von hexe69 » 23.06.2008, 12:21
hallo muenzi,du solltest dir nicht all zu viel gedanken machen. das hat man mir hier vor meiner op auch empfohlen,laß alles so locker wie es geht auf dich zu kommen.
lg anja
von Sabine049 » 24.06.2008, 09:53
Guten Morgen, Sandra,
ich werde mich bemühen, dir grobschlächtig die Vorgehensweise zu schildern, weil ich wie du beruhigter war/bin, wenn ich annähernd weiß, was auf mich zukommen wird.
Vertröstungen oder Floskeln: "Wird schon schiefgehen" ... helfen mir persönlich dannn nicht wirklich weiter.
Anja ist nicht böse gemeint:ballon:, und schon garnicht gegen deinen Beitrag gemünzt!
Das Becken-MRT wird aus meiner Sicht schon ausreichen, um die Situation in deinem Bauch einschätzen zu können. Erkundige dich bitte vorher, ob explizit das Becken- oder das gesamte Abdomen schichtweise "durchleuchtet" wird. Zwecksdessen wird dir sicherlich ein Kontrastmittel injisziert!
Weitere etwagie Voruntersuchungen werden i.d.R. vorstationär - ambulant wg. der Kostenexplosion im Gesundheitswesen - durchgeführt.
Wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind, wirst du einbestellt. Der Aufnahmetag ist häufig der sog. präoperative Tag. Da es sich ja g´ttseidank bei dir um eine Wahlop. handelt, verläufts weniger hektisch u. dramatisch wie bei einer Notop., an dem Tag Blutabnahme und Urinabgabe mittels Mittelstrahlurin (Blutparameter- und Urinbestimmung) und Überprüfung von Herz und Lunge (Vitalfunktionen) - EKG und Thoraxröntgen!
Am selbigen Tag wird umgehend mit den Abführmaßnahmen begonnen, so dass du dich mental für den Tag weitestgehend auf der Toilette o. -stuhl einstellen/-richten solltest. Sowohl Anästhesist als auch Chirurg werden ein entsprechendes Aufklärungsgespräch mit dir führen, zwecksdessen notier´dir vorab alle etwaigen Fragen auf einem Spickzettel!
Wichtig - Vorstellung des Enterostomatherapeuten/IN. Markierung der Ausleitungsstelle des Ileostomas. Bestehe auf die präop. Markierung, denn dann ist gewährleistet, dass das Stoma für dich optimal angelegt wird.
Ob bei dir minimalinvasiv - Schlüssellochtechnisch - vorgegangen werden kann, vermag ich nicht beurteilen zu können.
Nach Einleitung der Narkose, meistens mittels Propofol, schlummerst du postwendend ein. Währenddessen wird intubiert, eine Magensonde und ein Dauerkatheter gelegt.
Über den Trachealtubus wirst du künstl. beatmet und die Narkose sowohl ein- als auch ausgeleitet.
I.A. wird chirurgerseits der Bauch median komplett eröffnet und die bd. "Hälften" aufgeklappt und gespreizt. Danach Exploration des Gesamtbauches.
Nach Lösung etwaiger Dünndarmschlingen (Adhäsionen + Briden) wird der Dickdarm - Colon vom Mesenterium gelöst und extipiert. Der Po wird entweder zugenäht oder man läßst die Wunde von innen nach außen zuheilen.
Zeigleich wird ein weiterer Operateur das Ileostoma bestehend aus dem "Ende" - stell dir eine durchtrennte Wurst vor, quasi die Ileumschlinge, von der aus der Restdarm gekappt worden ist, ausleiten und an der Bauchdecke mittels "Nadel und Faden fixieren", ein sog. Reiter quer durchgezogen, damit dieses nicht zurückrutschen kann. Der Reiter wird beim Fadenzugtermin meistens ebenfalls entfernt. D.h. ausser dem gesamten Dickdarm wird gleichfalls i.d.R. auch die Verbindungspforte, die sog. Bauhinsche Klappe/Ileozökalklappe resesziert/ - uncharmant formuliert - herausgeworfen. Und eben das verbliebene Dünndarmende dient letzlich als Ausleitung durch die Bauchdecke nach aussen sprich als Ileostoma - Dünndarmausgang.
