von Rebellin » 12.06.2012, 17:20
Hallo,
hat Jemand Erfahrungen mit der Rückverlegung eines endständigen Kolostomas.
Die Anlage ist jetzt ein Jahr her.
Ich habe jetzt die Möglichkeit der Rückverlegung.
Woher weiß ich, ob mein Schließmuskel ausreichend ist?
Handelt es sich hierbei um einen großen Eingriff oder
kann so etwas minimal intensiv operiert werden?
Welche Möglichkeiten kennt ihr für das Schließmuskeltraining?
LG Katrin
von pixipixi » 12.06.2012, 19:58
Liebe Katrin,
ich habe das gerade "hinter mir"...
Anlage eines Kolostomas nach Hartmann 03/2011
Anastomose 05/2012 und ich habe mir ein "Schutz-Ileostoma" legen lassen.
Aber der Reihe nach...
Ich komme aus Hamburg und wir haben doch eine recht große Auswahl an Möglichkeiten (sofern es kein Notfall ist...)
Als erstes habe ich einen Fachmann aufgesucht und ihn gefragt, wo er hingehen würde, wenn er in meiner Situation wäre...? Wie aus der Pistole geschossen kam.......
Mit der Klinik Kontakt aufgenommen, im Internet schon mal recherchiert über die Klinik, das Forum seitenweise gelesen...
In der Klinik hat die Ambulanz mir sehr nett erklärt wie das Verfahren aussieht. Erst die Untersuchung ob der Schließmuskel ausreicht, ob die verbliebene Länge ausreichend ist und und und...
Als das alles okay war habe ich vor Freude erstmal Rotz und Wasser geheult, weil meine Anspannung abfiel, ob eine RV möglich ist oder nicht.
Dann erneut einen Termin in der Ambulanz bekommen für OP Besprechung.
(Immer wenn ich Fragen hatte zur OP habe ich die Fragen gleich aufgeschrieben, Zettel hing am Kühlschrank)
Den Arzt konnte ich meine Fragen alle stellen. Wir haben alles was uns einfiel abgewägt...irre.so ein Gespräch wünsche ich mir IMMER....
Dann habe ich mit ihm den OP-Termin besprochen (meine Tochter auf Klassenreise und ich lass in der Woche die OP machen), Vorbesprechung war im Februar, RV im Mai 2012.
Oft hatte ich Zweifel, soll ich es machen lassen, soll ich die Risiken auf mich nehmen (ich hatte einen Krankenhauskeim und seitdem eine "Keim-Phobie". Mit dem Kolostoma kam ich soooooooooooooooooooooooo super gut zurecht, das habe ich teilweise vergessen.
Doch mein Narbenbruch über die gesamte Naht vom Bauch machte mir einen Strich durch die Rechnung! Ich musste operiert werden, Stoma hin oder her.
Es ging auch alles gut. Und ich war sehr überrascht wie gut es mir nach der OP ging! Fast keine Schmerzen! Ileo förderte auf Anhieb (warum auch nicht?)
(Ich habe keine Darmerkrankung wie MC, CU, CED oder Divertrikulitis, sondern einfach nur Pech das durch eine Entzündung des Eierstocks die Entzündung den Dickdarm (Sigma) angegriffen hatte, Mangeldurchblutung, 2 Tage nach Gyn-OP Darm geplatzt)
Mir persönlich haben die Medikamente wie Schmerzmittel (obwohl ich das nicht wollte!) und Magenschutz Tabletten mehr zugesetzt als die OP selber. Mein Kreislauf kam erst in gang als sie dieses "Depidolor" abgesetzt haben.
Dann habe ich die Bettdecke beiseite geschlagen und bin aufgestanden. Langsam und in Schonhaltung (obwohl alles gut war...) dann nach 2 Tagen nach "richtigem" Essen verlangt.
Dies alles nur, weil ich panische Angst habe vor Keimen und ich so schnell wie möglich nach Hause wollte. Auch mit Fäden, Reiter vom Ileo und Reddon-Schläuche. Egal, nach Hause.
Die Rückverlegung vom Ileostoma ist für September angedacht oder evtl. auch erst nach dem 9. Oktober. Bis dahin muss ich mir aber noch die ein oder andere Untersuchung gefallen lassen. Ich möchte gern OHNE Beutel aufwachen.
