von Jovako » 09.06.2009, 11:16
Hallöchen!
In diesem Thread sind Alle gefragt, die sich einer Rektumamputation unterzogen haben - oder deren Angehörige!
Ich hätte da ein paar Fragen:
- wie lange hattet Ihr Schmerzen nach der OP?
- wie lange dauerte der Heilungsprozess?
- gab es Probleme nach der OP?
An die Männer:
- gab es Probleme mit der Potenz?
Ich frage Euch das, weil ich mich einer Rektumamputation unterziehen lassen will, da ich die ständigen OP´s an den Fisteln endlich satt habe. Einiges ist mir ja schon durch Lesen hier im Forum bekannt, aber ich wollte es gern mal in einem Thread zusammen gefügt haben. Bitte schreibt nicht nur die positiven Erfahrungen, sondern auch die negativen! Es kann sein, dass ich noch einige Fragen habe und auf einzelne eingehe.
Vielen Dank schon mal im voraus für die Antworten!
Liebe Grüße
Jens
von Chief » 09.06.2009, 11:42
Hallo Jens,
zu Deinen Fragen kann ich aus eigener Erfahrung folgendes berichten.
Die Schmerzen nach der OP wurden weitestgehend durch eine Schmerzpumpe im KH geregelt bzw. so gering wie möglich gehalten (konnte ich selber auf Knopfdruck regeln).
Es wurde aber schon nach wenigen Tagen wesentlich besser und ich glaube so nach ca. 5 Tagen nach OP wurde ich auf Tabletten umgestellt.
Nach der Entlassung habe ich aber noch für wenige Wochen Schmerztabletten je nach Bedarf genommen.
Die Schmerzen (eher das unangenehme Gefühl beim sitzen) dauerte schon so 4-6 Wochen an aber es wurde von Woche zu Woche erträglicher. Anfangs habe ich mehr auf dem Sofa gelegen und stehen ging auch, nur das sitzen selbst viel recht schwer. 7 Wochen nach der Entlassung aus dem KH bin ich wieder direkt volle Tage zur Arbeit gegangen.
Die restlichen Klammern am Po wurde ca. 10 Tage nach der Entlassung aus dem KH antfernt und da war ich auch bereits komplett dicht und nichts hat mehr gesaftelt (habe gutes Helfleisch und der Chirug hatte einen wirklich guten Job gemacht).
Wirkliche Probleme nach der OP hatte ich selber zum Glück keine! Lediglich beim duschen hatte ich die ersten Wochen doch ein sehr mulmiges Gefühl (manchmal etwas leichte Schmerzen) an der Stelle wo ich geklammert wurde aber das ist auch schon seit langem weg und es ist super verheilt.
Potenzprobleme traten in der Tat nach der OP auf aber die wurden mit der Zeit deutlich weniger und haben sich zum Glück mittlerweile komplett in Luft aufgelöst (das ist aber auch sehr unterschiedlich und hängt auch etwas vom Alter ab, wie stark die Nervenbahnen bei der OP im Mittleidenschaft gezogen wurden, Erfahrung des Chirugen etc.). Eine pauschale Aussage diesbezüglich zu machen ist wohl nicht möglich.
Hoffe ich konnte Dir die Fragen zufriedenstellend beantworten.
Gruß
Uli
von Linie 22 » 09.06.2009, 12:13
Hallo Jens,
meine Erfahrung dazu:
Jovako hat geschrieben:- wie lange hattet Ihr Schmerzen nach der OP?
Im KH bekam ich Schmerzmittel gespritzt, welche peu apeu bis zur Erträglichkeit der Schmerzen abgesetzt wurden. Schmerzen waren also kein Thema.
Das Fäden ziehen war sehr unangenehm. War für mich nur unter Schmerzmittel auszuhalten.- wie lange dauerte der Heilungsprozess?
Nach entfernen der Fäden, verlief der Heilungsprozess relativ schnell. Die Narbe war verschlossen und unauffällig.- gab es Probleme nach der OP?