Da im Prinzip an drei Baustellen operiert wird, wird der Eingriff sicherlich ein paar Std. in Anspruch nehmen. Per monitoring werden die Vitalfunktionen kontinuierlich überwacht, folglich bist du anästhesiologisch auf der sicheren Seite.
Nach dem Eingriff - je nach Verlauf - wird man dich ggf. auf die Wachstation oder auf die ITS verlegen. Im Aufwachraum kommt jeder Frischoperierte bis zur Stabilisierung.
Evtl. hast du noch die Magensonde, einen Blasenkatheter, einen zentralen Zugang (ZVK) zwecks Infundierung u. ggf. wurde eine externe Schmerzpumpe (Perfusor) o. intrathekal - Schläuchlein direkt im Rückenmarkskanal eingeführt, angeschlossen ... hört sich ziemlich arg an, ists aber nicht - Ehrenwort. Die Pumpe wird zur sehr fein dosierten, kontinuierlichen intravenösen Verabreichung von Medikamenten eingesetzt und kann von dir selbst bedient werden ("Bolus - Plural: Boli")!
Sobald die Darmmotitität wieder einsetzt, wird mit dem Kostaufbau begonnen und das "Kabelgewirr" - die Schläuche - sukzessiv gezogen. Round about innerhalb von drei bis max. fünf Tagen dürften alle Schläuche bis auf die Wunddrainage? - Redon gezogen worden sein. Bei einem blande Verlauf rechne ich mit max. 14 Tage stat. Verweildauer, heutzutage werden die Liegezeiten zunehmend kürzer.
Sandra, bei Interesse kannst du mich gern einmal telefonisch kontaktieren, dann bin ich gern bereit so detailliert, wie du es möchtest, dir den Ablauf zu erörtern.
Aber zunächst warte bitte das MRT ab .
Dass du ne heiden Angst hast, ist verständlich, aber - ich garantiere dir heutzutage sind solche Eingriffe weniger bealstend und risikoverbunden als noch vor etwa 10 Jahren.
Du bist eine aufgeweckte und intelligente junge Frau, folglich wirst du dich den Ärzten gegenüber als mündige und selbstbewußte Pat. durchsetzen können.
Nach spätestens einem halben Jahr wirst du froh sein, dich zu der Colektomie nebst Ileostomie durchgerungen zu haben!
Habe keine CED war aber selbst jahrzehntelang inkontinent, sowohl harn- als auch stuhlinkontinent im Rahmen einer angeb. neurogenen Fehlbildung ("Curranino-Syndrom").
Liebe Grüße und halt die Öhrchen steif
Sabine
von Melli » 25.06.2008, 01:54
Wenn ich richtig lese, wurde Sandra doch schon ein Stoma verpasst, der OP Verlauf war doch dann schon?
Das doppelläufige wird nun gegen ein endständiges "getauscht", die OP dürfte vom Ablauf ähnlich sein wie die Stoma Anlage (für den Patienten)
Wenn du mit deinem Beutelchen gut zurecht kommst, spricht nichts dagegen, dass man sich daran gewöhnen kann, nun ein Ileostoma und keinen Dicki mehr zu haben.
Bei den Fisteln wurde bei mir zweimal so verfahren, dass man nichts gemacht hat außer ein Stoma zu legen (ok, fast nicht also ), die Fisteln selber ließ man beide Male mit Erfolg von alleine abheilen. Sobald sie keinen entzündten Darm als Verbindung mehr haben (können), verziehen sich die Dinger, meiner Ansicht nach leider in vielen Fistelfällen die einzige Wahl, den Sch*** wegzubekommen.
Ich hab mir als Tennie mal geschworen, dass ich mich umbringe, wenn diese Dinger kommen. Als es soweit war, hab ich's fast gemacht...da bin ich doch heute, gute 10 Jahre danach, heilefroh, ohne Fisteln und mit Beutelchen supergut zu leben
Wenn das Rektum so entzündet ist, wird evtl vorgeschlagen, es amputieren zu lassen. Bei mir zB sagte der Prof damals direkt, dass er es läßt (der Crohn verschwindet in vielen Fällen, wenn das Rektum ohne Darmverbindung "stehen bleibt", da ich bei der OP keine 30 JAhre alt war und er meinte, man wisse nie, wozu man in späteren Jahren das Rektum noch brauchen könne.
