von Coca » 20.11.2016, 10:57
Guten Morgen
Gerade mache ich als examinierte Krankenschwester eine Weiterbildung zur Soma,Wund und Kontinenzexpertin und suche für meine Facharbeit Patienten die wegen einer Notoperation ein Stoma erhalten haben. Ich möchte gerne darüber schreiben ,wie die Erfahrung,Gefühle waren ,sind nach Op und vorallen wie man Patienten in der Situation im Krankenhaus unterstützen kann.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
Lg
von doro » 20.11.2016, 14:24
Hallo Coca,
Ich bekam mein Stoma in einer Not Op und wäre auch bereit Dir Fragen zu beantworten,nur,bevor ich diesbezüglich zum wiederholten Mal mein Seelenleben ausbreite wären gezielte Fragen von Dir, hilfreich.
von Börgi » 21.11.2016, 14:32
Grüß Dich Coca,
ich bekam mein Stoma zwar nicht durch eine Not-OP, aber innerhalb von einer Woche!!
Mein damaliger Internist und die Chirurgin haben mir alles erklärt , aber das war Theorie. Dann kam die OP und das Erwachen---totaler Schock!!
In der Praxis war es für mich ein furchtbares Erwachen, Hilfe ich kack jetzt in einen Beutel!! Angst, Schreck; Traurigkeit bis zur Depression und Selbstmordgedanken!!!
Es war für mich am Anfang sowas von eklig und widerlich , ich konnte damit einfach nicht umgehen!! Die Versorgung des Stomas hat mein Mann gemacht!!!
Erst nach einiger Zeit und mit Hilfe von Antidepressiva hab ich mich ungerne damit abgefunden, blieb mir ja nichts anderes übrig!!!
Und dann kam die Wut, warum gerade ich und hätte es nicht anders gehen können!! Aus den geplanten 6 Monaten, sind dann 5 Jahre geworden!! Mit Fistel, schlimmen Hautschäden durch die Basisplatten und mehrfachen Prolaps-OP's!!
Mittlerweile bin ich die Teile (erst Colon-und dann Illeostoma) wieder los, Gott sei Dank und ich fühl mich wieder wohl!!!
Ich will damit nur sagen, egal ob Not-OP oder geplant, in der Wirklichkeit ist es ein tiefer Einschnitt in Körper und Seele, der nicht einfach zu verkraften ist!!
Meine Stomaschwestern haben mich schon im KH betreut und dann die weiteren 5Jahre und das sind wirkliche Perlen!! Immer bereit und unterstützend und ich brauchte mich um nichts in Punkto Versorgung kümmern!!!
Liebe Grüße von Börgi!!!
von Coca » 21.11.2016, 18:51
Vielen Dank für eure Antworten Meine Facharbeiter möchte ich auch genau über die Empfindungen schreiben nach Op .Einen Fragebogen habe ich nicht da ich zwei Fallbeispiele in meine Arbeit mit einplanen.In meiner Facharbeit möchte ich vorallen nachprüfen ob es auch in Notoperationen oder "dringenden" Op eine Stomaanzeichnung und eine gute ausführliche Aufklärung erfolgt und was sich Patienten nach Op gewünscht hätten -z.B Besserungsvorschläge .Da man als Pflegender sich in einer anderen Position befindet. Lg
von Witch » 21.11.2016, 19:09
Hallo Coca,
Als ich planmäßig mein Stoma bekommen hatte wurde natürlich markiert, wo das Stoma liegen soll.
Als aber einige Zeit später, auf Grund von Komplikationen, in einer Not-Op unter anderem auch ein neues Stoma angelegt werden musste, konnte nicht erst eine Markierung angebracht werden. Dafür war keine Zeit. Das Stoma liegt nicht optimal, sondern in einer Hautfalte, aber dafür kann ich Dir noch schreiben.
