von flatliner47 » 19.12.2009, 20:20
Liebe Freunde im Leid,
zunächst in Kürze meine Story:
am 06.11.09 Einweisung ins Krankenhaus wegen renitenter Divertikulitis. Dort erhielt ich Antibiose i.v. Nach 1 Woche schmerzfrei. OP wurde angeraten. Ich stimmte zu und wurde am Freitag, den 13.11.09 operiert. Nach 2 Tagen ITS und Mobilisation guter Hoffnung in kurzer Zeit wieder arbeiten zu können. Doch plötzlich zunehmende starke Schmerzen. Auf Station wurde das vermutlich nicht richtig eingeschätzt und ich wurde 38 Stunden unsäglichen Qualen überlassen. Erst durch hartnäckige und konsequente Intervention durch meine Frau wurde eine 2. OP am 18.09. durchgeführt. Es war höchste Zeit und es war eine Not-OP wegen Nahtinsuffizienz und daraus folgender Peritonitis. Bauchraum großflächig gespült. Anus praeter naturalis angelegt. 2 Wochen ITS. Schlecht heilende OP-Wunde, teilweise wegen Kontamination durch austretenden Stuhl von undicht gewordene Stoma-Platte. Am 02.12.09 nach Hause entlassen. Knapp 2 Wochen täglich Verbandwechsel und Wundpflege durch häuslichen Pflegedienst.
Bis dato immer noch nicht vollständig verheilt, habe aber die Pflege selbst übernommen.
Anfang März soll die Rückverlegung erfolgen.
Mein Vertrauen in die Ärzteschaft hat stark gelitten.
Jetzt habe ich regelrecht Angst vor der RV. Ich kannte vorher keine Angst.
Die Beiträge der Betroffenen im Netz sind sehr differenziert.
Tja, ich will die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben, den lästigen Beutel wieder los zu werden.
Wer möchte mir mentale Unterstützung geben?
Danke
von Rehlein51 » 19.12.2009, 20:28
Hi Flatliner,
ich habe das Gefühl, wir beide haben den gleichen Mist erlebt. Ich würde Dich ja nun gern aufbauen, aber mir geht es ähnlich wie Dir. :shock: Ich habe die RV im Januar und hoffe, dann bis März Dir nur noch Positives berichten zu können. Auch ich habe mein Vertrauen in die Ärzteschaft verloren, aber das Stoma möchte ich schon doch wieder loswerden. Ich habe mich daher entschlossen, die RV in einer anderen Klinik machen zu lassen, bin aber nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung ist. :mad:
Liebe Grüße
Silvia
von G-H-L » 28.12.2009, 20:27
Hallo flatliner47,
dir ist es im Prinzip fast genauso ergangen wie mir. Allerdings trage ich das Stoma nun seit sieben Monaten. Bis zum Zeitpunkt der Rückverlegung sind es dann acht Monate. Im Gegensatz zu dir war ich insgesamt neun Wochen in der Klinik und anschließend vier Wochen auf Reha. Danach bis Anfang Dezember zu Hause. Dann wieder zwei Wochen in der Klinik für mehrere Untersuchungen und Spiegelungen. Nun steht für den 11. Jan. die Rückverlegung an.
Genau wie Rehlein51 habe ich neben dem Facharzt auch die Klinik gewechselt. Ob es die richtige Entscheidung ist, bleibt abzuwarten.
Natürlich habe auch ich Angst vor der RV-OP, aber die Freude, den Beutel am Bauch endlich wieder loszuwerden überwiegt. Richtiges Vertrauen in die Ärzteschaft hatte ich eigentlich noch nie. Aber was will man machen? Durch die vielen Untersuchungen denke ich, daß die Ärzte schon wissen was sie tun. Und ich hoffe daß sie auch das richtige tun.
Ansonsten gäbe es nur die Möglichkeit sich selbst die Kugel zu geben. Aber da gebe ich den Medizinern doch noch mal eine Chance.
Gruß
Gerhard
von MiniBonsai » 28.12.2009, 21:35
Hallo flatliner!
Mal nen paar Zusatzfragen:
Hast du Angst vor der Rückverlegung als OP?
Hast du Angst vor der Narkose als medizinisches Hilfsmittel?
Hast du Angst vor der Hilflosigkeit während der OP?
Hast du Angst vor Komplikationen während/nach der OP?
Ich habe meine Rückverlegung lange vor mir her geschoben...bis ich erkannt hatte, dass meine Angst sich auf die Hilflosigkeit unter der Narkose bezieht und nicht auf die Narkose oder die OP selber.
