von doro » 09.04.2019, 22:14
Hallo Lotta,
wenn ich es von mir noch richtig einschätzen kann,hat man (ich) während der Aufwachphase , viele Träume.Ich kann mir vorstellen,das so etwas sich auch in der Mimik wieder spiegelt.
Ich meine sogar,das ich ein Arztgespräch gehört habe,als die Betäubung wohl recht schwach war.
Es mag sein,das ähnliches mit Deinem Liebsten passierte.
von Lotta » 09.04.2019, 23:15
Liebe Doro,
ja, das könnte wohl sein..... Man sieht es ja auch im normalen Schlaf bei heftigen Träumen.....
Überhaupt Bewegungen zu sehen, war ein gutes Gefühl, obwohl sie für ihn in dem Moment auch nicht angenehmer Natur sein könnten.
Heute werde ich unruhiger zu Bett gehen, da ich bei meinem Anruf erfuhr, dass die Temperatur weiterhin angestiegen sei auf 38,2 und auf den Blutdruck eingewirkt werden musste. Man müsse nun den Grund herausfinden. Es wurden wieder Proben entnommen, ggf. wären morgen neue Ergebnisse vorliegend, doch nicht sicher, es könne auch dauern, bis man dies ergründe.
Somit wieder Warten und Bangen und nicht "nur" mit den eventuellen Schwierigkeiten der Aufwachphase, den Ängsten vor Folgeerscheinungen, und der hoffentlich weiteren Genesung auseinandersetzen.
Man würde ihn nun schlafen lassen und morgen weitersehen.
Ich denke gerad nur noch, bloß kein weiterer Rückschlag! Es sollte doch nun weiter in die richtige Richtung gehen!
Lieben Dank für deine Nachricht und liebe Grüße, Lotta
von Lotta » 10.04.2019, 20:57
Ihr Lieben,
heute hatte ich große Angst vor dem Besuch. In welche Richtung es wohl ginge....
Nach einer Weile des Wartens wurde ich hereingebeten über die Sprechanlage, da ich ja weiß, wie ich mich zu verhalten habe, was ich machen und anlegen muss. Erwähnt wurde dies nicht extra. Es wird sich wohl auf mich verlassen.
Somit ging ich auch allein zum Zimmer von Nervosität begleitet. Der erste Blick auf den Monitor: Temperatur rückläufig, 37,6, Blutdruck okay. Keine Beatmung mehr durch die Maschine, wieder Unterstützung bei eigenem Atemimpuls. Okay, also erstmal leicht beruhigen, dann zum Bett.
Bei Ansprache wirkte es wieder, als wolle er die Augen öffnen. Durch das Warten im Flur hatte ich kalte Hände. Bei Berührung am Arm Mimik im Gesicht. Reaktionen im Gesicht auch bei manchen Dingen, von denen ich erzählte. Dies mehrfach.
Nach einer Weile kam eine nette Pflegerin, die mir berichtete, dass bei Übergabe am Morgen gesagt wurde, er zeige noch keine Reaktion. Ich hatte ja aber gestern bereits den Eindruck. Sie ergänzte die Aussage vom Morgen auch dahingehend, dass die Mundpflege super geklappt habe. Mitmachen beim Öffnen des Mundes, usw.! Sie sprach von "gemeinsam erledigt".
Auch die Ärztin kam noch vorbei und wirkte recht zufrieden mit dem Verlauf. Man warte nun auf das langsame Aufwachen. Narkotika und Kreislaufstabi seien nun rausgenommen (vorher ja ausgeschlichen).
Bin nun wieder etwas ruhiger und werde versuchen, möglichst frühzeitig zu schlafen, in der Hoffnung, morgen geht es weiter voran. Die Richtung stimmt wieder!
Eure Lotta
von Merlina » 10.04.2019, 22:50
Hallo Lotta,
ich freue mich sehr mit Dir, dass es aufwärts geht!
Du wirst alles richtig wahrgenommen haben, dass er auf Dich und Deine Berührung reagiert hat.
