eine Mama, mit Erfahrungen.
Liebe Grüße von Merlina
von Tati89 » 01.05.2021, 19:38
Danke für eure Antworten
@Merlina
1.Ja leider ließ es sich nicht vermeiden das Stoma zu legen. Die Ärzte haben es erst versucht so zu nähen aber der Dammriss war einfach zu groß. Das Stoma wurde angelegt damit alles verheilt.
Habe in 2 Wochen erneut einen Termin in der Klinik und da wird jetzt nochmal eine Untersuchung gemacht und nochmal über die Rückverlegung gesprochen.
2. Was die Rückbildungsgym.betrifft wurde ich auch schon vom Chirurgen das letzte mal angesprochen aber meine Hebamme meinte das ich damit noch etwas warten soll.
3. Nein habe keine Vorerkrankungen. Ja die ganze Berichte haben mich einfach komplett verunsichert, werde aber versuchen entspannt an die Sache zu gehen.
Für die Chirurgen scheint es mir so als ob dieser Eingriff einfach wäre aber für mich ist es einfach eine große Sache.
4. Ob das stillen positiven Einfluss drauf hat, kann ich dir auch nicht sagen. Das ganze mit der OP und das drum herum mit dem Stoma haben mich die ersten Wochen fertig gemacht und da hat es dann einfach nicht mit dem stillen geklappt. Wobei ich es vorhatte.
Aber danke für die Rückmeldung, es beruhigt schon einen
Und ja es wäre schön wenn sich eine Mama melden würde mit der man sich austauschen kann. Leider findet man nicht viel Berichte im Internet darüber, da so eine Geburtsverletzung selten ist.
Liebe Grüße
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