von nutella » 16.12.2011, 08:58
Hallo liebe Forengemeinde,
ich habe mich hier heute morgen spontan angemeldet, da ich Informationen, Hilfestellung o. ä. von Menschen benötige, die sich als Betroffene einfach besser mit Stomata (stimmt das...?) auskennen.
Ich bitte es mir nachzusehen, wenn ich mit den Begrifflichkeiten noch nicht so vertraut bin...
Zum Problem:
mein Vater hat vor zweieinhalb Wochen ein Dünndarmstoma bekommen. Seit zwei Wochen ist er wieder zu Hause, und zunächst (also eigentlich bis gestern!!!) war die Pflege und Versorgung kein Problem.
Gestern morgen wechselte die Grundplatte, und das Stoma hielt auch gut über den Tag. Am Abend wollten wir eine Schulveranstaltung meiner Tochter besuchen, als mein Vater feststellte, dass die Platte undicht ist. Also wechselte mein Papa; es kam, wie es wahrscheinlich häufiger kommt: der Darm war gerade aktiv, und mein Vater war mit auffangen, Haut trocknen usw. sehr beschäftigt. Erstmals berichtete er, dass es beim abwischen des Sekrets brennen würde. Irgendwann hatte er es im Griff, und wir fuhren meiner Familie hinterher.
Zwei Stunden später während der Aufführung begann es wieder zu "suppen", also abgebrochen, nach Hause gefahren.
Normalerweise versorgt mein Vater sich selber, diesmal durfte ich helfen, da es ja auch darum ging, schnell, sicher und trocken zu versorgen.
Die Haut war bereits gerötet, und man konnte schon erkennen, dass sich das, was ich als Windeldermatitis von meinen Kindern kenne, entwickelt.
Also versorgt, um dann eine halbe Stunde später wieder festzustellen, dass es nicht dicht ist!!! Daraufhin hat mein Mann meinen Vater in die Notaufnahme gebracht, denn wenn schon so kurzer Kontakt mit dem Dünndarmsekret solche Auswirkungen hat, dann will ich lieber gar nicht wissen, was es in ein paar Stunden anstellen kann.
Dort wurde er versorgt, er bekam eine erneute Aufklärung usw. usf.
Zuerst sah es ganz gut versorgt aus, aber über Nacht hat sich die gesamte Klebefläche der Grundplatte wieder vollgesogen. Diese Stellen sind nun richtig gereizt, wir warten nun auf die Öffnung des Sanitätshauses, das meinen Vater betreut.
Unsere Theorie: durch die erste undichte Versorgung war die Haut bereits so gereizt, dass die weitere Versorgung nicht richtig gehalten hat... weil die Haut immer gereizter wurde. Eine Kleberunverträglichkeit schließe ich eigentlich aus, da es ja nun über zwei Wochen o. P. funktioniert hat.
Gibt es noch weitere Alternativen?
Wie kann man der Haut die Chance geben, sich zu erholen? Da muss ja die Platte wieder drauf geklebt werden (nach zwei Stunden ohne Platte (mit inaktivem Darm, der nur "zugehalten" wurde) hat mein Vater jetzt wieder die Platte gesetzt, allerdings klagt er schon über starkes Brennen... )
Habt ihr irgendwelche Tipps für uns?
von Skyfire » 16.12.2011, 09:58
Hallo Nutella,
willkommen erst mal hier im Forum.
Hier ist nun erst mal schnelle Hilfe gefordert.
Ist das Stoma prominent? So hilft hier nur eine Plane Platte
Prominent heißt, das es aus dem Bauch ein wenig absticht, circa 1 cm aufwärts. Es liegt also überhalb des Bauches.
Zur Entzündung: Chiron Creme dünn auftragen, notfalls einen Varihesive Hydrokolloidverband nutzen, damit die Haut geschützt wird.
Stomaplatte wirklich passgenau ausschneiden und das Hydrokolloidverbandsmaterial ebenfalls passgenau ausschneiden.
Bitte bei der Versorgung nicht nervös werden.
Am besten einen kleinen Müllbeutel ins Waschbecken legen, und im stehen versorgen indem man sich direkt ans Waschbecken stellt, so können die Ausscheidungen ruhig rauslaufen, wärend dein Vater sich in Ruhe versorgen kann.
Die Materialien die er benötigt zur Versorgung vorher zuschneiden und am Waschbecken bereit halten.
Zusätzlich zum besseren Halt der Platte einen Gürtel nutzen der an der Platte befestigt werden kann.
Die Platte wärend der Säuberung am besten aufwärmen zwischen den Beinen (so wird sie ein wenig flexibler und haftet besser an der Haut, oder kurz zuvor mit einem Fön anwärmen, nicht aufheizen )
Sollte dein Vater ein Stoma haben was nicht prominent ist, also auf oder unter Hautniveau liegen, so empfehle ich eine leicht konvexe Platte oder eine konvexe Platte.