LG Witch
von doro » 21.11.2016, 19:13
Aaaalso,nachdem man bei mir den geplatzten Dickdarm festellte,bliebe der Narkoseärztin gerade soviel Zeit,mir auf dem Weg zum Operationssaal die Nebenwirkungen zu erzählen,d.h. Was alles während der OP passieren KANN,und mir dann meine Einwilligungsunterschrift mit wehendem Kittel
und neben meinem Bett laufend, ab zu ringen.
Da blieb keine Zeit das Stoma an zu zeichnen oder besser,ich wäre auch gar nicht in der Lage gewesen,mich dazu zu äussern,denn ich war ab da ohne Bewustsein.
Nach der Notop und 14 Tagen im Koma waren meine Familie ,und irgendwann auch ich, froh das ich noch unter den Lebenden weilen durfte.
Ich hatte die Zeit nach der OP soviel körperliche Probleme,das das Stoma das geringste Übel war.
Im Übrigen habe ich eine tolle Stoma Schwester die mit viel Geduld es verstanden hat,mich davon zu überzeugen,das es mit einem Stoma recht gut gehen kann,wenn man sich gegenseitig akzeptiert.
Nein, ich brauchte keine psychologische Unterstützung,Bei mir hat es gereicht,das mich meine Familie, Ehemann,Tochter,Enkeltochter und bester Schwiegersohn, so sehr ge- und unterstützt haben,das ich recht schnell fand,mein Stoma und ich sind starke Persönlichkeiten.
Ich bin stolz,wie toll wir alles gepackt haben.
Und,mein Stoma sitzt perfekt,ganz ohne Zeichnung,denn ich hatte eine erfahrene Chirurgin,die wusste wo ein Stoma sitzen muss.
von Trudi » 21.11.2016, 19:43
Hallo!
Ich bekam mein Stoma völlig unvorbereitet im Rahmen einer Eierstockkrebs-Op! Wirklich JEDER hatte gesagt, dass ich keines bräuchte.
Deshalb wurde es weder angezeichnet, noch groß als Möglichkeit erwähnt. Meine diesbezüglichen neugierigen Fragen wurde alle mit der 5%-Klausel abgewimmelt.
Und dann wachte ich auf, als eine Schwester eine andere fragte: "AP??????" und diese antwortete: "Na klar, den hat se!"
Ein Riiiiiisenschock!
Ich wollte das Ding nur loswerden, heute, drei Jahre später hab ich es immer noch! Ganz freiwillig.
Ich hab keine Lust, mir den Bauch nochmal aufschneiden zu lassen, wenns nicht lebensnotwendig ist!
Es war zwar keine Not-Op, aber ohne Stoma wäre die OP nicht gegangen. Die immerhin 2,5kg Tumormasse hätten nicht entfernt werden können und ich wäre vermutlich längst tot!
von Börgi » 21.11.2016, 20:44
Hallo Coca,
angezeichnet oder "Probegetragen" wurde bei mir nicht gemacht!!
Gut, man hat mir viel erzählt und erklärt! Damals war ich aber zu diesem Thema total unerfahren und gutgläubig!! Wie schon gesagt Theorie und Praxis!!
Das Erwachen war eine Katastrophe, auf dem Papier sieht alles ganz anders aus und dann hat man plötzlich ein Loch im Bauch, aus dem schaut der Darm mit zwei Löchern!
Einfach nur furchtbar und von wegen "Es wird ihnen mit Stoma" besser gehen und die Lebensqualität steigt"- einfach nur gelogen!!
Das der Kleber und der Stuhl mir die Haut zerfrisst und ich die Platte über eitrige Löcher kleben muß--tolle Lebensqualität!!!
Und das Schlimmste durch eine Bronchitis und dadurch bedingten Husten ist mir dann auch noch der Darm aus dem Bauch gefallen (Prolaps) und baumelte wie eine ausgelutschte Bockwurst an mir rum!!! Super, es wurde immer besser--wieder Op!!
" Es wird ihnen besser gehen"--ha,ha!! Selten so gelacht!!!!
Aber ich hab es überlebt, eine Erfahrung auf die ich gerne verzichtet hätte, aber nu ist es Geschichte!!!
Liebe Grüße von Börgi!!!!
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