von SarahNicole007 » 28.01.2007, 12:36
Hallo,
ich bin neu in diesem Forum. Mein Vater hat seid dem 24.1. diesen Jahres ein doppelläufiges Ileostoma zum Anastomosenschutz. Er hat Rektum-Ca. Ich höre immer wieder das Ileostomaträger Ausstreifbeutel haben. Kann man denn gar keine geschlossenen nehmen wie bei einem Kolostoma?? ( habe in meinem Krankenschwester Dasein bis jetzt nur Kolo- und Urostomas versorgt, die die Patienten schon länger hatten). Im Krankenhaus hat er auch Ausstreifbeutel, aber die laufen immer aus, bestimmt so drei mal am Tag.
Lieben Gruss
Nicole
von Monsti » 28.01.2007, 12:52
Hallo Nicole,
da bist Du ja!!! Sei herzlich willkommen in unserer Runde!
Komisch, bei mir wurde bisher nur einmal ein Ausstreifbeutel undicht. Damals war es ein Materialfehler (zu knappe Schweißnaht). Ansonsten sind meine Beutel genauso dicht wie geschlossene.
Der große Vorteil von Ausstreifbeuteln ist die mühelose Entleerungsmöglichkeit. Könnte es sein, dass Dein Vater seinen Beutel zu voll werden lässt, sprich: zu selten entleert? Ich streife spätestens dann aus, wenn das Sackerl (tagsüber: Mini-Beutel) zur Hälfte gefüllt ist - u.a. deshalb, weil ich das Gewicht und das Plätschern des wässrigen Stuhls nicht mag, von der entstehenden Beule am Bauch mal ganz abgesehen. Würde ich geschlossene Beutel tragen, müsste ich sie mindestens 12-14x in 24 Stunden wechseln. Das würde unsere Krankenkasse ganz sicher nicht mitmachen. Mir stehen pro Monat 60 Beutel zur Verfügung, d.h. 2 je Tag.
Liebe Grüße aus Tirol von
Angie
von SarahNicole007 » 28.01.2007, 14:36
Hallo Angie,
ich habe dir ja geschrieben, dass mein Vater sein Stoma nicht annehmen will. Er hat es wohl noch nicht mal richtig angesehen, geschweige denn selbst versorgt. Er hat es ja erst am Mittwoch bekommen. Für ihn ist das schlimmste was ihm passieren konnte, daß er jetzt ein Stoma hat. Werde nachher im Krankenhaus mal fragen, wann die Stomatante kommt, meine Mutter muss ja dabei sein und ich will auch dabei sein. Wenn ich ihm die meiste Zeit das versorgen muss, dann will ich nen System mit Rastring .
Hoffe mein Vater wird wenigstens lernen den Beutel allein zu leeren, wenn ich arbeiten bin und meine Mutter mal nicht da ist.
Ich finde ja, daß das Stoma das geringste Problem an der Krankheit von meinem Vater ist, aber er kann das irgendwie nicht verstehen. Hoffen das das mit der Rückverlegung klappt in paar Wochen, wenn nicht, sagte der Arzt zu mir bekommt er ein endständiges Kolostoma.
Kann man mit Ileostoma eigentlich schwimmen gehen ?? Wie geht das ? Auch Ausstreifbeutel??
Lieben Gruss
Nicole
von Monsti » 28.01.2007, 14:57
Hallo Nicole,
klar, kann man mit einem Ileostoma schwimmen gehen. Lies mal hier: http://www.stoma-forum.de/topic.php?id=213& oder auch hier: http://www.stoma-forum.de/topic.php?id=2936&
Den Beutel selbst zu entleeren ist ungefähr so unkompliziert wie sich nach dem Stuhlgang den Popo abzuwischen. Also wird's Dein Vater auch problemlos schaffen, sein Beutelchen zu leeren.
Was das "Annehmen" des Stomas betrifft, so braucht Dein Vater vielleicht nur etwas Zeit. Vieles ändert sich, wenn man sich selbst versorgen kann und merkt, dass man mit einem Stoma fast genauso aktiv sein kann wie ohne.
Liebe Grüße von
Angie
von chrispe » 28.01.2007, 15:41
Klar kann man damit schwimmen gehen.
Mußt deinem vater nur einen Badeanzug anziehen.:p
von Webkänguru » 28.01.2007, 16:26
Hallo Nicole,
Aussttreifbeute, also Beutel zum Entleeren, sind bei einem Ileostoma das Mittel der Wahl. Die Beutel werden i.d.R. 24 Stunden getragen und in dieser Zeit mehrmals entleert. Nach 24 Stunden wechselt man den Beutel vor allem aus hygienischen Gründen. Bei geschlossenen Beuteln ist, wie Monsti bereits schrieb, der Materialverbrauch sehr hoch. Und geschlossene Beutel würde ich wirklich nur in Verbindung mit einem System mit Rastring verwenden, damit die Platte nicht jedesmal mit gewechselt werden muss, die Haut nimmt einem das ansonsten sehr schnell übel.
Was meinst du genau mit "die laufen immer aus"? Läuft der Stuhl unter die Hautschutzplatte? In dem Fall wird der Beutel wahrscheinlich nicht oft genug entleert. Oder läuft der Veschluss aus, mit dem man den Beutel entleeren kann? In diesem Fall liegt entweder ein Materialfehler vor oder der Verschluss wird falsch benutzt.
