von le courageux » 11.11.2011, 00:08
Hallo zusammen,
am 23. November habe ich einen OP-Termin, um meine Hernien beseitigen zu lassen, die innerhalb eines Jahres aufgetreten sind und sich permanent verschlimmern. Außerdem ist vorgesehen, dass der Operateur während der OP entscheidet, ob eine Rückverlegung gemacht werden kann und diese dann ggf. in Angriff nimmt. Als ich am 3. September letzten Jahres mein Stoma bekam sagte man mir, dass nach angemessener Zeit eine Rückverlegung gemacht werden kann. Diese Aussicht hat es mir sehr erleichtert, mich mit dem vorrübergehenden Stoma abzufinden. Von seiner damaligen Aussage rückte der Chirurg im Laufe der Zeit immer mehr ab. Heute hält er eine Rückverlegung für sehr riskant. Und überhaupt würde er bei mir nur noch im äußersten Notfall das Messer anlegen. Das war im Städtischen Klinikum Wiesbaden. Nach mehreren Diskussionen mit dem leitenden Oberarzt, habe ich mich entschieden, mich von der Klinik abzuwenden. So bin ich an Prof. Link in der Asklepios-Klinik in Wiesbaden gelangt, mit dem ich zwei sehr ausführliche Gespräche hatte, bei denen der o.g Termin herauskam. Der gesamte Eingriff ist sehr risikobehaftet, weil ich eine Leberzirrhose habe und bei der letzten OP einen Aszites, der tgl. 2000 ml Wasser produzierte. Darüber hinaus habe ich leicht eingeschränkte Nierenfunktionen, was allerdings schon schlimmer als derzeit war und durch die vielen Krankheiten der letzten Jahre ein geschwächtes Immunsystem.
Obwohl ich derzeit mein Stoma sehr gut selbst versorgen kann und damit eigentlich völlig problemlos umgehe, strebte ich eine Rückverlegung an, weil, ich mir erhoffte, nach dem Verheilen mehr körperlich uneingeschränkt zu sein. Außerdem war ein Aspekt, dass ich etwas davor Angst habe, dass ich im Alter meine Versorgung nicht mehr selbst erledigen kann und auf Hilfe angewiesen bin.
Jetzt habe ich gerade in letzter Zeit verstärkt die Freds zum Thema Rückverlegung gelesen. Es fällt mir immer mehr auf, dass ja keine Rückverlegung ohne sehr langanhaltende Probleme verlaufen ist.
Viele Stuhlgänge, schmerzhafte Krämpfe, Entzündungen usw. usw. – da verliere ich gerade langsam den Mut, mich auf eine Rückverlegung einzulassen.
Ich bin zunehmend ratlos und freue mich über jeden Tipp
Viele Grüße aus Wiesbaden
Rüdiger
von Hanna70 » 11.11.2011, 01:12
Hallo Rüdiger,
Deine Ratlosigkeit kann ich sehr gut verstehen. Oft wird man umso unsicherer, je mehr man liest. Dass im Forum mehr über nicht so optimal verlaufene Rückverlegungen zu lesen ist, hat wahrscheinlich eine ganz einfache Erklärung: Diejenigen, deren Rückverlegung problemlos erfolgte, melden sich irgendwann einfach nicht mehr. Was sollten sie in einem Stoma-Forum noch für Hilfe suchen? Sie sind wieder im "normalen" Leben angekommen. Darum scheinen die problematischeren Rückverlegungen in der Überzahl zu sein.
Darum wäre das jetzt für mich kein Argument gegen die Rückverlegung.
Anders sieht es aus, wenn Du an Deine Vor- bzw. Begleiterkrankungen denkst. Bei mir war es ähnlich wie bei Dir. Erst hieß es, dass man in 1/2 Jahr rückverlegen könnte und dann rückte man davon immer mehr ab. Inzwischen rät man mir von jeder weiteren OP ab.
Ich bin ja nun noch ein paar Tage älter als Du! Die Angst, sich einmal nicht mehr selbst versorgen zu können, ist da sehr konkret. Ich hatte letztens schon Panik wegen eines Karpatunnelsyndroms...
Du hast mit Deinem neuen Operateur gesprochen und vertraust ihm offenbar. Da Du wegen der Hernie ohnehin unters Messer musst, würde ich ihm dann auch weiter so vertrauen, dass er vor allem auch im Hinblick auf Deine weiteren Erkrankungen während der OP entscheidet, was für Dich das Beste sein wird.
Allerdings sind die Risiken bei Deinen anderen Erkrankungen eben nicht von der Hand zu weisen. Was Du hast, weißt Du, was unter und nach der OP auf Dich zukommt, kann wohl vorher niemand sagen.
Das alles hilft Dir sicher nicht wirklich weiter, aber ein klares JA oder NEIN hast Du ja sicher auch nicht erwartet.
Sicher kommen dazu noch einige andere Gedanken. Ich hoffe, Du findest eine Lösung, die Du nie bereuen wirst.
