von Rai » 11.05.2017, 17:05
Hallo zusammen,
meine Tochter 15 j. hat seit 2 Wochen ein Stoma am Dünndarm. Sie wird das Stoma für Monate oder Jahre behalten. Der Grund hierfür sind Entzündungen durch Morbus Crohn.
Die erste Tage kamen nur sehr dünner Ausscheidungen. Jetzt ist es durch Medikamente etwas besser. Der Arzt meinte aber das wohl die Tage Opiumtinktur gegeben werden sollte.
Ich kenne die Wirkung von Opiumtinktur nicht und habe große Sorgen das dies die Lage letztlich nur verschlimmert. Was soll ich nur sagen wenn mich der Arzt fragt ob Opiumtinktur gegeben werden soll ?
Hat mir jemand hierzu Infos ?
Besten Dank
Rai
von Smile » 11.05.2017, 19:01
Hallo Rai,
welche Gründe gibt es denn für die Verschreibung der Opiumtinktur?
Nur, um die Ausscheidungen einzudicken? Da würde ich persönlich erst mal andere Möglichkeiten ausschöpfen. Aber vielleicht hat der Arzt ja auch noch andere Gründe?
Es gab gerade einen Thread, in dem es viele Anregungen zum Eindicken des Stuhls gab. Vielleicht magst Du den mal lesen?
Muss man testen - jeder Körper reagiert etwas anders. Am besten ein Tagebuch führen, wann was gegessen wurde.
Mir persönlich hilft gegen die flüssigen Ausscheidungen z.B. Natrium Chloratum D6 oder D12, Haferflocken in heißem Wassser eingeweicht, Toast, gemahlene Flohsamenschalen. Die meist empfohlenen Kartoffeln machen die Ausscheidungen bei mir maximal flüssig (nur Pommes sind O.K.) und Fleisch macht den Output sehr aggressiv. Wasser läuft meist sehr flüssig in den Beutel. Dünner schwarzer Tee mit Zucker wird eher über die Blase ausgeschieden (wie gesagt, nur meine Erfahrungen, bitte selbst testen, was bei Deiner Tochter wirkt).
War jetzt nicht die Frage - aber ich schreibe es trotzdem und hoffe, das ist O.K. . Ich hatte übrigens auch viele Jahren einen aggressiv wütenden Morbus Crohn (auch schon ab ca. 18 Jahren) und das Ileostoma dann nach Darmdurchbruch bekommen. Obwohl es durch die ungünstige Lage schwer zu versorgen ist, ist meine Lebensqualität höher, als vor dem Stoma. Ich wollte allerdings auch keines haben, freiwillig hätte ich mich nie dazu entschieden. Jetzt bin ich ganz froh und die Ärzte können nicht verstehen, dass ich kein Verlangen nach einer Rückverlegung habe. Es ist zwar nicht optimal, ich kann jedoch alle Aktivitäten besser planen als vor dem Stoma und deutlich mehr unternehmen.
Der Körper muss sich auch erst auf das Stoma einstellen. Gerade am Anfang sind die Ausscheidungen oft noch sehr flüssig, bis man sich daran gewöhnt hat. Da braucht man leider etwas Geduld...
Herzliche Grüße
Katja
von Rai » 11.05.2017, 19:20
Hallo Katja,
danke für Deine Antwort.
Es wurden bereits verschiedene Mittel bei Ihr ausprobiert. Flosamen hatten bisher die beste Wirkung, aber anscheinend bei weitem nicht genug.
Ich weis auch nicht wieviel Darm Sie überhaupt noch aktiv hat und weiviel ein Mensch zum leben brauch. Ich trau mich gar nicht zu fragen.
Beste Grüße
Rai
von Hanna70 » 11.05.2017, 19:35
Hallo Rai,
ich nehme die Opium-Tinctur seit fast 6 Jahren. ABER, ich bin inzwischen fast 76 Jahre alt. Außerdem habe ich auch eine ganz andere Erkrankung.