Es ist bei mir inkl der Fisteln abgeheilt und macht mir keinerlei Probleme. Aber wie wir wissen, ist so etwas ja nie pauschal vorherzusehen
Du hörst dich in der Beschreibung so an, als wärst du im Stadium, dass du hinterher wissen wirst, was du durch eine Colektomie gewinnen wirst an Lebensqualität. Ich denke, dann klappt das auch! Lass dich von den Docs gut beraten, alles Gute für die Entscheidung!
von Sabine049 » 25.06.2008, 08:35
Meli, du hast recht, habe ich glattweg übersehen u. -lesen.
Der Sachverhalt vereinfacht dann die ganze Procedere massgeblich!
Liebe Grüße Sabine
von Melli » 25.06.2008, 10:12
Ich glaube, das lag daran, dass es zeitgleich einen ähnlichen Thread gab bzw gibt (den mit der Freundin?)
von muenzi1 » 27.06.2008, 00:01
Hallöchen,
wow vielen Dank für eure Mühe. Damit kann ich schon ´ne Menge anfangen. Nun stellt sich mir noch die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt den Dickdarm minimalinvasiv zu lösen ?! Denn wenn ich unten sowieso aufgeschnitten werden muss, zwecks Rektumamputation, könnte man den Wust doch auch dort rausziehen, oder ? Ich stelle es mir nämlich nicht so toll vor ne Baustelle am Bauch und am Po zu haben... konnte mich nach der letzten Bauchop schon kaum bewegen, da ich ja auch noch den fiesen Osteoporoserücken habe
Und ich hätte noch eine Frage: ich weiss, dass die eigentlich in nen anderen Bereich gehört, aber dann müsste ich wieder meine halbe Krankengeschichte aufschreiben *faul bin*...also ich hab vor 2 Jahren, eben nach der letzten Op meinen Ausweis auf "GdB 80 unbefristet gültig" erhöht bekommen, soll ich jetzt nochmal eine neue Feststellung machen lassen ? Zu dem anstehenden Angriff sind noch mehrere Allergien hinzugekommen...der Rest ist geblieben. Was meint ihr dazu ?
@ Sabine: viiiiiiieln Dank...würde dein Angebot gerne annehmen. Magst du mir deine Nummer per PN zusenden und Zeiten an denen dir ein Telefonat passen würde ? *dankbar bin*
Liebe Grüße
Sandra
von Melli » 27.06.2008, 00:03
Hmm, ich glaube, 80% unbefristet ist schon eine sehr gute Einstufung. Ohne jetzt dein Krankheitsbild zu kennen natürlich.
Versuchen kann man es natürlich, ich persönlich würde es nicht tun, da ein "unbefristet" heutzutage rar und gut ist
von muenzi1 » 27.06.2008, 00:24
Hups, hab grad gesehen..es hat sich ein freud´scher "Vertipper" eingeschlichen: Zu dem anstehenden Angriff sind noch mehrere Allergien hinzugekommen...der Rest ist geblieben. Was meint ihr dazu ?
Ich meinte natürlich "Eingriff".....naja Angriff ist vielleicht auch nicht so verkehrt
@Meli: wahrscheinlich hast du Recht..hatte halt nur die Hoffnung, dass es evtl. ´ne 100 gibt, sodass ich vielleicht mal richtige Vorteile mit dem Ausweis habe..bisher ist das Ding ja eher ein Geldbeutelhüter... Das klingt jetzt vielleicht raffgierig, aber ich habe im Leben eigentlich genug Einschränkungen usw. (ihr kennt das ja auch),ein bissel "Entschädigung" würde ich da ned schlecht finden..oder ist das blöd gedacht ????
von Melli » 27.06.2008, 00:26
Der Unterschied zu 80% und 100% dürfte "lediglich" im Steuerfreibetrag liegen. Bei allen anderen Vergünstigungen dürfte es glauuuube ich egal sein (vielleicht wissen das unsere Experten hier)
von muenzi1 » 27.06.2008, 00:28
Ach ja, ich glaube heutzutage bringen es nur noch die Merkzeichen, richtig ? Gäbe es eines, welches ich beantragen könnte ?
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