Vielleicht erzählst du deinem Vater mal, das in Deutschland über 100.000 Menschen mit einem Beutel am Bauch herum laufen, viele davon für immer. Und die allermeisten der Betroffenen versorgen sich völlig selbständig. Er ist auf keinen Fall alleine in seiner Situation.
Und zum Schwimmen: das ist mit jeder heute erhältlichen Versorgung möglich. Je nach Lage des Stomas verschwindet der gesamte Beutel einfach in einer lockeren Badeshorts. Liegt das Stoma über der Gürtellinie, muss man(n) sich evtl. etwas einfallen lassen, um den Beutel zu verdecken. Sollte dein Vater letztendlich ein dauerhaftes Colostoma bekommen, achtet darauf, dass das Stoma unterhalb der Gürtellinie angelegt wird. Die Platzierung des Stoma wird normalerweise vor einer geplanten OP besprochen.
Viele Grüße,
euer Webkänguru
von Melli » 29.01.2007, 04:23
Willkommen Nicole
Vielleicht kannst du deinem Vater schmackhaft machen, hier zu lesen - man muss ja nicht schreiben, sondern man kann ganz zwanglos im Forum und im Archiv schauen, was andere in der gleichen Situation so treiben. Da wird dein Vater kaum Unterschiede zu Leuten ohne Stoma finden (die Probleme, mit denen gekämpft wird, entstammen meist der Grunderkrankung, nicht dem Stoma an sich!)
Wenn man seine Versorgung nicht selber macht, wird man sich unselbstständig und irgendwie entmündigt vorkommen - so denke ich mir das zumindest. Ich drücke die Daumen, dass sich dein Vater das nochmal überlegt und er sich an sein Stoma so gut gewöhnen kann, dass er das bald selber macht. Wenn man auf andere angewiesen ist (und es gar nicht sein müßte!), behindert man sich selber.
Mit Ileostoma geht eigentlich alles...schwimmen natürlich auch.
Zu den Beuteln: man kann geschlossene Beutel verwenden, aber dass die Beutel auslaufen ist ungewöhnlich - wie das Webkänguru schon sagte, läuft da wohl etwas falsch (im wahrsten Sinne des Wortes )
von SarahNicole007 » 29.01.2007, 13:08
Hallo,
ja ich weiss jetzt was falsch gelaufen ist, er hat einfach nicht gekuckt wann der Beutel voll ist. Es hat ihn keiner darüber aufgeklärt, das da soviel rauskommt und das flüssig ist. Ich gestern nachmittag im Krankenhaus, da hat er sich das erste mal den Beutel selbst geleert und war ganz stolz:-) das er das kann. Heute frage ich mal nach wann denn nun die Stomatante kommt. Wir müssen das ja alles besorgen dann. Weil er kommt Ende der Woche nach Hause. Ich dachte mir das so, wenn er allein ist kann er geschlossene Beutel nehmen, er hat die Klammer nicht so recht draufbekommen, weil er manchmal so zittert, wenn er sowas machen muss ( er hatte schon immer lieber ne Axt in der Hand als so Kleinkram) und wenn ich oder Mama daheim sind nehmen wir offene Beutel , ginge doch so oder ?? Naja ich denke das ganze wird sich einspielen.
Mein Vater hatte gestern grossen Hunger. Das Krankenhaus essen mag er nicht, wir haben ihm daheim Kartoffelsuppe gemacht und in der Thermoskanne mitgenommen, da hat er dann auch den ganzen Teller aufgegessen.
Was ich nicht verstehe, die geben ihm im Krankenhaus Lauch und sowas... das ist doch blähend...und zähes Fleisch..das geht doch nicht oder ??
Lieben Gruss
Nicole
von Melli » 29.01.2007, 13:11
Was ist denn das für eine Firma mit Klammer? Gibt zB auch Klettverschluss, den man ganz einfach umbiegen und dann festkletten muss
von Monsti » 29.01.2007, 13:19
Hallo Nicole,
mit den Klammern kam ich auch nicht klar. Bei mir landeten sie regelmäßig im WC ... . Wie Meli schreibt, gibt es auch Systeme mit Klettverschluss. Ich z.B. benutze Assura comfort Ausstreifbeutel von Coloplast. Die haben den sog. "Hide-away-Auslass", hier eine Zeichnung davon:
und ein Foto von Grundplatte mit dazugehörigem Ausstreifbeutel bzw. einem einteiligen Ausstreif-System:
Ähnliche Systeme gibt's auch von anderen Firmen.
Bezüglich des Essens kam zu mir täglich die Diätassistentin und stellte gemeinsam mit mir den Speiseplan zusammen. Auch fragte sie stets, ob ich dieses oder jenes vertragen habe, um ggf. etwas zu verändern.
Ich verstehe nicht, dass das Pflegepersonal nicht regelmäßig den Füllzustand des Beutels kontrolliert. In der ersten Woche hatte ich noch einen großen Auffangbeutel am Bett hängen, da war dann keine Kontrolle nötig. Später wurde zumindest in der Nacht kontrollert (z.T. auch entlüftet, ohne dass ich etwas davon merkte ).
Aber ich freue mich sehr, dass Dein Vater jetzt selbst Hand angelegt hat. Sag ihm, dass mit den Klammern viele nicht klar kommen.
Liebe Grüße von
Angie
Ooooops, Quellenangabe zu obigen Bildern vergessen: http://www.coloplast.at (danke Christian für den Hinweis)
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