von U2300 » 14.02.2013, 14:26
Liebe Mitkänguruhs,
bei mir steht nach einer langen Odyssee über fast zwei Jahre endlich eine Rückverlegung an, und zwar in viereinhalb Wochen in der DKD Wiesbaden. Mein Chirurg hat mir außer dem Termin keinerlei Hinweise gegeben, wie ich mich vorzubereiten habe. Dankenswerterweise hat mich jedoch Hanna70 in einer PM eindringlich darauf hingewiesen, daß ich mich mit Beckenbodentraining, Schließmuskelgymnastik usw. befassen muß, und zwar schleunigst.
Ich habe daraufhin nach einschlägigen Auskünften hier im Forum gesucht und auch eine Menge guter Ratschläge gefunden, hauptsächlich von Häslein. Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen, zu denen ich für Antworten sehr dankbar wäre.
WIE mache ich eine Beckenbodengymnastik? Brauche ich dazu eine professionelle Anleitung?
WIE mache ich ein Schließmuskeltraining?
Sind diese Elektrostimulatoren eine wertvolle Hilfe zum Schließmuskeltraining? Wo bekommt man die? Welches Fabrikat ist empfehlenswert? Muß man die kaufen, oder werden sie verliehen? Zahlen das die Kassen?
Was ist von Biofeedback zu halten? Hier habe ich was gefunden: http://www.ratgeber-darmkrebs.com/Biofeedback.html
Gibt es sonst noch was, das ich machen müßte?
Wann und wo wird dieser Haltetest gemacht?
Ich soll am 18.3. morgens in der DKD erscheinen zur Vorbereitung, Anesthäsie-Gespräch usw., und am Folgetag soll die RV durchgeführt werden, gleichzeitig mit einer operativen Dehnung des geschrumpften Afters.
Die Stomaanlage war notwendig, weil ich nach einer mißlungenen Harnröhren-Rektum-Fistel-OP "trockengelegt" werden mußte, also vorübergehend kein Stuhl- oder Harnabgang auf den natürlichen Wegen erfolgen durfte. Dann kam eine Komplikation hinzu, als durch Zufallsbefund eine kokusnußgroße Dermoidzyste im kleinen Becken entdeckt wurde, die nur vom Steiß her zugänglich war und im Oktober 2012 endlich entfernt werden konnte. Die Riesenwunde an der einen Pobacke ist jetzt vollständig verheilt, so daß jetzt ohne Infektionsgefahr für diese Wunde die RV in Angriff genommen werden kann. Ich habe ein Colostoma mit Hartmann-Stumpf.
Ich freue mich auf Antworten.
Ulrich
von Häslein » 14.02.2013, 15:59
Hallo Ulrich,
ich kann mich noch gut an Dich erinnern. Es ist super, dass endlich alles verheilt ist.
Mich stört die gleichzeitige Dehnung inclusive RV!
Bevor die Stenose nicht gedehnt ist, betrachte ich persönlich ein gutes Training des Schließmuskels schwierig.
Bevor man hier erklärt, was Du wie machen kannst, eine Frage:
Kannst Du selbst Deinen Enddarm jetzt ertasten - könntest Du einen Finger ohne große Probleme dort einbringen, versuche das mal. Speiseöl hilft, es gleitfähiger zu machen.
Falls das geht, kneife mal den Po zusammen, so als ob Du Durchfall anhalten willst, also so fest es geht - dabei den Finger im Po lassen.
Je nachdem, ob es überhaupt geht und was Du dann beim Anspannen des Schließmuskels merkst, gestaltet sich das weitere Training.
Ich schreibe hier nicht, was Du idealerweise merken sollst, weil das vielleicht dann die eigene Empfindung beeinflusst. So ähnlich wie: Denke an eine saftige Zitrone, stelle Dir vor, wie Du sie auspresst. Dir wird sauer im Mund... normal. So ähnlich wäre es auch, wenn man vorher schreibt, was Du selbst fühlen könntest.
Vielleicht möchtest Du dann berichten.
Weitere Tipps von Usern kommen bestimmt auch noch.
LG, Häslein
von doro » 14.02.2013, 16:47
Ich meine, daß Dich Rosi ( in einer Privataudienz ) und auch gerade der Hase gut beraten haben .
