von Grignano » 12.09.2012, 20:59
Hallo,
meine Ehefrau hat vor einer Woche ein Dünndarmstoma bekommen.
Sie bekommt zurzeit parenterale Ernährung und mag - beim besten Willen - dieses Pektinpulver nicht und ist jetzt auch noch nicht in der Lage, drei Äpfel zu essen, so dass die Ärzte Opiumtropfen verordnet haben (ich glaube, 3x pro Tag 8 Tropfen, die Menge wird langsam gesteigert), damit der Stuhl fest wird.
- Ist das die einzige Möglichkeit ?
- Auf eine wie lange Zeit der Einnahme dieser Opiumtropfen müssen wir uns einstellen ?
von Skyfire » 12.09.2012, 21:52
Hallo Grigano,
ein Dünndarmstoma fördert "NUR" flüssige bis maximal breiige Ausscheidungen!!!
Warum Pektinpulver? Wofür Opiumtropfen?
Also bei einem ganz normalen Dünndarmstoma sind flüssigere Stuhlgänge recht normal, oder hat deine Frau ein Kurzdarmsyndrom das sie Opiumtropfen verordnet bekommt?
Wäre nett wenn man auch was von der Grunderkrankung erfahren könnte, um spezifischer drauf Antworten zu können.
Übrigens, ich konnte nach einer Woche auch keine 3 Äpfel essen, ich hätte garantiert einen ordentlichen Darmverschluss gehabt. Macht mal langsam mit dem Kostaufbau!!
Ich frag mich eh, warum man Äpfel essen soll, während man Parenteral ernährt wird???
von Häslein » 13.09.2012, 01:08
Hallo Grignano,
Willkommen im Stoma Forum!
Wenn Dich die medikamentöse Therapie Deiner Frau verunsichert, empfiehlt es sich, ( nochmals ) das Gespräch mit dem Arzt zu suchen. Er wird Dir sicher erklären, warum Deine Frau die Arznei braucht. Vereinbare am besten einen Gesprächstermin, zu dem Du Dir Deine Fragen notieren kannst. Diese Notizen kannst Du mit zum Termin nehmen, so vergisst Du nicht, was Du alles wissen möchtest.
Es ist völlig normal, dass die Stuhlkonsistenz so kurz nach einer OP noch sehr wässrig ist. Das spielt sich oft mit der Zeit ein; der Dünndarm muss erst lernen, vermehrt Wasser aufzunehmen, früher hat der Dickdarm das zum größten Teil getan. Da der jetzt entweder ausgeschaltet oder entfernt wurde, entsteht eine Art "Überbrückungsphase". Ein Dünndarm kann mit der Zeit lernen, die Funktion des Dickdarms zum Teil zu übernehmen.
Wenn sehr hohe Flüssigkeitsverluste durch das Dünndarmstoma entstehen, kann man dem auch mit verschiedenen Mitteln etwas entgegenwirken.
Offensichtlich besteht bei Deiner Frau zur Zeit hier eben ein gewisser Bedarf. Machst Du Dir wegen der Opiumtinktur Sorgen?
Falls dem so wäre, ist es zunächst gar nicht nötig. Die Opiumtinktur soll für eine Verlangsamung der Darmbewegung sorgen. Es ist ein uraltes und gut erforschtes Medikament. Eine Abhängigkeit ist so schnell nicht zu befürchten.
Zur parenteralen Ernährung wird optimalerweise immer etwas zum Essen und Trinken angeboten, damit die - äußerst wichtigen - Dünndarmzotten keinen Schaden nehmen. Wenn man zusätzlich etwas essen darf, ist es also nicht schlecht, sondern viel besser als gar keine Nahrungsaufnahme.
Geriebener Apfel enthält Pektin. Das legt sich wie ein Schutzfilm über die Darmschleimhaut und hilft öfter bei wässrigem Stuhl, aber nicht immer.
Du fragst nach Alternativen zur Opiumtintur: Das könnte Quantalan sein, oder Lipocol... Diese Mittel binden die Gallensäure, die sehr häufig für die hohe Ausscheidungsmenge mit verantwortlich ist. Gerade nach frischen Darmops, die mit Entfernung der Ileocoecalklappe erfolgen, verliert der Darm viel Gallensäure, weil der Dünndarm sie ( noch ) nicht wieder aufnehmen kann.
Zusätzlich wird oft ein Mittel zur Reduktion der Magensäure gegeben, was auch hilft. Das bekommt Deine Frau vermutlich bereits.
Die parenterale Ernährung wird gewöhnlich so lange dazu gegeben, bis Deine Frau in ausreichender Menge selbst essen und trinken kann; natürlich unter der Voraussetzung, dass der Darm auch etwas aufnehmen kann.
Trotzdem kann es notwendig sein, noch zusätzlich Opiumtinkur zu geben.
Wie lange sie die Opiumtinktur braucht, kann man hier im Forum überhaupt nicht sagen. Sicher so lange wie nötig und so kurz wie möglich. Opiumtinktur wirkt auch lange nicht bei Jedem gleich... ich kenne recht viele Menschen, die ohne Dickdarm gar keine Wirkung der Tinktur spüren.
8 Trpf. pro Gabe ist eher wenig... die individuell wirksame Dosis muss erst gefunden werden.
Nehmt Euch noch etwas Zeit; die Chance ist recht groß, dass sich die Verdauung wieder einpendelt. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, den Stuhl etwas einzudicken, dafür ist es aber noch zu früh.
Abhängig wird Deine Frau keinesfalls schnell, dazu müsste sie das Mittel sehr lange in hoher Dosis nehmen. Ich selbst habe auch immer Opiumtropfen nach Darmops bekommen, nur wirken die bei mir gar nicht.
