Hallo zusammen,
ich bin seit einiger Zeit ein stiller Leser, da mein Lebensgefährte aufgrund Rektum-Karzinom übergangsweise ein Colostoma bekommen hat.
Ein Arzt hat ihm nun gesagt, dass es auch möglich ist, die Rückverlegung unter Spinalanästhesie durchzuführen. Er hat natürlich Angst vor der OP und überlegt, ob diese Form der Anästhesie nicht weniger belastend für ihn ist. Hat davon schon mal jemand gehört oder es selbst so erlebt? Wenn ja, welche Erfahrung habt ihr damit gemacht?
Vielen Dank für Eure Antworten im voraus!
Steffi
von Monsti » 11.09.2007, 18:21
Hallo Steffi,
sei herzlich willkommen bei uns!
Mit Spinalanästhesie habe ich keine Erfahrung, aber mit OPs unter Lokalanästhesie. Die Eingriffe selbst empfand ich als absolut nicht schlimm, um so mehr aber das lange Stillliegen auf dem unbequemen OP-Tisch. Spätestens nach 20 min. war ich soweit, dass ich die Sekunden zählte, weil sich mein Rücken total verkrampft hatte. Man sollte bedenken, dass mit den erforderlichen Vor- und Nachbereitungen jede noch so kleine OP mindestens 30-45 min. dauert und man sich dabei kaum rühren kann. Eine Spinalanästhesie würde ich deshalb nur dann in Erwägung ziehen, hätte ich nach Allgemeinnarkosen erfahrungsgemäß große Probleme (Kreislauf, Übelkeit u.ä.).
Liebe Grüße und Deinem Lebensgefährden die besten Wünsche für die Rückverlegung!
Angie
Änderung: El Vertippo
von Sabine049 » 11.09.2007, 18:32
Hallo Steffi,
mir ist bekannt, dass heutzutage derartige Routineeingriffe unter einer PDA = Periduralanästhesie synonym Epiduralanästhesie (eine Form der Regionalanästhesie) durchgeführt werden. Sie bewirkt die zeitweilige, umkehrbare Funktionshemmung von ausgewählten Nervensegmenten, führt dabei zu Empfindungslosigkeit, Schmerzfreiheit und Hemmung der aktiven Beweglichkeit im zugehörigen Körperabschnitt und ermöglicht die Durchführung unangenehmer (etwa schmerzhafter) medizinischer Prozeduren wie der Rückverlegung eines Stomas.
Die Vorteile einer Spinalanästhesie sind:
- Pat. leidet nicht unter den typ. Narkosenachwehen, wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost etc.,
- Pat. ist umgehend postoperativ ansprechbar, und ist relativ schnell wieder auf den Beinen.
Ich gehe davon aus, dass dein Lebensgefährte ein doppelläufiges, temporäres Stoma, ausgeleitet im querliegenden Dickdarmschenkel, hat!?
Falls meine Vermutung zutrifft, ist der Eingriff ohnehin relativ unbelastend und verhältnismässig unspektakulär.
Denn ein Doppelläufiges Stoma wird kurzerhand versenkt, d.h. der Chirurg eröffnet die Naht parastomal, verschliesst die bd. Öffnungen und läßt anschließend den "wiedervereinten" Darmschenkel im Bauchraum versinken. Die reine OP-Dauer beträgt knapp 1/4 Std..
Insofern entfielen bei der Spinalanästhesie die Narkoseeinleitungen wie das Legen eines Beatmungsschlauches (Tubus = Intubation) ferner einer Magensonde zur Vermeidung einer Aspiration usw..
Prämedikativ, ergo vor der Operation wird dein Lebensgefährte mittels Beruhigungsmittel sediert, so dass er ohnehin bereits schläfrig auf dem Tisch landet. Zwecks Legen des Spinalkatheters (ein im Rückenmarkskanal eingeführter Schlauch) wird die Einführstelle lokal betäubt, so dass dein Lebensgefährte den Stich kaum wahrnehmen wird. Anschließend wird der Anästhesist kontinuierlich die erforderlichen Dosen an Opioiden = Betäubungsmittel über diesen Katheter verabreichen.
Vergleiche die Spinalanästhesie mit der Rückenmarksspritze, die sich gebärende Frauen kurz vor der Geburtseinleitung verpassen lassen, um die Wehen und Geburtsschmerzen nicht erdulden zu müssen.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig weiterhelfen. Dir und insbesondere deinem Lebensgefährten alles Gute und viel Glück für die Rückverlegung.
Liebe Grüße Sabine
von Sabine049 » 11.09.2007, 19:22
ja ... pflichte Angie bei.
Die OP-Pritschen sind ziemlich unbequem und schmal.
Normalerweise ziehe ich eine Vollnarkose vor, ratzfatz versank ich in einem tiefen Schlaf. Okay, ich wurde schon unzählige Male narkotisiert.
Regional- bzw. lokalanästhesiologisch unterzog ich mich allerdings ebenfalls schon mehrfach u.a. Operationen im Kiefer- und Mundbereich, die mit Abstand bis zu drei Std. dauerten. Verabreichte mir dann praoperativ ein leichtes Sedativum, so dass ich den Eingriff mehr oder minder im Trance erlebte. Wenn ich mich zu derartigen Op´s durchgerungen hatte, habe ich mich sowohl mental als auch meditativ auf die Eingriffe vorbereitet und konnte mich bislang sehr gut intraoperativ mittels diverser Meditionsübungen entspannen.
Dein Lebensgefährte kann bestimmt jederzeit dem Anästhesisten signalisieren, sobald ihm mulmig werden sollte, dass er doch lieber eine Vollnarkose vorzöge.
Klärt die etwaigen Vorgehensweisen vorab mit dem verantwortlichen Narkosedoc ab.
Eine Spinalanästhesie ist bei mir wg. eines bestehenden Rückenmarksdefektes vollkommen undiskutabel.
Liebe Grüße Sabine
von Meta » 11.09.2007, 20:39
Hallo Steffi,
bei meiner RV wurde die Rückenmarksnarkose mit der herkömmlichen Narkose kombiniert und über den Rückenmarkszugang wurde hinterher für 2 Tage eine Schmerzpumpe
angelegt, so dass ich möglichst wenig Schmerzmittel brauchte.
Bei mir konnte per Laproskopie operiert werden, allerdings hatte ich ein endständigs Stoma mit Hartmannstumpf und die OP hat ca. 1,5 Std gedauert.
Hoffe ich konnte dir helfen,
schöne Grüße und alles Gute für die RV
Marion
von dehacoe » 12.09.2007, 13:56
Hallo,
bei der ersten OP -Entfernung des Rektumkarzinoms und Anlegen des Ileostomas- wurde bei mir auch zusätzlich die Rückenmarksnarkose angewandt. Dieses aber hauptsächlich um dann mittels der Schmerzmittelpumpe die "Leiden" abzuschwächen.
Bei der Rückverlagerung des Stomas wurde das bei mir nicht gemacht, weil man ja eigentlich davon ausgeht, dass das die wesentlich kleinere OP ist. Das dieses sich bei mir nun ins extreme Gegenteil gewandelt hat, konnte ja keiner ahnen.
Ich empfand die Rückenmarksnarkose im Nachhinein als äußerst angenehm.
Viele Grüße
Dietmar:ballon:
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