Ich mag nun nicht entscheiden, ob Du für das Training nun unbedingt Gerätschaften benötigst, denn um diese zu handhaben bräuchte es
wahrscheinlich immer vorbereitende Maßnahmen . Dieses - anspannen und los lassen- kannst Du in fast immer und überall anwenden und es ist eine gute Vorbereitung .Natürlich ohne Finger im Po
U2300 hat geschrieben:Sind diese Elektrostimulatoren eine wertvolle Hilfe zum Schließmuskeltraining? ... Muß man die kaufen, oder werden sie verliehen?
von Bag-Owner » 14.02.2013, 17:46
Hallo,
einzig die Zeit bis zur Rückverlegung erscheint mir, bei aktuell ungewissem Zustand/Funktion des Schließmuskels bzw. Rückhaltefähigkeit generell, in diesem Zusammenhang doch sehr kurz, oder was meint ihr?!? Ist das kurzfristig (4 Wochen) überhaupt zu stemmen?
LG
Bag-Owner
Wenn der Schließmuskel wirklich 2 Jahre nicht trainiert wurde stelle ich mir das auch schwierig vor. Keine Ahnung wie schnell sich der Muskel regeneriert, vielleicht auch bei jedem anders
Ich habe einen Patienten kennengelernt der zugab die ersten Wochen wirklich Windeln getragen zu haben und es erst später mit stetigem Training geschafft hat.
Also da hätte ich mit der RV noch gewartet und erstmal trainiert.
Lieben Gruß billy64
von U2300 » 14.02.2013, 19:55
Hallo,
Zunächst möchte ich sagen, daß ich es Klasse finde, daß ich so schnell Antworten gekriegt habe. Der Chirurg, der beide OPs gleichzeitig durchführen will, ist eigentlich der Chirurg meines Vertrauens, der Chefarzt der Proktologie. Er war es, der mich von der unliebsamen Zyste befreit hat. Er hat den Darm abgetastet, kam aber mit dem Finger kaum rein. Also muß da wohl was gemacht werden. Aber wenn ich das vorher machen lasse, verzögert sich das Ganze. Ich werde mal den Stationsarzt anrufen.
Gerät leihweise? Wenn man dem oben von mir angegegenen Link folgt, steht dort: "Informationen zur Kassenübernahme für den Patienten: Ein Biofeedback-Gerät wird dem Patienten leihweise überlassen und von den Kassen erfolgt die Kostenübernahme. Sprechen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten darauf an."
Häslein, Deine Vorschläge werde ich mal durchführen. Bißchen ungewohnt, aber was soll's. Ich habe heute übrigens meine Stomatherapeutin angerufen. Die meinte, eine Vorbereitung mit Schließmuskeltraining sei nur bei Leuten nötig, die nahe am After operiert worden sind, z. B. bei einem Rektumkarzinom. Bei mir trifft das ja nicht zu. Ansonsten sei nichts nötig. Ich will aber nichts falsch machen, weil ich keine Lust habe, hinterher mit Windeln rumzulaufen.
Wie lange ist eigentlich die typische Verweildauer bei einer komplikationslosen RV? Ich habe das in der DKD mal gefragt und bekam gesagt, typisch 5 Tage. Hier im Forum liest man jedoch von viel längeren Zeiten.
So, Frauchen wartet mit dem Abendbrot.
Bis demnächst!
Ulrich
von Häslein » 14.02.2013, 20:36
Du brauchst das mit dem Finger nicht zu versuchen - Du hast die Antwort gerade selbst gegeben: Der Arzt kam kaum rein!
Dann ist meistens der Sphinkter etwas dazu verzogen, ( nicht im Sinne von verwöhnt )
Was ich geschrieben habe, war KEINE Anleitung zum Training - ich wollte die Stenose erkennen. Deine neuen Schilderungen reichen.
Vorab: Deine Stomatante hat im Grunde recht: Dein Rektum ist da, es wurde nichts großartig entfernt. Das Eindicken soll gegeben sein.
Also prinzipiell alles ok... Aber
Wegen der Dehnung könnte es zusammen mit der RV Probleme geben:
Es können sich nämlich Spasmen am Schließmuskel einstellen. Das ist nicht schön und kann einem den Schweiß auf die Stirn treiben.
Guckst Du bei Google *Tenesmen* - könnte auch kommen, muss nicht. Da kann man vorher keine Vorhersage machen.
Ein Schließmuskeltraining mit irgendwelchen Gerätschaften fällt aus wegen ist nicht - das kann man vor der Dehnung nicht machen - zudem bist Du Marcumar Pat! Da hätte ich Bedenken, und zwar wegen der möglichen, kleinen Verletzungen des Sphinkters aufgrund der Enge.
