von katlmau » 17.06.2006, 19:13
Ich bin neu in diesem Forum, möchte deshalb nur kurz meine Geschichte erzählen. Eigentl. ist ja die meiner Mutti (62J.).
Vor ca. 6 Wochen bekam sie Fieber und Schüttelfrost, gerade war sie von Ihrer REHA Kur (Gebä.-Krebsoperation im Dez. 05) zurück. Eine Woche wurde sie-weil sie keine Schmerzen hatte- vom Hausarzt auf Virusinfekt behandelt. Fieber stieg und stieg. Ich brachte sie am 8.5. nachts ins Krankenhaus. Dort stellte man am operierten Scheidenstumpf eine faustgroße Eiterfistel-mit dem Darm verwachsen- fest.
Gleich am nächsten morgen Not-OP. Alles verlief trotz Fieber wohl soweit glatt. Drei Tage später verschlechterte sich ihr Zustand sehr eigenartig schnell. Sie bemerkte einen komischen und plötzlichen Schmerz beim Stuhlgang. Sofort sagte sie dem Arzt Bescheid. Man meinte alles sei normal. Doch es kam kein Stuhlgang mehr an. Sie war bereits einen Tag später wie im Dillerium, sprach wirres Zeug und von sterben. Bekam kaum noch luft, war sehr unruhig, versuchte ständig aufzustehen aber es ging kaum noch. Am folg. Tag wurde eine Kontrastmittelunters. des Darms angesetzt. Sie mußte das eklige Zeug trinken. Am Abend waren wir bei Ihr, sie war kaum ansprechbar. Die Ärzte meinten, sie sei nur schwach, ab morgen gehe es aufwärts, der Darm müsse sich nur entleeren. Dazu kam es nicht mehr. Am folg. Morgen (17.05.06) 7.00Uhr wurden wir von der 2. Not-OP unterrichtet. Seit diesem Tag liegt sie mit offenen Bauch, Sepsis und nun auch noch Lungenentzündung mit Pilzbefall im künstlichen tiefen Koma-auf niedrigem Niveau sagen die ITS Mediziner.Aber sonst sind alle Organfunkt. stabil, Niere arbeitet einwandfrei. Fast jeden 2.Tag wurde der Bauch gespült, seit eineinhalb Wochen ist er Abszessfrei, kann aber auf Grund der wassereinlagerung noch nicht verschlossen werden. Außerdem ist Mutti stark übergewichtig (153cm 68 Kg). Seit 2 Tagen arbeitet nun auch endlich der künstliche Darmausgang. Er wurde wiederholt mit Kontrastmittel untersucht. Dabei stellte man fest, das sich sogar noch Reste von der ersten Unters.im Darm befanden...??? Ist das normal..?? Was mich aber nun am meisten interessiert, ist das verschließen des offenen Bauches. Wer hat soetwas hinter sich oder kennt sich damit aus.Der Bauch wird z. zeit mit Vakuumverband behandelt, da er aber fast 20 cm offen ist soll er ev. nächste Woche mit einem Netz verschlossen werden, und dann nach und nach operativ verkleinert werden.
Ich kann mir das alles nicht vorstellen. Wenn man sie dann auch aufwachen lassen will, muß doch da enormer Schmerz da sein? Wie lange kann das zu/verwachsen denn dauern? Außerdem würde mich interessieren, wie man es verkraftet nach 6-7 Wochen Koma aufzuwachen und mit einem Stoma und dem offenen Bauch umzugehen lernt, bzw. es überh. akzeptiert. Meine Mutti ist eine sehr labile Frau und war schon nach der Krebs -OP seelisch fertig.Gibt es Leidensgenossen?? Für jedes Wort wäre ich dankbar, die Fragen wollen und können die Ärzte einem ja nicht beantworten. Hoffe sie überlebt die Sepsis überhaubt. Es waren die schlimmsten Wochen meines Lebens. Ich bin die einzige Tochter, muß nebenbei noch arbeiten und habe ja auch eine Fam.! Mein Vater ist seelisch auch fertig, es ist eine schrecklich ungewisse Zeit für alle.
Für ein Lächeln meiner Mutter gäb ich alles- nur ein Händedruck wäre schon ein Anfang. Ich vermisse sie so sehr.
Also wer hat Erf. mit offenen Bauch und dem Verschluß und auch mit den generellen nachfolgenden Problemen eines künstlichen Komas und der Sepsis.
Danke für eine Antwort.
