von zimbo » 31.10.2008, 09:51
Hallo zusammen.
Ich bin neu hier und habe mich heute entschlossen mich hier anzumelden, obwohl die Leidensgeschichte meiner Mum, sie hatte ein Dünndarmstoma, schon im Januar begonnen hat.
Für alle mal eine kurze Zusammenfassung ihrer Geschichte und dann meine eigentliche Frage:
Meine Mum hatte im Januar eine Total-OP bei der ihr Darm von den Ärzten verletzt wurde. Leider hat das zu dem Zeitpunkt niemand bemerkt sodass drei Tage lang die komplette Darmflüssigkeit in den Bauchraum lief und dort zu einer Bauchfell- und Lungenentzündung geführt hat. Nach einer Not-OP bekam sie eine Vakuumpumpe eingesetzt und lag insgesamt 5 Wochen im Koma - das alles in einem kleinen KH in der Eifel. Nach fünf Wochen wurde sie nach Bonn in die Uniklinik verlegt, die sie umgehend aufwachen liessen. Anschliessend noch 4 Wochen Reha und danach heim - aber mit Dünndarmstoma.
Nach etwas über 6 Monaten war sie dann Anfang des letzten Monats in Trier bei Prof. Decker um mit ihm über eine Rückverlegung zu sprechen (an das KH Bonn hat sie bedingt durch das Aufwachen nach dem Koma usw keine guten Erinnerungen, daher Trier).
Der Prof. meinte eine Rückverlegung könnte ohne Probleme nach einem halben Jahr durchgeführt werden.
Diese fand dann auch am 16. Oktober statt. Die OP lief gut, der Darm arbeitet schon wieder und als sie kurz davor war, nach Hause entlassen zu werden wurde bei ihr der MRSA-Keim entdeckt. Sie kam dann sofort in Quarantäne wo sie mittlerweile seit über einer Woche liegt.
Die Bauchnaht ist an einer Stelle ganz offen und an einer anderen zumindest oberflächlich und vor allem nässen beide Stellen. Laut Auskunft der Ärzte hängt dies aber angeblich NICHT mit dem Keim zusammen, da der angeblich den Heilungsverlauf nicht verzögert. Im Internet steht aber, dass es sich um einen Eitererregenden Keim handelt. Sie wird auch nicht wirklich mit Antibiothika behandelt sondern bekommt nur Mullverbände in die Wunde mit einer Salbe, die die Zellerneuerung fördern soll.
Dass die Wunde noch offen ist soll daran liegen dass der flüssige Stuhl durch das Stoma über Monate über die Hautpartien gelaufen ist, die jetzt nicht heilen.
Ich habe leider keine Ahnung davon, sehe aber, wie meine Mum durch die Isolierung und mein Dad durch die täglichen Besuche im KH (jeden Tag 200km mit dem Auto) leiden.
Kann man den Ärzten vertrauen was ihre Aussage betrifft? Hat jemand Erfahrung mit dem MRSA-Keim in einer Wunde?
Wenn die ganze Geschichte noch viel längert dauert kann ich meine Eltern (beide 58) danach in die "Klapse" einweisen lassen - sie haben vor ALLEM Angst, meinen es käme noch viel schlimmer und Mum müsste noch Monate in der Isolation verbringen. Sie sind beide total am Boden und brauchen dringend ein Licht am Ende des Tunnels...
Kann jemand sie und mich beruhigen???
Gruß und danke für eure Hilfe
Marco
von Dia » 31.10.2008, 10:09
Hallo zimbo!
Zunächst erst einmal
ein Herzliches Willkommen |
von zimbo » 31.10.2008, 10:39
Hallo Dia.
Danke für die freundliche Aufnahme hier im Forum. Ich hatte gehofft, dass es hier im Forum Mitglieder gibt, die ähnliches bereits gut überstanden haben und ich meiner Mutter diese Mails ausdrucken kann, um sie damit ein bisschen aufzubauen - mir fehlt im Moment alleine ein bisschen die Kraft dazu...
Aber nochmal kurz zu ihrer Geschichte. Zuerst wurden ihr auch Mullbinden mit Antibiotika in die Wunde gelegt - diese wurden aber jetzt durch Mull mit einer Salbe zur Zellerneuerung ersetzt. Mit meinem Wissen aus dem Internet gehe ich aber davon aus, dass es doch zuerst einmal wichtig wäre, den Keim zu bekämpfen, vor allem anderen. Oder nicht?
Das die Geschichte länger dauern kann und wird das wissen wir - am wichtigsten wäre aber erstmal, dass sie aus der Isolation herauskann und im Krankenhaus rumlaufen kann - ihr fällt im Zimmer die Decke auf den Kopf.
Gruß Marco
von doro » 31.10.2008, 11:08
Hallo zimbo,
wenn ich richtig unterrichtet bin,wird Deine Ma,solange der Keim in ihrem Körper ist,nicht entlassen werden.Die offene Bauchwunde spielt dabei eine so große Rolle,denn die könnte auch in der häuslichen Umgebung versorgt werden.Offene Bauchwunden können übrigens sehr langwierig in der Heilung werden,bei mir hat es fast ein halbes Jahr gedauert.
