von Monsti » 05.04.2007, 19:16
Hallo zusammen,
hier geht es nicht um mich, sondern um eine alte Dame (gut in den 80ern), die kürzlich nach einer 4. OP verstorben ist. Bis zu ihrem Krankenhausaufenthalt zwecks Rückverlegung ihres retraktierten und damit schwer zu versorgenden Ileostomas (bei noch großen Teilen vorhandenen Dickdarms) befand sie sich in einem Altenpflegeheim und wurde dort u.a. von "Dettini" (auch bei uns im Forum angemeldet) betreut.
Dieser schrieb mir heute folgendes:
Ausgangsfakt ist, dass eine Nachbesserung abgelehnt wurde, weil angeblich bei alten Menschen die Flüssigkeitszufuhr zu wünschen lässt und das prominent angelegte Stoma austrocknen und absterben würde, was das Stoma dann wieder auf Hautniveau bringen würde. Charlotte hat am Tage mehr als drei Liter Flüssigkeit zu sich genommen, bewußt!
1. OP Rückverlegung. Naht zwischen Dünn- und Dickdarm verknorpelt und musste nach einer Woche wegen Ileus neu vernäht werden, mit gleichem Ergebnis. 3. OP war dann die Rückverlegung als Stoma und die 4. OP war eine weitere Eröffnung des Bauchraumes, um abgestorbenes Gewebe zu entfernen. Dies alles sind Informationen des Sohnes, die er von den Ärzten bekommen hat.
von Sabine049 » 05.04.2007, 20:18
Liebe Angie,
puh ... so etwas habe ich bislang noch nie gehört gehabt; kenne allerdings keinen betagten Ileostomieträger/IN persönlich. Ad hoc fallen mir nur die Persönlichkeiten Queen Mum und Papst Johannes Paul II ein, aber wahrscheinlich hatten beide an Colostoma?
Angie, ich will mich gern auch mal erkundigen, da mich dieses Phänomen gleichfalls brennend interessiert.
altersbedingten Austrocknung des Stomas ...
von Monsti » 05.04.2007, 20:50
Hallo Sabbele,
ich konnte bisher auch nur eine alte Dame mit einem Stoma kennenlernen. Es war im August oder September im AKH Wien. Auch sie war bereits deutlich jenseits der 80, aber ihr Stoma war absolut nicht anders als meines.
Falls Du etwas erfahren solltest, wäre es toll, Infos dazu hier reinzustellen.
Auch ich lebe im "Hier und heute", dennoch interessiert's mich sehr.
und liebe Grüße
Angie
von Jutta B » 05.04.2007, 21:02
Hallo Angie,
Mein Vater hatte sein Stoma sehr sehr lange, trotz vieler OPs (am und ums Stoma) und schwieriger Versorgung starb es nie ab. Meine Mutter bekam ihres wohl erst im Alter, aber auch da waren keinerlei Anzeichen eines Absterbens erkennbar.
Aber, nun das berühmte Aber ; mein retrahierendes Stoma hat in den letzten 2 Jahren den unteren Rand fast komplett verloren . Ich habe den Arzt noch nie darauf hin angesprochen, da ich es mir mit der konstanten Retraktion logisch selbst erklärte. Dennoch kann ich die Aussage mit dem Trinken nicht so recht teilen, da ich mir gut und gerne 3-4 Liter pro Tag reinziehe.
LG
Jutta B
von Monsti » 05.04.2007, 21:12
Hallo Jutta,
ich bin über den Fall nicht wirklich detailliert informiert. Ich habe den Eindruck, dass das Ileostoma der alten Frau von Anfang an nicht korrekt angelegt war. Vielleicht schaltet sich Dettini ja noch ein, der weiß das ganz bestimmt besser als ich. Ich habe keine Ahnung, wie Charlottes Stoma anfangs aussah.
Meine Frage bezog sich jetzt primär auf eine Stoma-Korrektur in diesem hohen Alter. Bitte entschuldige, das hatte ich nicht deutlich rübergebracht. Lieber machten die Chirurgen eine Rückverlegung als eine Korrektur (mit o.g. Argument).
Nichtsdestotrotz beunruhigt mich so etwas. Das hieße doch logischerweise, dass auch ein ehemals prominent angelegtes Ileostoma mit zunehmendem Alter zwangsläufig so schrumpft, dass eine zuverlässige Versorgung schwierig wird. Oder stehe ich da jetzt total auf dem Schlauch?
Liebe Grüße
Angie
von Dettini » 06.04.2007, 10:52
Hallo und guten Tag miteinander,
gerne möchte ich mich nun am Thread von Angie beteiligen. In der Tat war Charlotte nicht nur eine Bewohnerin, sondern eine gute Freundin für mich. Vor Monaten bekam ich als ratsuchender Altenpfleger wertvolle Tips und Ratschläge von Angie, wie man ein Ileostoma so versorgt, dass es dicht ist und der Besitzerin eine gewisse Lebensqualität verschafft.
