von Jode » 19.01.2014, 23:54
Hallo Zusammen,
vorweg, ich weiß nicht ob meine Fragen eher in diese Kategorie oder in die Kategorie rechtliches fallen, meiner Meinung nach passt es zu beiden.
Bei uns ist einiges schief gegangen und ich suche schon seit Wochen nach jemanden der uns helfen kann, durch einen Flyer im Krankenhaus bin ich auf dieses Forum gestoßen.
Aber hier mal unsere Geschichte:
Mein Mann (42 Jahre) litt über fast drei Jahre an ständigen Durchfällen und Immunschwäche, als er dann 2012 einen Analabszeß und eine Fistel hatte (beides wurde nacheinander operiert) kam der Verdacht auf Morbus Crohn, bestätigt wurde diese Diagnose allerdings erst im September 2013 nach einer erneuten Magen/Darmspiegelung aufgrund massiven Blutabgängen (wie Durchfall), außerdem wurde eine Hiatushernie diagnostiziert.
Unser Arzt begann mit einer Cortisontherapie (Budenufalk), da mein Mann davon aber schwere Depressionen bekam wurde er mehrmals zu Untersuchungszwecken ins Krankenhaus aufgenommen, Ziel war die Einleitung einer Immunsupressivatherapie. Abschluss der Untersuchungen kam man zu dem Entschluss das ganze doch zu operieren.
Mein Mann wurde also am 12. November 2013 stationär aufgenommen, die Operation selbst fand am 14. Novembr 2013 statt. Im Vorfeld wurden wir aufgeklärt, es war nie die Rede davon, beide Operationen gemeinsam würden eine Gefährdung darstellen.
Die Operation selbst dauerte gute sechs Stunden, danach kam er auf die Normalstation und schien sich den ersten Tag über gut zu erholen. Allerdings bekam er am 16. November plötzlich einen heftigen Schluckauf, dieser wich über die gesamte Folgewoche maximal zwei mal täglich für je maximal 30 Minuten. Für meinen Mann bedeutete das natürlich schlaflose Nächte, kein Möglichkeit etwas zu essen und starke Schmerzen. Am 17. November begann sein Bauch massiv anzuschwellen, es bildeten sich sogar Blasen weil die Haut so sehr gespannt war. Über das gesamte Wochenende hatte er massivste Durchfälle.
Dann blieb in der Folgewoche der Stuhlgang plötzlich komplett weg und der Bauch schwoll weiter an. Auf meine Bitte das ganz nochmal durch ein CT zu kontrollieren, wurde ich als hysterisch abgetan und nichts geschah. Am 20. November kam massiver Husten zu dem weiter vorhandenen Schluckauf dazu, außerdem lief über die Magensonde Stuhl ab. Das sei kein Stuhl und es sei auch alles in Ordnung, der Verlauf wäre absolut unproblematisch. Auf mein Drängen wurde ein Röntgenbild gemacht, man sah das die Hernie wieder aufgebrochen war und operierte schließlich am 22.11. das zweite mal. Schon bei dieser Operation wurde dunkles Sekret im Bauchraum gefunden, allerdings sei der Darm völlig in Ordnung gewesen, das Sekret könne man sich nicht erklären.
