von schnurpel2006 » 03.06.2014, 15:53
Hallo,
ich bin neu hier und möchte meine Krankengeschichte kurz vorstellen. Ich bekam im August 2013 die Diagnose Krebs. Im Blinddarm hatte sich ein bösartiger Tumor gebildet, der sich über das Bauchfell bereits im ganzen Bauchraum verteilt hatte. In einer umfangreichen OP konnten alle sichtbaren Tumore entfert werden Es wurden einige Organe mit entfernt. Der Dickdarm wurde mit Ausnahme vom Mastdarm vollständig entfert. Ein Pouch wurde angelegt.
Am 6. Mai erfolgte dann die RV. Die OP lief gut, ich war körperlich recht schnell wieder fit. Aber ich bin seither aus anderen Gründen ans Bett bzw. an die Couch gebunden.
Der Drang auf die Toilette zu müssen ist im Liegen leichter. Ich versuche, die "aktiven" Phasen am Tag langsam zu steigern und immer weniger zu liegen. Muss ja irgendwann besser werden.
womit ich anfangs sehr große Probleme hatte, war das wund sein. Da der Stuhlgang sehr flüssig war, war innerlich schon alles sehr gereizt. Äußerlich habe ich alle möglichen pflegerischen Maßnahmen angewandt (cremen, Sitzbad Kamille, alles mögliche mit Calendula,...) und war damit auch recht erfolgreich. Vom Arzt wurde mir etwas verordnet, um die Gallensäure zu binden. Leider ohne Erfolg. Mit dem Loperamid war ich mit 3 x 2 Tabletten schon recht hoch dosiert, der Erfolg blieb allerdings aus. Da ich nach ca. 3 Wochen recht frustriert war und keine Besserung in Aussicht war, hat mir mein Arzt ein Opiath verordnet. Das soll den Stuhl eindicken.
Und tatsächlich hat mir diese Tinktur geholfen! Der Stuhl ist zwar trotzdem meistens noch flüssig, aber das Brennen wurde deutlich besser. Auch die Häufigkeit des Drangs wurde etwas weniger. Nach nun gut einer Woche merke ich, dass das ganze nicht ohne Nebenwirkungen ist (Mündigkeit, Juckreiz, ...). Wobei ich mit denen vorübergehend schon leben kann. Ideal ist der aktuelle Zustand noch nicht, aber das ist zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht zu erwarten.
Ich wollte nun fragen, ob von euch jemand auch Erfahrung mit der Tinktur Opii gemacht hat. Und vor allem, in welcher Dosis ihr das genommen habt. Ich nehme momentan 3 x 20 Tropfen und 10 vor dem schlafen gehen. Hab keine Ahnung, ob das viel ist oder nicht... Außerdem würde mich interessieren, wann der Druck auf den Mastdarm nachlässt. Der macht mich ziemlich unsicher, wenn ich auser Haus gehe. Ich habe auch seit einigen Tagen regelmäßig Bauchschmerzen und fürchte, dass das mit dem Opii zusammen hängt. Natürlich besprech ich das auch noch mit dem Arzt. Aber die Erfahrungen von Betroffenen sind oft mehr wert .
Ich freu mich auf eure Rückmeldungen,
schnurpel.
von Hanna70 » 03.06.2014, 17:20
Hallo Schnurpel,
erst mal Herzlich Willkommen hier im Forum!
Zu Deinen Problemen nach der RV kann ich Dir nichts sagen, ich bekomme Tinctura OPII wegen eines Kurzdarmsyndroms.
Erst mal, 3 x 20 Tropfen und die 10 Tropfen zur Nacht sind eine mittlere Dosierung, wenn es Dir schon hilft, also gerade richtig. Ich nehme seit 2 1/2 Jahren täglich 3 x 30 Tropfen und komme damit ganz gut klar. Direkt eindicken tun die Tropfen nicht, sie verlangsamen aber die Darmpersitaltik, so dass der Darm mehr Zeit hat, den Verdauungsbrei zu verarbeiten und die Flüsigkeit zu entziehen. Dadurch wird der Stuhlgang weniger und nicht mehr so sehr dünn.
Nun ist ja Deine RV noch nicht so lange her und der Darm wird sich bestimmt (hoffentlich!) in der kommenden Zeit an die neue Situation gewöhnen und bald wieder normal arbeiten, so dass Du die Opiumtropfen nur vorübergehend brauchen wirst. Ich würde dann die Tropfen mit einer niedrigeren Dosis ausschleichen. Um jetzt erst einmal innere und äußere Reizungen ausheilen zu lassen, sind die Tropfen sicher das wirksamste Mittel.
