von simi » 04.10.2007, 13:46
Hallo!
Habe heute diese Seite gefunden. Ich hoffe, mir kann jemand helfen.
Es geht um meine Mutter (69 Jahre), sie hatte vor ca. 15 Jahren Darmkrebs. Die OP verlief gut, keine Komplikationen, kein Stoma. Sie erholte sich gut. Leider hatte sie nach einiger Zeit Probleme mit Brüchen und wurde 2mal operiert (Platten eingesetzt). Nun wurde sie am 19.09. zum 3. Mal operiert. Es wurden starke Verwachsungen entfernt und dabei der Dünndarm perforiert. In einer weiteren OP am 21.09. wurde dies und eine damit zusammenhängende Peritonitis festgestellt. Sie haben versucht den Dünndarm zu nähen - erfolglos. Am 26.09. wurde dann der Dünndarm verlegt (links). Leider kam es aufgrund eines Nahtdefektes zum Austritt von Darmflüssigkeit in die Bauchdecke, was ein Ekzem verursachte. Der Darmausgang heilt nicht. Nun wird in einer heutigen OP entschieden, ob ein erneuter Darmausgang nach rechts verlegt werden soll, da diese Seite von der Peritonitis nicht so stark betroffen war.
Ich bin zur Zeit mit meinen Nerven am Ende. Ich fühle mich so hilflos.
Meine Frage: Hat jemand Erfahrungen mit Ähnlichem?
Vielen Dank im voraus - Tochter Simi
von Jutta B » 04.10.2007, 16:35
Hallo Simi,
die Erfahrung die ihr momentan macht, die habe ich so krass nicht durch.
Aber ich möchte dich einmal ganz doll drücken, und :troest:, wenn auch nur virtuell.
LG
Jutta B
von doro » 04.10.2007, 17:02
Hallo Simi,
da ist bei Deiner Ma ja eiiges schief gelaufen.Ganz so arg verliefen meine Darmplatzer nicht.Warscheinlich weil bei mir èh nichts zu retten war.:shock:
Drücke Euch kräftig die Daumen dass alles gut wird,
von Monsti » 04.10.2007, 22:13
Hallo Simi,
sei herzlich willkommen in unserer Runde!
Auch ich bekam mein Stoma aufgrund einer postoperativen Peritonitis. Es war damals eine 4-Quadranten-Peritonitis, betraf also das gesamte Abdomen, dazu Sepsis und eine Lungenentzündung. Nach der Not-OP mit Anlage eines endständigen Ileostomas beruhigte sich alles - Gott sei Dank (abgesehen vom folgenden Platzbauch).
Ich wünsche Deiner Mutter, dass sich jetzt alles stabilisiert und sich ihr Zustand möglichst schnell bessert. Leider muss man da etwas Geduld aufbringen. Ich brauchte damals mehrere Monate, um wieder halbwegs leistungsfähig zu sein.
Liebe Grüße
Angie
von doro » 04.10.2007, 22:16
Hallo Somi,
es tut mir leid,daß keine Antworten auf Deine Frage gepostet wurden.
Die "Fachleute" sind wahrscheinlich gerade " Aussi"
von simi » 05.10.2007, 05:37
Hallo!
Vielen Dank für die Trost spendenden Worte.
Bei der gestrigen OP wurde entschieden, den Darmausgang nicht erneut zu verlegen, da der Zustand meiner Mutti dies nicht zulässt. Die Chirurgen versuchen nun weiterhin, das entzündete Gewebe zu nähen. Die austretende Darmflüssigkeit soll mit einem Vakuumbeutel abgesaugt werden. Meine Mutti liegt weiterhin im künstlichen Koma.
Heute habe ich wieder einen schweren Tag vor mir. Ich muss eine Pflegevereinbarung vom Amtsgericht unterschreiben, da die ITS eventuell einen Luftröhrenschnitt durchführen muss und dafür eine Genehmigung braucht. Ich fühle mich in dieser Situation nicht so gut. Meinen Papa (67) kann ich damit aber nicht belasten und einer vom Amtsgericht bestellten Pflegeperson möchte ich meine Mutti nicht überlassen.