Zusätzlich habe ich in meiner Ileozeit einen Hautschutzring genutzt den man direkt an der Öffnung des Stomaplatte anlegt. Die dichtet zusätzlich ab. Gibts von Stomocur oder auch von Coloplast.
Bei weiteren Fragen .. Fragen Fragen Fragen. Hier ist immer jemand der gerade online ist und weiterhelfen kann
Deinem Vater allzeit guten Halt bei der Versorgung und das seine Haut ganz schnell wieder abheilt und wie ein "normaler" Babypopo aussieht.
Bitte auch keine reizenden Sachen zum säubern der Haut anwenden, auch keine Feuchttücher. Bitte nur Kompressen mit lauwarmen Wasser verwenden. Und ganz langsam die Platte mit den Kompressen von der Haut lösen (am besten auch ohne Pflasterlöser!!)
von kochmax » 16.12.2011, 10:24
Moin,
Ferndiagnose ist ein schwieriges Geschäft!
Skyfire hat schon das wichtigste geschrieben.
Was mir noch einfällt, habt ihr eine Stoma-Beraterin, die normalerweise der Versorger stellt? Anrufen!
Warum hat es 14 Tage gehalten und jetzt nicht?
Hat sich was in der Vorgehensweise geändert? Waschlotionen oder ahnliches genommen?
Nimmt dein Vater eine Stomapaste, die ringförmig um den wirklich passenden Ausschnitt in der Platte aufgetragen wird?
Vielleicht von der Stoma-Beraterin einige Hautschutzringe geben lassen, vielleicht mit Hausbesuch zu den ersten Anwendungen.
Dabei gleich Chironsalbe geben lassen, ganz dünn auftragen, antrocknen lassen und mit einer Kompresse nochmal abreiben.
Sitzt die Hose richtig? Wird die Platte vom Hosenbund "abgeschert"?
Ach, es gibt so viele Möglichkeiten und aller Anfang ist schwer.
Einen Gruß an den Herrn Papa und er soll die Ohren steif halten, es wird schon!
Gruß
max
von nutella » 16.12.2011, 10:42
Ich danke euch, für die raschen Antworten.
Mittlerweile hat mein Vater auch mit seiner Stomaberaterin gesprochen, sie wird uns heute gegen Mittag besuchen.
Zu den Fragen:
ja, es ist ein prominentes Stoma. Die Beraterin wird einen "Adapter" mit Hautschutzdings mitbringen (ist bereits im Außendienst und hat nicht das gesamte Programm dabei).
Wir haben auch schon überlegt, was anders ist. Uns fällt nichts ein.... Mein Vater benutzt keine Waschlotion, das mochte er noch nie, ist ihm zu "schmierig". Ordinäre Seife... das dürfte doch nix machen, oder?
Das Stoma ist ziemlich weit oben, so dass die Hose an der Platte nicht reibt. Den Beutel könnte er am unteren Ende noch in der Hose "verstauen", je nach Hose tut er das dann auch.
Er verwendet Stomapaste, und ich glaube, er verwendet sie auch richtig. Ich war bei der Einführung durch den Stomapfleger des KH nicht dabei, da hatte mein Vater genug mit sich und der veränderten Situation zu tun, wollte das nicht. (By the way: die Stomapaste is ja irgendwie schon ääähhh, wenn die angetrocknet ist; erinnert mich irgendwie an Silikon... t´schuldigung!)
Gerötet ist übrigens nicht die Haut um das Stoma, sondern vielmehr die Haut, auf der die Platte geklebt ist. Über Nacht hat sich das Pflaster wohl ordentlich vollgesogen und das reizt nun. Oder vielleicht doch eine Unverträglichkeit des Klebers....?
Ich hoffe, die StomaDame kann helfen. Sind diese Betreuer im Zuge der Sparmaßnahmen eigentlich angehalten, möglichst kostengünstig zu versorgen? Oder steht ausnahmsweise der "Patient" tatsächlich im Vordergrund? (will niemanden zu nahe treten, aber wir wissen ja leider alle, wie und wo gerne gespart wird in unserem System).
Danke für eure Hilfe, wir kriegen das Ding schon geschaukelt!
von Häslein » 16.12.2011, 10:49
Hallo nutella,
Willkommen im Stomaforum!!! |
von Häslein » 16.12.2011, 10:57
Ich schon wieder...
habe nicht gesehen, dass nach Claudia noch Beiträge kamen.. übertippt...
Wenn alles getötet ist, könnte es auch eine Allergie gegen den " Klebstoff" in der Platte sein? Eine Allergie kann sich jederzeit bilden, auch, wenn vorher alles vertragen wurde.