Die Nebenwirkung Müdigkeit kenne ich auch. Das ist wirklich sehr nervig. Ich muss damit leider weiter leben. Juckreiz und Bauchschmerzen habe ich nicht festgestellt. Hast Du einen Beipackzettel mitbekommen? Evtl. steht ja da etwas darüber drauf. (Ich bekomme den schon lange nicht mehr mit.)
LG Rosi
von sammy » 03.06.2014, 18:11
Hallo Schnurpel,
herzlich Willkommen im Forum.
ich nehme auch Opi Tinktur , wegen eines Kurzdarmsyndroms.
Wenn die Durchfälle sehr schlimm sind 4 mal tägl. 5-8 Tropf, ansonsten nach Bedarf.
Nebenwirkungen, bis auf eine leichte Müdigkeit, habe ich keine.
Liebe Grüße
Sammy
von snoopy66 » 03.06.2014, 22:28
Hallo Schnurpel,
auch vom mir ein herzliches Willkommen im Forum
Ich nehme auch Opii Trf. wegen Kurzdarmsyndrom, 3x15 Trf. und zur Nacht noch mal bei Bedarf.
Im Prinzip gibt es keine generelle Richtlinie, wieviel Trpf. man nehmen soll, jeder reagiert anders, manche brauchen sehr viel, bei anderen reicht schon eine geringe Dosis.
Ich hab mich an die Trf. gewöhnt, Anfangs war ich davon auch müde, aber das hat sich relativ gut gelegt.
Was deine RV betrifft, kann ich nichts weiter zu sagen, da können dir andrere, die einen Pouch haben, sicher mehr zu sagen,
ich drück dir die Daumen, das es bald besser wird.
LG Katja
von Melli » 03.06.2014, 23:05
Willkommen, Schnurpel!
Ich habe 10 Jahre Opiumtinktur genommen und mich hat es meiner Ansicht nach ordentlich Substanz gekostet. Meine Vermutung ist zB, dass mein Gedächtnis gelitten hat. Müde war ich eigentlich auch so immer, sonstige Wirkungen habe ich nicht gemerkt, das mit dem "neben-der-Kappe-sein" auch erst hinterher, als ich entzogen hatte. Das war eindeutig zu lange, zudem stieg bei mir die Dosis kontinuierlich, wovon andere aber hier nicht berichten. Angefangen habe ich damals mit 1-2x täglich 8 Tropfen (als Teenager aber noch), zum Schluss lag ich bei 100ml in 5 Tagen (und mehr), die nicht mal mehr doll halfen.
Die Tropfen helfen schon gut, aber man sollte immer im Auge behalten, dass es keine optimale Dauermedikation ist, finde ich.
Viele Grüße
Melanie
von snoopy66 » 04.06.2014, 10:57
Hallo Melli,
oh je, das du da Probleme hattest, kann ich mir gut vorstellen.
Du hast sicher recht, wenn man das auch kritisch hinterfragt, es ist und bleibt halt ein Morphin.
Ich hatte auch mit weniger angefangen, aber jetzt ist es recht stabil.Ich bin auch nicht begeistert, die Trf. evt. mein Leben lang zu nehmen, noch hab ich die Hoffnung, das es irgendwann wieder besser wird.
Für mich ist aber entscheidend, das ich durch die Trf. , ohne parenterale Ernährung und Infusionen leben kann, sprich es gibt mir Lebensqualität, das ist für mich entscheidend.
Diese enormen Verluste durchs Stoma, mit den daraus folgenden Komplikationen wie Flüssigkeitsdefizite usw., waren doch sehr heftig...
Ob es als Dauermediakation geeignet ist, keine Ahnung, aber ich werde das so lange nehmen wies nötig ist, für mich gibts im Moment keine Alternative.
LG Katja
von Hanna70 » 04.06.2014, 15:50
Hallo,
mir geht es ähnlich wie snoopy, für mich ist die Lebensqualität entscheidend. 30 mal täglich den Beutel zu leeren, hatte nichts mehr mit Lebensqualität zu tun. Allerdings werde ich trotzdem immer mal wieder parenterale Ernährung brauchen. Ich merke jetzt, dass die "Seniorenteller" im Restaurant Sinn machen - ich kann einfach nicht mehr soooo viel essen, wie ich eigentlich müsste, um das Gewicht zu halten.