Deshalb kann man da auch vorher keinen großen Test machen.
Das ist auch nicht wirklich nötig. Deshalb habe ich vorher gefragt, wie sich der Sphinkter jetzt verhält. Ohne die Info, dass der Doc kaum mit dem Finger rein kam, hätte ich nix weiter schreiben können.
Zum Schließmuskeltraining mal grundsätzlich:
Da kann man nie pauschalisieren. Es kommt immer auf die Leistung des Sphinkters VOR dem evt. Training an. Die ist mal so und mal so, hierbei kommt es wiederum auf andere, weitere Faktoren an ( Art der Erkrankung, Art der OP ) ... und auf das Alter. Wir brauchen uns nix vorzumachen:
Die Schließmuskelfunktion wird im Alter nicht besser... Du sollst auch keine Nüsse knacken können damit . Mit dünnem Stuhl ist nicht unbedingt zu rechnen, außer in der Anfangsphase vielleicht.
Viele Buchstaben - kurzer Sinn: Ohne die Dehnung hätte ich für mich bei Deinen Gegebenheiten keine große Sorge. Startschwierigkeiten ausgenommen. Frage nochmals konkret, ob die Dehnung problemlos gleichzeitig erfolgen kann. Wenn der Meister sagt, dass er da keine Probleme sieht, lasse Dir das schriftlich bestätigen. Das wird er eher nicht tun. Aber dann rückt er eher mit Bedenken raus, falls vorhanden.
Ich verstehe absolut, dass Du die Sache über die Bühne bringen willst - allerdings soll man bedenken, dass ein Stoma bei vielen Meistern eine Art RV - Reflex auslösen kann... ernsthaft. Es kommt nicht so selten vor, dass Dinge beschönigt werden. Das ist keine böse Absicht, sondern es geht um die Relativierung der Chirurgen... für die meisten dieser Spezies sind etwaige Probleme nach der RV weniger drastisch als ein Stoma. Da gibt es dann so Gedanken wie *Einlagen*, *Training*, *Medikamente* usw... mit denen man in den Köpfen der Docs viel besser klarkommt als der Pat. dann in der Realität. Deshalb: Frage nach...
Wenn wirklich keine Einwände kommen, leg los.
5 Tage sind realistisch - auch 7 Tage, oder 10 - es kommt auf die Klinik an. Ohne Komplikationen stellt die DKD dafür eher keine 2 Wochen ein Bett. Die Angaben des Docs sind ok, bis 7 Tage...
LG, Häslein
von Hanna70 » 14.02.2013, 21:35
Hallo Ulrich,
da ich selbst ja gar nicht an RV zu denken brauche, lese ich lediglich aus allgemeinem Interesse in diesem Thread und konnte Dir deshalb nur die allgemeinen Tipps, die ich da mitbekommen hatte, weitergeben. Der beste war wohl, dass Du noch mal ins Forum gehen solltest.
Aber zumindest Daumen drücken kann ich dann.
Liebe Grüße von
Rosi
von OptimistRHL » 15.02.2013, 01:48
salve,
bin selbst grad dabei mit dem dehnen, analdehner grösse 2, also mittel.
Muss gemacht werden. Schön ist das nicht
Wenn der analdehner drin ist, was nen netter kampf ist, dann kann ich paarmal kneifen, aber nur sehr leicht. Ergo öfter machen.
Wenn der dehner nicht drin ist, also wenn ich normal so im stehen, sitzen oder laufen trainieren möchte, dann bewegt sie da nüschtttttttttttttttt
Bei mir wurde gaaaaaaaaaaaanz nah am sprinkler operiert, so wie es der chirurg vertreten konnte. Dat war janzzzzzzzzz nah.
Das ging auch nur, weil durch die strahlen/chemo therapie davor das karzinom quasi platt gemacht wurde.
Wäre das nicht so gewesen dann hätte totalresektion erfolgen müssen. Das karzinom war 5.8cm entfernt von null.
Hatte aber äusserst geschickten chirurgen dafür.
Was ich aber noch nicht rausgefunden habe bisher.
Mir wurde kein pouch angelegt obwohl mastdarm ja komplett weg, und dazu noch so rund 35-40cm dickdarm mit entfernt.
Ob das so einfach mit eindicken dann funktionieren wird, mit dem restdarm, und auch mit speicherhaltung (was ja zuvor alles der mastdarm geregelt hat) da bin ich echt unruhig.
Erfahrungen dazu habe ich trotz durchforsten nicht finden können.
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