Ich würde bei einer 15jährigen auf keinen Fall so kurz nach der OP schon auf Opium-Tinctur setzen. Die OP ist gerade mal 2 Wochen her, da muss sich noch ganz viel einspielen. Außerdem fördert ein Ileostoma meist sehr flüssig.
Die Opium-Tinctur dickt auch eigentlich nicht ein, sondern sie verlangsamt lediglich die Darmperistaltik.
Wie oft muss Deine Tochter denn den Beutel leeren?
Ich würde auf jeden Fall alle Möglichkeiten austesten, den Stuhl über Ernährung, Flohsamen o.ä. einzudicken. Dazu braucht es allerdings sehr viel Geduld. Offenbar hat die Euer Arzt nicht. Ich finde es nicht gut, bei einer 15jährigen so schnell mit schweren Geschützen aufzufahren.
Die Opium-Tinctur macht oft sehr müde und ich könnte mir vorstellen, dass sie bei so jungen Menschen auch schnell zu Abhängigkeiten führen kann. Gebt Euch noch mehr Zeit, wobei ich da auch schon an einige Monate denke.
Und frag die Ärzte! Es ist Deine Tochter und sie muss mit der Erkrankung leben. Ihr habt auch das Recht, die OP-Unterlagen zu erhalten. Dort könnt Ihr am besten erkennen, was gemacht wurde und eben auch wieviel Darm noch vorhanden ist.
Alles Gute und LG
Rosi
von Smile » 11.05.2017, 22:42
Hallo Rai,
wie hat sie denn die Flohsamen eingenommen?
Ich habe die zu Beginn immer einige Zeit in einem Glas mit Saft stehen lassen. Das hatte bei mir recht wenig Wirkung. Inzwischen schüttle ich die einzunehmende Menge Flohsamen kurz in einem kleinen Glas mit Deckel mit etwas Saft (dann lösen sie sich perfekt auf) und trinke das ganze sofort (+1 Glas Wasser hinterher). Hier ist die eindickende Wirkung bei mir wesentlich besser.
Ist ja alles immer individuell und ich würde mich bei der zweiten Methode mit einer kleinen Menge rantasten. Soll ja auch nicht verstopfen.
Hat sie das mit den Haferflocken (ich nehme die zarten von Kölln) in heißem Wasser eingeweicht mal getestet? Das hat bei mir vieles besser gemacht. Ich hätte mir früher auch nicht vorstellen können, dass man das essen kann - erst als der Leidensdruck hoch genug war . Ich füge noch einen Löffel Honig und Heidelbeeren oder auch mal ein paar Raspel dunkle Schokolade hinzu und dann schmeckt das sogar. Der Fantasie sind da bei der Zubereitung keine Grenzen gesetzt. Ich esse das zu fast jedem essen dazu und bereue es meist, wenn ich es mal vergesse.
Den Hot Hafer mit Schokolade von Bauck mag ich auch gerne:
http://shop.bauckhof.de/haferbrei
Auch wenn ich bei Schüssler Salzern ansonsten bisher keine Wirkung verspüren konnte, hat mir Natrium Chloratum sehr weitergehofen. Mit der Einnahme ist nach der Stoma-OP endlich mal wieder mehr Flüssigkeit in der Blase als im Beutel gelandet. Ich hatte den Tipp hier aus dem Forum, es scheint also schon anderen geholfen zu haben und nicht nur Einbildung zu sein...
Und unbedingt selbst beobachten und aufschreiben, was wie wirkt und wie häufig der Beutel entleert werden muss. Manchmal isst man Lebensmittel, die man nie für den "Übeltäter" halten würde und mit Ernährungstagebuch kommt man ihnen leichter auf die Spur.
Und einigen Mitteln vielleicht mehr als ein oder zwei Versuche geben. Der Körper braucht zu Beginn seine Zeit um alles wieder "passend einzurichten".
Falls doch mal etwas den Darm blockiert (aua...), habe ich immer eine Packung Movicol zuhause. Das hat bisher alles gelöst (keine Angst, kommt nicht oft vor). Ich hätte mir nur bei der ersten Blockade gewünscht, besser vorbereitet zu sein...
Herzliche Grüße & viel Erfolg beim Testen!
