von Tom46 » 06.08.2018, 21:33
Vor 3 Tagen fand meine Rückverlegung statt.
Ich will hier den Verlauf etwas beschreiben um die Erfahrungen zu teilen.
Vor genau 6 Monaten wurde mir ein Teil des Rektums ( 22cm )entfernt. Die Ursache war ein bei einer Vorsorgeuntersuchung gefundenes Rektumkarzinom. Die OP wurde laparoskopisch durchgeführt und verlief gut. Um die Anastomose zu schonen, wurde ein doppelläufiges Ileostoma angelegt.
Der Befund T2 N0 M0 R0 machte es nicht nötig eine Vor— oder Nachbehandlung zu machen.
Nach 6 Wochen sollte ein CT gemacht werden, um die Dichtheit des Darms zu bestätigen. Leider war das Gerät defekt. Am nächsten Tag sollte dann bei der Rückverlegung endoskopisch die Anastomose geprüft werden. Der Chirurg stellte dabei eine Verengung fest - kompletter Verschluss des Rektums.
Da diese Stenose 6 cm lang war, gelang es nicht die Stenose zu weiten. Auch chirurgisch war nichts zu machen.
Ich wurde also neu operiert. Der verschlossene Teil wurde mit großem Bauchschnitt entfernt und eine neue Anastomose mit Handnaht gemacht.
Vor 3 Tagen - 6 Wochen nach der OP wurde mein Stoma entfernt!
Ich könnte direkt zurück auf die normale Station.
Es ging mir einigermaßen gut. Ein Wundkatheter war nun an der Stelle des Stomabeutels. Das hat mich beim tasten kurz geschockt! Bein nachsehen war ich dann beruhigt.
Die ersten beiden Tage passierte nicht viel. Am 2. Tag habe ich starke Schmerzen bekommen. Dafür verantwortlich war sehr viel Luft im Darm.
Nachdem die nach langer Bauchmassage ihren Weg nach draußen gefunden hatte, ging es mir sehr schnell besser.
Heute, am 3. Tag nach der OP setzte dann meine Verdauung ein. Erst Ein bisschen und dann mehr und mehr. Den ganzen Nachmittag hatte ich zu tun. Jetzt ist seit einigen Stunden alles ruhig.
Schmerzen hatte ich nicht.
Mehr im nächsten Post!
von erda » 11.08.2018, 01:55
Hallo Tom,
Zum besseren Verständnis: wieviel vom colon- in cm- aboral vom Sigmoid ist bei Dir noch
vorhanden gewesen , vor der RV?
LG Erda
von Tom46 » 12.08.2018, 17:36
So, etwas mehr als eine Woche ist seit RV vergangen.
Am 6.Tag nach OP bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Die Ärzte und ich auch waren mit dem Heilungsprozess zufrieden.
Keine starken Schmerzen mehr, kein Fieber und das Wundsekret war klar und wenig.
Am 5.Tag nach OP wurde der Katheter gezogen.
Zur Verdauung: nach dem ersten richtigen Verdauen, war erst mal wieder 2 Tage nichts los im Darm.
Minimale Ausscheidungen gab es schon, aber sehr wenig.
Glücklicherweise konnte ich nach 5 Tagen schon ein gutes Gefühl dafür entwickeln, was grade am Ausgang ansteht und ob es fest, flüssig oder gasförmig ist. Auch das ich das alles kontrollieren kann, beruhigt mich sehr. Die Schließmuskeln sind arbeitsfähig und machen ihren Job schon ganz gut.
Viel Zeit um eine Toilette aufzusuchen, scheine ich aber noch nicht zu haben.
Mein Chirurg sagte mir vor der OP, ich sollte versuchen, mich 6 Wochen lang möglichst normal zu ernähren und denn schauen wir, ob es noch Probleme gibt, die dann ggf. behandelt werden können.
Das ist ganz gut, denn ich habe jetzt keinen großen Stress, wenn er noch nicht alles so ganz gut klappt. Ich gebe mir die 6 Wochen um das Ergebnis zu beurteilen.
Nachdem ich jetzt ein paar Tage zuhause bin, habe ich ein auf und ab der Verdauung erlebt. Von breiigem, ständigem Stuhldrang, über Kaninchenköttel, normalem Stuhl bis gestern 4 Std. Durchfall.
Mal denke ich, das wird jetzt eine Verstopfung, dann geht es auf einmal in die entgegengesetzte Richtung. Das brauch sicher noch Zeit. Solange freu ich mich darüber, dass der Stuhl zwischendurch auch schon mal ganz normal ist.