Als mir die Ernährungsärztin die Tinctura OPII empfahl, war ich auch erst mal geschockt und fragte nach der Gefahr des Abhängigwerdens. Da sah sie mich irgendwie verständnisinnig an und meinte: "Was ist Ihnen denn in Ihrem Alter wichtiger?" Ich sehe also in meinem Alter nur Vorteile (bis auf die Müdigkeit). Und wie schon mal gesagt - eine psychische Abhängigkeit habe ich noch nicht bemerkt, wichtiger aber noch - andere haben auch noch nichts bemerkt!
@ Melli, ich kann aber auch gut verstehen, wie Du da in jungen Jahren reingerutscht bist. Mehr Tropfen haben Dir mehr geholfen, also hast Du mehr genommen... In jungen Jahren denkt man weniger über die Folgen nach. Toll, dass Du trotzdem die Kurve bekommen hast!
Rosi
___________
PS: Ich habe letztens wegen eines chronischen Rückenleidens Hydomorphon bekommen. 1 x 2 mg gingen noch, halfen aber nicht. 2 x 2 mg halfen zwar, haben mich aber so neben mich selbst gestellt, dass ich sofort die Finger davon gelassen habe. Ich fühlte mich so, wie man die Alzheimer Krankheit beschreibt.
von doro » 04.06.2014, 17:08
Etwas, wie ich meine Interessantes, zur Abhängigkeit von Schmerzmitteln. Man plädiert seit längerem ja dafür, dass der Schmerzpegel so gehalten werden soll, daß er immer einen guten Level hat.Also immer möglichst schmerzfrei sein.
Wenn das Schmerzmittel nachlässt und der Körper dann das Mittel erhält wird er möglichst schnell schmerzfrei.Da empfindet der menschliche Schmerz als Belohnung weil es ihm von 0 auf 100, gut tut. damit kann der erste Schritt zur Abhängigkeit getan sein.Wenn sich der Vorgang regelmäßig wiederhold, Schmerzen oder Missstimmung-Pillchen rein=Hochstimmung , ist die Rutsche bereits gebaut um hier die Kontrolle zu verlieren.
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Ob es mit den Opi Tropfen ähnlich ist, mag ich nicht beurteilen, aber so ähnlich stelle ich es mir vor.
Mehr Tropfen haben Dir mehr geholfen, also hast Du mehr genommen...
von Peter51 » 04.06.2014, 18:53
Hallo und einen schönen Tag,
ich bin ein ganzzzz kleinerrrr Steh-auf- Männchen, so fühle ich mich mitunter.
Ich bin seit mehr als 10 Jahren „Schmerzpatient“ mit der Einstellung von Opiaten, genaueres kann wenn Interesse besteht per PN hinterfragt werden.
Im Zusammenhang mit meinen Operationen in der Krebstherapie vor Jahren, war/ist die ständiger Gabe wegen meiner schweren chronischen Schmerzen LEIDER erforderlich. Es gab nicht einen Tag wo ich es hätte es bereut diese sehr starken „Mittel“ zu zulassen, nein für mich war/ist es mein täglichen Lebensalltag erträglicher zu machen.
Ich erahne fast den Aufschrei einiger jetzt hier im Forum, wie kann der nur solche starken Schmerzmittel nehmen, denkt der nicht an die Nebenwirkungen, ach der ist sicher ein Abhängiger, hat sicher ein körperlich gutes Gefühl wenn der Körper auf ein schmerzfreies/armes Level
gebracht wird.
Seine Abhängigkeit von Schmerzmittel, ist ja sicher zum Suchtgefühl bei den Typen gekommen und wer Weis noch für Vorwürfe an einen Menschen den man zwar persönlich nicht kennt, geschweige seine Krankenakte. Es gibt für Schmerzpatienten denke ich immer viele Fragen die man stellen könnte/muss, nur darf/sollte man alle die sicher berechtigte Fragen/Vorwürfen ff stellen, oder besser gefragt, können wir alle mit den Antworten was anfangen?????
Eines könnt ihr sicher sein, ich werde sehr gut beraten/betreut in umfangreicher Kontrolle und das alles in ein erfahrenden Schmerzzentrum. Ich brauch trotzt meines Kurzdarmsyndrom keine weiteren Mittel zum Anreichern des Stuhl, versteht sich von selbst.
Ich möchte hier nur mit meinen Beitrag gesagt haben, eine Verbesserung der Lebensqualität gehört in der heutigen Therapie, so soll es auch sein.
Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, aber die Vorteile müssen auch langfristig gegeben sein, war nur ein Denkanstoß.
LG Peter51
von Melli » 04.06.2014, 19:27
Mehr Tropfen haben Dir mehr geholfen, also hast Du mehr genommen...
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