von Pöhler » 07.06.2012, 13:28
Hallo,
naja, bei mir bleibt die ganze Situation mit den zig Stuhlgängen und den Schmerzen bzw. dem Brennen nach wie vor frustrierend und auch unberechenbar. An einem Tag denk ich fast, jetzt gehts bergauf, schlaf sogar mel ne Nacht durch, Stuhl ist sogar fester, am nächsten Tag häng ich 12 Stunden auf dem Klo. Dabei ess ich so, dass es schonender kaum sein kann. Jetzt soll ich es mal mit Immodium versuchen.
Genau so schlimm wie die Schmerzen und das höllische Brennen find ich die psychische Seite: kaum Fortschritte und am normalen Leben ist es kaum möglich teilzunehmen, weil es jederzeit losgehen kann. Ausserdem sind die Schmerzen und die ewige Rennerei so ermüdend und zermürbend, dass ich mich ständig total kaputt fühle. Ich beneide einige von euch richtig dafür, wie anscheinend locker sie mit all dem umgehen können. Ich hab das nicht so gut im Griff. Im Moment bin ich zwar hundemüde, sitz aber wenigstens mal nicht auf dem Lokus.
von Reiner1951 » 07.06.2012, 16:36
Versuchs doch mal mit den TILITIN-Tropfen von Ratiopharm .
Mir haben die sehr geholfen . Ich kann tagsüber meinen Stuhlgang jetzt sehr gut kontrollieren , auch wenn ab und zu mal etwas "Land" dabei ist . Das ist aber selten . Zur Sicherheit habe ich Einlagen in der Wäsche . Nachts sieht das etwas schlechter aus , ich glaube wenn ich schlafe macht mein Hintern was er will und ich merke es nicht . Aber daran arbeite ich .
Und das Brennen ist fast weg ......
von Häslein » 07.06.2012, 17:02
Hallo zusammen,
Tilidin, der Wirkstoff des recht bekannten Valorons, gehört eigentlich zur Stoffgruppe der Opiate.
Durch eine kleine Veränderung der Strukturformel braucht man jedoch kein BTM ( Betäubungsmittel ) Rezept. ( Geschickter Schachzug der Industrie )
Wie alle Opiate verlangsamt es die Darmtätigkeit. Je nach Dosierung muss man auch mit Verstopfung rechnen, vor allem dann, wenn noch ausreichend Dickdarm vorhanden ist.
Tilidin ist ein indirektes Schmerzmittel, d. h. der Wirkstoff Tilidin an sich wirkt nicht analgetisch, erst nach Verstoffwechsung in der Leber wird es zu Nortilidin. ( Prodrug )
Die Wirkung bei Reiner lässt sich gut mit einer Schmerzstillung und einer verminderten Darmperistaltik erklären.
Es ist allerdings Vorsicht bei längerer Einnahme geboten: Tilidin hat ein ( hohes ) Abhängigkeitspotential. ich finde die Schreibung von Potential mit z nach der Rechtschreibreform schrecklich und verweigere mich , also Suchtpotential, und zwar körperlich und seelisch!
Auf lange Sicht empfiehlt sich daher bei Notwenigkeit immer ein retartdiertes Mittel!
LG, Häslein
von Reiner1951 » 07.06.2012, 17:26
Ich benutze diese Tropfen nur noch sehr selten ,
da sich die enormen Schmerzen fast verflüchtigt haben .
Sicherlich habe ich auch so kurz nach der OP zu schnell zu viel erwartet ,
aber das kommt eben daher das mir niemand gesagt hatte
was da alles auf mich zukommt .
von Pöhler » 07.06.2012, 17:52
Gibts nicht etwas wirksames, anderes gegen das Brennen während des Stuhlgangs und danach? Reiner verträgt das Tilidin anscheined gut. Es gibt aber viele, die negative Erfahrungen gemacht haben. Hab ich nicht nur gelesen, mir hat auch persönlich jemand erzählt, dass er schon nach der ersten Einnahme Leute zuhause gesehen hat, die gar nicht da waren. Und Halluzinationen sind nicht genau das, was ich jetzt auch noch brauche.
Aber wie gesagt, genauso quälend wie die Schmerzen find ich die Einschränkung im Alltag. Es gibt ja durchaus mal ein paar Stunden, in denen es etwas besser ist, aber halt mal tagsüber, mal nachts. Aber ich kann nicht einen einzigen Tag im Voraus planen. Ok die Rückverlegung ist erst knapp 2 Monate her, aber hätte ich vorher gewusst, was da auf mich zukommt, keine Ahnung, ob ich nicht alles beim alten(Beutel) belassen hätte. Andererseits bin ich natürlich froh, dass ich den los bin.
von Häslein » 07.06.2012, 18:33
Hallo,
grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten:
Anale Irrigation: Damit wärest Du dann längere Zeit ohne Stuhl. Ob und wann es bei Dir möglich ist, muss der Arzt sagen.
Analtampons
Medikamente: Novamin gegen das brennende Gefühl, auch Paracetamol. ( Arzt fragen )
Senkung der Peristaltik: Imodium
Verminderung der Gallensäure mit Quantalan; gibt es auch unter anderem Namen als Kautablette
indischer Flohsamen ( Muckfalk )
Hemmung der Magensäure mit PPI Mitteln
Steuerung über die Ernährung: Die erste Tagesmahlzeit sollte aus warmem Dinkel- oder Haferbrei bestehen, falls Du das essen kannst.
