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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung – Seite 1

Viele Wege führen zu einem Stoma. Hier ist Platz für eure Fragen zu Erkrankungen, Behinderungen und Therapien, die ein Stoma notwendig werden lassen.
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6 Beiträge • Seite 1 von 1

Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von Harfenspielerin » 04.05.2016, 00:40

Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung ist um.
Das Rektum Carcinom ist größer geworden und reizt seit ein paar Tagen den Nerv im linken Bein, Nerven schmerzen und ein taubes Bein sind die Folgen. Ohne Rollator ist das gehen echt schwierig! Ausserdem reagiert der Tumor mit noch mehr Schmerzen, sodass der Strahlen Arzt mich neu einstellt mit noch mehr Morphium und zusätzlich Lyrica. Von Seiten der Chemotherapie merke ich nur, dass ich traurig und depressiv werde.
Ich ertrage die Schmerzen bald nicht mehr.
Ha jemand von euch Erfahrungen mit Chemotherapie und Bestrahlung und starken Schmerzen, auch Nerven schmerzen und kann mir hoffentlich Mut machen, dass der ganze Mist bald besser wird.
Ich habe eine dreijährige Tochter, einen Mann, der sich Sorgen macht, einen hund, den ich morgens ausführe und hoffe, dass ich irgendwann mit Ileostoma wahrscheinlich gut leben kann und mit unserer Tochter wieder richtig spielen kann.
Glg in die Runde!

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Harfenspielerin

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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von sammy » 04.05.2016, 09:48

Hallo Harfenspielerin.

ich habe gerade gelesen, was du im Augenblick durch machen musst.
Das hat mich sehr betroffen gemacht.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, viel, viel Kraft den ganzen Mist durch zu stehen.
Es hört sich banal an , wenn ich jetzt schreibe, lass den Kopf nicht hängen es werden wieder bessere Zeiten kommen. Ich weiss, das man das in einer solchen Situation am allerwenigsten hören möchte. Wenn man meint, die Schmerzen sind unmenschlich und man hat keine Kraft mehr. Aber man bzw DU hast mehr Kraft als du glaubst.
ich habe keinen Krebs ( MC), somit kann ich zu deiner Behandlung nichts schreiben. Aber was Verzweiflung, Angst, Kraftlosigkeit und alles was dazu gehört an geht, kann ich nach fühlen wie du dich fühlst.

Ich wünsche dir und deinem Mann ganz viel Kraft
alles , alles Gute
wünscht die von ganzem Herzen
Gabi

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sammy

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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von Häslein » 04.05.2016, 09:54

Hallo,

Traurigkeit kann leider, vor allem in der Konstellation mit einer schweren Erkrankung, die ja auch das Leben bedroht, sehr schnell zu einer echten Depression werden und das ist vielleicht noch unerträglicher. Es ist natürlich, dass Du mit Trauer, Wut, Ohnmacht auf dieses Gefühl des Ausgeliefertseins reagierst, und die Schmerzen alleine reichen schon dafür aus...aber man fällt ganz schnell in ein Loch, woraus man es nur sehr schwer wieder schafft.

Deshalb würde ich beim nächsten Termin oder sogar umgehend mit dem Arzt über Deine Traurigkeit und mögliche, depressive Entwicklung reden. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn man Dich seelisch medikamentös stützen kann. Auch die Schmerzmittel spielen eine Rolle...Opiate können, für sich genommen, bereits eine Depression auslösen! Dann muss man gut aufpassen und ggf das Mittel wechseln. Trotzdem brauchst Du eine gute Schmerztherapie und diese setzt sich aus mehreren Faktoren, neben der reinen Schmerzmittelgabe, zusammen. ( Gespräche, Ablenkungsmethoden, Physiotherapie, Begleitung durch einen Therapeuten uvm ) können dazu gehören...deshalb ist es fast immer am besten, wenn man die Schmerzbehandlung einem überlässt, der dafür extra ausgebildet ist...Schmerztherapeuten. Die praktizieren in Kliniken, wo man auch ambulant hin kann ( Schmerzambulanz z. B. oder in niedergelassen Praxen. Der Hausarzt kann dorthin überweisen, genauso wie er z. B. zum Augenarzt überweist, wenn es ums Auge geht.