Fragen? Gern...
LG pixipixi
von doro » 12.06.2012, 20:34
Nur eine FRage, weil sich Dein Bericht so sensationell anhört: WO wurde zurück verlegt.Gern auch per PN
Du liest Dich so gut, dass man Rückverlegen möchte, auch wenn es indiskutabel ist.
von Häslein » 12.06.2012, 21:46
Hallo Kathrin,
wenn es bei Dir möglich ist, empfehle ich zur RV einen sog. Colon Pouch.
Er dient zur "Bremse", wenn das Rektum verkürzt ist.
Gute Infos erhältst Du auf der Internetseite des Klinikums in Leverkusen und natürlich auch direkt in der Klinik Leverkusen. Die haben damit gute Erfolge.
Die Lebensqualität ist mit Colon Pouch deutlich besser; auch bessere Gewährleistung der Kontinenz.
Der Colon Pouch ist nicht so verbreitet, was sehr schade ist! Leider weisen zu wenige Chirurgen auf diese Möglichkeit hin, entweder, weil sie die Methode nicht kennen oder ungern Patienten abgeben.
Ggf. wäre das eine Alternative für Dich. Falls es bei Dir machbar ist und noch genügend Dickdarm vorhanden ist, lebt es sich damit nachweislich besser!
Der Colon Pouch ist nicht mit dem "J- Pouch des Dünndarms"zu verwechseln.
LG, Häslein
von Meta » 12.06.2012, 23:45
Hallo Kathrin
da ich jetzt nicht weiß,wieviel Darm dir fehlt
kann ich dir nur soviel sagen,generell ist es
theoretisch möglich ein endständiges Kolostoma
minimalinvasiv zurückzuverlegen.
Nur,ob es in deinem speziellen Fall auch möglich ist,kann
dir natürlich nur dein Arzt sagen,denn die Grundvoraussetzungen spielen ja eine ganz entscheidene
Rolle und diese sind ja bei jedem anders.
Vor der RV wird ja (gehe ich mal von aus) ein Ct mit Kontrastmittel gemacht und dabei kannst du auch sehen/merken wie gut dein Schließmuskel ist.
Für spezielle Übungen einfach Schließmuskeltraining
bei der Suchfunktion eingeben,da wirst du bestimmt gute Tipps finden.
Liebe Grüße,
Marion
von Carstilein » 13.06.2012, 08:38
Hallo Katrin,
ich kann dir mal meine Erfahrung berichten: Mitte März 2011 erhielt ich nach einer Sigmaresektion und anschließender Anastomoseninsuffizienz ein endständiges Kolostoma (colon descendens). Ich kam damit nicht so gut zurecht, da es aufgrund der Not-OP nicht richtig geplant werden konnte und direkt in einer Hautfalte saß, weshalb ich ständig Unterwanderungen hatte...
Im November 2011 (nach 8 Monten) war bei mir die geplante RV. Die OP ist sehr gut verlaufen und es hatte den Anschein, dass ich jetzt wieder "normal" leben kann. Doch dann kam der Genickschlag! Schon wieder ging die Darmnaht auf. Also hieß es erneut Not-OP und neues Stoma. Dabei wurde mir wieder ein Kolostoma (diesmal aber colon transversum) angelegt. Allerdings wurde dabei das Darmende von unten nach oben gezogen. Es ist also im Grunde genommen ein absteigendes Stoma, das aber oben sitzt... Mit dem lebe ich jetzt also seit ca. 7 Monaten und komme sehr gut damit zurecht. Da es diesmal trotz Not-OP wirklich gut sitzt, habe ich keine Unterwanderungen mehr. Ich soll mindestens 1 Jahr warten, bis wir einen neuen Versuch der RV planen. Zudem ich im Januar 2012 eine rießige Hernie hatte, musste mir ein Netz eingesetzt werden. Dabei hat der Chirurg sich gleich mal im Bauchraum umgeschaut und festgestellt, dass so gut wie keine Verwachsungen entstanden sind und daher die RV problemlos von statten gehen kann. Nur bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich das überhaupt machen lasse!