Mein Restspeicher ist nicht mehr sehr lang, vielleicht 5-6cm ab Anus. Auch die Dehnbarkeit scheint eingeschränkt zu sein. Vielleicht liegt es an der Handnaht vor 8 Wochen?
Es kommt jetzt also vor, das ich zur Toilette gehe, aufstehe und mich gleich wieder hinsetzen muss. Oder auch innerhalb von 30 min schon 4 mal aufs Klo musste.
Ich denke, damit kann ich umgehen lernen- und vielleicht wird’s ja auch noch besser.
Was nervt ist ein sehr schnell auftretender Drang und Druck auf dem Schließmuskel, sobald dort etwas ansteht. Gewöhnt der Darm sich das noch ab.
Soweit so gut...
An Erda: bei mir sind bei der ersten OP 22,5 cm Rektum entfernt worden. Ca 7-8 cm Rest blieben erhalten. Dann sind wegen der Verengung nochmal ca. 7 cm oberhalb der Anschlusstelle entfernt worden und 1 cm unterhalb. Insgesamt fehlen also ca 32cm. Jetzt ist also der absteigende Darm direkt mit dem Rest- Rektum verbunden.
von erda » 14.08.2018, 22:12
Hallo Tom,
Mir ist immer noch nicht klar, was bei Dir genau entfernt wurde.
Das Rectum beträgt je nach Alter und Größe 10-15cm, 22cm können demnach nicht vom
Rectum entfernt worden sein, sondern nur von einem Teil und der andere Teil vom Sigmoid.
Das Sigmoid beträgt 38-40cm.
Wenn es zus. 28cm waren, musst Du noch einmal mindestens 2 cm für 2 Nähte dazurechnen, war die erste Naht eine maschinelle Klammernaht noch etwas mehr, sie schrumpfen extrem stark.
Fehlen Dir von der Linea dentata an 30 cm , sind das eher ungünstige Voraussetzungen für die spätere Kontinenz, es müssen ab dieser Linie max. 5 cm nach oral hin vorhanden sein, damit ein
verantwortungsbewusster Proktologe, die OP überhaupt vornimmt.
Bei mir sind es noch 8cm ab linea dentata, 1cm würden durch e. Handnaht wegfallen, also danach noch 7 cm, und ich werde immer skeptischer , ob ich e. RV wagen soll.
Es gibt natürlicgh individuelle Faktoren, die keiner kennt und keiner einschätzen kann, ich habe von geglückten RV gelesen, bei kompletter Entfernung des colon mit anschließender normaler Verdauung, dh. wie vorher 1-2 x Stuhlgang pro Tag, nie nachts. aber das sind die Ausnahmen.
Ich würde Dir wünschen, dass sich d. Situation noch verbessert, es wäre schön, wenn Du weiter über Fortschritte berichten würdest.
LG Erda
von Tom46 » 15.08.2018, 16:17
Hallo Erda,
Mein Rektum ab Anus ist jetzt noch ca. 6-7 cm, von außen gemessen. Anders gesagt: mit dem Mittelfinger kann der Chirurg die Nahtstelle so grade, mit viel Druck ertasten.
Ab da fehlen mir ca. 30cm. Ob nun ein Teil davon Sigmoid war, kann ich gar nicht sagen. Vermutlich...
Die letzten beiden Tage war die Verdauung recht normal - machmal war ich jedoch 2-3 Mal in kürzesten Abständen auf der Keramik.
Schmerzen hatte ich keine mehr - schon länger nicht.
Die Häufigkeit lag so bei 4-5 in 24Std. Einmal davon jeweils nachts.
von erda » 15.08.2018, 17:45
Hallo Tom,
Vom Anus bis zur linea dentata sind es 4 cm, das ist der Analkanal,
Danach fängt das Rectum an, das wären dann nur noch 2 -3 cm zum Eindicken und Speichern, das ist
verdammt wenig. Aber bei manchen können auch andere Teile des Darms diese Funktion übernehmen.
Ist aber nicht die Regel. Vllt hast Du Glück.
Berichte weiter, bin sehr gespannt, wie es sich entwickelt. Gruß Erda
von haschel » 16.08.2018, 11:59
Also Tom, lasse dich nicht verunsichern. Du hast doch den ganzen Dickdarm, so dass das Eindicken kein Ding ist. Dass das Reservoir - Rektum - fehlt ist eine andere Sache. Hier geht es aber in erster Linie um den fehlenden Knick am Ende, der alles auffängt normalerweise und zweitens um die nervale "Beschädigung" der linea dentata.
