von August558 » 16.08.2012, 09:06
Hallo Ihr Lieben,
mein Ileo Stoma, was ich bisher jahrelang hatte ist zurückverlegt worden und der Dünndarm am Enddarm wieder angeschlosssen. Ich habe keinen Dickdarm mehr.
Meine Fragen zur Rückverlegung:
Wie lange dauert es, bis der Dünndarm die Funktion des Dickdarms übernimmt. Wann hören die Durchfälle auf. Ab wann kann man mit Medikamenten gegen die Durchfälle angehen und mit welchen. Wie bekomme ich die heftigen Schmerzen durch die vielen Durchfälle in den Griff.
Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand Antworten weiß.
Vielen Dank
August558
von Webkänguru » 16.08.2012, 23:03
Hallo August,
herzlich willkommen bei uns im Stoma-Forum. Eine Frage, wurde der Dünndarm wirklich direkt an das Rektum angeschlossen oder hast du einen ileoanalen Pouch bekommen? Worum hast du keinen Dickdarm mehr?
Viele Grüße,
euer Christian
von August558 » 17.08.2012, 08:21
Hallo Christian,
mir wurde 2003 wegen dauernder Verstopfung der Dickdarm bis auf 30cm entfernt. (fälschlicherweise - Ärztefehler) wogegen ich auch geklagt habe. Da die Verstopfungen nicht aufhörten, wurden mir 2 Stomata angelegt, eins für den Dick- und eins für den Dünndarm. Das Stoma für den Dickdarm wurde stillgelegt, um herauszufinden, ob der Dickdarm Schuld an den
Verstopfungen war.
Dann hat man mir den Dickdarm ganz entfernt wegen einer ausgeprägten Wandfibrose und nur ein Stoma an den Dünndarm angeschlossen, mit dem ich vier Jahre lang gelebt habe. Nach vielen Krankenhausaufenthalten, die Verstopfungen waren so schlimm, dass ich Stuhl erbrochen habe, ist im Juli diesen Jahres das Stoma zurückverlegt worden und
der Dünndarm mit dem Enddarm verbunden worden. Angeblich wäre der Dünndarm ins "kleine Becken" gerutscht, verklebt und vernarbt. Jetzt habe ich die Probleme mit den andauernden Durchfällen. Ich hoffe, Dir etwas weitergeholfen zu haben.
Vielen Dank, dass Du Dich gemeldet hast.
LG
August558
von Webkänguru » 18.08.2012, 11:13
Hallo August,
ich kann jetzt nicht beurteilen ob sich deine Verstopfung auf den Dünndarm auswirkt, habe damit keine Erfahrung. Aber wenn du von andauernden Durchfällen sprichst, gehe ich mal nicht davon aus.
Der Dünndarm übernimmt die Funktion des Dickdarms nie ganz. Auch ist es ganz unterschiedlich, ob der Dünndarm überhaupt anfängt dem Stuhl mehr Flüssigkeit zu entziehen und wenn ja, wie lange das dauert, bis man einen spürbaren Effekt sieht. Sprich: es kann dir niemand sagen, ob und wann sich die Durchfälle bessern.
Steuern kann man über die Ernährung, wobei das schwierig ist, wenn du auch mit Schmerzen (wahrscheinlich wegen Verwachsungen und Engstellen) zu kämpfen hast. Medikamente können eine Besserung bringen, haben aber zum Teil das Problem abhängig zu machen.
Der direkte Anschluss vom Dünndarm an den natürlichen Ausgang ist immer schwierig und macht nach unserer Erfahrung vielen dauerhaft Probleme.
Viele Grüße,
euer Christian
Hallo August,
aus eigener Erfahrung kann ich leider nur sagen, dass der Dünne nie die Funktion vom Dicken übernehmen wird. Ich habe über 15 Jahre nach der Dickdarmentfernung ständig dünnen Stuhl gehabt. Die Ärzte erzählen zwar vor der OP was anderes aber das war nur Beruhigung und Mut machen zur OP.
Es tut mir Leid, Dir das sagen zu müssen aber so ist die Realität.
von August558 » 19.08.2012, 11:43
Lieber Christian, Lieber Uwe,
vielen Dank für Eure spontanen Antworten und vor allem für Eure Ehrlichkeit.
Werde mich wohl mit dem Problem abfinden müssen, wie es scheint.
Aber für mich gilt trotzdem: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Nochmals danke
August 558
von charla » 19.08.2012, 11:48
Hallo August,
ich will Christian und Uwe nicht widersprechen, habe aber eigene Erfahrung. Mein Stoma ist vom letzten Oktober, ich hatte vorher schon nur noch 30 cm Dickdarm, der da entfernt werden musste (Stenose).
Seither bringt mein Spucki meistens verhältnismäßig breiigen Stuhl hervor, es sei denn, ich esse etwas, was auch bei vollständigem Darm Durchfall auslöst.
Es scheint also doch verschiedene Erfahrungen zu geben!
Alles Gute!
Charla
von Häslein » 19.08.2012, 13:33
Hallo zusammen,
Uwe hat eigentlich recht, mit kleinen Einschränkungen:
Der Dünndarm wird nie die Funktion des Dickdarmes so übernehmen, dass der Dickdarm voll ersetzt wird.
Richtig ist, dass der Dünndarm lernfähig sein kann und eine gewisse Funktion des fehlenden Dickdarmes übernimmt. Wie geschrieben, es kann sein, eine Garantie dafür gibt es vorher nicht, auch nicht, wenn das der Professor Wunderwerk so vollmundig verspricht.
Es ist sehr individuell; es hängt von der Länge des verbliebenen Dünndarmes ab, von der Grunderkrankung, vom eigenen Stoffwechsel und - besonders wichtig - ob der Dünndarm direkt an den Schließmuskel angenäht worden ist oder ob ein Pouch vorgeschaltet ist!
Hier, bei August, fehlt jegliches Stuhlreservoir. Er hat keine Speicherkapazität für den Stuhl.
Hätte mir ein Arzt das so operiert, dann hätte er jetzt ein Problem mit mir!
Ich kann August gut verstehen, er hat eine Lebensqualität, die für mich das Wort Qualität nicht verdient. Die Aussagen seines Arztes machen mich sehr wütend.
Es gibt seltene Ausnahmen, die ohne Stuhlreservoir gut leben können. Dann muss der Schließmuskel aber verdammt gut funktionieren, und wehe, man wird älter.
Lieber August, man kann mit Opium Tropfen versuchen, die Darmpassage zu verlangsamen, theoretisch kann man mit Cortison den Dünndarm dazu zwingen, mehr Wasser aufzunehmen. ( was keine Dauerlösung ist )
Könntest Du Dir ein Stoma vorstellen, damit Du wieder mehr Bewegungsfreiraum hast? Nimmst Du Loperamid Tbl. ?
Was trinkst Du und wieviel? Wasser wirkt hier eher abführend. Zuckerhaltiges und gesalzenes Wasser wird eher aufgenommen.
Du solltest mindestens 1 l Urin in 24 h ausscheiden. Wie sind Deine Nierenwerte?
Es tut mir sehr leid, dass Du so eingeschränkt leben musst.
LG, Häslein
Nachtrag: der Dünndarm braucht eine gewisse Zeit, bis er eine Teilfunktion des Dickdarmes übernimmt. Wochen bis mehrer Monate, manchmal bis 1 - 2 Jahre.
Bei Crohn und CU hat man oft bereits jahrelang Durchfälle und so ist der Dünndarm schon vor der Dickdarmentfernung daran gewöhnt, etwas einzudicken.
Nachtrag II : Die Medikamente muss der Arzt verordnen; Loperamid gibt es zwar rezeptfrei, bei Stenosen muss auf jeden Fall der Arzt gefragt werden.
von Anouk2 » 19.08.2012, 19:09
Hallo August,
ich habe dir eine PN geschrieben.
Hoffentlich gehts dir bald wieder etwas besser!
von HeinzXX » 20.08.2012, 11:46
Hallo August,
N.m.K. (s. u.) wurde Dir so auch ein Teil des Dünndarms entfernt, an dessen Ende aber und nur dort die Gallensäure zurück geführt wird. So dürftest Du nun außerdem sehr unter jenen äußerst schmerzhaften Verätzungen im Analbereich leiden. Nur Medikamente helfen ggf., Salben usw. lindern lediglich.
Dein noch schwereres Schicksal als meines schmerzt mich mit. Mir wurde kürzlich auch das Ileostoma rückverlegt, wg. Enddarm-/Dickdarm-OP (ca. 0,5m, nur? wg. Tumor T1). Der sehr empfindliche restliche Enddarm kann nun nicht mehr genug speichern und die Gallensäure verätzt unerträglich. Leider war ich vor der OP über nichts informiert. Es ging ganz schnell und ich hatte Vertrauen in jene Münchener Klinik, die sich für solche Behandlungen als prädestiniert ausgibt. Dass ich ein Ileostoma bekommen sollte, wurde mir erst am Abend vor der OP als unumgänglich mitgeteilt. Nach der Rückverlegung hatte ich tagelang unerträgliche Durchfälle mit blutenden Verätzungen. Außer Windeln gab kaum weiteren Beistand und es war dort noch nicht einmal ein Bidet, um mich zu waschen. Duschen konnte ich wegen der Bauchwunde und jenes Gerätes nicht, das ich zunächst mit herum schieben musste. Auch vor Rückverlegung wurde ich lediglich von den Schwestern darüber unterrichtet, dass ich nun einige höllische Tage vor mir hätte - mehr nicht.
Nun behelfe ich mich mehr schlecht und kaum recht mit einem Flohsamenpräparat, das man mir allerdings auch schon in der Klinik verordnet hatte, und Heilerde. Ärztlicherseits hat man mich auf Besserung vertröstet. Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
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