Die Angst rührte her von den Erlebnissen im Frühjahr mit NotOP und Peritonitis und 5 Wochen Klinik und und und (ein wenig wie bei dir...siehe in meiner Fußnote der Beitrag zu meiner Geschichte)
Und dann habe ich diese Angst analysiert und gesucht wo ich was dagegen machen kann.
Mir hat geholfen,d ass ich die Braunüle schon vorab auf der Station hab legen lassen und nicht erst im Anästhesieraum. Die OP selber war dann "ein Klacks"...
Und auch heute bei einem kleineren ambulanten Eingriff hat das wieder super geklappt mit der Braunüle vorab... gleich war die Angst vor dem Eingriff (ne, vor dem Moment des Ausgeliefertsein) gut im Griff.
Vielleicht hilft es dir auch, wenn du deine Angst genauer anschaust und das aufsplittest.
Ich drück dir fest die Daumen für die Rückverlegung ...und allen anderen auch!
MiniBonsai
von Meta » 28.12.2009, 22:31
Hallo Flatliner,
es ist verständlich,dass du Angst hast,
mein Stoma bekam ich auch wegen Komplikationen im Anschluss
an eine vorherige OP.
Solange man nie Komplikationen hatte,macht man sich nie
großartig Gedanken darüber,die OP-aufklärungsbögen habe
bis zur RV auch nur überflogen...
Nach einem Autounfall setzt man sich zuerst auch nicht
mehr so "unbedarft" hinters Steuer.Aber,irgendwann bleibt einem nichts anderes übrig(will man nicht ewig
bahnfahren )
Es hilft nur positiv zu denken!!! Du wirst es schon
schaffen!!!
Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir alles Gute
für deine RV! Nur Mut!
Liebe Grüße,
Marion (Rv erfolgreich überstanden )
von thomas1967 » 29.12.2009, 00:48
Es ist schon sehr krass zu lesen, dass man jemanden mit solchen Schmerzen so lange leiden lässt. Ich hatte ja dasselbe Problem (Bauchfellentzündung nach Anastomoseninsuffizienz) und es dauerte nicht lange, bis eine klärende CT angesetzt wurde (das ging innerhalb einer Stunde). Danach sofort Not OP und später Lavageprogramm. Irgendwann hatte ich dann das Stoma, da es keinen anderen Ausweg gab.
Meine Rückverlegung war am 11. September, ich hatte - soweit ich das beurteilen kann - sehr gute und kompetente Ärzte um mich rum, die auch in der Lage waren zuzuhören. Die Chirurgin, welche die OP durchführte war jederzeit zu Auskünften bereit und vor allem auch menschlich gesehen absolut top. Gleiches gilt für fast alle anderen Ärzte und das Pflegepersonal.
Zum Thema kann ich nur sagen, dass ich die Rückverlegung nicht bereut habe. Es ist natürlich nicht leicht aber ich schlafe mittlerweile durch, es gibt keine Malheure welcher Art auch immer, nur manchmal juckt mir der After ziemlich doll, was sich mit Bepanthen ganz gut in Griff bekommen lässt.
Angst ist verständlich, hatte ich auch aber es führte kein Weg daran vorbei. Wichtig ist, dass man Ärzte hat, denen man vertrauen kann, was bei mir glücklicherweise der Fall war.
Ich bereue jedenfalls nichts.
MfG
Thomas
von G-H-L » 30.12.2009, 18:20
thomas1967 hat geschrieben:ich hatte - soweit ich das beurteilen kann - sehr gute und kompetente Ärzte um mich rum, die auch in der Lage waren zuzuhören. Die Chirurgin, welche die OP durchführte war jederzeit zu Auskünften bereit und vor allem auch menschlich gesehen absolut top. Gleiches gilt für fast alle anderen Ärzte und das Pflegepersonal.
von flatliner47 » 01.01.2010, 15:09
Vielen Dank für Eure Antworten und Allen zunächst ein GESUNDES Neues Jahr :feiern:
@G-H-L,
Du hast schon recht, das mit der Kugel lassen wir zunächst erst mal beiseite, es sei denn, es handelt sich um die goldene "Ferrero"
Wer aufgibt, hat eh schon verloren, ich nehme mir vor: Augen zu und durch - fertig!