Am 24.11. spitzte sich die Situation zu, mein Mann bekam massive Luftnot, die Entzündungswerte stiegen ins unermessliche und er war durch den Dauerschluckauf ein psychisches Frak. Am Abend klammerte er sich an mich und ich beschloss bei ihm zu bleiben. Der Bereitschaftsarzt verweigerte jede Hilfe (steht auch so im Pflegebericht) und wollte ihn einfach nur ruhig stellen. Zu meinem Mann sagte er: "Stellen Sie sich nicht so an, Sie machen das selber (er meinte die Herzfrequenz von 140), Sie können überhaupt keine Luftnot haben, da ist gar nichts." Ein CT wurde auch jetzt verweigert. Schließlich gab der Arzt meinem Druck dann doch nach und verlegte ihn auf die Intensivstation, nicht aber ohne einen letzten unverschämten Spruch gegen meinen Mann: "Herr D., jetzt verlege ich Sie auf die Intensivstation, dort können Sie dann mal richtig kranke Menschen sehen." Dort stellte man allrdings ein dickes Lungenödem fest, insgesamt wurden 2 Liter Sekret abgezogen. Außerdem beschloss man für den 25.11. eine erneute Operation. In dieser Operation stellte man fest das der Darm gerissen war, der Bauch war komplett gefüllt mit Stuhl, das Bauchfell war entzündet und die Folge war ein septischer Schock. Man spülte den Bauch, legte ein Ileostoma an, beließ die Bauchdecke geöffnet und versetzte meinen Mann ins künstliche Koma. Im Verlauf rissen die Nähte immer wieder, es folgten insgesamt 7 Operationen in 3 Wochen und man bereitete mich schon schonend auf ein schlechtes Ende vor. Nach einer Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) wachte mein Mann schließlich auf und konnte dann am 3.Januar nach fünf Wochen und drei Tagen auf die Normalstation zurück verlegt werden.
Natürlich ist er jetzt psychisch und physisch absolut am Ende, er hat 30 kg Gewicht verloren und kämpft jetzt um nicht ins Untergewicht zu fallen. Die Akteneinsicht wird mir permanent unter einem Vorwandt verweigert und das trotz Vorsorgevollmacht. Die Ärzte haben zugegeben das sie zu lang gewartet haben, aber hinterher sei man ja immer schlauer. Assistenzärzte sprachen mich schon an das der Verlauf nicht so dramatisch geworden wäre, hätte man direkt ein CT gemacht und Krankenschwestern von der Intensivstation raten mir die Akte schnellstmöglich zu kopieren, sonst würden bestimmte Teile verschwinden. All das macht mich fertig und lässt mich zweifeln.
Gesundheitlich erholt er sich nicht so gut, er erbricht permanent, kann kaum etwas essen oder trinken. Außerdem bereitet ihm die Verdauung maßive Schmerzen im Bauch. Ist das normal? Vergeht das wieder?
Meint ihr ein rechtliches Vorgehen gegen das Krankenhaus hätte einen Sinn?
Im Moment schläft mein Mann hier im Krankenhaus neben mir in seinem Bett, ich wurde direkt bei seiner Rückverlegung auf die Normalstation mit aufgenommen, denn er lässt keine Ärzte oder Pflegeleute mehr an sich ran wenn ich nicht hier bin.
So, das wurde jetzt ein riesiger Roman... Ich danke jedem schon alleine fürs lesen...
LG Jode
Hallo Jode,
das ist ja der Horror was Dein Mann da durchgemacht hat!
Ich würde die Akten auch schnell kopieren und rechtliche Schritte gegen das Kh würde ich auch unternehmen, bzw. zum Anwalt gehen.
Warte mal bis sich hier Hanna70 zu Wort meldet, die kann Dir auch einiges erzählen und Dir Tipps geben.
LG
Hermon
von Hanna70 » 20.01.2014, 02:44
Hallo Jode,
im KH, in dem ich behandelt wurde, war der Lieblingssatz: "Das kann gar nicht sein." Das kommt immer wieder hoch, wenn ich solche Geschichten lese...
Zunächst würde ich erst einmal nicht weiter nach der Krankenakte fragen. So lange Dein Mann dort noch behandelt wird, wirst Du sie eh kaum bekommen. Und wenn man etwas verschwinden lassen möchte, haben sie das dort längst getan, möglicherweise sofort, nachdem Du nach der Akte gefragt hast. Manchmal ist Abwarten die klügere Strategie, zumal Dein Mann ja dort noch liegt.