Ich habe so ein Koma nie selbst erlebt, zum Glück! Aber ich denke auch, dass das Aufwachen ein sehr merkwürdiger Prozess sein muss.
Das was Doro zu den Träumen beschrieben hat, kenne ich auch aus der Beschreibung einer Person.
Die Tatsache, dass man möglichst wenig Medikamente einsetzen will, führt sicher dazu, dass doch viel von der Außenwelt durchdringt und in nebulösen Träumen ankommt.
Sollte es für Dich oder eine andere vertraute Person zeitlich möglich sein, und die Station das befürworten, bzw. der Aufwachprozess es überhaupt erlaubt, wird es für Deinen Freund vielleicht sehr angenehm sein, wenn Du/ein Vertrauter da bist, wenn er endgültig aufwacht.
Es ist sicher erstmal merkwürdig, wenn so viele Tage fehlen. Deine vertraute Stimme wird sehr wichtig für ihn sein.
Ich habe einmal über mehrere Tage mit einem Menschen gesprochen, der im Koma lag. Ich fand es sehr schwierig, mich daran zu gewöhnen, keine Antwort zu bekommen, „allein“ zu sein mit meiner Stimme und den Geräuschen der Geräte und in großer Besorgnis und Hoffnung zugleich!
Liebe Lotta, danke dass Du so viel berichtest, so eine schwierige Zeit ist eine große Herausforderung! Du hast Dich soooo eingesetzt, wunderbar!
Ich drücke Dir die Daumen, dass vielleicht morgen schon ein weiterer großer Schritt möglich ist!
Ich wünsche Dir eine erholsame Nacht und viel Glück für morgen!
LG, Merlina
von Lotta » 11.04.2019, 13:18
Hallo liebe Merlina,
es tat gut, deine Nachricht zu lesen.
Heute habe ich bereits im Krankenhaus angerufen, um zu erfragen, wie es geht und ob es ggf. Empfehlungen für meine Besuchszeit gäbe. Nach wie vor, jederzeit, keine konkrete Empfehlung.
Um den Tagesrhythmus einzuhalten, werde ich wohl wie gewohnt hinfahren.
Erste Auskünfte gab es bereits. Lt. Ärztin ist der Verlauf recht gut. Bereits ein Auge geöffnet und die Beatmung wurde schon für eine halbe Stunde pausiert. Er hat selbständig geatmet, ohne Unterstützung der Maschine. Dass man dies nicht übertreiben kann und darf, ist klar, aber das ist aus meiner Sicht "schon" ein wirklich großer Schritt. Deine Wünsche haben geholfen....
Die Entzündungswerte sind auch weiterhin rückläufig. Nach genauen Werten habe ich heute garnicht gefragt, war heute für mich sekundär. Die Aussage war so schon gut genug.
Der Optimismus der Ärztin fördert auch meinen Optimismus für den heutigen Besuch. Das ist sicher gut, wenn auch ich eine bessere Grundstimmung habe und die nervöse nicht verbergen muss. Könnte er ja trotzdem merken.
Mich beschäftigt natürlich nach wie vor, welche Informationen erhält er von den Ärzten, was sollte (was müssen die Ärzte sogar) zu welchem Zeitpunkt sagen. Wie wird es zu verkraften sein.
Ich muss heute dringend erfragen, ab wann man über den Verschluss der Bauchdecke nachdenken kann und wie dies dann verläuft. Ob er dazu erst richtig wach und stabil sein muss. Und dann wieder eine Narkose? Wie kann man das dann verkraften. Klar, Gedanken über Gedanken....
Auf dieser IPS ist es bedeutend ruhiger als auf der vorigen. Das finde ich auch sehr gut für den Erholungs- und Genesungsprozess. Trotzdem darf ich heute Ohrenstöpsel mitbringen, wie auch Kleinigkeiten wie Brillenputztücher, ….. Das war für ihn nämlich nach der allerersten großen OP, als der Tumor entfernt wurde, sehr unangenehm, als er noch auf seine Brille warten musste. Damals hatte ich an das Holen der Brille überhaupt nicht gedacht.
