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Erfahrungsbericht RV Ileostoma – Seite 1

Oft ist das Stoma nur vorübergehend notwendig. Aber die Situationen nach der Rückverlegung sind so unterschiedlich wie die Ursachen, die zum Stoma geführt haben. Tauscht hier eure Fragen und Erfahrungen zur Stoma-Rückverlegung aus.
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7 Beiträge • Seite 1 von 1

Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Dome912 » 07.08.2021, 15:05

Hi zusammen,
nachdem im Netz viele von ihren Sorgen vor einer RV und Negativerfahrungen nach der RV berichten, würde ich hiermit gerne einen Positiv-Bericht veröffentlichen :super:

Kurz zum Background:
Anfang des Jahres wurde bei mir ein Rektumkarzinom diagnostiziert (8cm ab ano). Daraufhin hat man mir ein Ileostoma verpasst, welches ich relativ genau 4 Monate hatte, und das dann vor 4 1/2 Wochen zurückverlegt wurde.
Auch wenn mich der "Aufwand" den Beutel alle 2 Tage zu wechseln bis zum Ende gestört hat, und ich in den 4 Monaten immer etwas vorsichtig hinsichtlich körperlicher Belastungen war, habe ich mich relativ gut mit dem Stoma arrangieren können.
Im Zuge der Tumorresektion wurden 18 cm des Dickdarms entfernt. Die Rückverlegung folgte ca. 3 Wochen nach der Tumorresektion.

Die ersten 4 Wochen nach der Rückverlegung
Zugegebenerweise waren die ersten Tage (vielleicht auch 1-2 Wochen) nach der RV sehr belastend. Insbesondere die erste Woche war extrem ungewohnt:
- Ich musste unzählige Male zur Toilette rennen, da ich es kaum halten konnte (würde schätzen bis zu 20 Mal/Tag). Auch wenn ich soweit war zur Sicherheit Einlagen zu tragen, ging glücklicherweise nichts daneben. Aber unter uns: Dafür braucht sich niemand zu schämen!
- Auch war es sehr schwierig einzuschätzen ob wirklich etwas kommt, oder es nur "Fehlalarm" ist
- Es kam immer extrem wenig --> vollständige Entleerung ging über 5-10 Toilettengänge. Ich hatte das Gefühl sobald da irgendwas war, musste ich extrem dringend. Auch wenn ich schon früh festen Stuhlgang hatte, fühlte es sich nach Durchfall an.
- Aufgrund der Anzahl der Toilettengänge war der Po relativ schnell Wund

Ich würde aber behaupten, dass sich die Situation bereits nach 1 Woche anfing deutlich zu bessern. Die Zeit zum Aufsuchen einer Toilette wurde immer länger. Die Zahl der Toilettengänge pro Tag haben sich begonnen zu reduzieren. Auch wurden die Zeiten wann ich muss etwas kontrollierter. Leider bestätigt sich das was vermutlich alle Ärzte sagen: Geduld. Hab ich gar nicht gerne gehört, aber sie haben wohl recht.

Im Moment muss ich im Schnitt vielleicht 6x am Tag. Ich habe das Gefühl die vollständige Entleerung dauert einfach einige Male - vielleicht ist es der Darm, der noch etwas lahm ist ;) Aber es kündigt sich immerhin halbwegs gut an, und ich muss nicht gleich losrennen ;)
Und meistens, wenn ich nach dem Stuhlgang mal 1-2 Stunden Ruhe hab, weiß ich dann auch, dass es erstmal vorbei ist (ich also sorgenfrei rausgehen kann). Manchmal muss ich aber auch 1-2 Tage gar nicht. Und am darauffolgenden Tag muss ich dann 10 Mal. Also von Normalität bin ich noch entfernt. Solche, ich nenne sie Toilettentage, können anstrengend sein. Aber ich glaube 4 Wochen nach der RV ist das tolerierbar.

Es hat auch etwas gedauert bis ich meinen inneren Schweinehund habe überwinden können, und mich getraut habe mal spazieren zu gehen, Fahrrad zu fahren, oder sogar auszugehen. Nichtsdestotrotz habe ich mich nach 2 Wochen das erste Mal getraut an einem Grillabend teilzunehmen. Auch versuche ich jeden Tag spazieren zu gehen und Fahrrad zu fahren. Man muss sich einfach den Mut nehmen. Und Bewegung hilft der Genesung in jeglicher Hinsicht.
Ernährungstechnisch habe ich mich relativ früh an alles herangewagt ohne jemals ein Problem gehabt zu haben. Ob Milch, Pizza, Gemüse, Pilze, Bier - alles kein Problem ;)

Mein Fazit nach 4 Wochen
Ich bin zufrieden.
Ich bin überzeugt, dass mich die nächsten Wochen weiter in Richtung Normalität bringen werden. Für mich waren die ersten Tage/Wochen durchaus anstrengend. Aber bereits heute - nach 4 Wochen - ist meine Lebensqualität wieder höher als mit dem Stoma (den habe ich immerhin auch 5-6x am Tag leeren müssen, und dazu noch alle 2 Tage wechseln ;) ). Ich würde jedem davon abraten sich an den vielen Negativberichten im Netz aufzuhalten. Leider berichten die meisten in Foren eher von ihren Problemen, als Erfolgen.
Daher kann ich allen nur Mut machen - probiert es aus, habt Durchhaltevermögen und Geduld.


