von Beutelbär » 29.10.2014, 19:01
Grüezi
am 11. März habe ich ein Colostoma bekommen - die Vorgeschichte ist kompliziert, ich musste Anfang Jahr mit starken Schmerzen und schlechtem Allgemeinbefinden notfallmässig ins Krankenhaus, bei einer Bauchspiegelung wurde der entzündete Blinddarm entfernt, auch der Eierstock war entzündet... Am 80. Geburtstag meines Vaters wurde ich entlassen, aber nach Absetzen der Antibiotika fing "alles wieder von vorn" an, nur dass es ja diesmal definitiv nicht der Blinddarm sein konnte... Der Abszess wurde punktiert, es wurden Darmbakterien festgestellt und da die Entzündung nicht zurückging und der Allgemeinzustand wieder schlechter wurde, kam es eben zur Stomaanlage (auch ein Stück Dünndarm wurde entfernt, ziemlich sicher gab es mal eine Verbindung zwischen den beiden und eben auch in die Bauchhöhle, wodurch der Abszess entstand)
Mit dem Stoma kam ich besser als befürchtet zurecht - es gab sogar Momente, in denen ich überlegte, auf eine weitere Operation und einen weiteren Spitalaufenthalt (war etwa 3 Monate im Krankenhaus, mit kurzen Unterbrüchen) zu verzichten...
Am Montag wurde die Rückverlegung auf Mitte Dezember angesetzt, aber zu meinem Schrecken habe ich erfahren, dass es ziemlich sicher für sechs Wochen ein Ileostoma gibt zum Schutz der "Naht" (Stapleranastomose nach Hartmann) tief im Becken, auch weil durch die komplizierte Krankengeschichte und die vorhergehenden Operationen wohl die "Geographie" nicht mehr stimmt, viele Narben und Verwachsungen da sind - theoretisch ist auch möglich, dass sie den Bauch öffnen und sehen, dass keine Rückverlegung möglich ist...
Ich habe hier im Formum einiges gelesen über Rückverlegungen und die "Herausforderungen" danach... aber das mit dem Ileostoma war mir nicht bewusst oder ich habe es überlesen... Hat jemand von euch Erfahrungen damit? Wie gross ist der Unterschied (im Bezug auf "Handling" und Ernährung) zwischen Colostoma und Ileostoma? Vielleicht können sie das gleiche "Loch" benutzen und vielleicht gibt es ein Neues... mag zum Glück keine Bikinis
Liebe Grüsse aus der Schweiz,
Beutelbär (aus Bär-n)
von snoopy66 » 30.10.2014, 08:56
Hallo Beutelbär,
ich glaub du hast nichts überlesen , das liegt wohl eher daran, das es nicht so viele mit endständigen Colostoma nach Hartmann RV werden.
...Vielleicht können sie das gleiche "Loch" benutzen und vielleicht gibt es ein Neues... mag zum Glück keine Bikinis
...viele Narben und Verwachsungen da sind - theoretisch ist auch möglich, dass sie den Bauch öffnen und sehen, dass keine Rückverlegung möglich ist...
von Beutelbär » 03.11.2014, 17:25
Danke für die Antwort.
Ja, das Colo ist links, eher weit oben (also der Darm macht eine Schlinge) weil ich adipös bin - aber so hat mein Bauch keine Falten, sondern Hügel... habe für nächste Woche noch einen Termin mit der Stomaberaterin, vielleicht hat sie noch eine gute Idee.
Am Mittwoch (11.11, aber nicht um 11.11) kriege ich noch eine Röntgenuntersuchung um den Stumpf zu finden... Wenn ich es richtig verstanden habe, kriege ich einen Ballon "hinten rein" und der wird mit Flüssigkeit aufgeblasen...
Hat man bei dir während der Operation festgestellt, dass es nicht klappt mit der RV? Wie lange musstest du dann im Krankenhaus bleiben?
Wünsche dir einen schönen Tag,
Beutelbär aus Bär-n
von snoopy66 » 03.11.2014, 18:11
Hallo Beutelbär,
ich hatte auch vor der OP eine Rö-Kontrastmitteldarstellung vom Hartmannstumpf.Nicht besonders angenehm, aber auch nicht schlimm.
Ja, bei mir hat man das während der OP gesehen das eine RV des Colostomas nicht mehr möglich ist, dazu muß ich sagen, mir wurde gleichzeitig mein endständiges Ileostoma wieder angeschlossen ( ich hatte zwei Stomata)
Klar war ich entäuscht das ein Stoma noch da ist, aber andererseits war ich happy, das ich jetzt nur noch eins hab und ich lebe gut damit.