Danke dir, dass du mich liest. Ich weiß, ich bin auch hier nicht allein!
Ich grüße dich ganz herzlich, deine Lotta
von Butterfly » 11.04.2019, 21:04
Hallo Lotta
Das Vertragen der neuen Narkose wird von mehreren Faktoren abhängig gemacht. Sie kann aber schon erfolgen, im Notfall muss operiert werden und das Risiko wird eingegangen. Die Ärzte werden immer versuchen den besten Zeitpunkt abzuwarten.
Ist denn ein Verschliessen der Wunde angekündigt? Bei Infektionen werden die Wunden auch manchmal offen gelassen und heilen von innen.
Die Träume hat man im Übrigen nicht nur bei einem künstlichen Koma. Ich hatte sie nach der Sepsis aufgrund der starken Medikamente auch und konnte häufig nicht Realität von Traum unterscheiden. Das ist natürlich immer weniger geworden, aber ich würde sagen, diese Träume haben schon mehrere Wochen angehalten.
Viele Grüsse
Butterfly
von Lotta » 11.04.2019, 22:40
Hallo Butterfly,
schön, von dir zu lesen....
Der Bauch wurde ja offengehalten für die Spülungen. Ich bin laienhaft davon ausgegangen, dass er wieder verschlossen werden muss. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass er sich bereits im Heilungsprozess von innen befindet. Habe heute leider keinen Arzt vor Ort sprechen können und der Pfleger konnte mir nicht sagen, was geplant sein könnte. Werde später nochmals dort anrufen.
Auch, weil ich beim Besuch große innere Unruhe bemerkte. Es wirkte so, als wolle er mir ständig etwas sagen, den Kopf zu mir drehen. Hat heute mit der Zunge versucht, die Lippen selbständig zu benetzen. Als ich dies dem Pfleger sagte, und, dass wieder Schleim im Mund wäre, wollte er den Schleim absaugen und die Lippen cremen, aber er hat sich vehement mit Wegdrehen des Kopfes gewehrt.
Als ich später dann aufbrach, sah ich beim Blick in das Zimmer, dass es "Hustenversuche" gab. Das Auf-und-Ab-Bewegen des Brustraums dabei, erschreckte mich. Also bin ich zum Personalzimmer gegangen und habe das mitgeteilt. Man sagte mir, dass man ja auch dort alles verfolgen könnte. Aber doch nicht den Schleim und heftige Hustenversuche mit Heben des Brustkörpers.
Eine Hand lag am Bettrand, trotz guter Lagerung mit Kissen. Als ich sie vorsichtig dort weg nahm, da sich schon aufgrund der Schwellung eine Druckstelle bildete, und vor mich hin sagte, so ist es bestimmt besser, meine ich, ein Nicken gesehen zu haben.
Außerdem macht er dauerhaft Mundbewegungen samt Zunge, wie lautloses Sprechen.... Das ist schwer mit anzusehen. Ich versuche immer nur zu erklären, dass wir demnächst wieder reden können, er sich aber zunächst auf seine Atmung konzentrieren und sich Zeit lassen muss, weil er eine tiefe Narkose hatte.
Am liebsten wäre ich durchgehend dort, aber das strengt sicher zu sehr an, also ihn. Obwohl heute kein Blutdruckanstieg war, ach ja, Temperatur 37.
Ja, mit den Träumen wird es bestimmt so sein. Hoffentlich nicht panikauslösende. Der Pfleger hob einmal die Lider an und man sah die schnelle Bewegung der Augen.
Muss heute daran arbeiten, wirklich früher zu Bett zu gehen. Der gestrige Vorsatz ist in der Umsetzung nicht gelungen....
Wünsche dir eine geruhsame Nacht,
lieben Gruß,
Lotta
von Merlina » 11.04.2019, 22:55
Hallo Lotta,
Du machst das super!
Es strengt vielleicht an, aber Du beruhigst ihn sicher auch. Deine Stimme ist vertraut, das wird ihm helfen in die Realität zu kommen.
