von KWB » 30.04.2009, 09:49
Und noch eine Frage aus dem Münsterland:
Wie ich ja schon mal beschrieben habe, wurde bei meinem Mann im November ein Enddarmtumor festgestellt. T3-4, N0, L0,
Er bekam ein Ileostoma gelegt und danach folgte eine neoadjuvante Therapie mit 28 Bestrahlungen - kombiniert mit Chemo in der 1. und 5. Woche.
Am 10. März konnte der verkleinerte Tumor entfernt werden. Im Gewebe und in den gefundenen Lymphen wurde kein Befall festgestellt.
Bereits im Dezember wurden wir von dem Onkologen aufgeklärt, dass nach der OP noch 4 Zyklen Chemo 5-FU folgen würden, den ersten Zyklus hat mein Mann in der letzten Woche bekommen. Er bekommt die Chemo täglich über einen Port verabreicht, das dauert immer so eine halbe Stunde.
Vor diesem ersten Zyklus fragte der Onkologe meinen Mann jedoch, warum er sich so viel Chemo antun wollte, es würde seine Chancen kein Rezidiv zu bekommen ohnehin nur um 4 % erhöhen.
Jetzt sagt mein Mann, er würde nur noch einen Zyklus mitmachen (also in 2 Wochen), danach wird er die Chemotherapie abbrechen und den Port rausnehmen lassen.
Mich irritiert das sehr und mich würde Eure Meinung und Erfahrung hierzu sehr interessieren. Natürlich ist immer individuell zu sehen und bei jedem ist jede Krankheit anders.
Aber ist es normal eine Chemo abzubrechen oder als Arzt dazu zu raten, wenn es im Vorfeld die genau richtige Therapie sein sollte??
Liebe Grüße
Kirsten
von Waltraud Mayer » 30.04.2009, 17:28
Vor diesem ersten Zyklus fragte der Onkologe meinen Mann jedoch, warum er sich so viel Chemo antun wollte, es würde seine Chancen kein Rezidiv zu bekommen ohnehin nur um 4 % erhöhen.
von hmengers » 30.04.2009, 17:40
Hallo,
da zum Glück DAVON nicht betroffen, kann ich eine Frage stellen: Würde Dein Mann bei einem Verkehrsunfallrisiko von 1:25 losfahren oder sein Auto in der Garage lassen?
lg.
Herbert
von mini62 » 30.04.2009, 18:09
Hallo Kirsten,
bei mir war zwar die Ausgangslage etwas anders, aaaaber...
Gebärmutterhalskrebs 6/2005 OP
Histologie der Lymphknoten ohne Befund
hatte kein "gutes Gefühl"!!!
Auf meine Frage nach prophylaktischen (vorbeugenden) Maßnahmen bekam ich folgende Antwort: In der Regel taucht nur bei 5 % aller Operierten wieder was auf. Wir zerstören ihr Immunsystem nicht auf Grund eines "Gefühls" mit einer Chemo.
Resultat des Ganzen: 2 riesige Rezidive 6/2006, mehrere OP´s. Stomatas, keine Blase mehr und reichlich Darm weniger.
Mit einer Chemo nach meiner Ersterkrankung wäre mir das alles zu 95 % erspart geblieben.
Ich würde den Arzt mal fragen ob er für sich oder seine Famielie auch so handeln würde, wäre er an Stelle deines Mannes.
....ich würde die Chemo in jedem Fall machen.
LG Petra
von temperence » 30.04.2009, 18:30
Hallo Kirsten,
also, ich stecke ja derzeit auch in einer adjuvanten Chemo, werde jetzt von Oxaliplatin auf 5-Fu umgestellt, weil mir die Nebenwirkungen so zu schaffen gemacht hatten.
Aber, auch wenn ich nur einen Minimalbefund (1 von 56 Lymphknoten hatte wenige Zellen) gehabt habe, hat man mir die Chemo dringend empfohlen. Okay, zwar mit der Auswahl "erst Chemo oder erst RV", aber immer mit dem Nachdruck, es wäre einfach sicherer. Auch jetzt, im Angesicht von einigen fiesen Nebenwirkungen hieß es nur "kurze Pause", dann geht es weiter, auch wenn ich lt. den Onkologen als "gesunder Patient" behandelt würde.
Ehrlich, die Ärzte Deinen Mannes sollten mal bedenken, wie schnell sich ein Krebs entwickeln kann. Sog. "entartete Zellen" hat ja im Prinzip jeder Mensch, normal zerlegt der Körper die selbstätig, aber ein vorbelasteter Körper kann das in dem Moment doch gar nicht mehr - daher die Chemo...
