von Trudi » 15.11.2014, 17:24
Hallo, ich eröffne jetzt mal den neuen Thread mit Krankenhausproblemen, Warnungen, Kritik, Belobigungen und so weiter!
Ich fange mit meiner letzten Antwort an und versuche dann auch noch einige andere Dinge aus Pinaks Thread hier rein zu kopieren!
Nur zu, machts mit!
von Trudi » 15.11.2014, 17:26
Hallo Sabine,
es geht hier nicht um die Verteufelung kleiner Krankenhäuser, sondern darum, dass es nicht sein kann, dass immer noch extrem viele Frauen mit Eierstock- oder Gebärmutterkrebs, aber auch Endometriose schlichtweg falsch behandelt werden! Dass nach einer möglichen Krebsdiagnose die Behandlung nicht hinterfragt wird, sondern frau bedingungslos alles mit sich machen lässt! Dass wir Frauen selber uns nicht informieren, wenn uns die Ärzte nicht informieren.
Dass nicht auf die Möglichkeit hingewiesen wird, dass es anderswo (möglicherweise in der gleichen Stadt) einen Spezialisten für sowas gibt. Wenn ich z.B. in einer Kleinstadt 20km von Berlin enfernt (denk dir eine aus) ins Krankenhaus gehe mit Unterleibsproblemen, die diagnostizieren einen Eierstockkrebs und operieren den auch gleich unter großen Problemen. Es bleiben viele Tumorreste drinnen.
Soooooo, und jetzt frage ich dich!
1. Warum sind diese Ärzte, die da rumschnipseln nicht fähig, zuzugeben, dass 20km weiter in Berlin einer der besten Chirurgen Europas mit seinem Team in einem Kompetenzzentrum sitzt, von dessen Team jeder einzelne in der Lage wäre, Tumorfreiheit zu erreichen?
2. Warum sind wir Frauen nicht in der Lage, uns selber über die besten Möglichkeiten zu informieren? Es ist ein Teil der Schock, in dem wir nach so einer Diagnose stecken, ja! Aber es ist unser Leben! Das wollen wir doch behalten!
Und deshalb warne ich hier vor bestimmten Operationen in Tageskliniken oder kleinen Krankenhäusern, weil die die Spezialisierung eines zertifizierten Zentrum nicht erreichen können. Eine Eierstockkrebs-Op braucht ein interdisziplinäres Op-Team, eine leistungsfähige ITS und einen absoluten EK-spezialisierten Chirurgen, der sowas schon viele 100Male gemacht hat?
Liebe Sabine, ich kritisiere nicht deine Ansicht, sondern will warnen!
Hallo Börgy!
Ich bin auch gehüpft! Auch dem Professor vom Tisch!
Nach der Aussage:
Wir operieren Sie, gucken nach, wie's da drinnen aussieht und machen gleich wieder zu, weil man bei Ihnen eh nichts mehr machen kann. und "Ihr Tumor ist inoperabel, nicht heil- aber behandelbar, Ihnen bleiben noch wenige Monate!war ich weg!
Ich war im Europäischen Kompetenzzentrum, Prof. Sehouli hat operiert, musste leider Reste im mm-Bereich lassen, ich bekam Chemo und bekomme Avastin und bin aktuell tumorfrei!
Ich lebe, die OP war vor einem Jahr, mir gehts suuuuuuuperguuuuuut!
Servus
von Börgi » 15.11.2014, 17:41
Hallo Trudi,
Ärzte geben nie zu das sie Fehler machen, daß ist unter ihrem Niveau. Manchmal hatte ich den Eindruck ich bin eine Versuchsratte, meine Meinung, Erfahrungen und Fragen wurden ignoriert, ich kam mir vor wie ein unmündiges Kind. Selbst in renomierten Zentren bist du vor "Superhelden" nicht sicher.
LG Börgi
von Trudi » 15.11.2014, 17:59
Hallo Börgy,
das stimmt schon, dass es diese "Superhelden" auch dort gibt, dennoch nur mal zum Vergleich:
Ein kleines bzw. unzertifiziertes Krankenhaus erreicht bei 20 bis maximal 40% Prozent der OPs eine R0-Resektion, also Tumorfreiheit. Ein zertifiziertes Zentrum schaft das bei bis zu 90%.
Nun die dumme Frage, wo die Chancen darauf größer sind!
Und mit jedem Stück Tumormasse, die da rauskommt steigt die Überlebenschance um ein Stückchen.
Klar, weiß man nie, auf welcher Seite der Statistik man steht, es gibt da ja sonderbarste Fälle, aber ich will mir nicht vorwerfen müssen, ich hätte nicht alles versucht!