Kathrin
von Monsti » 17.06.2006, 19:42
Servus Kathrin,
es tut mir sehr leid, dass es Deine Mutter so heftig erwischt hat, und ich drücke ihr natürlich fest die Daumen, dass sie sich rasch erholt.
Ich hatte nach einer Peritonitis/Sepsis einen sog. "Platzbauch", d.h. ca. 14 Tage nach der Not-OP gingen ca. 20 cm meines gut 30 cm langen Bauchschnitts wieder auf. Die Wunde wurde offen gelassen und musste von unten herauf zuheilen, was bei mir knapp 10 Wochen dauerte. Bis dahin wurde die Wunde 2x täglich gespült und neu verbunden - erst noch in der Klinik, später von einem ambulanten Pflegedienst.
Besondere Schmerzen bereitete mir der offene, lange stark eiternde Bauch eigentlich nicht, es muss aber grausig ausgesehen haben, denn bei dessen Anblick waren damals bei den Visiten regelmäßig Medizinstudenten ohnmächtig geworden. :shock:
Zum künstlichen Tiefschlaf kann ich Dir nichts sagen, ich befand mich nur wenige Tage in einem solchen und war nach dem Aufwachen auch nicht so schnell fit, dass ich mir hätte darüber irgendwelche Gedanken machen können. Nach einer Woche erst kriegte ich überhaupt erst mit, dass man mir ein Ileostoma verpasst hatte.
Obwohl ein künstlicher Darmausgang für mich immer so schlimm war, dass ich mir stets gesagt hatte, dass ich lieber sterben möchte, als jemals so ein Ding zu bekommen, hatte ich mich erstaunlich schnell und verhältnismäßig unproblematisch mit meinem Spuckerle versöhnt. Zum Glück habe ich bis heute keine besonderen Probleme, mich mit damit abzufinden, dass es halt so ist, wie es ist. Hauptsache: Ich hab's überlebt!
Deiner Mutter wünsche ich alles erdenklich Gute!
Liebe Grüße von
Angie
von Jutta B » 17.06.2006, 20:55
Liebe Kathrin,
Schön dass Du hierher gefunden hast, damit Du Deiner Mutter zur Seite stehen kannst, und wir Dir vielleicht auch etwas Hoffnung machen können.
Ich hatte auch einen Platzbauch, alle Anzeichen dafür wurden vom Arzt auch nicht erkannt, bis ich mit offenem Bauch als Notfall ankam. Nach gut 2 Wochen war ich wieder soweit bei Kräften, dass ich nach hause konnte. Zu hause übernahm die Sozialschwester die tägliche Reinigung und Pflege, die erste Zeit auch die Stomaversorgung. Das Netz wird zur Stärkung des Bauches eingesetzt und verhindert, dass der Darm sich durch Muskelstränge drückt. Dass Deine Mutter etwas übergewichtig ist, ist sogar hervorragend für das Einsetzen des Netzes.
Für Deine Mutter ist es im Koma so gut, damit ihr Körper langsam wieder mehr Abwehr bekommt und zu neuen Kräften kommt.
Es ist sehr wichtig, dass jetzt alles langsam und von innen her wieder zuheilt. Das wird schon einige Wochen dauern. Eine Sepsis ist heute besser zu behandeln als vor vielen Jahren.
Kathrin, ich glaube fest daran, dass Deine Mutter Dich auch im Koma hört, wenn Du zu ihr sprichst. Dass sie auch spürt, wenn Du sie streichelst. Sobald die Ärzte alles wieder im Griff haben, wird sie Deine Hand auch wieder drücken können. Es dauert eben seine Zeit, und diese Warterei ist sehr schwer. :troest::troest:
Ich wünsche Dir viel Kraft in dieser Zeit, und für Deine Mutter alles alles Gute.
Liebe Grüße
Jutta B
von katlmau » 17.06.2006, 22:09
DANKE ihr lieben Unbekannten für Euer Mitgefühl, es tut gut
mit Menschen zu sprechen die soetwas miterleben müssen, egal ob als Betroffener oder Angehöriger. Jeder hat eine sehr schwere Zeit hinter sich-egal wie. Ich bin dankbar für jedes mutmachende Wort, und für ein Fünkchen Hoffnung die die rüberbringen die es überlebt haben und ihr Schicksal und ihr Leiden auch als 2. Geburtstag sehen. Wenn man das zum 1. mal erlebt (hoff. niiiiiiiiieeee wieder) und dann noch von "abgebrühten" Jungärztinnen behandelt und betitelt wird als "sentimentale" Tochter und sich dann unbeantwortete Fragen aufbauen, kommt man sich verlassen vor. Wir haben 2 Ärztinnen auf der ITS die jegliche Einfühlsamkeit verloren bzw. nie gehabt haben. Als ich bei meinen ersten Besuchen geweint habe, wurde ich als sentim. betitelt. Toll...!
Vielleicht soll man ums Bett tanzen.. ich könnt die beiden anspringen.
Muttis Bauch- das wollt ich noch sagen- ist nicht 20 cm lang (Längsrichtung) sondern z. Z. 20 cm breit offen. Deshalb könnte es Probleme mit dem Netz und der Wundheilung auf Grund der großen Fläche geben. Wer kennt Internetseiten wo man darüber medizinisch was erfährt?
Danke trotzdem noch mal an meine beiden ersten "Antworter"
Eure Kathrin
von doro » 17.06.2006, 22:44
Kathrin,
es ist nichts so dunkel, wie es in der Angst und Verzweiflung aussieht,
Jutta sagt es richtig,auch im Koma erfährt Deine Ma, Deine Liebe durch Reden, Streicheln und einfach "Das Sein".
Liebe Grüße und Kraft mit Zuversicht wünscht Dir,
Doro
von katlmau » 19.06.2006, 22:23
Hallo ihr Lieben!
Leider hat sich noch niemand gemeldet, der den Verschluß eines offenen Bauches so richtig ninter sich hat. Mutti hat es vor sich, aber man weiß noch nicht wann. Angeblich ist trotz Vakuumverbandsystem (KCI) noch zu viel Wasser im Bauch, da sie ja durch die Sepsis Unmengen Wasser sowieso im Gewebe hat. Wer hat Erfahrungen damit? Es muß doch jemand geben, der ähnliches erlebt hat.
Dieser Zustand zieht sich nun fast 5 Wochen, man sagt uns ständig wir sollen "viiieeelll" Geduld haben. Aber es geht nicht vorwärts, es macht uns alle kaputt. Man kann kaum schlafen, das essen schmeckt auch nicht so richtig
und man fängt Dinge an - führt sie aber meist nie zu Ende. Irgendwie Ruhelos und kraftlos. Dabei sagen die uns, die schlimmste Zeit kommt erst noch, wenn Mutti jemals wieder erwachen sollte. Natürl. braucht sie uns dann mehr denn je.
Wer kennt jemand dem es ähnlich ging.(Sepsis, offener Bauch)
Meldet euch mal über dieses Forum, habs schon beim Darmkrebs Forum versucht, aber dort geibt es auch fasf niemand der ähnliches erlebt hat. Ich kanns gar nicht so recht glauben..............??????????????????
Eure Kathrin:confused::confused::confused::confused:
von Monsti » 19.06.2006, 22:45
Hallo Kathrin,
ich hatte damals neben der Peritonitis auch eine Sepsis und ebenfalls einen offenen Bauch. Wie schon geschrieben, dauerte es ein knappes Vierteljahr, bis der Bauch wieder zu war. Anfangs stopfte man sterile Kompressen rein. Waws sie sonst noch gemacht haben, kann ich Dir leider nicht sagen. Ich war halbwegs wach und kriegte es deshalb natürlich mit, aber sonderlich schmerzhaft fand ich es nicht. Die Wunde wurde schnell enger, sobald die zunächst massige Eiterproduktion aufgehörte. Irgendwann reichte bloßes Spülen mit NaCl, zusätzlich natürlich immer noch Antibiotika i.v. Da war es nur noch ein ca. 10 cm langer und ca. 5 cm breiter Spalt.
Ich verstehe, dass Ihr Euch riesige Sorgen macht, aber was soll ich jetzt schreiben? Es ist eine sehr heikle Situation, die man aber überleben kann. Bei mir stand es damals 10 : 90, aber zum Glück gehörte ich zu den 10.
Deiner Mutter weiterhin alles, alles Gute!
Liebe Grüße von
Angie
von chaosbarthi » 19.06.2006, 23:56
Hallo Katlmau,
herzlich willkommen im Stoma-Forum!
Ich bin Darmkrebspatientin und habe mein Stoma während einer zweiten OP erhalten, in der man meine undichte Darmnaht geflickt hat. Man hat bei mir die Faszie (Bindegewebe) geschlossen und die darüberliegenden Gewebeschichten auf ca. 40 cm Länge offen gelassen, um sich die Möglichkeit eines schnellen Zugriffs zu bewahren.
Als man 4 Wochen später versuchte, die Naht zu schließen, war sie von selber schon so hoch granuliert, dass das Nähen kaum mehr möglich war. Das, was sie mit Stichen zusammengezogen haben, ist 2 Tage später wieder ausgerissen. Meine Bauchhöhle wurde nicht gespült, obwohl es notwendig gewesen wäre. Stattdessen hat man mich mit Peritonitis (Bauchfellentzündung mit starken Schmerzen und Fieber) nach Hause geschickt. In meinen Bauch wurde kein Netz eingelegt und ich wurde auch nicht ins künstliche Koma gelegt. Da bin ich dir leider keine große Hilfe.
Ich finde es klasse, dass du deiner Ma so zur Seite stehst und nach allem, was ich woanders gelesen habe, kann sie es gut schaffen, auch wenn es z. Z. nicht so prall aussieht. Über die Verarbeitung des künstlichen Komas brauchst du dir nicht so viele Gedanken zu machen. Ich denke, deine Ma wird zunächst nicht realisieren können, wie viel Zeit vergangen ist. Wenn du magst, schau doch 'mal in den Krebskompass. In diesem Beitrag z. B. Wer kann helfen? geht es auch um eine schwierige Situation. Auch meine Geschichte findest du da etwas vollständiger und es antwortet zumindest eine Frau, deren Bruder in ein künstliches Koma versetzt wurde.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und drücke deiner Mutter alle verfügbaren Daumen. Lasse dir Mut machen. Oft wird es am Ende besser, als man am Anfang dachte. Für mich war der Tod beschlossene Sache, ich hatte auch schon abgeschlossen und war bereit zu gehen. 3x bin ich dem Sensenmann im letzten Jahr dennoch von der Schippe gesprungen und dass obwohl die Ärzte vieles taten, was meinem Überleben nicht zuträglich war. Heute geht es mir eigentlich sehr gut und ich bin auch wieder arbeitsfähig....
Ganz liebe Grüße
chaosbarthi
von doro » 20.06.2006, 07:22
Hallo Katlmau,
ich hatte eine offene Bauchwunde !!und kann nur den Rat der Ärzte bestätigen,Geduld.
Auch bei mir hat es 4 Monate gedauert,bevor mein Bauch "zu" war.
Das Vakuumverbandsystem, hat die Heilung sehr gefördert.
Trotzdem musste die Wunde anschließend noch viele Wochen herkömmlich versorgt werden.( Alginate und Comfeel Pflaster )
Bitte seid auch weiter geduldig, liebe Grüße an die Mutti und gute Bessserung wünscht
doro
von Andi_672 » 20.06.2006, 09:32
Hallo Kathrin,
ich bin nun nicht sicher ob mein Krankheitsweg vergleichbar ist. Denke aber schon. >Ich hatte einen Motorradunfall bei dem neben erheblichen Beckenbrüchen u.a. der Darm gerissen war und die Blase geplatzt. So kam es zu entsprechenden Infektionen und einem Platzbauch. Auch ich wurde 4 Wochen im künstlichem Koma gehalten. Es wurde 3 Monate versucht, daß der Bauch zuwächst. Es war eine Fläche von ca. 20x 20 cm. Es hatte sich dann nach vielen Schwierigkeiten eine Haut gebildet. Diese war aber nur eine dünne Schicht ohne jeglichen Widerstand. Bauchmuskeln bzw. eine Bauchdecke gab es nicht mehr. Wenn ich mich aufrichtete quoll alles nach vorn über. Daher wurden mir dann Netze eingearbeitet und die Bauchdecke von beiden Seiten zusammen gezogen. Ich war vor dem Unfall auch übergewichtig und somit stand genug Material zu Verfügung um es zusammen zu ziehen. Ich kam als Gesunder ins Krankenhaus und wachte mit endständigen Stoma wieder auf. Die anderen gesundheitlichen Einschränkungen lassen wir mal außer acht. Das war schon ein Schock- aber man muß sich halt arrangieren. Es ist schon viel was die Ärzte können. Hab einfach vertrauen. Und was ganz wichtig ist, stehe deine Mutti bei. Das Gefühl gebraucht und geliebt zu werden gibt ihr die Kraft die sie braucht. Ich denke auch, hätten sich meine Kinder nicht so um mich gekümmert, wäre ich wohl nicht mehr auf die Beine gekommen.Wenn ich Dir noch etwas näher mitteilen soll, melde dich noch mal. Ich wünsche Euch alle Kraft und viel Glück damit es ein gutes Ende nimmt. Viele Grüße Andreas
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