Analbereich nach jeder Entleerung ausduschen; gute Erfahrung mit Coloplast Wundsalbe wurde berichtet.
Man kann auch die Haut am Po mit einem Hautschutzspray einsprühen bzw. damit getränkte Tücher verwenden.
Nix mit Säure essen und trinken.
Alle Arzneien und sonstige Empfehlungen natürlich nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
LG, Häslein
von doro » 07.06.2012, 19:07
Nur noch ein Wort zu Tilidin, von jemanden der nicht ohne Erfahrung im Abhängigkeit von Medikament ist
Natürlich ist es sehr wirkungsvoll NUR es nimmt nicht allein den Schmerz,sondern läßt auch eine gewisse euphorische Wirkung nicht ausschließen. Deshalb ACHTUNG bei regelmäßigem Gebrauch !!und sorglosem Umgang mit dem Zeug.
von Pöhler » 04.07.2012, 13:49
Hallo nochmal,
ich meld mich vor allen Dingen nochmal wegen der Betroffenen, die vor der Rückverlegung stehen oder nach ihr mit den bekannten Problemen zu kämpfen haben. Und die dann im Forum jede Menge Horrorgeschichten - auch von mir - zu lesen bekommen.
Ca. 5 weitere Wochen sind vergangen seit meinem letzten Eintrag, also gut 10 Wochen nach der RV. Und wenn auch noch vieles unbefriedigend ist, einiges hat sich tatsächlich auch gebessert. Wenn ich einmal anfange zum Klo zu rennen, dann leider immer noch zig mal hintereinander. Aber - und das ist meine grösste Erleichterung - das höllische Brennen ist so gut wie weg. Und zwar wirklich von dem Zeitpunkt an, an dem ich angefangen habe täglich eine Portion Haferflocken zu essen. Kaum zu glauben, vielen Dank für den Tipp. Schmerzmittel nehm ich schon seit Wochen nicht mehr. Über die Ernährung geht wirklich fast alles, einige Dinge vertrag ich einfach nicht, scheinbar u.a. auch die "Fix" Produkte, aber es gibt genug was ich mag und keinen Stress macht. Und so erweitert sich langsam auch mein Aktionsradius immer mehr, auch wenn ich immer noch nicht weit im voraus planen kann. Selbst eine Bratwurst, der ich letztens beim Grillen nicht widerstehen konnte, liess mir erstaunlicherweise meinen Frieden. Auf Rückfälle bin ich eh eingestellt, aber wenn es zwei Schritte vorwärts geht wie momentan, bin ich auch bereit einen mal zurück zu gehen. Das war vor Wochen noch um einiges anders, da dachte ich das wird nie wieder besser, ich will meinen Beutel zurück. Mein behandelnder Chirurg, den ich kürzlich traf, sagte, dass es wahrscheinlich nie wieder ganz so werde wie vor der Diagnose, mit der Zeit und mit Geduld aber immer etwas besser. Das mit der Geduld ist zwar nicht meine grösste Stärke, aber die Fortschritte zuletzt haben meine Laune doch deutlich angehoben.
Und genau das, nämlich gute Laune wünsch ich euch allen.
von Maetzi » 04.07.2012, 14:55
Hallo alle Mitleidenden
Auch ich wurde über die Nachwirkungen der RV nicht aufgeklärt, ich hab das erst durch das lesen dieses Forums hier erfahren. Da dies ja wirklich ein allgemeines und wahrscheinlich immer auftretendes Problem ist, versteh ich die Nichtaufklärung garnicht.
Meine RV war 03/11 und ich leide auch heut noch unter sehr starken Durchfällen und starke Schmerzen davor sowie natürlich danach. 2 Tage ist garnichts, dann wieder 2-3 Tage schlimm bis sehr schlimm. Konnte bis jetzt auch noch kein Nahrungsmittel verantwortlich dafür machen. Haut es kurze Zeit nach dem Essen schon wieder durch, bleibt es paar Tage später ohne Probleme drinnen. Helfen tut mir durchaus Loperamid, die starken Attacken alle paar Minuten kann ich damit lindern. Weggehen tut es aber nicht. Auch bei mir war es kurz vorm Schließmuskel, was ja anscheinend dann wohl länger anhällt.
Was wenigstens klappt, ist das Aufwachen kurz davor. Hatte daher im Bett noch kein Malheur.
Grüße
Maetzi
von Blondie55 » 04.07.2012, 22:44
Hallo Pöhler,
freut mich das es bei Dir nun langsam bergauf geht
Kleiner Tipp noch zum ausprobieren: Kein Brot essen, vor allem kein frisches
Brot. Lieber Brötchen, Toast, Weissbrot.
Seitdem ich das durchziehe ist diese ewige Pupserei vorbei.
@ Maetzi kurz vorm Schließmuskel dauert wirklich sehr viel länger,
War bei mir auch so, nun ist es fast schon 2 Jahre her...............
Es ist nicht so wie vorher, wird es wohl auch nicht mehr werden, trotzdem
bin ich froh einen guten Chirurgen gehabt zu haben. Ansonsten wäre wohl der A.... ab. . Nachts ist mir schon öfter ein Malheure passiert
Aber eigentlich ist alles gut, bzw. wird immer besser.
Nimm , wen es möglich ist nicht so oft Loperamid. Du nimmst Deinem Darm damit die Möglichkeit sich zu trainieren.
Wurde Dein Darm inzwischen mal endoskopisch beurteilt?
Könnte sehr aufschlussreich sein, wegen der noch so häufigen Durchfälle.
LG
Blondie
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