Katja
von Marly » 12.05.2017, 00:42
Hallo Rai,
der Mensch kann komplett ohne Dickdarm leben und auch vom Dünndarm braucht es nicht viel. Es gilt nur: je weniger Dünndarm vorhanden ist, umso mehr Nährstoffe und Flüssigkeit muss man über Infusionen in den Körper leiten. Da ist heutzutage wirklich sehr viel möglich, und die Infusionen kann man dann auch über Nacht laufen lassen, so dass sie tagsüber nicht einschränken. Mach dir da nicht zu große Sorgen um deine Tochter.
Marly
von Merlina » 12.05.2017, 08:17
Hallo Rai,
ich denke dass es gut ist, wenn Deine Tochter versucht die Situation durch Ernährung in den Griff zu bekommen. Dies sollte möglich sein, wenn Sie nur wenig Dünndarm verloren hat, bzw. das Stoma am Ende des Dünndarms liegt. Möglicherweise kann es noch Besonderheiten geben, die könntest Du in Erfahrung bringen, wenn Du den Entlassungsbrief aus dem Krankenhaus hast. Auch wieviel und welche Darmteile sie verloren hat, steht darin.
Oft muss man Medikamente nehmen um Symtome in den Griff zu bekommen, aber grundsätzlich...auch für das Selbstbewustsein Deiner Tochter und um zu lernen mit der Krankheit umzugehen..... ist es besser, Katjas wertvolle Ernährungstips zu probieren. Deine Tochter übernimmt so Verantwortung für sich und ihr Leben und irritiert nicht durch Medikamente ihr Gefühl zu Ihrem Körper und seinen Prozessen.
Das gilt für den Teil "Ernährung", den wir ja z.T. selbst beeinflussen können. Für den Morbus Crohn muss sie natürlich Medikamente nehmen und gut eingestellt werden. Das ist sehr wichtig für ihre Entwicklung!
Wer betreut Deine Tochter? Ist es ein auf chron. Darmentzündungen spezialisierter Gastroenterologe? Besser noch ein Kindergastro?
Du schreibst
Du hast alles Recht zu fragen! Wenn Du keine zufriedenstellenden Antworten bekommst, frage weiter. Wenn Du Dich nicht ernst genommen fühlen solltest, wechsle eher den Arzt, als Dich selbst infrage zu stellen und schwächen zu lassen.Ich trau mich gar nicht zu fragen
von doro » 12.05.2017, 08:56
Hallo Rai,
2 Wochen ist überhaupt kein Zeitraum für den Darm um sich zu gewöhnen.
Opi Tropfen würde ich einem jungen Menschen nicht geben.Im Forum haben wir eine junge Frau,die hat in jungen Jahren Erfahrungen mit Opi Tropfen sammeln müssen.
Meine Meinung dazu,sie machen abhängig.Versucht es mit Nahrung und den oben angeführten Tipps.
Das wird sich einpendeln,Geduld ist hier das Zauberwort.
von Marly » 12.05.2017, 10:28
Hallo,
ich glaube Rai hat eher Angst vor der Antwort als vorm Fragen, hatte ich zumindest so verstanden. Nicht dass meine Antwort falsch verstanden wird. Zu Essenstipps usw. weiß ichnoch nicht viel, da maße ich mir keine Antwort an.
LG,
Marly
von Rai » 12.05.2017, 17:10
Hallo zusammen,
jetzt wurde es trotzdem, ohne mein konkretes Einverständniss gemacht.
hier die Mail des Arztes:
..... nachdem das MukoFalk nicht ausreichend gewirkt hat bleibt uns keine andere Möglichkeit als der Einsatz von tinctura opii. Man braucht hier keine Sorge vor einem Abhängigkeitspotenzial zu haben, da das Präparat so niedrig dosiert ist dass hauptsächlich die „lähmende“ Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt zum Tragen kommt. Für eine berauschende Wirkung, und das ist die abhängig machende Komponente, ist die Dosis zu niedrig. Wir müssen unbedingt weg von diesen fast 5 l Flüssigkeitsverlust täglich......
Und nun ? Was soll ich blos tun ?
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