von Kasselerin » 14.08.2011, 21:02
Hallo, ich suche Hilfe für meinen Vater, vor 4 Wochen wurde der Stomo rückverlegt und jetzt kämpft er mit stechenden, brennenden Schmerzen, wir hangeln und mit Klistiren bis zu 4 mal täglich durch. Zweimal wurde der Darm gedehnt, da der Tumor nah am Schließmuskel saß und es dort zu Vernarbungen gekommen ist. Die nächste Dehnung steht in 3 Wochen a, nun muss es sich "durchmogeln" bis zur nächsten Dehnung wurde uns im Krankenhaus gesagt. Nur sind diese Schmerzattacken nicht mehr zu ertragen. Weiß jemand Rat????
von Siegenerin » 15.08.2011, 17:47
Hallo Kasselerin,
vielleicht wären Einläufe, die nur aus Wasser bestehen eine Möglichkeit? Diese schädigen kaum die Darmflora. Meine Mutter verwendet diese Art auch oft und hat sich ein Irrigatorset für die Reise gekauft.
Viele Grüße
Siegenerin
Hallo Kasslerin,
ist mir alles zu unklar.Warum 4 - 5 mal pro Tag ein Klistier?
Das dann der Analkanal vor Schmerzen schreit, dürfte nicht verwunderlich sein.
Gruß Horst
von Kasselerin » 15.08.2011, 21:18
Hallo, 4 bis 5 mal täglich, weil ein ständiges brennen da ist, ich stelle es mir so vor, dass wenn der Kot kommt und der Schleißmuskel nicht richtig schließt, man durch das Klistir eine Erleichterung verspührt, da der Kot ätzend ist und sich vor den Schließmuskel setzt. Wir versuchen es jetzt auch mit Sitzbädern. Wir müssen unbedingt erfragen, wie es mit einer Reha aussieht. Denke es muss Schließmuskeltraining gemacht werden. Von dem Dickdarm ist nach der OP nicht viel übrig geblieben. Um die Darmflora haben wir uns auch schon Gedanken gemacht. Viele Grüße die Kasselerin
von Kasselerin » 15.08.2011, 21:21
Hallo Sigerin,
von dem Irrigationsset habe ich auch schon gelesen. Macht deine Mutter Schließmuskeltraining? Ist eine Reha angeordnet?
VG die Kasselerin
von Häslein » 15.08.2011, 22:38
Hallo Kasselerin,
erlaube mir die Frage, WARUM überhaupt eine Rückverlegung des Stomas erfolgte?
Wurde nicht ordentlich über die Konsequenzen aufgeklärt?
Bei Deinem Vater liegen folgende Tatsachen vor:
Der Enddarm wurde stark gekürzt, ebenso ist kaum noch Dickdarm vorhanden.
Der Enddarm hat eine wichtige Funktion: Er dienst quasi als Speicher oder Vorratsbehälter für die nächste Darmentleerung. Wenn dieser jetzt stark gekürzt ist und dazu noch nur noch wenig Dickdarm vorhanden ist, wird die Situation ohne Pouch schwierig.
WO soll sich denn der Stuhl sammeln, um auf eine ordnungsgemäße Entleerung zu warten. :shock: :shock: :shock:
Oder wurde ein Pouch genäht? Davon steht nirgentwo etwas in Deinem Bericht. Also gehe ich vorerst davon aus, dass er nicht vorhanden ist.
Das Brennen bzw. die Schmerzen, wenn es quasi von innen, von Dir vermutet, vom Stuhl selbst kommt, kann man schon lindern.
Die Darmsekrete sind sauer, hier muss angesetzt werden:
Zunächst würde ich einen Säureblocker in Tablettenform einnehmen, damit die Magensäure schon gedrosselt wird. Weiterhin würde ich säurehaltige und säurebildende Nahrungsmittel und Getränke meiden, stattdessen säureneutrale und säurebindende Lebensmittel essen und trinken.
Weiterhin würde ich versuchsweise Quantalan - Pulver einehmen, diees bindet Gallensäure. Auch Flohsamen kann hier gute Dienste leisten.
Auf die mehrmalige mechanische Reizung des Schließmuskels am Tag würde ich verzichten, stattdessen würde ich mir den Duschstrahl direkt vor den Anus setzen und auf diesem Wege versuchen, den inneren Juckreiz bzw. das starke Brennen etwas zu lindern.
