Neu hier? | schnell registrieren!

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma – Seite 1

Oft ist das Stoma nur vorübergehend notwendig. Aber die Situationen nach der Rückverlegung sind so unterschiedlich wie die Ursachen, die zum Stoma geführt haben. Tauscht hier eure Fragen und Erfahrungen zur Stoma-Rückverlegung aus.
Antwort erstellen
10 Beiträge • Seite 1 von 1

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 29.11.2024, 14:38

Hallo Ihr Lieben,

ich bräuchte bitte mal ne Tüte Mut und gute oder annehmbare Erfahrungen von euch .

Zu meiner Vorgeschichte:

02/15 gedeckte Perforation im Sigma durch Divertikel mit faustgroßem Abszess im douglasschen Raum - Entlastung Vaginal - keine weitere Behandlung

05/24 perforierter Sigma durch Divertikel
Rektovaginale Fistel (Vermutung, dass diese durch die OP 2015 ganz langsam gewachsen ist - Entlastung Vaginal wird heutzutage wohl auch nicht mehr gemacht)
jede Menge Abszesse

06/24 mehrere Antibiosen im KH

07/24 Entfernung Sigma
Entfernung oberes und mittleres Rektum durch rektovaginal Fistel
eitrige Bauchfellentzündung
Anlage Kolostoma


An sich komme ich mit dem Stoma gut zurecht, habe jedoch eine riesen Hernie direkt am Stoma (sieht fast aus wie eine dritte Brust Körbchengröße C).

Bereits nach der Anlage wurde mir gesagt, dass das Stoma nach sechs Monaten wieder zurückverlegt wird (Erleichterung war damals groß).

Nun habe ich den RV-Termin für Mitte Januar bekommen und meine Ängste wachsen.

Reicht das untere Rektum wirklich noch aus, um genügend Stuhl zu halten?


Mein Arzt (habe großes Vertrauen zu ihm) hat versucht mir die Ängste zu nehmen. So meinte er nach der rektalen Untersuchung, dass der nicht mal an die Naht des Hartmannstumpfes gekommen ist - Genügend Speicher und der Dickdarm lernt auch zu speichern. Da ich jetzt eher zu sehr festem Stuhlgang neige, bräuchte ich mir nach einer Weile keine Sorgen um Durchfall zu machen. Die Hernie soll ohne Netz (mit einer besonderen Nahttechnik) bei der RV gleich mit versorgt werden. Alles soll (so weite möglich) ohne Bauchschnitt erfolgen (so wie die Anlage auch). Die Darmspiegelung acht Wochen nach der OP zeigte keinerlei Entzündungen und nur 2-3 Divertikel im Dickdarm. CU bzw. MC konnte bei mir nicht nachgewiesen werden.

Hat jemand von euch Erfahrung?

Ich danke euch


LG Biene

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von Magnus » 30.11.2024, 18:05

Hallo Biene,

meine Vorgeschichte ist natürlich anders, denn bei mir war es ein bösartiges Karzinom 10cm vor dem Anus. Es wurde das komplette Rektum entfernt und der Dickdarm 5cm vor dem Anus wieder angenäht.
Ich habe also gar kein Rektum mehr.
Die RV war bei mir Anfang Juni 2023. Danach hatte ich für ca. 2-3 Monate einge Probleme. Siehe hier:
https://www.stoma-forum.de/die-ruckverlegung/1-jahr-nach-erhalt-der-krebsdiagnose-u-5-monate-nach-rv-t30430.html
Das lag aber nicht am fehlenden Rektum und hatte andere Gründe. Meine Stuhlgänge liegen immer noch zwischen 2 und 5 am Tag. Kommt ganz darauf an was und wieviel ich esse, aber ich lasse mir von meinem A... nicht diktieren was ich essen soll, ;-) und kann gut damit leben auch mal einen Tag mit 5 Stuhlgängen zu haben.
Also denke ich wenn dein Arzt dir zurät, solltest du dir wegen dem fehlendem Rektum kaum Sorgen machen. Es wird sicher nicht gleich von Beginn alles perfekt funktionieren. Ein bisschen Geduld wirst du schon aufbringen müssen und vielleicht auch mit ein paar Problemchen kämpfen (brennen am Anus, anfängliche kurze Vorwarnzeit beim Stuhlgang usw.), aber es ist zu meistern. Wie, das kannst die in einigen Threads, aus den Erfahrungen Anderer hier nachlesen.
Zu der RV-OP:
Ich hatte ein Dünndarmstoma und es wurde auch ohne nochmaligen Bauchschnitt zurückverlegt. Allerdings hatte ich leichte Entzündungen um das Stoma, weswegen das Loch nicht zugenäht wurde sondern die 3,5 cm tiefe Wunde von innen her zuwachsen musste. Nach 8 Wochen war das Geschichte und ich bin seither mit meinem Leben ohne Stoma sehr zufrieden.