Wenn es irgendwie geht, sollte er weitermachen, für die Sicherheit!
Gruß Lucia
von Pauline 1 » 30.04.2009, 19:34
Hallo Kirsten!
Durch deinen Beitrag bin ich an meine Situation vor genau 1 Jahr erinnert worden. Nach meiner Stoma OP riet man mir schon im Krankenhaus eine adjuvante Chemo zu machen.
(T3 N2 Mx).Noch während meines Krankenhausaufenthaltes rief mich mein Hausarzt an und riet mir von einer Chemo ab, weil die ja mein gesamtes Immunsystem zerstören würde.
Erstmal war ich erleichtert weil er meinte, mein Körper könne sich schon allein gegen den Krebs wehren, aber je mehr ich darüber nachgedacht hatte, und mich auch ausführlich informiert hatte, desto mehr Zweifel kamen mir.
Als ich ihm schließlich meine Entscheidung für eine Chemo mitteilte, war er fast persönlich beleidigt (naja, so hab ichs jedenfalls empfunden). Ich hab seine Argumente gegen eine Chemo durchaus verstanden, hatte aber ein ungutes Gefühl darauf zu verzichten. Also mußte er meine Entscheidung akzeptieren.
Trotzdem will ich meinen Hausdoc nicht "verteufeln", denn er hat mich wesentlich unterstützt während der Chemo und zwar indem er alles mögliche getan hat, dass ich möglichst wenig Nebenwirkungen hatte, und mein Immunsystem nicht völlig kapituliert hat. Bekam jeden Tag Infusionen mit Selen und hochdosiertem Vit.C. Ohne das wärs mir sicher nicht so gut gegangen.
Wie schon einige vor mir geschrieben haben : der Arzt oder seine Familie ist ja nicht direkt betroffen er hat den Krebs ja nicht, aber ich!!!
Jetzt ist es leider so, dass bei mir Metastasen in der Lunge aufgetreten sind, und es meiner Meinung nach unvermeidbar ist eine weiter Chemo zu machen. Am 12. Mai solls wieder loßgehen, 4 Zyklen im Abstand von je 2 Wochen.
Hoffe, dass es hilft! Würde aber keinesfalls die Hände in den Schoß legen und einfach nur abwarten was passiert, so mein Hausdoc.
Würde deinem Mann empfehlen die Chemo durchzuziehen. Sollte in ein paar Monaten oder Jahren doch nochmal ein Rezidiv auftauchen, würde er sich Vorwürfe machen, nicht alles mögliche getan zu haben um dies zu verhindern.
Ich wünsch euch alles Gute, und die richtige Entscheidung!!!
Lieben Gruß von Pauline
Analkarzinom, Rectumamputation, endständiges Stoma seit Febr. 2008
von hope » 30.04.2009, 20:30
Hallo Kirsten!
Hm, schwere Entscheidung!
Dein Mann hat zwar ein N0, was ja super ist, aber man weiß ja nicht, ob vor der OP schon alles sauber war. Oder war das bei Euch von Anfang an recht deutlich, daß die LK frei sind? Bei mir sah man vor der Chemo und Bestrahlung per Endosono, daß 3 LKs auffällig waren. Bestätigt hat sich nachher, daß sogar 4 befallen waren. Deswegen war ja eh klar, daß ich noch Chemo mache. Mein Staging war T2N2M0. Ich habe nach der OP dann noch von 11/06 bis 02/07 FOLFOX4 gemacht, wobei ich die letzten beiden Oxali-Dröhnungen "abgewählt" habe;)!
So, wäre ich Dein Mann, der noch sehr jung ist und der scheinbar die ganze Sache bis hierher recht gut weggesteckt hat, ich denke, ich würde die Chemo noch machen. Vielleicht könntet Ihr den Krebsinformationsdienst einmal kontaktieren? Man muß Geduld haben, die Leitungen sind ständig belegt, aber ich glaube, es lohnt sich.
Alles Gute!
von Jutta B » 01.05.2009, 08:02
Hallo Kirsten,
der Tumor hat sich unter der Chemo und Bestrahlung verkleinert, was also schon ein Zeichen auf ein GUTES Ansprechen der Behandlung ist.
Was mich aber sehr stutzig und auch sauer macht ist die Aussage dieses Onkologen! Ich würde an eurer Stelle umgehend eine 2. Meinung einholen.