Ich war trotz Bauchschnitt nur 10 Tage im KH, einen davon nach OP auf Intensiv, danach traten dann noch Wundheilungsstörungen auf, die konnten aber zu Hause versorgt werden.
Ich drück dir die das alles klappt , lass mal von dir hören
LG Katja
von Addie » 04.11.2014, 09:50
Hallo Beutelbär!
Hatte gerade gestern dieses Röntgen. Ist nur unangenehm, tut aber im Normalfall nicht weh. Damit Du etwa weisst, was auf Dich zukommt, kann ich Dir das grad so aus "erster Erfahrung" sagen (ich wusste nämlich nicht so genau, worauf ich mich da einlasse ). Zuerst wurden Aufnahmen vom Unterleib ohne Kontrastmittel gemacht. Danach wird ein Plastikschlauch in den Hintern eingeführt. Damit wird ein kleiner Ballon im Enddarm aufgeblasen und schliesslich wird das Kontrastmittel durch diesen Schlauch eingespritzt. Danach gibts wieder ein paar Röntgenbilder. Dann wird der grosse Teil des Kontrastmittels wieder abgesogen. Fertig! Bei mir hat das ganze Prozedere ca 45 Minuten gedauert. Schmerzen hatte ich keine. Einzig unangenehm war der ständige Druck auf dem Enddarm, dachte dauernd ich müsse jetzt dann gleich aufs Klo rennen. Versuch Dich einfach zu entspannen, dann geht es besser. Wichtig ist vielleicht, dass Du nach der Untersuchung aufs Klo gehst, damit Du noch allfällige übrige Flüssigkeit "rauslassen" kannst. Ging bei mir ganz flott. Und lass Dir eine grosse Einlage geben, bei mir kam ca. 1 Stunde später noch ein Rest der Flüssigkeit raus. Ja und richtig - auf den Röntgenbildern sehen die Ärzte, ob eine RV möglich ist, ob alles dicht ist und sich keine Löcher im Darm befinden. Und dann entscheiden die Chirurgen bei mir in einer 2. Besprechung, ob die OP gemacht wird. Lieben Gruss Addie
von Beutelbär » 05.11.2014, 15:50
Danke für diesen "Augenzeugenbericht" - ich bin immer froh, wenn ich weiss, was auf mich zukommt... und das mit der Einlage ist echt ein guter Tipp... Ich meine, ich habe ja (fast) immer mein Stoma Notfall Set dabei, weil man je nie weiss, was wann leckt, aber dass es auch "hinten" wieder ein Leck gebe kann, ist neu länger her... ich glaube, man schätzt es gar nicht, kontinent zu sein, erst wenn man es eben nicht mehr ist. Gestern hat mein Stoma wieder mal innert kürzester Zeit Massen gefördert und ich war froh, nicht zu arbeiten, nicht vor Leuten zu stehen, die mir dann entsetzt auf den Bauch starren, wenn innert Minuten ein Buckel wächst...
In einer Woche habe ich es hinter mir - mal schauen, was ich nachher mehr weiss - habe es so verstanden, dass die Ärztin das Bild einfach will, um "in etwa" zu wissen wie die Geographie aussieht, dass sie erst während der Operation merken, ob es machbar ist oder nicht.... wir werden es merken...
Irgendwie finde ich es frustrierend, dass aus einer "kleinen Divertikulitis" so ein Zirkus geworden ist, der mir mittlerweile ein Jahr meines Lebens gestohlen hat, meinen "Marktwert" verringert und meine Jobchancen verschlechtert hat... und die Spitalzeit habe ich in schlechter Erinnerung, ich hasse es, als "Halbidiot" behandelt zu werden (und falls sie merken, dass ich sehr wohl Griechisch und Latein verstehe, meinen sie, ich sie vom Fach... etwas dazwischen scheint es bei den meisten nicht zu geben)...
Bin grad etwas frustriert... ach ja, und meine sogenannte Familie, von der man sich im Idealfall so etwas wie Support erhofft, betont immer wie stolz sie auf mich sind, dass ich so taper und ohne zu klagen und bewundernstwert mit der Situation umgehe - klar, ich bin ja die im "Verein", die funktioniert, die für die andern die Admin macht und so weiter... wäre ja noch schöner, wenn ich mal Hilfe brauchen würde, da bräche ja das ganze Gefüge zusammen...
von Addie » 05.11.2014, 23:56
Hallo Beutelbär!