Abschließender Tipp den man i.d. ersten Tagen unbedingt ernst nehmen muss
Toilettenpapier ist am Anfang ein absolutes No-Go!!! Feuchttücher eine schlechte Alternative (höchstens Notlösung für absolute Ausnahmefälle)
--> Ausschließlich Abduschen nach Stuhlgang (das würde ich sehr ernst nehmen ;) )! Auch zu empfehlen sind Sitzbäder und z.B. Zinksalbe zur Regeneration der Haut am Po. Gibt aber bestimmt noch viele andere hilfreiche Dinge (Babypuder o.ä.)


Ich hoffe dem ein oder anderen hilft der Beitrag hier. Ich für meinen Teil habe mir vorher mehr Sorgen gemacht als notwendig. In der ersten Woche bin ich fast verzweifelt. Aber wenn man weiß, dass es besser wird, dann steht man das durch :super:

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Dome912

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma - Reinigung

Beitrag von Tilda » 08.08.2021, 15:39

Hallo, mit Interesse habe ich deinen Bericht gelesen, weil ich gleichermaßen betroffen bin. Deine Ausführungen möchte ich hinsichtlich der Reinigung nach dem Toilettengang ergänzen. Zuhause habe ich ein Bidet und nutzte Einmalwaschlappen. Zum ersten Mal nach der Rückverlegung bin ich jetzt einige Tage verreist und habe mir vor Reisebeginn große Sorgen in Bezug auf die Sauberkeit nach dem Toilettengang (auch in Verbindung mit Hautirritationen) gemacht. Nach einigem Suchen im Netz habe ich mir eine Podusche bestellt. Als ich sie bestellt habe, war ich nicht sehr überzeugt, dachte aber für 20€ kann ich nicht viel verkehrt machen. Jetzt bin ich begeistert! Eine Kunststoffflasche mit langem Hals wird mit warmen Wasser gefüllt. Ein kräftiger Druck und die Flasche macht was sie soll. Nein ich mache keine Werbung für ein Unternehmen! Ob zuhause oder auf Reisen „HappyPo“ ist genial. Eigentlich für alle Menschen. Nach der Anwendung nur noch sanft trocken tupfen, ich nehme Papiertücher für Babys, und alles ist ok.

Tilda

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Tilda

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Dome912 » 08.08.2021, 15:59

Hallo Tilda,

danke für deine Antwort! Super Tipp mit der Podusche. Hatte ich mir auch überlegt, ebenfalls von HappyPo, war aber etwas skeptisch. Daher freu ich mich zu hören, dass es gut funktioniert. Ich denke selbst für zu Hause ist es wesentlich einfacher als immer in die Dusche zu gehen.

VG

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Dome912

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Tilda » 08.08.2021, 16:24

Probiere es aus. Ich bin sicher es wird dir gefallen,

Grüße von Tilda

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Tilda

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Soneu » 10.10.2024, 17:58

Hallo Dome 912,
Meine RV ist jetzt auch genau 4 Wochen her. Dein Bericht trifft 100% auf mich zu. Auch wenn deine RV schon 3 Jahre her ist, bin ich sehr Dankbar für deinen Bericht. Anfangs dachte ich, dass es bei mir nicht klapt. Aber nach dem ich Deine Bericht gelesen habe gibt es mir neuen Mut.
Vielen Dannk. :winke: :winke: :winke:

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Soneu

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Dome912 » 10.10.2024, 19:53

Hallo Soneu,
das freut mich dir damit Mut gemacht zu haben. Und den darfst du zu Recht auch weiterhin haben, und optimistisch in die Zukunft blicken.

Durchhalten lohnt sich, denn das wird alles wieder werden :super:

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Dome912

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Erfahrungsbericht RV Ileostoma

Beitrag von Blondchen67 » 20.10.2024, 11:30

Hallo,

zum Glück tickt jeder Mensch anders.

Ich habe von Anfang an nach der RV, vor 10 Monaten, ganz weiches WC Papier und ganz sanfte Reinigunstücher genommen und habe damit absolut kein Problem, war nie offen oder irgendwas anderes.

Lg Linda

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Blondchen67

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