Also lass dir nicht bange werden wenn du deinem Arzt vertraust. Ich würde diesen Schritt immer wieder machen.

Liebe Grüße
Jo

kein Profilfoto
Magnus

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 30.11.2024, 22:34

Hallo Jo,

vielen Dank für deine doch recht positive Antwort.

LG Biene

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 28.01.2025, 11:33

Hallo Zusammen,

ich habe es gewagt und am 13.01. meine Rückverlegung durchführen lassen.

Da ich im Vorfeld leider viele negative Berichte gelesen habe, war ich schon fast am Überlegen mein Stoma zu behalten. Aber Augen zu und durch - die beste Entscheidung.

Meine Ärzte hatten nie Zweifel an einem positiven Ausgang. Klar gibt es verschiedene Ausgangssituationen und die sollten beachtet werden (Chemo, Bestrahlung, CED). Ich hatte "nur" massive Divertikulitis und eine rektovaginale Fistel (somit 2/3 vom Rektum und das komplette Sigma weg).

Mit meinem folgenden ausführlichen Bericht der ersten zwei Wochen möchte ich versuchen, einigen in der gleichen Situation etwas Mut zu geben.



Meine Rückverlegung



Freitag 10.01. Heute war ich in der Klinik zur OP Vorbereitung. Sie haben mich über die OP (Da Vinci Roboter) aufgeklärt und sämtliche Vitalwerte genommen, also Blutwerte Herz. Ein erneuter Schließmuskeltest wurde nicht vorgenommen. Hoffentlich geht es am Montag gut.



Sonntag 12.01 Zu Hause Abführen . Meine Nerven liegen blank. Ich habe Angst vor morgen und der Zeit danach.



Montag 13.01. Das Taxi kommt zu spät, ich bin erst halb sieben in der Klinik. OP Beginn gegen 8 Uhr. Ende ca. 14.30 Uhr. Komme nach der Aufwachstation auf die normale Station. Ich fasse auf meinen Bauch – der Beutel ist weg. Und ich stehe noch total neben mir. Darf am Abend Wasser und Tee trinken



Dienstag 14.01 Mir tut der Bauch weh . Ich soll früh aufstehen, damit mein Bett getauscht werden kann. Klappt mit festhalten. Später noch eine Runde mit dem Rollator über den Gang. Ich darf undefinierbare Suppe essen. Ein paar kleine Löffel, der Appetit ist noch nicht da. Abends fängt der Bauch an zu Grummeln und der erste Pups entfleucht. Später noch zwei mit Anhang im Bett und noch zwei mal auf der Toilette. Nach Anweisung des Arztes soll ich in der ersten Woche einfach allem nachgeben, egal ob Pups oder Stuhlgang, damit die Naht nicht belastet wird. Die Naht liegt ca 8 cm vom Schließmuskel entfernt. Es ist also nicht mehr wirklich viel Speicher (Rektum) vorhanden, aber der Arzt ist optimistisch. Ich hoffe, dass ich das in Zukunft auch sein kann.



Mittwoch 15.01 Durch die Nacht, schwirren wieder Gedanken durch den Kopf, ob die RV richtig war. Egal ich kämpfe. Bekomme Besuch und gehe das erste Mal raus . Zigarette schmeckt. Einmal noch Abends ein wenig Stuhlgang . Ich darf wieder fast normal essen.



Donnerstag 16.01. Die Nacht verlief bei mir ohne Zwischenfälle. Am Morgen habe ich leichte Vaginalblutung. Der Ärztin Bescheid gegeben, ich soll weiter beobachten. Ich kann unterscheiden, ob es nur ein Wind ist oder ob es richtiger Stuhlgang ist. Nachdem bis zum Nachmittag gar kein Stuhlgang kam, dachte ich schon, ich bekomme Verstopfung. Aber dann kommt doch in kleinen Portionen immer mal wieder was in Konsistenz von Schokopudding. Habe mich zum ersten Mal auf einen harten Stuhl gesetzt, da merke ich noch meinem Popo.