Lass Dich nicht unterkriegen, Krisen hat jeder! Dein Kommentar "bin die einzige, die funktioniert und darf nicht krank sein", kommt mir sehr bekannt vor. Könnte von mir sein. Ich sag Dir was, ich hab's jetzt gelernt, dass die Welt auch ohne mich laufen kann. Ich hab verstanden, dass ich nicht immer allen alles aus der Hand nehmen muss, sonst wird das zur Selbstverständlichkeit. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, damit Du wieder gesund wirst! Und was soll's - auch wenn wir mit unserem "verschnittenen" Bauch nicht mehr als Modell über den Steg laufen können - wir leben noch und das ist das einzige was zählt. Wir sind noch da und können die Luft einatmen. Krankenhaus-Deutsch ist nicht für "Otto-normal" gemacht, aber ich frag halt immer wieder nach. Ist mir in der Zwischenzeit egal, ob die denken ich sei nicht ganz klar. Ich will wissen was mit mir los ist und lass es mir erklären, bis ich es verstehe. Unsere Welt ist leider so gemacht, dass wir immer funktionieren müssen - klein beigeben gibts nicht. Aber weisst Du, das hält uns auch am Leben, wenn wir uns nämlich hängen lassen, geht es uns nicht besser, sondern nur schlechter. Gönn Dir etwas Schönes bevor Du ins Krankenhaus gehst, etwas das Dir richtig gut tut. Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Liebe und hoffe, dass alles gut läuft. Abendliche Grüsse Addie
von snoopy66 » 06.11.2014, 16:49
Hallo Beutelbär,
ich finde Addie hat es super gesagt, da kann ich mich nur anschließen.
Denk jetzt erst mal an dich, alles Liebe und alles Gute nächste Woche.
LG Katja
von Beutelbär » 11.11.2014, 12:54
Nun liegt sie hinter mir, die Untersuchung - laut Radiologen sieht alles so aus, wie es soll... Habe beim Rauslaufen die Bilder auf dem Screen gesehen, es erinnerte mich spontan an ein Gespenst, so eine weisse "gespenstische" Form... Wenn alles läuft wie geplant liege ich in fünf Wochen auf dem OpTisch...
Es waren 3 Personen anwesend, ein Arzt mit Schutzkleidung und eine Frau und ein Mann - ich musste das Spitalhemd anziehen, was allein genügt, mich psychisch fertig zu machen und mich auf den Rücken legen, dann zur Seite drehen. Nach einer kurzen digitalen Untersuchung hat der Arzt einen Blasenkatheter eingeführt (schienbar hat sie eine meiner Chirurginnen vorgewarnt) und Bilder gemacht, dann das Ding aufgefüllt bis ich nicht mehr konnte, es tat weh, ich bekam Krämpfe und Schweissausbrüche und dann musste ich mich langsam wieder auf den Rücken drehen und dann auf die andere Seite, immer wieder stoppen für Bilder... und dann haben sie die Flüssigkeit abgesogen und das Ding rausgezogen und das war's - Termin war um 9.15, um 9.45 stand ich draussen vor dem Haus, wobei ich glaub ein wenig zu früh dort war, ich hasse es, zu spät zu kommen oder hetzen zu müssen... Auf dem Weg zum Zug hatte ich immer noch Krämpfe und war den Tränen nahe... ich weiss nicht, ob ich das Ganze psychisch durchstehe, zu viele Erinnerungen an die ersten Operationen...
Ich werde noch einen eigenen Thread zum Thema "Positive Einstellung" machen bei "Die Rückverlegung" weil auch der Radiologe wieder damit gekommen ist... Er sagte auch, ich soll mich melden, wenn mir etwas unangenehm ist und ich dachte: Es ist mir unangenehm, mit nacktem Arsch vor dir auf dem Rücken zu liegen und zu wissen, was du als nächstes tun wirst und du tust es trotzdem... Als er den Blasenkatheter einführte meinte er, es sei halt stillgelegt und empfindlich... im Nachhinen frage ich mich, wie es wird, falls die Rückverlegung gelingt - oder habe ich da so viele Medikamente im System, dass ich es gar nicht spüre, wenn der Darm "wieder gefüllt wird"?
Danke fürs Zuhören und Mitschreiben - bin froh, gibt es dieses Forum!
Gruss aus Bern, wo es heute so kalt ist, dass man den Atem sieht wenn man draussen ist
Beutelbär
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe