von Karl Prall » 08.07.2012, 23:43
Mahlzeit,
ich bin 44, männlich und habe wegen eines Lochs im Enddarm ( durchbrochener Fistelgang ) vor über 2 Wochen ein doppelläufiges Ileostoma angelegt bekommen.
Leider gab es nach der OP Komplikationen, da das Stoma wegen einer verkrümmten Darmschlinge nicht richtig fördern konnte.
Da gab es neben bösen Schmerzen auch Nierenprobleme und es musste neben diversen Infusionen nochmal in einer OP nachkorrigiert werden.
Hat mich glatte 8 Kilo gekostet.
Nun bin ich aus dem Krankenhaus raus und warte auf meine beantragte AHB.
Was tut man mit der Diagnose künstlicher Darmausgang da so ?
Ich habe mich ansonsten im Internet schon rudimentär über das Thema informiert.
Was ich noch nicht rausgefunden habe, was wann danach passieren soll.
Der Enddarm soll ja jetzt trocknen, das Loch dann später genäht werden und Alles noch später irgendwann ( sind insgesamt 3 Monate Stoma realistisch ? ) zurückgelegt werden.
Davor soll ich den Schliessmuskel trainieren aber wie ?
Und wie lange ist man etwa krank bzw. macht das Stoma noch länger Zicken ? ( teilweise stechende Schmerzen vor Förderung, Konsistenz stark schwankend von Wasser bis Kneteartig ? )
Wie oft soll man den Beutel wechseln ( einteiliges System ) und was hilft gegen verklebte/ stinkende Filter ?
Hunger hab ich wie ein Wolf, aber welche Speisen wären nicht ratsam ? ( esse gern viel und fett )
Ist Bier als Flüssigkeitszusatz bedenkenlos ?
Wie schaffe ich durchzuschlafen, ohne 2 - 3 mal Nachts den Beutel vor der Platzgrenze entleeren zu müssen ?
Freue mich über Tips und Ratschläge.
von doro » 09.07.2012, 07:53
Willkommen, Karl Prall,
ich versuche, einige Fragen von Dir zu beantworten.
Schließmuskeltraining: Wann immer Du Zeit hast, die Muskulatur am After, anspannen- lockern .. und immer wieder..
Beutelwechsel: Ich trage Ausstreifbeutel als 2-Teiler und wechsel 2 x täglich, dadurch egalisiert sich auch das Filter Problem.
Hunger:iß was Dir schmeckt und bekommt.Nur, die Enrleerung des Beutels erhöht sich mit jeder Mahlzeit.
Wenn du fettes Essen magst und verträgst, nun, jedem das Seine
Schmerzen, wenn das Stoma fördert, nicht unbedingt das Normale, kaust Du ordentlich ?
Bier, wenn sonst nichts degegen spricht, in Maßen genossen ist nichts von Übel.
Nun wünsche ich Dir weiterhin, alles Gute.
von Häslein » 09.07.2012, 08:23
Hallo Karl Prall,
im Stoma Forum!
Vorweg: Ich persönlich halte ein Zeitfenster von ingesamt drei Monaten für äußerst optimistisch, aber es gibt nix, was es nicht gibt.
Soll die Fistel "zugenäht" werden und danch die Rückverlegung erfolgen
Wenn der Fistelgang so groß war, dass dadurch eine Darmperforation verursacht wurde, bin ich mir unsicher, ob es mit einer Naht getan ist.
Wo geht denn die Fistel hin, in welche Richtung fistelt es, vom Enddarm aus gesehen?
Warum entstand die Fistel? Besteht eine Darmerkrankung?
Filter sollten nicht stinken, passiert mir nie. Ggf. andern Hersteller versuchen. Von welchem Hersteller ist Deine Versorgung?
Das Problem, dass ein Filter nicht wirklich 24 h filtert und es zu Luftkissenbildung kommt, ist leider bis heute nicht gelöst. Sobald ein Filter von Stuhl durchtränkt wird, was bei einem Ileostoma mit wässrigen bis breiigen Ausscheidungen vor allem im Liegen kaum zu vermeiden ist, streiken meist alle Filter.
Ein einteiliges System wird normalerweise alle 24 h gewechselt. Du könnest versuchen, auf ein zweiteiliges Modell zu wechseln: Hier bleibt die Basisplatte länger ( mehrere Tage ) am Bauch und die Ausstreifbeutel werden alle 12 h gewechselt. Somit hättest Du zur Nacht einen frischen Filter.
Es gibt auch bestimmte Kapseln, die man in den Beutel geben kann; diese verwandeln den flüssigen Stuhl in ein lehmartiges Etwas.
Wenn Deine Stuhlkonsistenz sehr dünn ist, könntest Du Nachtbeutel verwenden: Es gibt Systeme, die man an den Beutel anschließen kann und dann wird der flüssige Stuhl mit einer Drainage in einen größeren Beutel, den man am Bett fixieren kann, weitergeleitet.
Oder: Du verwendest zweiteilige Systeme und zur Nacht einen Maxi Beutel und / oder ißt abens weniger... ernsthaft: Du kannst Deine Stuhlkonsistenz durch Nahrung beeinflussen und wenn Du vorm zu Bett gehen 3 h nix mehr ißt, hilft es oft gut.
Es ist normal, dass es jetzt noch zwickt, die OP war ja erst vor Kurzem...
Trotzdem solltest Du mit dem Doc sprechen und es im Bedarfsfall anschauen lassen.
Essen allgemein: Dort, wo es zuläuft, muss es auch wieder ablaufen. Fettiges Essen wirkt oft abführend, Bier auch, aber nicht bei Jedem.
Grundsätzlich musst Du für Dich herausfinden, was Dir gut tut und was nicht. Erfahrungsgemäß dicken Kartoffeln, Nudeln, Kekse, Zwieback usw. eher ein, fettige Speisen wirken oft gegenteilig.
Wichtig ist, dass Du genug trinkst. Die Urinmenge sollte mindestens 1 l pro Tag sein.
Mit faserhaltigen Speisen wäre ich am Anfang vorsichtig. Hier kann es zu Blockaden kommen... Das sind keine Paragraphen, eher Erfahrungswerte; trotzdem ist jeder Darm anders.
Mir hat ein Ernährungstabebuch geholfen: Ein Block und ein Stift reichen aus... dann einfach notieren, wann man was gegessen und getrunken hat und wie es sich auswirkt.
Viele Stomaträger haben gerade am Anfang Probleme mit Kohlensäure.
Ansonsten würde ich essen, worauf ich Lust habe; der Körper weiß gut, was er braucht.
LG, Häslein
von kleine leuchtende Blume » 09.07.2012, 16:44
Hallo Karl
HERZLICH WILLKOMMEN |
von haida » 09.07.2012, 17:17
Hallo Karl,
Herzlich wilkommen,
ich persönlich benutze Zweiteiler mit Ausstreifbeutel. Den leere ich mehrmals am Tag (nach Bedarf)aus. Beutelwechsel immer morgens, Platte 2x wöchentlich. Meistens esse ich bis 18 Uhr(schon immer), morgen ist der Beutel zwar voll, aber kein Problem.
Was das Essen betrifft - was man verträgt, ist auch bei jedem unterschiedlich. Aber so große Einschränkung habe ich nicht. Sehr gut kauen ist wichtig.
Training schadet nie.
haida
von zwerg » 09.07.2012, 20:45
Hallo Karl, möchte dir auch herzlich sagen.
Hast ja schon viele hilfreiche Tipps bekommen und ich kann diese nur bestätigen.
Die meisten Fragen tauchen ja eh im Alltag auf und hier ist (fast) immer jemand, der dir helfen kann.
von Karl Prall » 12.07.2012, 12:22
Erstmal Danke für die Antworten.
Ist es eigentlich normal, dass ich nun nach 3 Wochen plötzlich auch Stuhlgang verspüre bzw. sogar etwas ( Bröckchen ) kommt ?
Ich dachte eigentlich, der Enddarm wäre beruhigt........
Hallo Karl,
das hatte ich auch und bin hier im Forum beruhigt worden. Außerdem war ich Montag beim Arzt und die Rektoskopie hat keine defekte Stelle gezeigt. Das war ja meine schlimmste Befürchtung.
Dein Darm arbeitet trotz allem normal weiter und das was rauskommt sind Schleimabsonderungen und die können von weiß bis leicht bräunlich aussehen. Mir hat man die wöchentliche Durchführung eines Einlaufs empfohlen. Den habe ich gestern gemacht und gestaunt was da so abging.
Und was man damit auch feststellt (auch Hinweis von Christian): ob der Schleißmuskel arbeitet.
Gruß billy64
von olli72 » 12.07.2012, 13:37
Hallo Karl!
Herzlich Willkommen im Känguruland!
Die "Bröckchen" habe ich auch. Kaum der Rede wert, aber sie sind normal. Dein Dickdarm arbeitet ja trotz allem weiter, wenn auch nur auf Sparflamme. Er bildet eine Schleimhaut und sondert Teile davon mit dem Stuhl ab. Das fällt normal nicht auf, da der Schleim sich mit dem Stuhl mischt, aber da du ja momentan keinen Stuhl im Dickdarm hast, kommt eben nur Schleim.
Ich trage zwar ein Colostoma, aber Tüte ist Tüte...
Ein Zeitraum für dein Stoma sollte eigentlich im Arztbrief empfohlen sein. Pi x Daumen sind 3- max.6 Monate ein realistischer Zeitraum.
Ob du in diesem Zeitraum arbeiten kannst, hängt natürlich ein wenig von deinem Job bzw, deiner Tätigkeit ab.
Malochst du auf dem Bau und musst schwer heben oder in Zwangslagen arbeiten (als Schweißer z.B.), kannst du dir das Arbeiten mit dem Stoma abschminken.
Ich bin z.B. Metallbauer, arbeite im Stahlbau und langweile mich seit Februar mehr oder weniger, da ich nicht arbeiten darf.
Körperlich leichte Arbeit hingegen sollte machbar sein.
Schone dich und vor allem deinen Körper erstmal und komm wieder richtig auf die Beine. Genieß deine AHB/Reha und dann schaust du weiter.
Gruß aus Hannover,
Olaf
von Karl Prall » 13.07.2012, 10:17
So mittlerweile habe ich mich an das Teil gewöhnt und es macht kaum Probleme.
Ein Beutel ist mir nach Wechsel mal undicht geworden ( Klebeproblem ) aber ich habe es schnell gemerkt.
Konnte sogar mehrere Stunden Auto fahren ( mit Beutelpausen ) und habe jetzt auch eine Stomabandage/ Gürtel.
Nicht schlecht das Teil.
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