Ca. 4/5 Wochen nach der OP, begann die Narbe, aus einem winzigen Löchlein, zu nässen. Anfangs sehr schwach und unregelmäßig. 3 Wochen lang wurde die winzige Öffnung mittels Spülungen mehr und weniger erfolgreich therapiert.
Immer wieder trat dieses leichte, fasst unauffällige Nässen auf, welches sich eines Tages zum "Vollbad" in die Hosen ergoss.
Diagnose: kindskopf große Fistel in Amputationshöhle.
Daraufhin folgte eine ca. 10 monatige chirurgische Behandlung: tgl. erneutes Aufreißen der Narbe, Spülen und ausstopfen der "Wunde".
Ich frage Euch das, weil ich mich einer Rektumamputation unterziehen lassen will,
von Monsti » 09.06.2009, 12:32
Hallo Jens,
da ich jetzt weder Lust noch Zeit habe, den ganzen Salm meiner Rektumamputation nochmals runterzuschreiben, kannst Du in der Suche "Rektumamputation" eingeben. Auch hier steht einiges: http://www.stoma-forum.de/topic.php?id= ... mputation&
Der Verlauf steht auch unter "Das ist meine Geschichte" (Post vom 11.01.2008)
Liebe Grüße
Angie
von Pauline 1 » 09.06.2009, 13:53
Hallo Jens,
Na, dann will ich dir mal über meine Erfahrung berichten.
Wie Uli bereits schrieb, hatte ich auch dank einer Schmerzpumpe kaum Scmerzen, es war jedenfalls erträglich!
Nach ca 1 Woche fing dann die Wunde an zu "safteln", und die Entzündungswerte stiegen in schwindeleregende Höhen.Es wurde ein praesakraler Abzeß diagnostiziert.
Also wurde die Naht wieder geöffnet, gespült und austamponiert, sollte ja von innen nach außen heilen. Das ganze wurde dann täglich unter Narkose wiederholt, wobei ich so nach der 5. oder 6. Prozedur keine Narkose mehr brauchte.
Bekam schließlich noch für einige Tage eine Vakuumpumpe, da der Heilungsprozess sehr langsam vorranschritt. Nach 4 wöchigem Aufenthalt im Krankenhaus bin ich dann mit immernoch offener Sakralwunde entlassen worden. Ausgangsmaße der Sakralhöhle 20cm tief, 8cm lang. Bei Entlassung immerhin auf 10 mal 8cm geschrumpft.
Zuhause hatte ich dann noch für 3 Monate einen Pflegedienst, der täglich kam um die Wunde neu zu spülen und auszutamponieren, später bin ich dann alle 2-3 Tage zu meinem HA der die Wunde versorgte. Nach 7 Monaten war dann alles heile!
Aber wie ich hier im Forum gelesen habe, ist das nicht die Regel, bei den meisten gehts wohl ohne größere Probleme ab. Will dir da keine Bange machen. Schließe mich da Silke an, Hauptsache es bringt für dich eine Verbesserung.
Alles Gute!!!
Lieben Gruß von Pauline
Analcarzinom, Rectumamputation, endständiges Kolostoma seit Febr.2008
von Jovako » 09.06.2009, 15:04
Ich bin Euch auf jeden Fall schon mal dankbar. Ja da kommt wahrlich etwas auf mich zu, aber ich habe da mehr Zuversicht, als jedes viertel Jahr neue Löcher am Po zu haben, die immer wieder mit neuen heftigen Schmerzen verbunden sind. Dass diese Amputation kein Zuckerschlecken wird, ist mir auch klar und dass die Wundheilung bis zu einem Jahr dauern kann auch. Daher war bzw. ist es mir auch wichtig, alle Erfahrungen zu bekommen, denn wenn man nur positives liest, macht man sich vielleicht ein falsches Bild und die Enttäuschung ist dann umso größer.