Wenn ein Kurzdarmsyndrom vorliegen sollte, muss die Langzeittherapie auch entsprechend geplant werden.
Was meinst Du mit den 3 Äpfeln am Tag? Soll sie die gerieben essen? Das kann ich mir schon vorstellen. Wenn sie das nicht will oder kann, geht es halt nicht.
Was ißt und trinkt Deine Frau zur Zeit in der Klinik?
Wie in der ersten Antwort oben gefragt wurde, wäre es hilfreich, den Grund der Op zu wissen.
Allgemeine Anmerkung: Früher wurde gelehrt, nach Darmoperationen sehr langsam mit dem Kostaufbau zu beginnen. Das wird heute etwas anders betrachtet: Man hat herausgefunden, dass ein recht zügiger Kostaufbau für den Darm besser ist. Bei Bedarf kann auf die entsprechenden Quellen hingewiesen werden.
Meine Antwort wurde jetzt recht lang, obwohl ich mich schon kurz gefasst habe. Das Thema ist sehr komplex... Du bekommst bestimmt noch mehr Infos.
LG, Häslein
von Hanna70 » 13.09.2012, 02:31
Hallo Grignano,
ich habe ein Kurzdarmsyndrom und ein Colostoma. Zwei Jahre lang hatte ich bis zu 30 Leerungen des Beutels mit ausschließlich flüssigem Stuhl.
Als mir die Opiumtropfen angeboten wurden, war ich auch erst sehr skeptisch, aber die Lebensqualität war so besch...eiden, dass ich dann doch zugestimmt habe. Ich habe von 3 x 5 auf 3 x 30 Tropfen gesteigert und konnte so die Leerungen auf 15/Tag reduzieren. Das ist zwar immer noch viel, aber eben doch besser als 30 mal. Und ab und zu wird der Stuhl nun sogar auch dünnbreiig.
Ich habe mich auf die lebenslange Einnahme eingestellt. Aber es gibt auch Patienten, die das Opium wieder abgesetzt haben.
Von Gewöhnung oder gar Abhängigkeit habe ich nichts bemerkt. Es kann durchaus passieren, dass ich die Tropfen auch mal vergesse. Habe deshalb keine Entzugserscheinungen!
Trotzdem würde ich so schnell nach der OP noch nicht mit so schweren Geschützen auffahren. Gebt Euch noch etwas Zeit und beobachtet erst einmal, ob und wie sich die Verdauung einspielt.
Geriebener Apfel wurde mir in der AHB auch verpasst. Mir hat das nichts gebracht, mal ganz abgesehen davon, dass ich geriebene Äpfel überhaupt nicht mag.
Aber wie meine Vorgängerinnen schreiben, es wäre gut, wenn Du über Grunderkrankung und durchgeführte OP etwas genauer schreiben würdest.
Liebe Grüße
Rosi
Ach ja,
Herzlich Willkommen |
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ein Dünndarmstoma fördert "NUR" flüssige bis maximal breiige Ausscheidungen!!! [/quote]
Hallo Grigano,
herzlich willkommen im Forum. Die vorherigen Postings waren sehr ausführlich und so viel kann ich auf Grund meiner Vorgeschichte nicht beitragen. Ich wollte nur mitteilen, dass mein Ileostoma sehr sehr selten flüssige Ausscheidungen produziert. Bei mir ist es überwiegend sehr fest. Nach der OP bekam ich den ersten Tag nur Wasser, dann Süppchen und an Tag 3 begann die "normale" Ernährung und damit wurde der Stuhl auch sofort fester. Manchmal habe ich das Gefühl ich bin damit die absolute Ausnahme.
Die Geschichte deiner Frau ist komplexer und das tut mir sehr leid. Aber vielleicht macht es euch Mut das ihr einfach etwas Geduld haben müßt.
Alle guten Wünsche... billy64
von Grignano » 13.09.2012, 10:12
Hallo,
vielen Dank für die bisherigen Antworten.
Meine Ehefrau hat leider Bauchspeicheldrüsenkrebs, die Diagnose war am 23. Juli 2009.
Die Peritonealkarzinose ist teilweise in den Dickdarm gewachsen, deshalb war die OP erforderlich.
Meine Ehefrau fängt jetzt langsam wieder an zu essen und Wasser zu trinken.
Ich meinte: drei geriebene Äpfel.
von Annika82 » 13.09.2012, 11:05
Hallo, habe es damals (noch zu Colitis Zeiten) auch mit Opiumtropfen versucht...
Ergebnis: schmecken furchtbar und haben nix gebracht
Habe auch ein Dünndarmstoma... ist halt nix mehr mit festem Stuhl... maximal breiig (je nach Nahrung).
Liebe Grüße
annika
von beate05 » 13.09.2012, 11:21
Hallo!
Ich nehme zur Zeit die Opium Tropfen.
3 x 30 Tropfen in Wasser verdünnt...
Schmecken wiederlich... Und helfen
Nur ganz wenig... Aber helfen halt dich irgendwie...
Wünsche alles gute!
Vg
von Hanna70 » 13.09.2012, 11:21
Hallo Grignano,
die Diagnose Deiner Frau tut mir sehr leid. In diesem Fall würde ich nicht abwarten und auf den Vorschlag der Ärzte sofort eingehen. Die Opiumtropfen werden ihre Lebensqualität bestimmt verbessern. Ich wünsche es ihr sehr.
Es kann sein, dass sie am Anfang etwas müde wird, aber das vergeht, wenn der Körper sich daran gewöhnt hat.
Ich wünsche Euch alles Gute und viel Kraft!
Liebe Grüße von
Rosi
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