Was Du selbst tun kannst, hängt vom Ausmaß der Trauer oder Depression ab. Es ist nicht selten, dass man sich selbst nicht mehr motivieren kann, die Eigenmotivation nicht mehr ausreicht.

Falls das geht, sich selbst noch aufzuraffen, kann man sich dem Gefühl bewusst entgegenstellen, es braucht aber Kraft.

Man kann versuchen, traurige Gedanken bewusst zu unterbrechen, indem man sein Hirn so beschäftigt, dass es gefesselt ist. Was das ist, ist bei jedem anders. Manchmal hilft mir Musik hören, richtig laut mit Kopfhörer, ein Buch oder Schreiben. Aber auch nicht immer, denn es reicht nicht immer...dann schleichen sich doofe Gedanken trotzdem ein. Dann hilft mir ein Spiel am Handy, wo ich sehr gut aufpassen muss, damit ich nichts falsch mache und das Männchen abstürzt. ;) Sicher keine hoch intellektuelle Sache, so ein Spiel, aber es kann eben durch die Konzentration darauf ablenken, und wenn es nur kurz ist - das kann dem Hirnstoffwechsel trotzdem etwas helfen und das Grübeln, trübe Gedanken und auch Schmerzen (!!!) abschwächen.

Du kannst immer nur einen Gedanken denken - nie zwei gleichzeitig. Und Du kannst Dich selbst etwas austricksen:

Denke jetzt 10 min NICHT an die grüne Katze auf dem roten Sofa!

Du wirst an die Katze denken... :D geht fast nicht anders. Auch mit sowas kann man sich einen kleinen, gedanklichen Freiraum verschaffen.

Setze Dich, so oft es geht, dem Tageslicht aus, und wenn es nur der Balkon ist. Ggf. auch Vit D3 zuführen, das ist bei sowas unheimlich wichtig, weil ein Mangel psychisch zusätzlich verheerend sein kann. Alles noch trüber, trister...muss nicht sein.

Ich habe gut schreiben, denkst Du vielleicht. Ja, hast recht. Das ist leichter gesagt als umgesetzt.

Es hilft auch, sich klarzumachen, was gerade so im Hirn mit dem Hormonen und dem Hirnstoffwechsel los ist, um sich besser zu verstehen - warum man gerade so drauf ist, wie man drauf ist...dass es letztlich chemische Prozesse sind, die für das miese Gefühl ( und das gute ) verantwortlich sind. Bevor Du selbst merkst, dass Du traurig oder froh bist, müssen im Hirn bestimmte Prozesse ablaufen, sonst fühlt man es nicht. Liebeskummer ist z. B. "nur" ein Entzug an Botenstoffen im Hirn, eine biochemische Reaktion. :D Fühlt sich, wenn man den mal hatte, trotzdem scheiße an. :D Kennt wohl jeder.

Du packst das!

Häslein

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Häslein

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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von Börgi » 04.05.2016, 13:52

Liebe Harfenspielerin,
ich bin in Gedanken bei Dir und knuddel Dich mal ganz dolle!!! :troesten: :troesten:
Ich hab mit Deiner Krankheit und deren Behandlung keine Erfahrung und kann Dir deshalb auch keine nützlichen Tipp's geben. :cry:
Aber ich weiß , was Schmerzen, Angst und Verzweiflung sind, habe das lange ertragen und kann mir ein bißchen vorstellen, wie Du Dich fühlst.
Nicht aufgeben, Du wirst das schaffen, auch wenn es momentan so schwer ist!! :roseSchenken:
Versuch Dich auf Dein Kind zu konzentrieren, das ist gerade so ein süßes Alter, vielleicht lenkt Dich das ab!!
Sprich mit Deinen Ärzten, es gibt bestimmt Mittel und Wege, Dir Dein Leben etwas zu erleichtern!!
Ich hoffe, das Du bald Linderung erfährst und Dich besser fühlst!!!