Auch im Hinblick auf die Diagnsoe kann ich nur massiv vor einer täglichen Reizung des Schließmuskels abraten. Bitte keine Klysmen.
Ein sog. Darmfloraaufbau bewirkt in diesem Fall vermutlich eher weniger, abgesehen vom Placeboeffekt, weil kaum noch Dickdarm vorhanden ist.
Ich würde auch noch eine gewisse Zeit abwarten, obige Hinweise beachten und die genannten Dinge einnehmen, wenn sich aber mittelfristig nichts bessert, würde ich selbst an ein neues Stoma denken.
Schmerzmittel können ebenfalls etwas helfen, genauso wie das Kühlen der Analgegend oder Zäpfchen, die aus einem örtlichen Betäubungsmittel bestehen.
Die Bougierung bzw. Dehnung wirkt meist nur symptomatisch, eine echte Heilung ist damit nicht zu erwarten.
Ggf. müssen auch Bauchspeicheldrüsenenzyme als Tablette genommen werden. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, leider enthält Dein Bericht bzw. Deine Frage nur sehr wenig Informationen. So ist es schwieriger, einen ordentlichen Tipp zu geben.
Ansprechpartner sind immer die Ärzte; ich würde mich nicht mit schwammigen Äußerungen zufrieden geben. Ihr seid keine Bittsteller, sondern Kunden. Eine Aussage, man müsse bis zur nächsten Dehnung warten, kann ich fast nicht glauben und macht mich auch wütend. Dein Vater hat ein Recht auf eine ordentliche Behandlung.
Zwar steht zwar im Gesetz, dass eine Behandlung ausreichend sein muss, und ausreichend kommt bekanntermaßen kurz vor mangelhaft, trotzdem kann ich Deinen Ausführungen keine ausreichende Behandlung und Betreuung erkennen.
Es ist eine sehr Situation, die die Lebensqualität massiv reduziert.
Ich wünsche Euch rasche Hilfe und Bessrung.
Liebe Grüße, Häslein
Hi liebes Häslein,
ich habe Deinen Bericht gelesen. In einigen Dingen gehen wir dakor, in anderen hab ich meine Skepsis.
Zunächst möchte ich wissen warum die Klisma überhaupt eingeführt werden. Liegt eine Stuhlverstopfung vor?
“Kasslerin” sagt nichts von stark verkürzten Darm, ist die sogenannte “Ampulle” noch vorhanden?
Wie sind die Essgewohnheiten? Wenn der Stuhl sauer, also alkalisch ist, kann man das riechen.
Es sind so viele offene Fragen abzuarbeiten, das ich wie auch Du vorgeschlagen hast die Klisma zu unterlassen und schauen ob die Schmerzen rückläufig sind, dann den nächsten
Schritt einleiten. Die Ernährung anpassen, viel trinken aber keine Fruchtsäfte.
Gibt es in der Apotheke für die Selbstkontrolle “Stiks” zur Säuretestung? (pH Wert Messung)
Ich kann mir eine Übersäuerung bei einer “nur” Colon End zu End Anastomose nicht vorstellen.
Überlege doch bitte meine Einschätzung ,Deine Meinung dazu ist mir wichtig.
Liebe Grüße, Horst
von Häslein » 16.08.2011, 00:44
Lieber Horst,
ich kann Deine Skepsis verstehen und nachvollziehen.
Kasslerin berichtet von verkürztem Dickdarm.
Nach der Beschreibung des Tumorsitzes kann ich mir nicht vorstellen, dass noch eine ausreichend große Ampulle vorhanden ist.
Der TU muss zumindest mit wenigen Zentimetern Abstand zum Schließmuskel gesessen haben, sonst hätte man den Schließmuskel amputieren müssen.
Offensichtlich ist das nicht der Fall. Wenn ich von einem TU - Schließmuskelabstand von ca. 5 cm ausgehe, so muss in Richtung gesundes Gewebe ca. 10 cm vom Rektum entfernt worden sein. ( normalerweise so üblich...?! ) Also fehlen schon ca. 10 cm gesunde Rekumanteile, der TU selbst müsste mindestens 1 cm Rektum gekostet haben. Wenn ich dann von einer normalen Rektumsgröße von 15 cm ausgehe, in einigen Fällen auch bis 17 cm, dann bliebe nach Abzug von allem keine ausreichende Ampulle mehr übrig. Man beachte den wohl kleinen Restdickdarm.
