von Jovako » 19.05.2009, 00:51
Ich habe lange überlegt, ob ich das hier poste. Ihr denkt jetzt sicher, was diese Frage soll. Das ist aber nicht meine Frage, denn sie wurde mir wahrhaft am Samstag gestellt und ich war erst sprachlos.
Daher wollte ich Euch mal fragen, wie Ihr auf eine solche Frage antworten würdet, wenn man sie Euch stellt?
Wie gesagt, ich war erst sprachlos, dann habe ich der Person gesagt, dass sie das die Ärzte fragen sollte, denn ich bin ja keiner. Jetzt würde ich der Person mit einer Gegenfrage antworten: "Wie lange kann ich mit einem Auto fahren, dessen Bremsen defekt sind?"
Bitte denkt nicht, ich will Euch auf den Arm nehmen, aber diese Frage wurde mir tatsächlich am Samstag am Infostand gestellt!
Bin mal auf Eure Kommentare gespannt, wie Ihr geantwortet hättet.
Liebe Grüße
Jens
von Ramona 36 » 19.05.2009, 07:43
Hi Jens,
ich würde die Person mal fragen,ob sie einen Selbstmord machen will,oder ob sich ihr Leben nicht loht zukämpfen.
Würde mich jemand so fragen,würde ich ich erstmal blöde schauen und dann dies zurück Fragen.
Mein Onkel(65) hat sich vor 8j dieser Op unterzogen,hat jetzt ein Stoma ohne rückkehr,und trozt allem wo er sich nicht so richtig damit anfreunden kann,akzeptiert er es und weiss das er sonst keine 2j mehr gelebt hätte.
Was soll man dazu sagen noch,ich bin echt sprachlos.
LG Ramona,(die den Kampfgeist nie verloren hat)
von Sabine049 » 19.05.2009, 09:02
Hey Jens,
vermutl. war die Person erst kurz vorher mit der Diagnose konfrontiert worden. Völlig überfordert, verängstigt u. verunsichert - von heute auf morgen - von der Straße weg in doppelter Hinsicht gewatschelt ... zum einen Diagnose (Darmkrebs), zum anderen Op. -> Anlage eines Stomas. Der Betreffende hat sich bislang definitiv noch nicht mit der Thematik auseinandergesetzt geschweige dann arrangiert! Die Vorstellung, so´n K*ckbeutel tragen zu müssen, ist für das gros der Neubetroffenen ohne Vorgeschichte/Anamnese ein Schlag ins Gesicht. Sie stürben eher den Heldentod, als sich mit dem Gedanken eines Stomas anzufreunden. Diese ablehnende Haltung erlebte ich während meiner aktiven ILCO-Zeit sehr häufig.
Deine Antwort war goldrichtig! Denn in der Phase ist der Betroffene noch nicht bereit, sich _nur_ ansatzweise mit der Thematik zu befassen. Hier sind zunächst die behandelnden und verantwortlichen Ärzte gefordert!
Liebe Grüße Sabine
von Webkänguru » 19.05.2009, 09:17
Hallo Jovako,
darauf kann man keine Antwort geben, eine Prognose kann nur der Arzt geben, der die Behandlung durchführt und die gesamte Situation des Betroffenen kennt. Trotzdem hier mal ein Link zu einigen allgemeinen Infos: Darmkrebs - Prognose und Verlauf (Quelle: Internisten im Netz, http://www.internisten-im-netz.de ).
Ich würde diese Frage ungefähr so beantworten: "Kann ich ihnen nicht sagen, ich kennen nur Leute die gegen den Darmkrebs gekämpft haben und die Leben alle noch." In der Hoffnung, dass ich damit ein Nachdenken anstoßen kann.
Übrigens, weißt du ob die Person von sich gesprochen hat? Vielleicht hat sie einen Bekannten der erkrankt ist und wollte sich eine Einschätzung verschaffen ...
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Chief » 19.05.2009, 09:19
Hallo Jens,
diese Frage habe ich mir vor geraumer Zeit ebenfalls gestellt.
Nein, nicht wegen mir, ich habe ja die große OP schon seit 2 Jahren hinter mir und mir geht es gut.
Ein Bekannter hat im letzten Jahr von seinem Doc die Diagnose Darmkrebs erhalten und obwohl sie ihm nur ein Stück Dickdarm (geschätz ca. 20 cm) entfernen wollten hat er die OP nicht machen lassen.
Er vertraut auf Gott und seine Selbstheilungskräfte !!!
Seine Frau (Mitte 40) und sein Sohn (13 Jahre alt) sind mittlerweile ziemlich down weil der Mann (er ist schon über 60) mitterweile min. 3 mal am Tag ein Wannenbad nimmt und sich selber etwas vormacht.
Also was soll man auf Deine Frage wohl sagen?
Welche Antwort hättest Du denn gerne?
Kann Jahre gut gehen oder auch schon nach wenigen Monaten vorbei sein.
Im letzten Jahr ist ein Bekannter von mir (Lutz, er war auch für kurze Zeit hier im Forum unterwegs) nach mehr als 9 Monaten am Stück im KH und großer OP verstorben.
Er wäre letzte Woche 49 Jahre alt gewurden (er hat so gekämft aber leider hat er den Kampf gegen den Krebs verloren).
Gruß
Uli
von Sabine049 » 19.05.2009, 09:44
mh ... apropos Selbstheilungskräfte und der Glaube an G`tt; ist nicht ganz abwägig!
Klingt ziemlich pathetisch; als bei Peter (GöGa) vor fünf Jahren der verhärtete V.a. Lungen-Ca. bestand, baute er primär auf den Glauben u. "positives Denken" lt. Murphy. Gefestigt im Glauben genas er verhältnismässig schnell, der omminöse "Fleck" am Lungenhilus verschwand unter einer mehrmonatigen Antibiose, Cortisongabe u.ä..
LG Sabine
von Linie 22 » 19.05.2009, 22:32
Jovako hat geschrieben: dann habe ich der Person gesagt, dass sie das die Ärzte fragen sollte,
von Jutta B » 21.05.2009, 12:51
Hallo Jens,
auch wenn das nicht wirklich einer 100%ig beantworten kann, kommt dennoch eine.
Kann dir nur aus meinem inzwischen jahrzehntelangen Erfahrungswerten mit Darmkrebs sagen .... KEINER!
Ein Darmkrebs verschwindet nicht, sondern weitet sich über Jahre hin aus. Bedenke nur einmal welche wertvolle Aufgabe der Darm hat, und wohin er viele Stoffe transportiert ... somit transportiert er auch die Krebszellen als winzig kleine Mikrozellen in die Leber, das Blut, den Bauchraum, die Lunge, die Lymphe.
Ich habe in meinem Leben einige Darmkrebs-Patienten kennen gelernt, die auf alles andere vertraut haben, keine OP machen wollten (meistens aus Angst vor dem Stoma ).
Keiner von ihnen weilt mehr unter uns, der eine starb schneller, bei den anderen dauerte es einige Jahre bis das Herz dann zu schwach wurde und der ganze Körper verkrebst war. Keine schöne Ansicht ....
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