Freitag 17.01 Eine weitere ruhige Nacht. Blutungen sind noch da - hängt laut Ärztin mit dem Abführen am Sonntag, sowie der nicht Einnahme der Pille am Montag zusammen. Sowie mit der Narkose und der OP, das hätte wohl alles bei mir durcheinander gebracht. Ich hoffe, dass die Ärzte recht behalten. Ich bin mittlerweile auf Vollkost gesetzt, der Appetit ist eigentlich auch wieder da. Die letzte Drainage wurde gezogen und ich fühle mich besser, als ich gehofft habe. Nun hoffe ich, dass es so bleibt und alles aufwärts geht.



Samstag 18.01 Wieder eine ruhige Nacht. Aber seitdem die Drainage gezogen wurde, ist die Blutung stärker. Noch kein Stuhlgang bis 8.00 Uhr . Nachmittags wieder etwas Stuhlgang wie Schokopudding. Hatte Besuch und bin bis zum Parkplatz gelaufen. Abends bei der letzten Zigarette war im Pups leider Anhang mit dabei.



Sonntag 19.01 Erneut eine ruhige Nacht. Leider ist auch mein Darm etwas sehr ruhig. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Blutungen werden weniger. Ich habe geduscht und bin über 10000 Schritte gelaufen. Appetit ist voll wieder da. Ich werde ab heute versuchen, nur zwei statt drei Schmerztabletten zu nehmen. Am Abend kommt ein Miniminiwürstchen.



Montag 20.01 Juhuu eine ruhige Nacht. 9.30 Uhr zum ersten Mal geformten Stuhlgang – Juhuuuuuu. Hatte die Gynuntersuchung – alles in Ordnung ohne Befund. Noch zweimal geformten Stuhlgang gehabt. Ich merke den Druck im Popo, aber er ist ertragbar und ich soll ja gleich auf Toilette gehen, um die Naht noch nicht zu belasten. Aber solange ich nicht mehr groß muss, als Pullern ist mir das egal.



Dienstag 21.01. ich darf nach Hause. Und ich fühle mich super. Ich hatte vor der OP Angst vor der Heimfahrt gehabt (Einkoten Stinken im Taxi ect) und freue mich wie ein Schneekönig, dass die gute Stunde im Auto ohne Probleme verlaufen ist. Windelhose dafür umsonst gekauft. Gegen um fünf eine kleine Runde mit dem Hund – klappt super. Abends habe ich noch mein Kind vom Training zu Fuß abgeholt – laufen tut gut.



Mittwoch 22.01. Das eigene Bett ist doch das Beste. Ich habe sehr gut geschlafen. Und wenn mir heute vor zwei Wochen jemand gesagt hätte, dass ich heute mein Kind, verbunden mit einer Gassirunde, zur Schule bringen kann, dem hätte ich einen Vogel gezeigt. Doch Juhuu – alles perfekt geklappt. Bis 13 Uhr war noch kein Stuhlgang, auch kein Druck. Also bin ich trotzdem auf Toilette – vielleicht kommt ja was. Und siehe da, eine wohlgeformte lange Wurst – wie früher.



Donnerstag 23.01. Ich bin so Happy. Auch heute kein Durchfall, sondern ganz normaler Stuhlgang. Ich esse eigentlich auch wieder wie vor 14 Tagen – heute sogar Rosenkohl zum Mittagessen. Mein Hausarzt ist mega zufrieden mit mir und trotzdem habe ich mich noch bis Ende nächster Woche krankschreiben lassen. Man weiß ja nie was kommt. Ab heute werde ich auch wieder meine Kindersportgruppe betreuen. Ich traue es mir einfach zu. Klar merke ich noch die Stomanarbe und die anderen Narben, sowie auch noch einen Druck im Rektumbereich. Aber es liegt alles im grünen Bereich. Es war bisher auch noch kein richtiger Druck da, aber da mein Arzt gesagt hat, ich soll nicht drücken, gehe ich lieber vorsichtshalber zweimal mehr am Tag auf Toilette.



Freitag 24.01. Heute vor zwei Wochen war ich zur Vorbereitung auf die OP in der Klinik (eigentlich nur Aufklärung und Vitalwerte genommen). Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es heute so gut läuft, dem hätte ich einen Vogel gezeigt. Stuhlgang ist normal, ca. dreimal am Tag. Meine Narben heilen sehr gut, an einer Stelle schaut ein kleiner Faden heraus. Ich nehme nur noch eine IBU 600.