Nurmal so:
Ich hatte ne massive Wundheilungsstörung, die ein Doc im hiesigen Krankenhaus angucken auf Anweisung meines ansässigen Gyn sollte. Seine Worte: "Das hab ich nicht genäht, gehen Sie gefälligst dahin, wo das gemacht wurde."
Ich meinte dann, das wäre 1000km entfernt bei einem Spezialisten für Eierstockkrebs gemacht worden, kam dann "Ich repariere doch nicht die Fehler dieser Leute, bloß weil Sie uns nichts zutrauen!"
Auf meine dann schon sehr patzige Antwort: "Ach Siiiiieeee hätten 2,5 Kilo Eierstockkrebs samt Peritonalkarzinose operieren wollen oder können????" hat erdann doch etwas betreten geschwiegen und sich die Wunde angeguckt!
Niiiie wieder!
Das war auch so einer, der nach Diagnose sofort geschnippelt hätte, ohne es wirklich zu können!
Wobei ich nicht sagen will, dass er ein schlechter Arzt ist, nur eben kein Spezialist!
von Börgi » 15.11.2014, 18:03
Hallo Trudi,
ich freue mich für Dich,daß es Dir so gut geht. Ich bin aus der Chirugie der Uniklinik HRO ausgebimmst und jetzt bei Prof.Ludwig im Südstadtklinikum HRO.Bei ihm bin ich in guten Händen, der hört wenigstens zu.
Meine Schwiegermutter haben die Uni-Ärzte im Juli auch fast kaputt operiert. Ich habe ihr davon abgeraten dort hinzugehen,aber da kannst du gleich die Wand anschreien.Sagt der Dr.spring aus dem Fenster, springt sie und mäckert hinterher.Sie ist immer noch nicht übern Berg.
Danke fürs"zuhören"
von Sabine049 » 15.11.2014, 18:27
Hallo Trudi,
1. Warum sind diese Ärzte, die da rumschnipseln nicht fähig, zuzugeben, dass 20km weiter in Berlin einer der besten Chirurgen Europas mit seinem Team in einem Kompetenzzentrum sitzt, von dessen Team jeder einzelne in der Lage wäre Tumorfreiheit zu erreichen?
Warum sind wir Frauen nicht in der Lage, uns selber über die besten Möglichkeiten zu informieren? Es ist ein Teil der Schock, in dem wir nach so einer Diagnose stecken, ja! Aber es ist unser Leben! Das wollen wir doch behalten!
von Sabine049 » 15.11.2014, 18:47
wie schon angedeutet, über dieses Thema könnten wir Lichtjahre lang debattieren!
Die Problematik hat es schon immer gegeben; auch in sog. Fach- od. Spezialzentren bundesweit.
Ein Beispiel: Auf einem hochkarätigen Neurochirurg. Kongress im Jahre 2000, sind sich selbst die Koryphäen teils untereinander sehr harsch angegangen, weil das *gros* das Wörtchen INTERDISZIPLIÄNRE ZUSAMMENARBEIT nicht mögen.
Hätte ich, wie die viel zitierte "Hasengeschichte", generell blindlings und kritiklos alles hingenommen, sähe ich das "Gras schon seit Jahrzehnten von unten wachsen".
Allerdings irgendwann wird selbst der kritische und mündige Patient mürbe und lethargisch, mürbe stetig und ständig angemessen zu re- u. agieren.
Liebe Grüße Sabine
von Trudi » 15.11.2014, 19:08
Hallo Sabine!
Ja, ich weiß, wie das ist!
Ich weiß ja selber bis heute nicht, woher ich die Kraft hatte, denen hier vom Tisch zu hüpfen und nach Berlin zu gehen!
Ich weiß nur, dass ich mit Sicherheit tot wäre, hätte ich es nicht getan!
Und die "Götter im Kittel"? Damit hast du auch Recht, gerade ältere Leute, die nix mit Internet am Hut haben, sind da gefährdet! Bei denen hat der Doc noch immer immer Recht, leider!
Gerade jetzt habe ich eine gute Bekannte verloren, nicht weil sie einfach Krebs hatte, nein, sondern weil das operierende Krankenhaus auf die Größe der OP gar nicht vorbereitet war, plötzlich schockiert vom Ausmaß des Befalls nicht mehr weiterwusste und dann auch noch auf die folgende schwere Komplikation gar nicht eingerichtet war, weil die ITS die entsprechende Ausstattung nicht hatte!
Verlegung war nicht mehr möglich, das war ihr Tod!
