von Mauli » 11.01.2012, 13:40
Hallo,
ich muss mich wohl oder Übel damit auseinandersetzen dass mein Dickdarm ganz entfernt werden muss, da mein Crohn dort trotz bereits vorhandenem Ileostoma weiter wütet. Ich habe z.T. starke Schleim und Blutabsonderungen aus meinem still gelegten Darm die mir das Leben schwer machen, da meine Kontinenz so wieder dahin ist... Außerdem bilden sich Stenosen im Dickdarm, so dass er nun nicht gespielgelt werden kann, ohne dass man zunächst zwei Stenosen beseitigen müsste.
Nun wurden mir zwei unterschiedliche Verfahren offenbart:
1) Kolektomie mit kompletter Entfernung des Schließmuskels und meiner fadendrainierten Analfistel
2) Kolektomie mit erhalt des Schließmuskels / Afters, aber trotzdem vollständiger Entfernung der Mucosa und ebenfalls Entfernung der Fistel. Dabei soll der Raum des Afters durch einen Teil der Bauchfettschürze ausgefüllt und abgedichtet werden.
Wie wurde bei Euch vorgegangen? Wer hat Erfahrung mit dem zweiten vorgeschlagenen Verfahren gemacht? Ich tendiere eher dazu mich für die zweite Variante zu entscheiden, da ich auf eine große offene Wunde, die aus dem ersten Verfahren resultiert und meist sehr lange zum Zuheilen braucht, nicht so scharf bin.
Mit dem Ileostoma habe ich mich ja bereits abgefunden und komme auch ganz gut damit klar. Trotzdem habe ich vor der Kolektomie Angst, da meine Körperstatur nicht sonderlich kräftigt ist (BMI 17) und mein Körper praktisch keine Reserven übrig hat.
Freue mich auf Rückmeldungen von Euch.
Mauli
von Häslein » 11.01.2012, 17:36
Lieber Mauli,
ich habe einige ältere Threads von Dir gelesen und erkenne meinen Verlauf in Teilen wieder.
Ich wurde zuerst nach Vatiante II operiert, aber leider hatte ich riesige Probleme mit dem Rektumstumpf ( Hartmannstumpf ), es siffte unaufhörlich daraus, auch blutig und eitrig. Auch ich die Fisteln waren nicht zu beeindrucken.
Nach langer Leidenszeit wurde der Enddarmstumpf entnommen. Dies bedeutete wieder einmal eine große OP mit großem Bauchschnitt.
Minimal - invasiv wäre aufgrund vieler Verwachsungen nicht möglich gewesen.
Eben diese Verwachsungen machten allerdings auch diese OP so schwierig und ich wäre fast daran...
ICH würde Variante I wählen. Du bekommst sonst kaum Ruhe in die Fistelgeschichte. Bedenke auch, dass die Fistel vom Enddarm durch den Schließmuskel läuft.
In diesem Fall ist eine kontinenz - erhaltende OP recht schwierig, die Rezidivrate bei Crohn und Deinem Verlauf hoch.
Wenn die Fistel zusammen mit dem Rektum entfernt wird, kann man keine Naht machen. Aber:
Man kann mit der VAC - Therapie ( Vakuum Pumpe ) eine schnelle, saubere Wundheilung erreichen. Dann hast Du auch kaum Schmerzen.
Ohne Verwachsungen wird es nicht gehen. Wenn Du nochmals wegen Enddarm- Problemen operiert werden musst, was vorher niemand ausschließen oder bestätigen kann, ist die OP schwieriger.
Mit Variante II kaufst Du die Katze im Sack. Niemand kann vorhersagen, wie sich der Hartmannstumpf verhält. Wenn er öfter entzündet ist, steigt auch das Krebsrisiko.
Ich würde - rückblickend - Nägel mit Köpfen machen.
Es gibt aber auch andere Beispiele: Meli hier im Forum hat keine Probleme mit Enddarm oder Fisteln mehr.
Die Wahl ist nicht leicht und hinterher ist man immer schlauer.
Ein absolutes Richtig oder Falsch gibt es hier nicht. Es kommen bestimmt noch weitere Meinungen. Sprich nochmals mit Deinem Chirurgen oder hole eine weitere Arztmeinung ein.
Ich selbst erhalte inzwischen Humira; und zwar nicht, um etwas zu verbessern, sondern um den Status quo zu erhalten.
Lieber Mauli, ich bin gerne bereit, mich auch via PN oder telefon. auszutauschen.
Häslein
von kleine leuchtende Blume » 11.01.2012, 18:34
Hallo Mauli,
Bei mir wurde dieses Jahr eine Proktokolektomie mit Stoma-Umbau von doppelläufig auf endständig gemacht.
Also mein Dickdarm inkl. Po-Loch ist vollständig entfernt worden, der Schließmuskel (kein Stumpf!) ist dringeblieben.
Die Fistel wurde nicht saniert, da sie bereits unter Loop-Stoma abgeheilt war.
Die OP wurde teils laparoskopisch teils übern Bauchschnitt gemacht, da ich bereits ein Stoma hatte
und der Teil dahinter laparoskopisch nicht einsehbar ist.
Ich denke das wird bei dir auch mit Bauchschnitt gemacht, dann musst du ein paar Tage ITS
bestimmt in Kauf nehmen, dass zehrt natürlich an den Kräften, weil nicht aufstehen können und kein Futter kriegen.
Ansonsten ist bei mir selber alles problemlos und schnell zugeheilt.
Das Loch am Po war nach 3 Monaten komplett zu und ich konnte wieder arbeiten gehen.
Aber mit der Wundheilung ist es bei jedem anders, wie du sicher weißt. Bei dem einen gehts schneller bei dem anderen langsamer.
Ich würde an deiner Stelle auch eher zu der Variante ohne Stumpf tendieren, denn wenn der Chrohn trotz Stoma so stark wütet,
ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dann im Stumpf festsetzt recht hoch
und was nützt es dir wenn dann wieder geschnibbelt werden muss? Quasi alles stückchenweise.
Aber wie Häsi schon sagt: alles kann, nichts muss.
Kleine leuchtende Blume
von Mauli » 11.01.2012, 21:54
Hallo,
danke Euch beiden erstmal.
Bei Variante II ist nicht vorgesehen, dass ein Hartmannstumpf bestehen bleibt, so wurde es mir jedenfalls versichert. Der Dickdarm wird vollständig entfernt, aber der Schließmuskel bleibt erhalten und soll beidseitig durchgeschnitten werden. Die Analfistel wird bis zum Schließmuskel gespalten. In wie weit der After / Po nun genau davon betroffen ist weiß ich nicht. Könnte also sein, dass die OP ähnlich dem Vorgehen wie bei kleine leuchtende Blume ausgeführt werden würde. Mein Stoma muss auch von doppelläufig auf endständig "umgebaut" werden.
Grüße
Mauli
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