Ich empfehle dir, dich hier im Forum einmal einzulesen zur Rückverlegung. Auch nicht selten dein Fall! Bei mir sind es nur noch 3 cm bis zur Naht laut Spiegelung vorigen Monat (anfangs 5 cm, aber offensichtlich schrumpft das auch was und ich habe in den 4 1/2 Jahren nach Rückverlegung eine Menge probiert. Selber auch einen umfangreichen Bericht hier im Forum beginnend mit 19.11.13 ! Ein zweiten Bericht dann, wie ich heute damit umgehe, welche Lösung ich gefunden habe.
haschel grüßt
von Tom46 » 16.08.2018, 13:12
Hallo Haschel,
Ich habe deinen langen Beitrag mit großem Interesse verfolgt-auch schon vor meiner Rückverlegung.
Das hat mir viel Optimismus und Zuversicht gegeben und darüber hinaus wusste ich ungefähr was ich erwarten konnte.
Vielen Dank dafür, das war sehr hilfreich!
Die Anastomose ist laut CT „etwas tailliert“ aber nicht verengt.
Ich habe das Gefühl, das hilft mir ein wenig den Knick im Darm, den ich nicht mehr habe, zu kompensieren. Es rutscht nicht alles gleich durch.
In den 14 Tagen seit Rück OP hatte ich noch keinen Unfall - ein gutes Zeichen, finde ich.
Eindicken funktioniert schon wieder gut.
Speichern nicht so.
Ich berichte weiter
von Tom46 » 29.08.2018, 14:35
Nach ca. 4 Wochen lebe ich wieder einen zu 85% normalen Alltag. Ich sitze am Schreibtisch, gehe aus, esse fast alles!
Hülsenfrüchte habe ich noch nicht probiert, aber bisher gab es Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi, Chiliflocken, Vollkornbrot, italienisches-, indisches, japanisches Essen. Es geht nicht alles gleich gut, aber alles geht!
Ich muss leider auch Nachts raus um zur Toi. zu gehen. Meist so mitten in der Nacht.
Insges. bleibt es bei durchsch. 8 mal in 24 Std.
Interessant ist, dass wenn ich abgelenkt bin - besonders bei körperlicher Aktivität - der Drang teilweise stundenlang weg bleibt. Offensichtlich ist es teilweise auch Kopfsache.
Ich trainiere jetzt, nicht immer sofort los zu rennen, denn oft verschwindet der Drang dann auch schnell.
Wenn mir das nicht gelingt, und ich oft hintereinander gehe, bekomme ich einen wunden Ars.. Das ist echt nicht schön. Es wäre gut, wenn sich das vermeiden liesse, in Zukunft.
In dieser Woche war ich 2x zur manuellen Threapie. Bisher wird nur die Narbe weich geknetet. Nicht schmerzhaft und sicher zu empfehlen. Habe ich beim großen Bsuchschnitt auch so gemacht, und es hat toll geholfen.
Gibts Fragen?
von Börgi » 30.08.2018, 10:42
Grüß Dich Tom,
Glückwunsch zur geglückten RV!!!
Da hört sich doch prima an,wie es so bei Dir läuft, nach so kurzer Zeit!!!
Man muß Geduld haben, das dauert noch einige Zeit bis sich alles einpegelt.
Auch sind die Gedärme oft muksch nach so großen OP's und maulen noch ein paar Wochen rum, aber das gibt sich wieder!!!
Gerade wenn Du noch Deinen Dickdarm hast, wirst Du immer größere Abstände bekommen zwecks "Keramiksitzung"!
Bei mir wurde der Dünndarm direkt an den Mastdarmstummel (ca.6cm) angenäht und mittlerweile funktioniert es gut.Ein Teil meines "Dünni" hat die Funktion des "Dicki "übernommen.
Nachts fährt meine Diva grundsätzlich eine Höchstleistungsschicht, da muß ich grundsätzlich raus, egal ob ich abends was esse oder nicht.Aber das bin ich mittlerweile schon gewöhnt, besser so als morgens mit voller Büchs aufwachen!!!
Gegen das Wundsein, immer nach dem Säubern etwas mit Penatencreme dünn einsalben, das schützt und pflegt!!! Was für Babys Po gut ist, hilft uns erst recht!!!!
Ich wünsch Dir weiterhin Gute Besserung!
Und schön aufpassen was Du oben reinschiebst, das will in absehbarer Zeit hinten wieder raus!!!
Liebe Genesungsgrüße von Börgi!!!
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