Samstag 25.01. Mein Darm lässt mich auch am Wochenende ausschlafen und nimmt seine Arbeit erst nach dem Aufstehen auf. In den letzten zwei, drei Tagen habe ich eigentlich normale Portionsgrößen gegessen. Dementsprechend gut gefüllt ist der Darm. Ich habe meist ein leichtes Druckgefühl, aber keinen Drang sofort auf die Toilette gehen zu müssen. Da ich die Darmnaht lieber noch etwas entlasten möchte, war ich heute früh dreimal auf Toilette. Aber ohne Durchfall und ohne Schmerzen.



Sonntag 26.01. Zu Stomazeiten gab es Tage, da dachte ich, mein Darm macht Frühjahrsputz und schmeißt alles raus. Da bin ich mit Beutelleeren kaum hinterher gekommen ( kein Durchfall). Seit gestern Nachmittag zeigt mir mein Darm, dass dies auch ohne Beutel geht. Seit gestern Nachmittag hatte ich 6x Stuhlgang in Megaportionen – kein Durchfall, immer fest und geformt und ohne Schmerzen. Ich hoffe doch, dass der Frühjahrsputz jetzt beendet ist. Heute früh bin ich zum Grab meiner Mutti gelaufen (immer bergauf). Das war doch ganz schön anstrengend und hat mir gezeigt, dass die OP erst 14 Tage her ist und ich nicht Superwoman bin. Kurzes Ausruhen, Krone richten und weiter geht’s. Vom der Häufigkeit und Menge des Stuhlganges, vermute ich fast, dass ich ausversehen einen Ochsen gegessen habe. Noch dreimal. Aber auch zu Stomazeiten hatte ich Tage mit sehr viel Stuhl und Tage mit wenig Stuhl.



Montag 27.01. meine OP ist jetzt genau 14 Tage her und ich bin mega zufrieden mit meinem Zustand. Ich war heute noch mal beim Arzt, da sich ein Faden nicht auflöst und piekst. Dabei habe ich noch mal wegen der Häufigkeit und der Menge des Stuhlgangs nachgefragt. Er erklärte mir, dass das eigentlich das beste Ergebnis für diese Zeit wäre. Kein Durchfall und keine Verstopfung dafür aber voluminös. Also alles im grünen Bereich. Und heute ist der Stuhlgang bisher, es ist abends, lediglich dreimal. Der Ochse muss ja langsam verdaut sein. Und wenn mir heute vor 14 Tagen jemand gesagt hätte, wie es mir geht, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Ich bin glücklich.



Dienstag 28.01. Heute zeigt mir mein Körper, dass ich es die letzten Tage wohl etwas übertrieben habe. Stuhlgang ist fast wie vorher, aber die Narben machen sich heute echt bemerkbar. Also ist heute ein Ruhetag angesagt – nächste Woche will ich ja wieder arbeiten (im Home-Office).



Es kann also auch alles gut gehen


:)



LG Biene

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von Butterfly » 28.01.2025, 19:56

Toitoitoi weiterhin!
Klasse, geht es dir so gut!

kein Profilfoto
Butterfly

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 28.01.2025, 20:02

Dankeschön :D

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von Bernie29 » 29.01.2025, 08:24

Danke für deine schöne Mutmacher-Geschichte.

Du hast am Anfang selber ne Portion Mut benötigt und gibst nun ne ganze Menge davon weiter!
Sehr schön! :super:

VG Bernie

kein Profilfoto
Bernie29

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 29.01.2025, 08:48

Danke @Bernie29 :)
Mutmachgeschichten sind wichtig und leider zu wenig.
Daher war/ist es für mich eine Herzensangelegenheit mein Glück zu teilen.

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von Magnus » 30.01.2025, 07:42

Hallo @BieneBrumm,

ich freue mich sehr für dich, dass es so mehr oder weniger reibungslos geklappt hat mit der RV! :super:
Noch erfreulicher, dass du dich so schnell wieder in dein Alltagsleben integrieren konntest. Ich wünsche dir, dass es auch weiterhin stetig bergauf geht und all die Unannehmlichkeiten die es im Laufe deiner Erkrankung gab, bald vergessen sind.

LG Jo

kein Profilfoto
Magnus

Mitglied

RV trotz kurzem Rektum und ohne Sigma

Beitrag von BieneBrumm » 30.01.2025, 09:18

Hallo Jo,

ganz, ganz lieben Dank für deine lieben Worte :D .

Gruß Biene

kein Profilfoto
BieneBrumm

Mitglied

Antwort erstellen
10 Beiträge • Seite 1 von 1


Beiträge der letzten Zeit anzeigen:
Sortiere nach: