von
PropainTyee
» 09.04.2025, 10:28
Hallo,
hier – wie versprochen – die Zusammenfassung meiner Rückverlegung bis heute:
20.03.2025:
- Aufnahme ins Krankenhaus mit allen Vorgesprächen (OP & Anästhesie)
- Rückverlagerung (RV) und Gallenblase wurden entfernt (aufgrund von Polypen)
- Darmreinigung mit zweimaliger Einnahme von Abführmittel
- Den PDK (Periduralkatheter) habe ich abgelehnt – das hätte mich am nächsten Tag im
Vorbereitungsraum zur OP nervlich/psychisch überfordert.
21.03.2025:
07:30 Uhr
- Ab in den OP
- Zugang an der Hand wurde gelegt – die Vene ist mehrfach weggerollt, aber schließlich hat es geklappt
(Hätte ich zusätzlich noch den PDK bekommen, wäre ich wahrscheinlich umgekippt)
- Narkose wurde gesetzt – und dann war ich auch schon weg
13:00 Uhr
- Halb aufgewacht, mit Schmerzen, umgeben von gefühlt 100 Leuten, die mich auf der ITS an alle
Geräte angeschlossen haben
- Der Rest des Tages bestand aus Liegen, Dösen und langsam wieder zu sich kommen
22.–23.03.2025:
- Keine Veränderungen, tägliche Visite – das Ärzteteam wurde zunehmend zufriedener
24.03.2025:
- Visite weiterhin zufrieden
- Bis Mittag leichte Blähungen, es tat sich etwas im Darm – was mich eher gefreut hat
- Ab Mittag bis tief in die Nacht stark zunehmendes Sodbrennen, keine Medikamente haben geholfen
(weder oral noch über die Vene)
25.03.2025
01:00 Uhr
- Erbrechen durch das Sodbrennen
- Magensonde wurde gelegt – währenddessen musste ich mich weitere zweimal übergeben
- Als die Sonde endlich drin war und ich ein frisches Nachthemd bekommen hatte, bin ich sofort
eingeschlafen
- Die Sonde förderte bis ca. 11 Uhr rund 750 ml
- In diesen Stunden hatte ich wirklich Angst und habe die Entscheidung zur Rückverlagerung stark
bereut, aber da musste ich jetzt durch.
Ab 11 Uhr:
- Es kam zunehmend weniger im Beutel von der Sonde an
- Zwei der vier Drainagen wurden entfernt
- Bei der Visite wurde entschieden, alle zusätzlichen Schmerzmittel abzusetzen
(Konnte man sich in 8h 4x verpassen lassen)
- Ich sollte mich dringend bewegen – aufsetzen, aufstehen, mit Gehhilfe gehen
→ Das habe ich dann auch getan, auch wenn es hart war
- Medikamente zur Förderung der Darmtätigkeit wurden intravenös verabreicht
26.03.2025:
- Zustand weitgehend unverändert, aber erste Stuhlentleerung durch die Medikamente (viel und flüssig)
- Ich bin so viel wie möglich gelaufen – soweit es die Infusionen und das Personal zuließen
(man ist auf der ITS ja darauf angewiesen, dass jemand einen „abhängt“)
- Highlight: das erste Mal wieder trinken dürfen – in winzigen Schlucken
27.03.2025:
- Ich wurde komplett „zurückgebaut“
→ Magensonde, restliche Drainagen und Blasenkatheter wurden entfernt
Verlegung auf die Normalstation (12Uhr / 27.03.):
- Relativ häufige Toilettengänge (alle 1–2 Stunden, nur dünner Stuhl) bis in die Nacht
- In den darauffolgenden vier Tagen kam gar nichts
- Seitdem ist der Stuhlgang meist fest und geformt
- Kost wurde langsam aufgebaut, zuletzt strenge Grunddiät
02.04.2025
- Entlassung aus dem Krankenhaus
Aktuell (fast drei Wochen nach der OP):
- Es geht mir eigentlich gut
- Ich habe noch Schmerzen, aber ohne Schmerzmittel erträglich
- Abends bin ich ziemlich erschöpft – zu Hause macht man halt doch deutlich mehr als im Krankenhaus
- Stuhlgang ist regelmäßig (1–3x täglich, fest und geformt)
- Zusätzlich 3–4 weitere Toilettengänge, bei denen nur Luft und etwas Schleim kommen, ich hoffe, das
bessert sich noch
- Bislang ist zum Glück noch nie etwas ins Bett oder in die Hose gegangen
- Insgesamt war es die richtige Entscheidung – den Beutel vermisse ich kein bisschen
Der Aufenthalt auf der ITS fühlt sich jetzt schon wieder so weit weg an – erstaunlich, wie schnell die Psyche solche Erlebnisse relativiert oder ausblendet.
Ich werde weiter berichten.
Viele Grüße,
Jan
von
Butterfly
» 09.04.2025, 13:03
Lieber Jan
das hört sich gut an. Schön, hast du dir die Zeit für einen Bericht genommen.
Wenn du erlaubst, würde ich gern einen Punkt kommentieren. In der Tat hast du die ITS gut für dich "weggesteckt". Bei mir war es ähnlich. Bereits zwei Wochen nach Sepsis und ITS (Winter 2014), habe ich sehr sachlich darüber berichten können (der Krankenhausseelsorger kommentierte es auch, dass ich alles sehr sachlich wiedergeben würde - als ob es eine andere Person gewesen sei, der das passiert ist).
Aufgrund einer Ausbildung wusste ich, dass ich im Herbst 2023 stundenweise auch auf der ITS bin. Ich war vor dem ersten Betreten nervös und habe mich gefragt, ob man so eine Art "Flashbacks" bekommt oder ich nach 9 Jahren auf einmal feststelle, die ITS-Zeit nicht verarbeitet zu haben. Es ist gar nichts passiert. Doch gleichzeitig habe ich mich gefragt, ob noch etwas passieren könnte...? Auf einmal, überraschend?
Ich habe also Kontakt zum damaligen Krankenhausseelsorger aufgenommen, der sich sogar an mich erinnern konnte (wir lagen damals mit zwei jungen Frauen mit Sepsis in einem ITS-Zimmer, bei uns beiden war unklar, ob wir es schaffen, niemand wollte in unserem Zimmer arbeiten, weil die Pflege es als belastend empfunden hat - sonst waren die Personen tendenziell alle alt, die dort lagen).
Er fragte mich: "Belastet es Sie jetzt?" "Nein." Ich fragte ihn, ob ich etwas unternehmen müsste, quasi als Vorbeugung, ob ich denn ganz normal sei - wo andere jahrelang an so einer Erfahrung herumknabbern. Auch das verneinte er. Erst, wenn es immer häufiger in alltägliche Gedanken Einzug hält, wenn man anfängt zu grübeln, wenn es einen zunehmend belastet, dann erst muss man reagieren.
Ich wünsche dir, dass dieser Zeitpunkt nicht kommt und du - ganz sachlich, wie du es jetzt aufschreibst - auch künftig der ITS-Erfahrung neutral gegenüberstehst. Sie einordnest als etwas, was dazu gehört hat. Punkt.
Doch solltest du in ein paar Wochen, Monaten, Jahren feststellen, dass es sich verändert, dann ist es immer der richtige Zeitpunkt daran zu arbeiten. Erinnerungen sind nicht konsistent. Sie verändern sich aufgrund dessen, was um uns und mit uns geschieht. Daher kann es dich, mich, uns alle, die wir solche Erfahrungen (die andere direkt als traumatisch erleben) gemacht haben, irgendwann einholen. Aber das muss es nicht!!! Wenn es aber passiert, dann ist es Zeit, diese zu bearbeiten. Darauf sollte man dann nicht verzichten, weil ja alles schon so lang her ist und man einen falschen Stolz hat, es damals doch so gut weggesteckt zu haben.
Häb der Sorg!*
Alles Gute weiterhin
Butterfly
* Trage dir Sorge/Schaue zu dir/Pass auf dich auf!
von
PropainTyee
» 09.04.2025, 14:17
Hallo,
naja, aber da ist ja das was ich erlebt habe "Kindergarten".
Da warst du ja wirklich um Welten schlimmer dran, wenn es auf Messers schneide stand.
Aber das bei euch niemand ins Zimmer wollte von den Pflegekräften find ich krass bzw. unter aller Sau (entschuldige den Ausdruck). Aber das ist doch denen ihr Job und sollten so etwas doch kennen (auch das Ableben von jüngeren Menschen).
Über das Personal könnte ich mich überhaupt nicht beschweren, die haben alle einen Superjob gemacht.
Egal auf welcher Station im Krankenhaus.
Gruß Jan
von
Butterfly
» 10.04.2025, 19:45
Hallo Jan
das haben wir nicht gemerkt (auch nicht unsere Angehörigen). Sie waren im Umgang professionell - das heisst aber nicht, dass es nicht trotzdem belastend ist. Ich kann mich nur erinnern vor einer Schwester Angst gehabt zu haben, weil die die andere nachts so angekeift hat. Das weiss ich bis heute. Irgendwie habe ich geschafft das am nächsten Morgen zu kommunizieren und sie durfte dann nicht mehr bei uns arbeiten. Die anderen waren wirklich nett.
Dass es für sie eine Belastung war, habe ich erst 6 Monate später erfahren, als ich auf der ITS gelangweilt ein Gastspiel wegen eines Pneumothorax gegeben habe - 5 sehr schnarchige Tage. Da habe ich mich an die ein oder andere Begebenheit erinnern können, wenn ich eine Stimme oder eine Tätowierung auf dem Arm der einen Person wiedererkannt habe. Sie haben sich dann gefreut zu sehen, dass es mir eigentlich ganz gut geht, im ersten Moment haben sie mich noch nicht einmal erkannt. Ich glaube, dass war für sie auch eine gute Erfahrung. Sie haben von einer Patientin gehört, was das Gehirn doch abspeichert und wieder hervorholt (selbst, wenn ich mich daran vorher auch nicht mehr erinnern konnte).
Von daher, alles gut gewesen.
Liebe Grüsse
Butterfly
von
BieneBrumm
» 13.04.2025, 09:19
Hallo Jan,
es ist schön, dass es dir gut geht.
Die kleinen Baustellen verschwinden auch noch.
LG Biene
von
Börgi
» 13.04.2025, 10:21
Moin,
schön das Du alles gut überstanden hast!!
Immer optimistisch bleiben, das wird schon!!
ITS ist der Horror!!Ich kann das nachvollziehen!
Ich konnte überhaupt nicht aufstehen, überall irgendwelche Geräte angeschlossen und das schlimmste war der Durst!!
Das war Tierquälerei !!!
Hoffentlich erleb ich das nicht noch einmal!!
Gute Besserung und genieß den Frühling!!!
Liebe Sonntagsgrüße von Börgi!!!!
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