von asteinthaler » 30.12.2006, 18:07
hallo zusammen,
ich schreibe im namen meines großvaters. er ist 76 jahre alt, und immer sehr fit gewesen. hatte nie gesundheitliche probleme. allerdings in den lezten jahren klagte er immer von einem brennen auf der brust. nach langem einreden von meiner oma und mir, ging er dann endlich zum arzt. dann fing das dilemma an. er bekam 3 stents beim herzen eingebaut und es wurde darmkrebs festgestellt. die erste op beim darm verlief eigentlich sehr gut. nur leider hat er dann einige nächte später den ganzen bauchraum voll blut, wegen der blutverdünnenden medikamente. es folgte eine not-op und 10 tage auf intensiv station. bei dieser op wurde ihm ein ileostoma gelegt. das war so ziemlich das schlimmste für ihn. er sprach immer davan, dass die ärzte einen krüpel aus ihm gemacht haben. dazu kam, dass eine lungenembolie auftrat und das hätte ihm beinah das leben gekostet. es war für ihn eine sehr schwere zeit, er konnte das stoma überhaupt nicht akzeptieren. ich musste das wechseln der platte und des säckchens übernehmen, weil er damit nichts zu tun haben wollte. nun gut, dass waren die letzten 6 monate. vor drei wochen wurde er jetzt zurück operiert. es ist auch alles gut gegangen, zuvor wurde der darm noch gedehnt, da er sich in der ruhezeit zusammengezogen hat. einige tage später die op. er war nur 11 tage im kh. dann gott sei dank am 22. dezember nach hause. das war für die ganze familie sehr wichtig. so nun endlich meine frage: er klagt nun, über durchfall und sehr häufiges klo gehen. in der nacht muss er ca 4-5 mal auf die toilette. er traut sich nicht ausser haus, da er keine kontrolle hat. ist das normal? wie lange dauert es ca bis der darum wieder normal arbeitet? er klagt auch über schmerzen im bereich, wo vorher das stoma war?
ich wäre euch allen sehr dankbar für ein paar infos? man kennt sich ja nicht so gut aus und die ärzte verstehe ich mit ihrem fachdeutsch nicht:heul:
ich freue mich, von euren erlebnissen zu hören. es ist mir sehr wichtig, da ich meinen opi sehr liebe (immerhin hat er mich aufgezogen;)
lg andrea
von Waltraud Mayer » 30.12.2006, 18:21
HAllo Andrea zuerst mal herzlich willkommen... das hör sich eigentlich normal an. Durchfälle nach Rückverlegung sind normal, das pendelt sich aber ein, kommt darauf an wie viel Dickdarm Dein Opa noch hat. Die Schmerzen an der Stelle des Stomas könnten die Narbenschmerzen sein, ist ja noch nicht so lange her...
Was mich immer wieder verwundert ist die Sache das sich manche Leute so gegen Ihr Stoma sreuben und es absolut nicht versorgen wollen(ich rede nicht von können aus Altersgründen oder Behinderung)Sie sind lieber abhängig von Angehörigen oder Pflegediensten... wer um Himmelswillen hat denen den vorher den Hintern geputzt????
War nur mal so ein Gedanke, weil ich diese Ablehnung nicht nachvollziehen kann...
LG Waltraud
von Monsti » 30.12.2006, 18:43
Hallo Andrea,
auch von mir ein herzliches Willkommen!
Du schreibst, Dein Großvater habe keine Kontrolle über seinen Stuhlgang. Was heißt das? Hat er keinen Stuhldrang und merkt nicht, dass es in die Hose geht? Oder hat er nur Panik, es evtl. nicht rechtzeitig zum nächsten WC zu schaffen?
Sollte ersteres der Fall sein, so stimmt etwas nicht, und Dein Großvater sollte das unbedingt kontrollieren lassen.
Letzteres ist nach einer Rückverlegung leider normal. Je kürzer der verbliebene Dickdarm ist, desto stärker der Durchfall. Es dauert mehrere Wochen bis mehrere Monate, bis sich wieder ein halbwegs normaler Stuhlgang eingependelt hat. In der Zwischenzeit sollte Dein Großvater möglichst viel stopfende Nahrungsmittel zu sich nehmen. Es gibt auch Medikamente, die für eine stärkere Eindickung des Stuhls sorgen. Diesbezüglich sollte er sich von seinem Arzt beraten lassen.
Im übrigen kann ich mich Waltraud nur anschließen. Gerade von älteren Leuten höre ich sehr oft, dass sie ihr Stoma vehement ablehnen und sich auch weigern, die Versorgung des Stomas selbst zu erledigen. Mir ist sowas total unverständlich.
Liebe Grüße aus Tirol von
Angie
von asteinthaler » 30.12.2006, 18:45
liebe waltraud,
vielen lieben dank für die schnelle antwort. dann bin ich ja beruhigt, dass das normal ist. anfangs konnte ich auch nicht verstehen, dass mein opa sich so gegen das stoma sträubt, aber es hat bei ihm leider sehr große psychische spuren hinterlassen. das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass mein opa alles selber aufgebaut hat und sich stets alleine durchs leben gekämpft hat. er ist ein sehr hygienischer mensch und konnte einfach (auch aus körperlicher sicht- er war wirklich sehr sehr schwach) nicht damit umgehen. er hat es sehr oft probiert, die versorgung vorzunehmen in meiner anwesenheit, aber dann hat es sehr oft nicht geklappt (der darm spuckte halt mal) und er hat dann gleich aufgegeben. es war eine reine kopfsache, meiner meinung nach. aber das ist zum glück geschichte. ich bewundere menschen sehr, die mit einem stoma gut leben können und das leben auch noch genießen. ich wünsche dir alles gute für das jahr 2007!! und danke nochmal für die antwort
lg andrea
von asteinthaler » 30.12.2006, 18:49
liebe angie,
danke für deine antwort. nun zu deinen fragen: opa hat angst das etwas in die hose gehen könnte und die volle panik davor. wie schon gesagt, er ist sehr penibel und kann es immer noch nicht glauben, dass sein körper nicht mehr so jung und agil ist!
ach gott, ich bin so froh, dass es normal ist, wenn die jetzige situation so ist... hurra
na dann, heißt es wohl warten, bis der sommer kommt;)
bussi andrea
von Julchen » 30.12.2006, 19:16
Hallo Andrea,
ich gehöre auch zu den *RÜCKVERLEGTEN* und kann dich bzw. euch beruhigen ..., denn es ist völlig normal mit den unregelmäßigen Stuhlgängen bzw. WC-Gängen. Ich kann davon ein Lied singen und habe heute noch damit zu tun ..., es muss sich alles erst wieder einspielen. Man erwartet halt, wenn die OP erfolgt ist, dass alles wieder so abläuft - wie es vorher mal war - , nur man muss da wirklich eine enorme Geduld haben.
Die Ängste, dass er es zum WC nicht schafft habe ich auch -besonders wenn ich unterwegs bin ...., kenne mittlerweile sämtliche öffentlichen WC's. Der Kopf spielt dabei eine riesengroße Rolle ..., ich mache diesbezüglich seit 1 Jahr eine Psychotherapie - und bin echt froh, langsam alles besser in den Griff zu bekommen.
Ich wünsche deinem Opa alles Gute ..., vor allem euch einen guten Rutsch ins Jahr 2007.
LG Julchen
von Jutta B » 31.12.2006, 05:40
Hallo Andrea,
Es ist ja nicht nur die Rückverlegung, die sich bei Deinem Opa einpendeln muß, nach Darmkrebs kommt der Darm doch ganz schön durcheinander und braucht Zeit um sich wieder zu normalisieren.
Auch die Schmerzen werden ihn noch einige Zeit begleiten, eine innere Wundheilung dauert etwas länger. Durch die 2. OP wurde der Darm ja nochmals gereizt. Und unser Darm ist schon ein recht großes Sensibelchen.
Dein Opa soll sich einmal beraten lassen, was er einnehmen kann, um die häufigen Durchfälle etwas in den Griff zu bekommen. Das hilft ihm auch die Angst vor dem Rausgehen besser zu überwinden.
LG
Jutta B
von asteinthaler » 31.12.2006, 11:24
hallo ihr lieben,
muss mich nochmal recht herzlich bei allen für die aufmunternden worte bei allen bedanken. ich bin begeistert von diesem forum, da man so viele infos bekommt. uns ging es jedenfalls so, bevor die krankheit eingeschlagen hat, dass keiner so richtig wußte, was es eigentlich heißt. leben oder tod? ich bin sehr glücklich euch gefunden zu haben...
ich habe gehört, dass Vitamin B auch helfen soll, gegen den ewigen stuhldrang und das leben erleichtert nach der rückverlegung! ist das richtig? und wenn ja, welche präparate sind geeignet?
wenn da noch jemand einen tipp hätte, wäre ich sehr dankbar.
also allen einen guten rutsch ins jahr 2007 :feiern::feiern:
lg andrea
von Webkänguru » 04.01.2007, 14:58
Hallo Andrea,
ob Vitamin B in diesem Zusammenhang hilfreich ist, weiß ich nicht. Ich würde auch dem Tipp folgen, es mit den eindickenden Nahrungsmitteln zu versuchen.
Euch auf jeden Fall alles Gute weiterhin und berichte, wie es deinem Opa weiter ergeht.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von PC Katrin » 04.01.2007, 20:37
Hallo, Ihr Lieben,
bei dieser Fragestellung wäre auch eines noch ganz wichtig : Sschliessmuskeltraining!!!
Bei Anlage einer temporären Stomaanlage sollten die behandelnden Ärzte, Stomatherapeuten oder das Krankenpflegepersonal von Anfang an dem Patienten über geeignete Übungen aufklären. Das ist wie bei einem Beinbruch, wenn man das Bein drei Monate nicht belastet, knickt man nach Abnehmen des Gipses einfach um...
Leider wird in vielen Krankenhäusern auf diesen Aspekt zu wenig Aufmerksamkeit gerichtet, und das ist für die Betroffenen hinterher oft ein richtiger Schock.
Mein Tip wäre, sucht eine erfahrene Krankengymnastin (Physiotherapeutin), die Beckenboden- und Schließmuskeltraining mit Deinem Opa macht, das wird die Zeit der "Inkontinenz" auf jeden Fall abkürzen oder den Zustand verbessern.
Trotzdem sollte man bei anhaltender Inkontinenz nochmal einen Arzt zu Rate ziehen, manchmal werden durch die OP auch Nerven beschädigt, da hilft das Muskelaufbautraining u.U. nicht so, daß eine vollständige Kontinenz wieder hergestellt werden kann.
Liebe Grüße
Katrin
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