Toi,Toi,Toi und Alles Gute für Dich und Deine kleine Familie!!!!! :roseSchenken:

Liebe Genesungsgrüße von Börgi!!! :) :winke:

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Börgi

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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von Addie » 11.05.2016, 20:07

Liebe Harfenspielerin
Wie geht es Dir heute?
Ich habe einen andern Krebs "auszurotten" wie Du (Eierstock), aber das mit den tauben Füssen kenne ich auch. Ich hatte das während meiner Chemo und auch jetzt noch. Kalte Fussbäder können da etwas Abhilfe schaffen. Ein bisschen irritiert mich, dass Du Lyrica bekommst. Ich hätte gemeint in Deiner Situation bringt das vermutlich gar nicht soo viel. Lyrica schaltet ja "nur" das Schmerzempfinden aus, ist aber kein Schmerzmedikament. Hast Du es schon mit Meditation versucht? Mir hat viel Bewegung geholfen auch wenn ich am Anfang dachte, der Schmerz sei grösser, nach der Bewegung war es besser. Mir hat auch die Cranio Sacral Therapie geholfen.
Ich weiss nicht wie es bei Deinem Carcinom ist. Bei mir hätte es bei einem Wachstum geheissen, dass ich die falsche Chemo hab... resp ich spräche nicht auf das Medikament an und müsste eine neue Medikation haben.
Sprich unbedingt mit Deinen Ärzten über Deine Ängste, lass Dir einen Termin beim Psycho-Onkologen geben.
Liebe Grüsse und einen dicken Knuddel :troesten:
Addie :winke:

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Der zweite Tag mit Chemotherapie und Bestrahlung

Beitrag von sunflowers » 14.05.2016, 17:18

Liebe Harfenspielerin,

jeder Krankheits- und auch Behandlungsverlauf ist anders, aber vielleicht helfen dir meine Erfahrungen. Ich hatte ein Rezidiv eines Analkarzinoms im kleinen Becken. Dieser Tumor hatte sich auf einem Nerv breit gemacht, ich kenne also die Schmerzen, die du beschreibst. Ich hatte nachher meine kleinen "Glückspillen", ohne die ich meine Tage und Nächte nicht überstanden hätte. Es war eine schreckliche Zeit und ich war verzweifelt. Die Schmerzen waren kaum erträglich, ich habe über Wochen kaum geschlafen. Dann kamen Chemo und Bestrahlung. Du wirst dich vielleicht wie ich damals furchtbar müde, kraftlos und schlapp fühlen, jede Verrichtung wird schwer und eine ungeheure Anstrengung. Die Gleichzeitigkeit der beiden Therapieformen war eine große Belastung für meinen Körper. Nach ca. 2 Wochen Bestrahlung fing der Tumor an, zu reagieren, er schrumpfte. Die Schmerzen wurden weniger und weniger, ich benötigte immer weniger von meinen Hammermedikamenten. (Achtung, langsamer!! Entzug ist notwendig.) Der Tumor im Becken ist durch die Kombitherapie komplett verschwunden.

Die Nebenwirkungen der Therapie haben mich lange begleitet und mein rechter Fuß ist taub geblieben. Aber heute, nach 2,5 Jahren gehe ich längst wieder arbeiten und bin ansonsten schmerz- und bis heute auch krebsfrei. Keine Ahnung, ob es so bleibt, aber die Behandlung, so schwer sie auch war, hat mir diese guten 2 Jahre geschenkt. Was ich dir sagen möchte mit meinem kleinen Bericht: gib (dich) nicht auf, halte durch, es ist zu schaffen! Ich drücke dir die Daumen, dass die Therapie auch bei dir den Tumor soweit schrumpfen lässt, dass er den Nerv und dich nicht länger so quält. Und nimm, was die Medikation in deiner jetzigen Situation angeht, keine Rücksicht. Lass dir soviel geben, wie du brauchst.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft. Du schaffst das!

Sunflowers

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sunflowers

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