Kein Arzt steckt im Körper drin, und kann sagen, wie was bei wem ausgeht! Jeder Mensch reagiert anders auf eine Behandlung.
Alles andere sind pure Statistiken, und eine Anmaßung.
Wäre der Körper deines Mannes komplett mit Metastasen (Bauchraum, Leber, Lunge, Blase usw.) befallen, käme der Arzt etwas näher an seine unhaltbaren Behauptungen ran.
Der Krebsinformationsdienst
Informationsdienst für krebsbezogene Anfragen:
Telefon:
0800 - 420 30 40, täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr
Innerhalb Deutschlands sind Anrufe gebührenfrei.
E-Mail:
krebsinformationsdienst@dkfz.de
hat seine Servicezeiten inzwischen ausgeweitet, sowie bedeutend mehr Mitarbeiter beantworten das Telefon.
Laßt euch bitte nicht von solchen Aussagen abspeisen, informiert euch mehr.
von KWB » 01.05.2009, 13:53
Hallo!
Also erst mal ganz herzlichen Dank für Eure Meinungen und Erfahrungsberichte!!!!! Das war genau das, was ich brauchte, denn auch ich bin ziemlich irritiert und wütend auf den Arzt und bei jeder Antwort von euch wurde mein Gefühl, dass seine Einstellung nicht in Ordnung ist, ja bestätigt.
Am 11.Mai findet das nächste Gespräch statt und dieses Mal werde ich dabei sein. Von entarteten Zellen war z.B. noch nie die Rede, überhaupt fällt mir erst jetzt auf, dass er bisher ziemlich lapidar seine Gespräche geführt hat. Aber man hat ja keine Vergleiche und denkt dann, dass so alles seinen Weg geht.
Nach der letzten Untersuchung im Januar zum Beispiel, wo durchaus ein Fleck auf der Leber zu sehen war, fand er eine weitere Untersuchung mit einem CT unnötig und nur durch das Beharren des Arztes der Bestrahlungspraxis wurde dann ein CT gemacht. Ergebnis: Ein kleiner Blutschwamm, alles O.K. Aber dennoch wäre es doch seine Aufgabe gewesen hier jedem Verdacht nachzugehen und nicht einfach abzuwinken.
Eine 2. Meinung einzuholen wird nicht leicht sein, denn mein Mann ist es so leid von Krankenhaus zu Krankenhaus und von Arztpraxis zu Arztpraxis zu wandern. Er will nicht mehr und nimmt deshalb gerne den Rat an, sich die übrigen Chemo´s zu ersparen. Aber diesem Arzt aus der Bestrahlungspraxis vertraut er und dort werde ich noch einmal auflaufen.
Auch vielen Dank für den Hinweis mit dem Krebsinformationsdienst, dort werde ich mich auf jeden Fall umgehend melden!!!
Ich hatte zwar schon mal Kontakt dazu im November, aber auf diese Idee wäre ich jetzt nicht gekommen - man sieht wohl den Wald manchmal vor lauten Bäumen nicht, oder wie heißt das noch?
Also, nochmals vielen Dank für Eure sehr hilfreichen Antworten und gerne melde ich, wenn ich Neues erreicht habe.
Einen wunderschönen 1. Mai wünscht Euch
Kirsten
von Beutelmaus » 01.05.2009, 15:31
Hallo Kirsten,
kann sehr wohl die Entscheidung Deines Mannes verstehen.
Nach der OP wollte ich überhaupt nicht an eine adjuvante Therapie denken (Bestrahlung und Chemo). Das gesamte "Wellnesspaket"sollte voraussichtlich über einen Zeitraum von 6 Monaten gehen und nicht ohne Nebenwirkungen sein.
Die Chirurgen haben mich davon überzeugt, dass es besser für mich ist (es waren 4 von 21 Lymphknoten befallen und ein T3 diagnostiziert worden) die Therapie zu machen.
Kein Mensch, Arzt oder Wahrsager kann zu 100 % sagen, dass ein Rezidiv ausgeschlossen wird.
Frage doch den Arzt, der behauptet, dass die letzte Chemo keine große Wirkung hat, ob er diese Aussage auch schriftlich machen würde.
Sage Deinem Mann, dass er von seiner Familie gebraucht wird. Holt euch eine zweite Meinung ein und wenn notwendig eine dritte.
Ich vertrete die Meinung: besser mehr als zu wenig und dann kein Rezidiv und mehr Sicherheit.
Ich wünsche Deinem Mann, für sich und seine Familie, die richtige Entscheidung treffen zu können.
Gruß
Monika
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