Bei End - zu End - Anastomosen vom Colon kann es - vor allem bei stark verkürztem Colon trotz gesundem Duodenum, Jejunum und Ileum zum Austritt von sauren Dünndarmsektreten über den Anus kommen.
Man sollte eine Dickdarmteilenternung nicht isoliert betrachten, sie hat immer Auswirkungen auf den gesamten Darm. Ein Grund hierfür ist die Kommunikation der Darmmuskeln untereinander. Vor allem bei dieser Grunderkrankung. Weitere Ausführungen würden jetzt zu weit führen, leider herrscht oft noch die alte Lehrmeinung, dass es keine Auswirkungen hat, z. B. auf den Magen oder die Galle. Ich sende Dir die Tage eine ausführliche PN dazu.
Morgen und übermorgen muss ich selbst zu diversen Docs.
Nach - noch - gängiger Meinung ist Deine Kritik berechtigt. Ich schreibe Dir, warum ich so denke, wie ich es geschrieben habe...was ein Satz. Ich muss aufhööööören. AAAAhhh...
Du hast in drei Tagen Post.
Liebe Grüße von Häslein, die mit Edith und Tippex nochmal hier war.
von rammi » 16.08.2011, 12:22
Hallo Kassiererin,
eine schwierige Situation die aber zu verbessern sein wird und nicht auf Dauer zu erwarten ist.
Viele Informationen die ich bräuchte um Deinem Vater vielleicht auch einen Tipp geben zu können fehlen in Deinen beiden Berichten und die Informationen die drinne sind, sind teils Widersprüchlich(Was natürlich sein kann weil es halt paradoxe Dinge im Leben und gerade in der Medizin gibt).
Bitte schreibe noch:
- Welches Stoma hatte Dein Vater?
- Welche KOnsistenz hatte die Verdauung?
- Wie lange war die eigentliche OP her bevor die Rückverlagerung durchgeführt wurde?
- Wurde ein Haltetest vor der Rückverlagerung durchgefürt?
- Wie definierst Du "Vom Dickdarm ist nicht mehr viel da"(Üblicherweise bleibt bei der Entferung von einem Rektumtumor(vermute ich mal so laut der Beschreibung)so ziemlich der gesamte Dickdarm erhalten)
- Wie oft am Tag führt er in welcher KOnsistenz ab?
- Kann er vielleicht nur mit den Klystieren abführen und sonst nicht?
- Wurden Euch Bougierstifte(Zum Dehnen)für den häuslichen Bereich vorgestellt?
- Ist er tatsächlich Stuhlinkontinent da Du ein Schließmuskeltraining angedacht hast?
Was nimmt er gegen die Schmerzen?
Nur bei Bedarf? Regelmäßig? Verschiedene Medis in KOmbination?
- Hat er eine Schmerzskala bekommen die relativ objektiv deutlich macht was wann am besten wirkt oder eben nicht wirkt?
Ich drücke Deimem Vater fest die Daumen.
Rammi
Liebes Häslein, wir befinden und im spekulativen Raum, weis man genaues?
Mit Deiner Einschätzung, die Galle könnte zu viel Säure abgeben, kann ich mich auch nicht anfreunden, die Galle spaltet Fette.
Die Darndehnungen sollen für was gut sein?
Ich denke jedoch mit unserer fachlichen Diskussion helfen wir Kasslerin nicht.
Klare Ansage von uns beide, Klisma weg, kohlehydratreiche Kost, viel Trinken!
Andere Überlegungen sind auch angezeigt: Was ist bisher von seiten der Ärzte abgeklärt oder auch nicht?
Eine weitere mögliche Komplikation ist der Bruch der Anastomose, das heißt des Bereichs, an dem die beiden Darmenden verbunden sind.
Bei aller Sorgfalt der Operateurs ist nie auszuschließen, dass beim Eingriff Schmutzpartikel des Darms in den Bauchraum gelangen. Dadurch kann es postoperativ zur Bildung einer
Entzündung bis hin zum Bauchraum kommen.
Wie gesagt, die spärlichen Auskünfte die uns bekannt sind, über die wir dann was konstruieren sind sehr gewagt.
So meine liebe, nun bist Du wieder drann, und schüß, Horst
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