Du kannst ihm auch etwas vorlesen, irgendeine schöne Kindergeschichte z.B. Etwas leichtes, damit er schöne Bilder im Kopf hat. Oder wenn Du Spotify hast, spiele ihm leise einen Song vor, den er mag.
Es gibt im Krankenhaus um die Lippen zu benetzen. Du kannst auch z.B. aus dem Bioladen Bienenwachscreme für die Lippen besorgen und auftragen.
Sprich mit ihm und erkläre was Du machst. Wenn Du das Gefühl hast, dass es ihm hilft, wenn Du seine Hände bewegst, mach das vorsichtig und langsam. Sanftes Ausstreichen oder ganz leichtes Massieren der Hände und Unterarme in Richtung Herz ist sicher nicht verkehrt. Es muss nur der natürlichen Haltung entsprechen und soll nicht stauchend wirken. Die Gelenke müssen locker sein.
Probiere das ruhig aus. Wenn man sich nicht selbst bewegen kann, ist die dauerhafte starre Haltung unangenehm und ein Positionswechsel tut gut. Er wird Dir schon zeigen, wenn das nicht richtig sein sollte.
Schlaf gut, alles wird sich regulieren!
LG, Merlina
von doro » 12.04.2019, 04:10
Hallo Lotta,
ich möchte Merlina bestätigen, Du machst es sehr gut.Wenn ich mich recht erinnere,hatte ich,in irgendeiner Phase meines Komas,das Bedürfnis meinem lieben Mann , nicht dem Pflegepersonal! etwas mit zu teilen.
Ich konnte aber nicht sprechen.
Da war es gut die vertraute Stimme zu hören.
Man darf nicht vergessen,der Kopf und die Gefühle leben.
von Lotta » 12.04.2019, 13:06
Liebe Merlina, liebe Doro,
eure Worte helfen mir wirklich sehr, um weiterhin, Tag für Tag, an meiner Zuversicht zu arbeiten.
Merlina, dein Satz brachte mich noch darauf, dass ich gestern meinte wahrzunehmen, dass er die momentane Liegeposition ändern wollte. Schulterbewegungen, als wolle er sich umdrehen, und Kopf drehen in die andere Richtung, doch zu wenig Kraft. Als der Pfleger dies leicht auf meine Schilderung hin änderte, wirkte er auch ruhiger.
Zudem kam es mir vor, als würden die Füße zu sehr an das Bettende drücken (richtig Druck darauf). Dies sollte aber wohl eh später bei der Versorgung noch geändert werden, außerdem sei es gut, die räumliche Begrenzung wahrzunehmen. Habe es lieber erwähnt, damit ich den Gedanken nicht mit in die Nacht nehme. Vielleicht könnte das Pflegepersonal, deren alltägliches "Geschäft" es ist, dies als ein wenig zu aufmerksam empfinden, doch in solcher Situation hoffe ich da auf Verständnis.
Die telefonische Aufklärung beim Telefonat zur Nacht ergab, dass nach jedem Spülvorgang der Bauch wieder vernäht und bedarfsweise wieder geöffnet wird. Die seinerzeitige Aussage, der Bauch bliebe offen, verstehe ich nun zwar noch immer nicht, vielleicht war es zunächst in der 1. Woche noch so, aber so detailliert war es am Telefon nicht möglich. Also.... möglichst zunächst raus dem Kopf mit dem Gedanken.
Weiterhin wird wohl regelmäßig Schleim abgesaugt und, dass er Hustenversuche zeigt, wäre gut. Der Anblick war für mich wohl nur sehr erschrecken, Hustenversuch, Schleim im Mund, der aufbebende Brustkorb.... in Rückenlage.
Sollte er zu unruhig werden, würde er zur Nacht für den Tag-Nacht-Rhythmus wieder leicht narkotisiert.
Wenn ich euch nachts nicht mehr schreibe, so hilft es dennoch, eure Zeilen noch zu lesen. Ich schicke euch auch immer gute Gedanken, vielleicht sind sie ja in euren Träumen sogar mal angekommen.
Herzlichst,
eure Lotta
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