Einen fast unglaublich positiven Bericht hatte ich von einer Betroffenen letzten Mittwoch. Sie hatte auch eine Rektumamputation und konnte schon eine Woche danach fast schmerzfrei und ohne Sitzring sitzen. Und das war halt in der Klinik, in der ich diese OP auch machen lassen möchte. Jene Person saß mir im Speiseraum gegenüber, als ich noch mit Sitzring agierte. Das gibt mir einiges an Hoffnung, aber ich nehme mir Eure Erfahrungen auch zu Herzen und deshalb bin ich Euch dafür sehr dankbar!!!
Also nochmals vielen Dank!!!
Liebe Grüße
Jens
von Linie 22 » 10.06.2009, 13:59
Hi Jens,
man wiedermal wie unterschiedlich Heilungsprozesse verlaufen.
Tschüüüss. deine.direkte.fragestellung.supi.findend.weil.direkte.antwort.möglich, grüßt Silke (Linie 22)
von Chief » 10.06.2009, 15:13
Noch ein kleiner Nachtrag Jens,
auf diesen so oft gelobten Sitzring habe ich ganz verzichtet.
Ich habe so ein Teil noch im KH ausprobiert und fand das nicht so prickelnd bzw. kam da nicht mit klar.
Stattdessen habe ich die erste Zeit immer nur auf einer A...backe gesessen (Gewicht verlagert) und wenn es anfing zu schmerzen halt die ander Seite belastet.
Stimmt aber absolut was Silke (Lini22) da schreibt.
Ich selber hatte Kontakt zu Leidgenossen die nach einer Rektumamputation fast 1 Jahr mit einem großen Loch im Hintern und klaffender Wunde zu kämpfen hatten. Wenn Du Glück hast ist das alles nach wenigen Wochen durchgestanden und dicht, wenn Du Pech hast ...(aber davon will ich jetzt gar nicht weiter schreiben).
Gruß
Uli
von Linie 22 » 10.06.2009, 15:43
Hallöle Uli,
die meistens KH-er oder Reha-einrichtungen verfügen trauriger Weise mehr oder weniger nur über "notgedrungene" Sitzhilfen. Auf die in meinem damaligen KH und anschließender Kurklinik verfügbaren Sitzringe habe ich ebenfalls, trotz unangenehmster "Po"schmerzen, großzügig verzichtet. Hätte mich quasi gleich aufs Blanko setzen können. Habe mich damals auf Stehen und Liegen beschränkt.
Meinen ganz eigenen stabilen Sitzring, nämlich den "Ferari" unter den Sitzhilfen, habe ich mir selbst, bei Reha aktiv, gekauft. War nicht ganz billig, aber meine vier Buchstaben waren es mir wert.
Da ich ihn ja als Sitzhilfe nicht mehr benötige, erfüllt er mir wenigstens etwas zweckentfremdet seine Dienste. Damit ich meine Rückenmassagen in der Physio oder in der Wellness Oase in horizontaler Bauchlage genießen kann, ohne meinem Knubb`l das Ausleeren unnötig zu erschweren, benutze ich ihn als Bauchunterlage.
Also, die Investition hat sich für mich glohnt.
Tschüüüss. gerade.käffchen.genießend, grüßt Silke (Linie 22)
von Jovako » 10.06.2009, 15:48
Ja Silke, es ist wahrlich unterschiedlich beim Einzelnen, und daher kann ich mich auch darauf einstellen, dass es im günstigsten Fall einfach, im ungünstigen Fall kompliziert werden kann.
@Uli: Ob ich nach dem Eingriff mit oder ohne Sitzring auskomme, stellt sich dann dar, wenn es soweit ist. Im Moment ist er mir nach den Fistel-/Abszess-OP´s eine Erleichterung beim Sitzen. Ich nenne ihn liebevoll "mein zweites Sitzfleisch"
Liebe Grüße
Jens
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