Es ist alles sehr schwer für mich.
Viele Grüße! Simi (Wir geben die Hoffnung nicht auf.)
von Yogi » 05.10.2007, 10:36
Hallo Simi,
ich kann dir leider auch nur zu dem Luftröhrenschnitt etwas sagen, da mein Mann auch fast 5 Wochen im Koma lag, bekam er als er wieder wach war, eine Suppe zum Essen, meine Schwester war damals bei ihm auf der der Intensivstation, sie wollte ihm die Suppe geben, nachdem mein Mann zu schwach war um selber zu essen. Er verschluckte sich dermassen und wäre erstickt, wenn sie nicht sofort einen Luftröhrenschnitt gemacht hätten. Er konnte dann am Anfang nicht sprechen, erst nachdem ihm etwas eingesetzt wurde (weiß nicht wie man das nennt), konnte er sich wieder verständigen.
Im Großen und Ganzen nichts schlimmes, heute sieht man nicht mal mehr eine Narbe.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Für deine Mutter wünsche ich dir alles Gute. Es wird bestimmt alles gut werden.
LG Yogi
von mth » 05.10.2007, 10:58
Ich kann dir leider nicht weiter helfen, aber ich wünsche deiner Mutter alles Gute und dir die Kraft, diese Zeit gut durchzustehen.
LG Maria
von simi » 08.10.2007, 11:00
Hallo alle miteinander!
Hab eben ne Stunde die Fortsetzung der Geschichte meiner Mutti nebst Familie geschrieben. War plötzlich alles weg. Hab jetzt wenig Zeit für ne Wiederholung, weil ich gleich ins Krankenhaus fahre.
Erst mal soviel: Hab mich zwischenzeitlich richtig im Forum angemeldet und viel über euch gelesen. Bin ganz schön erschrocken :shock: über euren Krankenberichte, fühle mich aber nicht mehr so allein und herzlich mit euch verbunden.
Viele Grüße simi!
von simi » 08.10.2007, 18:31
Hallo alle miteinander!
Bin aus dem Krankenhaus zurück und möchte euch nun die Geschichte meiner Mutter nebst Familie weitererzählen. Es tut gut, sich alles von der Seele zu schreiben. Ich hoffe ich langweile euch nicht.
Am Freitag, 05.10., hatte ich morgens schon so ein ungutes Gefühl. Meine Hände zitterten und meine Beine waren wie Pudding. Ich rief in der Klinik an und die ITS sagte mir, dass Muttis Fieber noch immer so um 39 Grad beträgt - ein CT soll gemacht werden. Ich solle so um 12.00 Uhr kommen. Aber wie? Die Klinik liegt 50 km von meinem zuhause entfernt, die Bahn streikt und an Autofahren ist bei meiner Verfassung nicht zu denken. Mir fiel ein, dass meine Freundin ihren freien Tag hat und fragte sie einfach. Sie war sofort bereit, mich zu fahren. Gut, wenn man Freunde hat.
Wir waren kurz vor 12.00 Uhr da und durften noch nicht rein. Meine Mutti war grad vom CT zurück und wurde gebettet. Der ITS-Chefarzt setzte sich mit dem Radiologen in Verbindung und wollte mir dann gleich den Befund mitteilen. Wir warteten und warteten und warteten. Zwischenzeitlich kam der Oberarzt von der Chirurgie und wollte den Verband wechseln und alles reinigen.
Nach ca. 45 Minuten kam der ITS-Chefarzt und teilte uns mit, dass der Radiologe gesehen hat, das Kontrastmittel in den Bauchraum läuft. :shock: Der Chirurg muss sich das Ganze noch anschauen und teilt mir dann mit, was zu tun ist. Wir sollten doch solange woanders warten. Tränenüberströmt ging ich mit meiner Freundin auf diesen Schreck erst mal eine rauchen. Ist zwar nicht gut für die Gesundheit, aber es beruhigt.
Nach weiterem Warten wurden wir dann in das Sprechzimmer geleitet. Der ITS-Chefarzt und der chirurgische Oberarzt sagten, dass der Radiologe die Umstände aufgrund des Exzems bzw. Zyste nicht kenne. Das Kontrastmittel sei nur in den Hohlraum der Haut gelaufen. Mein erster Gedanke war: Hoffentlich irrt sich wirklich der Radiologe und nicht der Chirurg.