Ein gesunder Mensch würde sich an den Kopf langen, warum ich da überhaupt ins Grübeln komme, aber weil ich zum zweiten Mal dem Tod von der Schippe gesprungen bin (beide Not-OPs waren echt knapp), muss ich mir das gründlich überlegen! Vielleicht suche ich mir eine Spezialklinik, wobei die Klinik in der ich bisher war, ein anerkanntes Darmzentrum ist. Aber mein Hausarzt rät mir auch dazu, mich nach einer anderen Möglichkeit umzuschauen.
Bitte lasse dir von meiner Erfahrung jetzt keine Angst machen, denn das ist ja alles von Fall zu Fall ganz individuell. Bestimmt geht bei dir alles gut! Ich drücke dir die Daumen!
von rammi » 13.06.2012, 10:38
Hallo Katrin,
eine Rückverlagerung mit Stuhlkontinenz gelingt bei guter Vorbereitung eigentlich immer. (Auch wenn Du hier natürlich oft gelesen hast, dass es schief geht und die Nahtstelle aufging)Wenn Du in der Vergangenheit den Darm wegen des Schleimes ab und an gespült hast, so kannst Du vielleicht schon ein wenig einschätzen ob Du die Flüssigkeit halten konntest. Auf jeden Fall sollte ein solcher Haltetest vor der Rückverlagerung erfolgen.
Entscheidend ist, ob und wenn ja, wieviel von Deinem Mastdarm(Rektum) entfernt worden ist. Dieser ist in der Regel zwischen 14 und 18 cam lang und hat die Halte/ Speicherfunktion vor der Darmentleerung. Nach unten geht er direkt in den Schließmuskelbereich über.
Erfahrungsgemäß hast Du dann keine Halteprobleme zu erwarten, wenn bei Dir der Mastdarm gar nie angerührt worden ist. Laut Deiner Eingangsbeschreibung im Februar 12 hast Du wohl gute Chancen, dass dies bei Dir der Fall ist.
Sollte jedoch am Mastdarm ein Stück entfernt worden sein und weniger als 10-12 cm erhalten sein, so solltest Du unbedingt den Rat von Häslein mit Deinen Ärzten besprechen.
Grundsätzlich ist die Rückverlagerung Minimal Invasiv möglich. Bei Deinen Vor Op`s kann dies aber nur der Operateur einschätzen.
Du hattest zuletzt ja auch eine bestende Blasenproblematik beschrieben. Vielleicht kann man dies, für den Fall dass noch Bedarf besteht, in derselben OP auch noch angehen.
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen
HG
rammi
von Rebellin » 13.06.2012, 22:23
Hallo Ihr Lieben,
ich bin fassungslos, wie schnell und kompetent ihr mir geantwortet habt.
Einige von Euch haben sich super lieb mit meiner Geschichte beschäftigt und mir ganz präzise Ratschläge gegeben.
Ihr seid alle einfach toll!
Bei einigen Dingen frage ich noch per PN nach. Bin leider nicht ganz so toll informiert wie Ihr.
In jedem Fall mache ich mir jetzt einen Termin mit meinem Professor.
Ich lasse meinen Schließmuskel prüfen und bespreche mit ihm die Möglichkeiten, sowie den Umfang der OP.
Solange passiert ja noch nichts und ich tue endlich etwas, so dass ich nicht mehr über wenn und aber nachdenken muß.
Ihr habt mir alle Mut gemacht und schon viel von meiner Angst genommen.
Seid alle ganz lieb umarmt!
Katrin
von Blondie55 » 14.06.2012, 17:46
Hallo Katrin,
mein endständiges Stoma wurde auch nach einem Jahr rückverlegt.
Die Chirurgin hat für die OP das vorhandene Loch des Stomas genutzt.
Die Öffnung musste dann doch noch etwas weiter gemacht werden ( ca 20 cm)
weil bei der OP dann doch noch ein paar Baustellen behoben werden mussten.
Durch vorangegangene Fistel-Ops und Bestrahlung hatte ich etliche Verwachsungen, welche gelöst wurden. An einer Stelle war der Darm so sehr
verengt, so das dieses Stück rausgenommen werden musste. ( 15 cm ).
Im Krankenhaus war ich 3 Wochen. Hat etwas länger gedauert. Wurde auch
mit sehr starken Schmerzmitteln behandelt ( Morphien ).
Heute nach ca 1,5 Jahren geht es mir gut. Es ist nicht so wie früher,
aber es hat sich gelohnt
LG
Blondie
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