Wie sieht es evtl. mit der Verlegung in ein anderes Krankenhaus aus? Auch in so eine Überlegung würde ich auf keinen Fall das zur Zeit behandelnde KH einbeziehen, sondern erst ein anderes KH suchen und von dort aus die Verlegung veranlassen lassen. Begründung: Gestörtes Vertrauensverhältnis.
Das Wichtigste ist aber jetzt, dass Ihr täglich ein Gedächtnisprotokoll anfertigt, angefangen mit dem, was Du hier beschrieben hast.
Und noch ein Rat: Geht nicht als Erstes zu einem Anwalt. Anwälte ziehen sich alles auf den Tisch, ob es Aussicht auf Erfolg hat oder nicht. Die bekommen ihr Geld so und so auch.
Sobald Dein Mann aus dem KH heraus ist, muss Euch die Akte zur Einsicht gegeben werden und ihr könnt gegen Entgelt Kopien verlangen. Das ist gesetzlich geregelt. Ich konnte die Kopien im Archiv des KH machen lassen, ohne dass ich den Ärzten dabei noch einmal begegnet bin. Habe direkt im Archiv nachgefragt.
Zunächst reichen auch OP-Berichte, Befunde der Histologie, Berichte der ITS und evtl. CT-Befunde o.ä. aus.
Diese Kopien zusammen mit dem Gedächtnisprotokoll solltet Ihr dann zunächst an die für Euch zuständige Landesärztekammer mit der Bitte um Prüfung senden oder auch an den MDK Eurer Krankenkasse. LÄK ist aber meist kompetenter und im Falle des Falles erfolgversprechender. Dieser Weg ist für Euch kostenlos. Wird im Gutachten dann ein Behandlungsfehler festgestellt, dann erst wird der Anwalt wichtig.
Allles in allem müsst Ihr aber bis zum Abschluss des Ganzen mit Jahren rechnen. Ihr braucht gute Nerven und viel Geduld!
Bei weiteren Fragen kannst Du mir gern eine PN schicken.
Jetzt erst mal alles Gute für Deinen Mann!
LG Rosi
von Jode » 20.01.2014, 11:45
Hallo nochmal
Danke erstmal für die Antworten...
Du bestätigst mein Gefühl Hanna... Vielleicht ist es wirklich besser wenn die sich hier jetzt einfach mal sicher fühlen und ich nicht mehr nach der Akte frage.
Über eine Verlegung hatte ich schon nachgedacht als mein Mann noch im Koma lag, allerdings habe ich mich dann dagegen entschieden da es im näheren Umfeld keine Klinik gibt die den notwendigen Ansprüchen entspricht oder nicht mindestens eng mit der Uniklinik zusammen arbeitet.
Jetzt ist eine schnelle Reha geplant, auch dort soll ich als Begleitperson mit aufgenommen werden, die Rentenversicherung hat es schon genehmigt, die letzten Tage werden wir hier also noch überstehen müssen. Gemacht wird ja ohnehin nichts mehr, es heißt das Erbrechen sei psychisch.
Ansonsten werde ich jetzt machen wie du gesagt hast Hanna, ich werde bis nach der Reha warten und dann die Ärztekammer einschalten.
Der unverschämte Arzt kam übrigens zum Gespräch um sich zu entschuldigen wenn er denn falsch rüberkam... aber schuld sei ja nur das Pflegepersonal und die Arztkollegen die gepfuscht hätten. Da soll man noch Vertrauen haben wenn sich schon die Ärzteschaft untereinander streitet.
Gerade kam das Case Management, am 23.1. werden wir auf Reha verlegt.
LG Jode
von doro » 20.01.2014, 14:05
Hallo jode,
wir lesen hier ja so einiges an Krankengeschichten, aber die Geschichte Deines Mannes ist Horror pur.Wie gut, daß er all' diese unmöglichen Geschehnisse lebend überstanden hat.