Der MRSA Keim wird auch nicht mit Antibiotica bekämpft.
Schaust Du hier http://www.labor28.de/igel/mrsa.html#sporter
Heilungswunder waren bei der Bauchwunde Proteine(Eiweiß)
ansonsten braucht es Geduld.
Nun auch von mir ein herzliches Willk ommen.
von donald » 31.10.2008, 11:59
Hallo Zimbo,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Mit Keimen kenne ich mich nicht so gut aus, aber mit der von Dir geschilderten Krankengeschicht sogar sehr gut.
Ähnlich ist es mir auch ergangen, bei einer Total OP im Mai Darm getroffen, Idiot hat es nicht gemerkt, die Schmerzen wurden ignoriert, bis dann zur Not-OP. Koma, Bauchfellentzündung, Lungenentzündung und Dünndarmstoma.
Im Juni hat sich die Naht entzündet, wurde auf gemacht und ein Schwamm wurde eingesetzt, mit Vakuum geschlossen und heilte dann schön von unten her zu.
Im September wurde dann das Stoma entfernt. Heute geht es mir im großen und ganzen sehr gut.
Ich wünsche Euch, dass es Deiner Mumm bald besser geht und Ihr da (auch seelisch) heil und gesund wieder rauskommt. Bitte bestell Deiner Mutter, wenn auch unbekannt sehr herzliche und liebe Grüße.
Ich hoffe sehr, dass sich hier andere mit MRSA auskennen. Warte mal ab, was da noch für antworten kommen.
Birgit
von Maus » 01.11.2008, 09:32
Hallo,
ich melde mich mal in Funktion als Krankenschwester, die allerdings mittlerweile seit 1,5 Jahren nicht mehr arbeitet, aufgrund meiner eigenen Geschichte.
Doro hat dir ja bereits einen sehr guten Link genannt.
MRSA ist ein von unserem Krankenhaussystem gezüchteter Keim, der auf die meisten Antibiotika resistent ist, wie schon sein Name sagt: Multiresistenetr Staphilokokkus aureus. Dieser kann eigentlich nur wegdesinfiziert werde, allerdings auch nur mit speziellen Desinfektionsmittel, die auch garantiert MRSA bekämpfen. 2x tgl. sollten die Schleimhäute der Pat. soweit sie besiedelt sind, mit spezieller Lösung, es gibt auch spez. Waschlotionen behandelt werden. Sitzt der Keim denn wirklich in der Wunde? Oder in der Mund- oder Nasenschleimhaut, oder Rachen, ...
Laut Standard sollten alle 3 Tage Abstriche gemacht werden, und wenn alle Abstriche 3x hintereinander negativ sind, dann gilt der MRSA zunächst als besiegt.
Allerdings bekommt jeder Pat. der einmal MRSA hatte eine Kennzeichnung in seiner Pat. Akte und wenn er erneut aufgenommen wird, werden zunächst wieder Abstriche gemacht, solange kommt derjenige wieder in Quarantäne. Dauert ca. 3 tage bis die Ergebnisse da sind, da Bakterienkulturen ja im Labor gebrütet werden.
Übrigens ist der MRSA Keim für Gesunde völlig ungefährlich, das gefährliche ist die Gefahr der Übertragungsmöglichkeit auf andere Immungeschwächte Leute.
In Holland, hat man dieses Problem MRSA übrigens sehr gut im Griff, dort kennt man den Keim mittlerweile kaum noch, da dort ein doch um einiges besseres Hygienebewusstsein, unter dem Pflegepersonal und der Ärzte herrscht und ein verantwortungsvollerer Umgang mit Antibiotika herrscht.
Mit der Wundheilung hat der Keim nur bedingt etwas zu tun. Du musst dir vorstellen, wenn man die Wunde gegen den Keim desinfiziert, tötet man auch automatisch die guten Bakterien, welche die Wundheilung fördern und dadurch kommt alles zu Stillstand.
Soviel zunächst.
Jetzt wünsche ich euch allen noch viel Kraft und Geduld, allerdings sollte solch eine MRSA Behandlung nicht wesentlich länger als 4 Wochen dauern. Was schon eine ziemlicher Zeitraum ist, denn der Pat. bekommt in dieser Zeit nur vermummte Personen mit Kittel, Mund,-Haarschutz usw.zu Gesicht, damit der Keim nicht nach draussen übertragen wird.
Bei weiteren Fragen melde dich ruhig.
Maus
von chaosbarthi » 01.11.2008, 21:14
Hi zimbo,
Maus hat ja schon Einiges erzählt. Denn melde ich mich als Ex-MRSA-Betroffene auch mal zu Wort.