Stomatherapeuten waren zumeist Verkäufer von Stomamaterial, die mir bei der immer schlimmer werdenden Instabilität der der gerade angebrachten Platte, nicht wirklich weiter helfen konnten.
Es gab Tage, da musste die Platte 5 - 7 mal gewechselt werden. Das Stoma befand sich in Höhe der Haut und war ansonsten gut durchblutet. Diese Anlage war nicht prominent angelegt und von dieser Seite her war eine Dichtigkeit nicht gegeben. Ärztlichen Rat? Fehlanzeige! Die Frage nach eine Neuanlage stellte sich und man schickte Charlotte zum Arzt, der sie dann beriet.
Eine einfache prominente Neuanlegung wurde genau mit dem Argument verworfen, was durch Angie richtig dargestellt worden ist. Alte Leute, Charlotte wäre morgen 87 Jahre alt geworden, neigen zum Austrocknen durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme. Dadurch würde Gewebe schrumpfen und auch das Stoma würde in absehbarer Zeit auf Hautniveau zurück gehen. So der Chirurg.
Man wolle, so der Entschluss, sich in Hamburg und Berlin (Charite`) kundig machen, wie man so etwas bei Menschen diesen Alters anstellt, eine Rückverlegung zu operieren. Aufgrund dieser Aussage habe ich den Sohn vehement gewarnt und gebeten, auf eine Neuanlegung zu bestehen. Er hat sich von den Ärzten breitschlagen lassen.
Wichtig ist, so denke ich, für Betroffene zu wissen, welche Realität diese ärztliche Aussage hat, dass bei alten Menschen die Organe generell schrumpfen, so auch das Stomagewebe und ob dies nicht eher für Menschen gilt, die permanent zu wenig trinken.
Ich gebe zu, ich bin da völlig ahnungslos, nur traurig, dass man einen Menschen, der so viel Vertrauen in die Ärzte hatte, tot operiert hat. So sehen dies auch die Angehörigen.
Liebe Karfreitagsgrüße
Dettini
von Sabine049 » 06.04.2007, 11:27
Hallo Dettini,
einerseits war es auch meine Mutmaßung, andererseits kann ich die nachstehende Aussage nicht ganz nachvollziehen:
Charlotte hat am Tage mehr als drei Liter Flüssigkeit zu sich genommen, bewußt!
von Waltraud Mayer » 06.04.2007, 11:40
nur traurig, dass man einen Menschen, der so viel Vertrauen in die Ärzte hatte, tot operiert hat. So sehen dies auch die Angehörigen.
von Monsti » 06.04.2007, 11:44
Hi Sabbele,
zunächst ging's ja lediglich um ein auf Hautniveau befindliches Ileostoma, dass sehr schwierig zu versorgen war. Offensichtlich war dies von Anfang an so, sprich: Das Stoma war falsch angelegt.
Nun geht's um die Frage, ob in diesem hohen Alter tatsächlich keine Neuanlage möglich gewesen wäre. Sollte dem nämlich wirklich so sein, müssen wir Dauer-Kängurus doch zwangsläufig mit einer altersbedingten Schrumpfung unseres (jetzt noch) prominenten Spuckerles rechnen.
Irgendwie kann ich nicht so recht daran glauben, dass eine solche "Schrumpfung" wirklich stattfindet, zumindest nicht in dem Maße, dass ein jetzt prominentes Stoma irgendwann tatsächlich unter Hautniveau verschwindet oder gar abstirbt.
Grüßle von
Angie
von Jutta B » 06.04.2007, 16:00
Sorry, aber die Aussage, dass ein Stoma (egal welches nun) im Alter schrumpft, halte ich aus meiner Erfahrung (Familie, ILCO und KH-Arbeit) heraus, schlichtweg als sehr fraglich. Wobei mir aber schon öfters auffiel, dass eine Neuanlage bei älteren Herrschaften mit einem sehr prominenten Stoma versehen wird.
Dass man aber eine(n) PatientenIn zu Tode operiert das kann ich gut nachvollziehen .... wo hier die ärztliche Ethik endet ist mir in meiner KH-Laufbahn öfters mal ein Rätsel gewesen .
Dazu gibt es dann das krasse Gegenteil, dass ein Patient aufgrund seines (ihres) Alters nicht mehr operiert wird !!! Egal wie die sonstige körperliche Verfassung ist.
Da muß ich mal bei meinem Prokto beim nächsten Besuch nachfragen..., denn meines darf net au weiter noch schrumpfen, falls ich mal 80+ werde .
LG
Jutta B
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