Bisher habe ich Ärzten immer vertraut, weil ja auch bisher immer alles gut ging, (Leistenbruch, Prostatektomie, nachfolgender Radiotherapie). Den Ärzten kann ich auch bei meiner Darm OP nichts vorwerfen. Nahtinsuffizienz muss nicht deren Schuld sein, zumal diese Naht sich in verdächtiger Nähe meines ehemaligen Bestrahlungsgebietes lag. Makroskopisch soll ja nichts zu erkennen gewesen sein. Außerdem lese ich hier im Forum, dass es sehr vielen Leidensgenossen so ergangen ist. Offensichtlich scheint das ein generelles Problem zu sein.
Mein Vorwurf gilt einzig dem Pflegepersonal bzw. der diensthabenden Ärztin (übrigens die einzige, die in diesem KH die wenigsten Sympathiepunkte erhielt).
Nun gut, Schaumama was im März passiert.
@MiniBonsai
Hi, Vor Narkose hatte ich noch nie Angst. Was soll sein - wenn man nicht mehr aufwacht ist es doch ein schöner Tod, oder?
Angst habe ich vor Komplikationen, bzw. dass die RV immer wieder verschoben werden muss, was nicht so abwegig ist, da meine OP-Wunde immer noch (OP war am 18.11.09!!) nicht verheilt ist. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es Verwachsungen gibt. Ich habe ständig irgendwelches Ziehen oder Stechen in allen möglichen Bauchgegenden.
Jedenfalls werde ich dieses mal vor der OP mich sehr genau mit den Ärzten besprechen.
Was ist eigentlich eine Braunüle?? PDA? wenn ja, ist PDA bei der RV notwendig? Oder reicht vielleicht schon Anästhetikum via Zugang?
Herzlichen Dank für das Daumendrück!!
@Meta,
Vielen Dank für Deine lieben Worte und vor Allem auch der Info, dass Deine RV glücklich verlaufen ist.
Ich werde vorher ein paar Whisky trinken, dann wird mich der Mut schon nicht verlassen...
@Thomas,
Ich glaube, wenn ich es mir richtig überlege, dass ich mein Ärztevertrauen wieder gewinne, da ich nach meiner Analyse doch zu differenzierten Ergebnissen gekommen bin (s.o.)
Was meinst Du damit, dass es nicht leicht war nach der RV?
Wie auch immer - ich werde es durchstehen.
Alles Gute an Alle
Andreas
von MiniBonsai » 01.01.2010, 16:32
flatliner47 hat geschrieben:@MiniBonsai
Angst habe ich vor Komplikationen, bzw. dass die RV immer wieder verschoben werden muss, was nicht so abwegig ist, da meine OP-Wunde immer noch (OP war am 18.11.09!!) nicht verheilt ist.
flatliner47 hat geschrieben:@MiniBonsai
Außerdem habe ich das Gefühl, dass es Verwachsungen gibt. Ich habe ständig irgendwelches Ziehen oder Stechen in allen möglichen Bauchgegenden.
flatliner47 hat geschrieben:@MiniBonsai
Was ist eigentlich eine Braunüle?? PDA? wenn ja, ist PDA bei der RV notwendig? Oder reicht vielleicht schon Anästhetikum via Zugang?
von pleasure » 01.01.2010, 17:29
Hello flatliner47 und alle anderen „Rückverlegungs-Erwartenden“ und „schon Rückverlegten“
Bei mir ist es mittlerweile knapp über 1 Jahr her seit der RV und ich bin sehr dankbar, auch wenn es lange gedauert hat, bis alles wieder einigermassen normal lief…..
Vielleicht hat das auch etwas mit dem Alter zu tun, den Heilungsprozess meine ich? Jedenfalls haben sich gestern endlich zu Silvester mein Trauma Intensivstation in Hameln 07/08 und ich voneinander verabschiedet
Und so bin ich nach längerer Zeit wiedermal hier drin gelandet. Lese zwar öfters mit aber halte mich zurück mit schreiben und überlasse das Feld aktuell Betroffener.
Ich habe die RV trotz Komplikationen bisher nie bereut. Dankbar bin ich auf jeden Fall, dass sie überhaupt möglich war und auch wenn Ärzte im Vorfeld einige markante Fehler machten, es hat dennoch geklappt!
Ich werde wahrscheinlich sogar irgendwann wieder nach Coppenbrügge reisen um meinen Bruder und seine Frau zu besuchen, allerdings eher im Frühling oder Sommer, die Gegend ist im Winter ziemlich trostlos
Viel Glück, Geduld und Glauben daran, dass es schon gut kommt, man kann es eh nicht ändern und muss dem Schicksal den Lauf lassen
Liebe Grüsse an Alle die mir in meiner "Krisenzeit" virtuell beigestanden sind und mir dadurch die Kraft gegeben haben, das Alles zu überstehen.
Nora
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