Zunächst einmal ist es so, dass das mit der Quarantäne anhalten kann. Ich habe 4 1/2 Wochen in Isolation gelegen. Es war eine ganz schreckliche Zeit. Die Decke fällt einem auf den Kopf und man könnte echt die Wände rauf und runter gehen. Selbst Pflegekräfte machten sich ob des zeitaufwändigen Vermummens rar und ich hörte morgens wie der Arzt bei der Visite mit den Worten "Nee, das tue ich mir jetzt nicht mehr an" vor meiner Tür abbog. Aber das sind Nebensächlichkeiten.
MRSA kann die Wundheilung verzögern und das sogar ganz deutlich. Es hat Monate gedauert, bis wir meine Bauchnaht zubekommen haben. Und ja, es eitert, nässt und was sonst noch alles.
MRSA kann nach und nach den ganzen Körper befallen, wenn man immungeschwächt ist. Er beteiligt sich an jeder Infektion. So war er bei mir dann an der Bauchfellentzündung beteiligt und an einem schweren 6-wöchigen Harnwegsinfekt.
Ich möchte Dir keine Angst machen, doch kommt es immer wieder vor, dass Patienten letztlich infolge von Infektionen unter MRSA-Beteiligung oder MRSA-Gammelwunden sterben.
Doro hat übrigens nicht Recht... Man wird mit MRSA nach Hause geschickt. Häufig wird der Familie dann aufgebürdet, sich ihrerseits zu vermummen. Das hat Maus allerdings richtig dargestellt. Für normalgesunde Menschen ist der Keim nicht gefährlich. Das Zu-Hause-Vermummen ist Quatsch.
Egal, was die Ärzte sagen, es ist außerordentlich wichtig, diesen Keim loszuwerden. Es gibt allerdings nicht viele Antibiotika, die gegen den multiresistenten Keim noch Wirkung zeigen. Allerdings gibt es viele verschiedene Stämme, so dass dazu keine allgemein gültige Aussage getroffen werden kann. Welche Antibiotika wirken, kann im Allgemeinen nur im Labor festgestellt werden.
Und selbst wenn ein wirksames Antibiotikum gefunden wird, wird man im KH oft noch falsch behandelt. Bei mir hat man für 7 und dann noch mal 2 zusätzliche Tage Vancomycin und Zienam angehängt. Alle MRSA-Stämme sind seit 1989 resistent gegen Zienam. Und man muss der Behandlung Zeit geben. 20 bis 24 Tage kann es dauern, bis der Keim mit wirksamen Antibiotika in den Griff gekriegt wird. Bei mir war der Zeitraum viel zu kurz.
Ich wurde durch Zufall von meinem Hausarzt vor dem sicheren MRSA-Tod gerettet, als er versuchte, meinen Harnwegsinfekt in den Griff zu kriegen. Seine Methode: Wir versuchen es mit einem Ultra-hochdosiertem Antibiotikum über mehrere Wochen, denn schlimmer kann es eh nicht werden... Das ist keine Behandlung nach Leitlinie, hat bei mir glücklicherweise aber geholfen.
Eine gute Informationssammlung zum MRSA findest Du bei
www.mrsa-info.de
In dem Forum ist überhaupt nichts los, aber es stecken massenhaft Infos drin. Die Initiatorin schaut selbst eher selten hinein. Sie kommt nach wie vor nicht damit klar, wie ihre Mutter an diesem Keim zugrunde gegangen ist.
Wie gesagt, man kann ihn auch loswerden, aber es braucht Zeit und gute Ärzte. Wenn Du sonst noch Fragen hast, schicke mir gerne eine E-Mail. Derzeit schaue ich hier nicht jeden Tag hinein.
Ich drücke Deiner Ma beide Daumen.
Ganz liebe Grüße
chaosbarthi
von doro » 01.11.2008, 21:38
Doro hat übrigens nicht recht
von Contessa » 02.11.2008, 03:38
sorry bin neu hier und mit dem Computer noch unerfahren !!!!! Also ich hatte nach meinen colonstoma verlegung MRSA auf der Intensiv Station 7 wochen lang !!!! Würde täglich gewaschen und desinfiziert + intravenös ANTIBIOTIKA !!!!!!!!! Es war die Hölle ich wäre fast gestorben ... wünsche deine Mutter alles liebe !
von Contessa » 02.11.2008, 04:04
Also mir würde den Rachen die Augen und die Nase gespült täglich die Wunden und den Körper natürlich auch !!!! MRSA ist nicht leicht zu bekämpfen man braucht Geduld und Hygiene ohne Ende !!!!!!! MRSA heisst MULTI RESISTENT STAFFILOCOCCUS ARERUS !!!! Ich war in die DKD Wiesbaden erst auf die INTENSIV später auf die NORMAL Station insgesamt fast 7 Wochen in Quarantän !!!!!!! Ich habe gedacht ich bekomme die MRSA nie mehr los !! Ich bekam TAVOR in der Zeit weil ich sehr depressiv war nur so habe ich die Isolation überstanden !!!!! Deine Mutter sollte auch unbedingt desinfiziert und gewaschen werden mit speziellen Produkten gegen MRSA TÄGLICH !!!!!!! Sowohl täglich frische Bettwäsche und Nachthemden.
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