Meine Mutti musste am Samstag erneut operiert werden, allerdings sehr spät, das Ergebnis wird uns abends bekanntgegeben. Wir hatten meinen Papa eingeladen. Die Abwechslung tat ihm sichtlich gut. Abends erfuhren wir, dass alles gut verlaufen ist. Die Entzündungswerte sind gesunken, aber die Wunde heilt nicht. Es läuft immernoch Darmflüssigkeit in die Haut. Mutti solle aber geweckt werden, um mit ihrer Umwelt Kontakt aufnehmen zu können.
Für Sonntag hatten wir uns wie folgt verabredet. Mein Papa sollte um 14.00 Uhr in der Klinik sein, mein Mann und ich um 15.00 Uhr, damit Mutti etwas Pause dazwischen hat. Anschließend wollten wir zu Papa nach Hause fahren und dort gemeinsam Kaffee trinken. Meine Eltern wohnen ca. 10 km von der Klinik entfernt.
Wir kamen um 15.00 Uhr und sahen das Auto von meinem Papa. Komm wir warten noch 10 Minuten, sagte ich zu meinem Mann. Dann kam Papa von der Station und war ganz aufgeregt. Mutti hat gesagt: Zieh mir alle Schläuche raus, ich möchte nach Hause. Uns hielt dann nichts mehr. Wir wollten nur noch zu ihr. Papa versprach, sich ne Weile auf die Parkbank zu setzen, um sich zu beruhigen, und dann nach Hause zu fahren.
Als wir in Muttis Zimmer kamen, lag sie mit einer riesigen Beatmungsmaske. Mein Mann sagte: Schau dir mal den Blutdruck an! Er war bei 200 zu ... irgendwas. Meine Mutter erzählte und erzählte, aber ich verstand kein Wort außer "Trauerfeier". :shock: Ich beruhigte und streichelte sie und machte ihr klar, dass wir sie ganz doll lieb haben und sie wieder gesund werden muss. Sie war vom ganzen Erzählen zwischenzeitlich so geschwächt, dass wir lieber gehen sollten. Die diensthabende Ärztin erzählte uns dann noch, dass Mutti gleich als der Tubus entfernt wurde nach Hause wollte. Sie trug den ganzen Tag nur eine kleine Beatmungsmaske, was auch erklärt, dass mein Papa sie so gut verstand.
Beim anschließenden Kaffeetrinken waren endlich mal wieder vernünftige Gesichter zu sehen. Es ist erstaunlich, dass Mutti nach 15 Tagen Koma selbständig atmet und soviel erzählt. Ich war zwar entsetzt, was sie sagte, aber sie war zurück.
Heute wurde sie nun um 9.00 Uhr wieder operiert. Als ich um 13.30 Uhr da war, lag sie mit der kleinen Maske und fing gleich an zu reden. Ich hab sie erst mal gebremst, um ihre Kräfte zu schonen. Hab sie gestreichelt, ihre Hand gehalten und ihr von allem berichtet, was ihr schon immer am Herzen gelegen hat. Der Chefarzt von der Chirurgie kam und teilte mir mit, dass die Behandlungsmethode mit dem Absaugen erfolgversprechend ist. Die Wunde fängt an zu heilen. Es ist noch ein langer Weg, aber es geht aufwärts. Ich freute mich natürlich riesig, bedankte mich bei ihm und sagte zu meiner Mutti, sie solle artig sein (wie sie es früher mit mir gemacht hat). Sie nickte, sagte noch ein paar Worte und schlief ein. Ich sagte ihr, dass ich jetzt gehe, aber morgen wiederkomme. Sie solle sich noch etwas ausruhen, denn Papa kommt auch gleich. Sie schaute mich kurz an und nickte. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging.
Ich hoffe, dass es nun aufwärts geht und nichts unerwartetes dazwischen kommt.
So - das tat mir jetzt gut.
Viele Grüße an alle Forumsmitglieder und auch Gäste
von simi.
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