Liebe Grüße von
Rosi
von haida » 11.11.2011, 11:01
Hallo Rüdiger,
die fragen sind nachvollziehbar, mir geht's genauso. die fistel verhindert die RV, und ich überlege mir, beim nächsten gespräch mit der ärztin meine zweifel zu besprechen. wenn die hoffnung besteht, dass es mit der schliessung mal klappt, ok. nach jedem mißgelungenen versuch, verliere ich den mut und denke ich an endständige stoma nach. übrigens bin ich in der DKD wiesbaden, die sehr guten ruf haben.
ich drück dir die daumen
haida
von rammi » 11.11.2011, 15:27
Hallo Rüdiger,
sicher eine schwere Entscheidung.
Die Fälle von denen Du hier gelesen hast sind sicher nicht die Regel sondern die Ausnahme. Viele von uns haben halt sonne Hammergeschichte wie Du. (Mit Ausnahme von mir natürlich). Und daher gibt es Bedenken wie Deine alte Klinik, und im Grunde auch der neue Chirurg, sie haben.
Insbesondere aber sicher wegen Deiner Begleiterkrankungen, denn von der Sigmadivertikulitis her, als Ursache Deines Dickdarmausganges, sollte die Rückverlagerung machbar sein.
Auf jeden Fall dann, wenn Du jetzt überwiegend fest, breiige Verdauung hast und Dir damals Teile des Sigma und das ganze Rectum geblieben sind.(Die beiden letzten zur Stuhleindickung und "Lagerung/ Halten" wichtigen Teile des Darmes)
Ist die Verdauung überwiegend breiig dünn sind Deine Bedenken nachvollziehbar, da wahrscheinlich größere Teile Deines Dickdarmes entfernt wurden. Trotzdem sollten Restsigma und Rectum die Verdauung ausreichend eindicken so dass Du annähernd normal zur Toilette gehen kannst.
Ist die Verdauung, trotz Colostoma, dünn bis sehr dünn, so fehlt wohl viel Dickdarm und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Du später Halteschwierigkeiten hast.(Oft zum Klo musst)
Auf jeden Fall sollte standardmäßig ein Haltetest gemacht werden(Es wird Flüssigkeit in das Rectum gefüllt und geschaut wie gut diese gehalten wird).
Letztendlich musst Du auf den Chirurg vertrauen. Er wird aber bei Euerer genauen Absprache sicher das Optimale entscheiden. Und diese Entscheidung kann er nur treffen wenn er sieht, wie es drinnen aussieht.
Ich drücke Dir fest die Daumen. Es wird gutgehn!
HG
rammi
von le courageux » 15.11.2011, 00:31
Hallo Ihre Lieben,
vielen Dank für die guten Ratschläge und Tipps. So habe ich mein Problem aus einer anderen Sicht betrachten können. Und ich fühle mich auch darin bestätigt, den Operateur während des Eingriffs über die Rückverlegung entscheiden zu lassen.
haida hat geschrieben:... übrigens bin ich in der DKD wiesbaden, die sehr guten ruf haben...
von Häslein » 15.11.2011, 01:02
Lieber Rüdiger,
ich kenne die DKD auch: Deutsche Klinik für Diagnostik in Wiesbaden. Ich habe eine gute Meinung vom Coloproktologen CA Dr. Duschka.
Auch ein sehr guter Operateur, der in Fachkreisen ein sehr hohes Ansehen genießt. www.dkd-wiesbaden.de
Als Link ging's nicht. Zu doof dafür. :shock: Die Klinik verfügt über modernste Technik und viel Erfahrung. Haida berichtet sicher noch mehr.
Die Heimseite der Einrichtung gibt auch viel her. Auch viele, zahlungskräftige, ausländische Pat. lassen sich auch dort einfliegen und behandeln. Ungeachtet des Versicherungsstatus wird man optimal betreut.
Viele Grüße, Häslein
LG, Häslein
von Webkänguru » 15.11.2011, 12:58
Hallo Rüdiger,
hier nochmal der Link: www.dkd-wiesbaden.de
Viele Grüße,
euer Christian
von Schiddi » 15.11.2011, 18:22
DKD Wiesbaden, was soll ich dazu sagen. Wenn ich es schon lese, kommt alles wieder hoch! Dr. Müller Lobeck, den Namen und die Klinik werden wir nie vergessen. Dr. Schmidt arbeitet inzwischen in Krefeld, damals auch in der DKD.
Ich wir sagen nur nie mehr!
LG. Schiddi
von le courageux » 18.11.2011, 05:23
Nochmals Danke für eure Antworten.
Mein Kliniktermin rückt näher und ich werde immer unruhiger, aber ich glaube da musste jeder von uns schon einmal durch.
Viele Grüße
Rüdiger
von Nougattörtchen » 19.11.2011, 00:54
Hallo Rüdiger,
sind ja noch ein paar Tage bis zu deinem OP Termin, aber ich will dir trotzdem schon mal Alles gute und viel Glück wünschen.
Ich hoff du kannst noch einigermaßen das Wochenende zu Hause genießen damit du gut gekräftigt die OP angehen kannst.
Deinen Doc's wünsch ich ein ruhiges Händchen und dass sie während des eingriffs die richtige Entscheidung für dich treffen.
Viel Glück, Bella
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