Sie wollte vorher auch auf nix hören! "Hier is es schön, die Schwestern tun mir alles, der Herr Doktor ist sooooooo nett und der sagt....." Hinterher kam raus, dass der Operateur noch nie einen EK operiert hatte und völlig schockiert vom Ausmaß war! Etwas, das in einem zertifizierten Zentrum nie passiert wäre, weil man da weiß, dass das wahre Ausmaß erst am offenen Bauch sichtbar wird. Und weil man weiß, dass man ein volles, interdisziplinäres Op-Team braucht und eine vollausgestattete ITS!
Ich weiß, wie schwer die Arbeit für junge Ärzte ist, ich weiß, dass sie Erfahrungen brauchen und sammeln müssen, aber das braucht Zeit und geht nicht "hopplahopp"! Und nicht auf Kosten der Patient/innen!
Es gibt Spezialisten, die haben laaaaaange bei anderen Spezialisten abgeguckt, gelernt und gearbeitet, um da hin zu kommen, wo sie jetzt sind!
Bitte geht da hin!
von Addie » 15.11.2014, 19:17
Hallo zusammen!
Schön habt Ihr diesen Thread gestartet
Ich kann nicht so viel mitschreiben, da ich gut versorgt wurde - aber meine Nachbarin....
Die ging zur Knie-OP, welche in einer kleineren Klinik gemacht wurde, wo viele Ärzte nur am OP-Tag da sind und solche "einfachen" OPs schnell dazwischen machen. Nach der OP gings ihrem Knie gut, aber sonst versch... Bauchschmerzen, Übelkeit etc. Das käme von der OP und den vielen Schmerz-Medikamenten, der operierende Arzt war ja nicht im Hause und sonst war niemand qualifiziert mit Bauchproblemen... Ich war noch zu Besuch bei ihr und hab ihr gesagt, sie solle unbedingt einen Arzt verlangen. Aber eben die "Götter in Weiss" machen ja nix falsch. Als sie es nachts nicht mehr aushielt, wurde endlich ein Notarzt einberufen. Ihre Galle hatte ein Loch und war schon ausgelaufen ! Ab in die Not-OP und ITS. So wurde aus einer Knie-OP eine lebensbedrohliche Situation.
@ Trudi - Du hast schon recht; ich wär auch nicht mehr hier, wenn ich nicht von einem Top Ärzte-Team operiert worden wäre. Scheinbar mussten sie während der OP noch weitere Spezialisten hinzunehmen, was in einer kleineren Klinik auf die Schnelle kaum möglich gewesen wäre.... Meine Onkologin hat mir nach der OP gesagt, dass eine R0 in meinem Stadium sehr selten möglich sei, aber sie hätten das erst gesehen, als sie mich "offen" auch dem Tisch hatten. Wollten zuerst gar nicht weitermachen, aber der "Ober-Spezialist" hat's dann doch gemacht und mich mit R2 und FIGO IV in die Chemo geschickt - und heute geht es mir guuuut! Meine Erfahrung ist, dass sich viele Ärzte zu fest auf "Statistiken" stützen, aber es gibt sie auch die "Ober-Gurus", die mit Einwilligung der Patienten alles geben, auch wenn es in der Statistik "niet" heisst.
Lieben Gruss Addie
von Hanna70 » 15.11.2014, 19:23
Hallo,
am besch...eidensten ist man wohl dran, wenn man als Notfall ins KH muss. Keine Ahnung, was mit einem los ist und alles muss schnell gehen.
Da meine Ausgangserkrankung ein Endometriumcarcinom war, wurde ich erst einmal auf der Gyn aufgenommen, wo ich 1 Jahr zuvor gut operiert worden war. Also erst mal alles gut. Doch dann ging der Horrortripp los - von einer Station zur nächsten, bei jeder neuen OP wurde versucht, die Fehler der vorangegangenen zu korrigieren. Und nach jeder neuen OP ging es mir schlechter, kein Gedanke mehr dran, dem allen zu entfliehen.
Nachdem ich 1 1/2 Jahre später endlich wieder so viel Kraft hatte, das alles überprüfen zu lassen, waren sich dann alle beteiligten Operateure einig beim Abwimmeln und Vertuschen. Das ist ihnen zwar nicht gelungen, aber in dieses KH bekommen mich keine 10 Pferde wieder, auch wenn es sich "Lehrkrankenhaus der Universität" nennt!
Inzwischen hatte ich ja Zeit und habe mir für alle Fälle ein anderes KH gesucht, dort meine Unterlagen abgegeben und war auch schon zweimal da drin und zufrieden. Das Haus ist zwar kleiner, hat aber ein zertifiziertes Darmzentrum, worum das s.g. "Lehrkrankenhaus" immer noch kämpft. (Ich kann für andere Patienten nur hoffen, dass es diese Zertifikation noch lange nicht bekommt!)
LG Rosi
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