Zur weiteren Vorgehensweise hat Rosi Dir beste Tipps gegeben.Ich hoffe mit Dir, daß es Deinem Mann bald endlich besser geht.
von snoopy66 » 20.01.2014, 14:38
Hallo Jode,
Das ist ja der blanke Horror.
Rosi hat dir ja schon geschrieben, sie auch so besch...Erfahrungen machen müssen...
Ich wünsch euch beiden viel Kraft und gute Besserung für deinen Mann.
LG Katja
von Hanna70 » 20.01.2014, 16:47
Hallo Jode,
mir ist noch etwas eingefallen.
Stellt den Antrag auf Überprüfung nicht sofort nach der KH- bzw. AHB-Entlassung. Ihr habt dazu ja 3 Jahre Zeit.
Dafür zwei Gründe:
1. Ihr seid zur Zeit noch sehr wütend und aufgewühlt. So ein Antrag sollte jedoch sehr sachlich begründet sein und möglichst ohne Emotionen. Nehmt Euch deshalb etwas Zeit und arbeitet vorher alles gut durch.
2. Oft stellen sich Folgen von Behandlungsfehlern erst nach einer gewissen Zeit ein bzw. kann man sie erst dann wirklich einschätzen - sowohl physische als auch psychische, evtl. auch finanzielle.
Ich will jetzt nicht näher auf meine Geschichte eingehen, aber selbst vor 3 Jahren war nicht abzusehen, dass ich jetzt eine parenterale Ernährung brauche, nach nunmehr 5 1/2 Jahren!
Also, nichts überstürzen! In der Ruhe liegt die Kraft!
Liebe Grüße
Rosi
von Jode » 20.01.2014, 18:35
Liebe Rosi,
das ist ja auch der blanke Horror, ich weiß gar nicht was ich sagen soll...
Deine Ratschläge haben Hand und Fuß...
Ehe wir eine Entscheidung treffen muss mein Mann ohnehin erstmal komplett auf die Beine kommen, denn obwohl ich immer wir schreibe ist es ja dennoch seine alleinige Entscheidung, ich kann und werde ihm nur raten und ihn in allen Entscheidungen unterstützen.
Heute war uns unser Professor besuchen, er behandelt meinen Mann ambulant und obwohl er sehr sehr erfahren ist auf diesem Gebiet (Morbus Crohn usw) war er doch sehr geschockt. In seiner Anwesenheit wollte man mir jetzt plötzlich die Akte aushändigen, auf Anregung unseres Professors wird die Akte jetzt kopiert (50 Cent pro Kopie ) und uns so ausgehändigt. Außerdem findet nach der Reha ein großes Gespräch statt, im Beisein unseres Professors. Mal sehen ob wir uns darauf einlassen werden.
Danke für die Ratschläge, ich bin sicher wir werden uns in Zukunft öfter lesen
LG Steffi
von Hanna70 » 20.01.2014, 19:16
Liebe Steffi,
das können wir dann gern per PN machen. Im öffentlichen Forum sind bestimmte Details manchmal etwas heikel.
Liebe Grüße
Rosi
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste
Die Inhalte von www.stoma-forum.de sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt.
Soweit die Inhalte medizinische Informationen, Hinweise und Empfehlungen enthalten, sind diese zur Unterstützung, aber in keinem Fall als Ersatz für eine persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Pflegekraft (z.B. Stomatherapeutin) oder für eine Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt bestimmt.
Wenn Du uns unterstützen möchtest, freuen wir uns
über eine Spende (deren Höhe in eigenem Ermessen
liegt) zugunsten unseres gemeinnützigen Selbsthilfe-
vereins Stoma-Welt e.V.
Spendenkonto
Empfänger:
Selbsthilfe Stoma-Welt e.V.
IBAN.: DE09 5605 0180 0017 0474 16
BIC: MALADE51KRE
Institut: Sparkasse Rhein-Nahe