Um welche Versorgung handelt es sich? ( welcher Hersteller )
von temperence » 16.12.2011, 11:05
Hallo Nutella,
willkommen hier im Forum. Ja, das mit den Spuckattacken kennt hier sicher jeder, das ist ne Übungssache Wenn man "sein" Stoma kennt, weiß man auch, wie man wann am Besten wechselt, ich wechsel z.B. Abends und dann geb ich mir Mühe, so ca. 30 Minuten vorher nix zu essen/trinken. Wenn man so planen kann (die meisten Stomata sind auch morgens nach dem Aufstehen friedlich, ist auch eine gute Zeit), ist ja auch alles easy, Dein Vater wird sicher auch ein Profi werden!
Tja, "Notfallversorgung" ist meist ein wenig tricky; wenn das Stoma um sich spuckt, hilft oft nur, während der Beutelvorbereitung (für die man ja auch beide Hände braucht), ein kleines Handtuch, sprich ein Gästetuch, auf das Stoma zu drücken. Klingt sinnig, gerade weil man keine Hand frei hat, ich weiß... Ich krieg das tatsächlich mit dem Unterarm hin, das festzudrücken. Dann am Besten nach dem Wegziehen einmal noch alles säubern - wenn man kann, vielleicht auch ein wenig flacher atmen, und die wie oben so schön beschrieben, angewärmte Platte andrücken, und zwar von unten nach oben aufsetzen, dann ist der nächste Spuck schon eingetütet. Ich habe mich in meiner Anfangszeit nach dem Wechsel meist ein paar Minuten hingelegt, um die Platte andrücken zu können, Hinsetzen kann schon wieder Falten werfen, wie es bei der von Dir beschriebenen Unfallfolge wohl der Fall war.
Dein Vater soll mal drauf achten, ob es immer an der gleichen Stelle durchsifft! Manchmal hat man dort dann Hautfalten, die man speziell dichtmachen muss, entweder mit Ring oder Paste. Die Paste hilft da ganz gut, wie Du schon sagtest, wie Silikon Die Verarbeitung ist auch ähnlich, btw: aufdrücken, und dann Finger anfeuchten und die Masse glatt streichen Klebt umso besser
Also, Dein Vater ist nie allein mit seinen Problemen, die haben wir alle durch - von den Unterläufen, über 5 Wechsel an einem Vormittag bis hin zu Reizungen der Haut und manchmal sogar Verzweiflung... War bei mir so, muss ich gestehen. Und dann kommt nach ein paar Wochen der Tag, an dem hat man es geschafft: es ist die richtige Platte, das richtige Zubehör gefunden, der richtige Rhythmus ist erkannt und plötzlich ist man Profi und hat alles im Griff und kann zur Not mit nem Handy am Ohr im Auto den Beutel wechseln
Alles Gute!
Gruß Lucia
Nachtrag: meiner Erfahrung nach sind die Stomadamen übrigens keineswegs auf Kostenersparnis angesetzt Im Endeffekt sind die Preise bei den meisten Versorgungen ziemlich überein, und das ist wohl wirklich mal was, wo das Patientenwohl doch ganz vorn steht - kann von Kasse zu Kasse sicher im Zubehör variieren, aber nicht in der Grundversorgung, denke ich.
von zwerg » 16.12.2011, 12:10
[quote="Häslein"]
Wenn alles getötet ist, könnte es auch eine Allergie gegen den " Klebstoff" in der Platte sein? Eine Allergie kann sich jederzeit bilden, auch, wenn vorher alles vertragen wurde.
Um welche Versorgung handelt es sich? ( welcher Hersteller )
[/quote]
Kann mich Häslein nur anschließen. Ich hatte das auch, erst ein paar Tage ganz gut vertragen und dann juckte die Haut und wurde auch rot. Hab dann eine andere Versorgung bekommen und seit dem geht´s.
Dein Papa wird sicher ganz bald gut mit seinem Stoma klarkommen, man braucht schon ein paar Wochen um sich an die ganze neue Situation zu gewöhnen.
Und auch wenn mal "Unfälle" passieren , damit ist er auch nicht allein, dass passiert hier sicher jeden mal...das zu wissen hilft glaub ich auch, damit klar zu kommen?!
von rammi » 16.12.2011, 12:54
Hallo nutella,
herzlich willkommen.
Vielleicht könntest Du noch kurz beschreiben, was es heißt die Platte wird undicht. Ich bin mir nicht ganz sicher ob Du meinst, dass Verdauung austritt oder "Sekret" die Platte löst.
Es ist sicher ungewöhnlich, dass Verdauung die gesamte Platte erfasst und unter der gesamten Platte Rötungen verursacht. Da in dem Bereich wo -vermutlich- die Paste aufgetragen ist keine Rötungen auftreten(obwohl doch hier vermutlich als erstes und somit am längsten die Verdauung auf der Haut ist)ist möglicherweise doch eine Allergie die Ursache.
Es gibt Platten die im inneren Bereich und äußeren Bereich eine unterschhiedliche Zusammensetzung haben oder bei denen der äußere Bereich aus Pflaster besteht. Dies könnte ein Grund sein warum es nur außen rot ist.
Es kommt gelegentlich tatssächlich vor, dass aus Kostenbewusstsein nicht unbedingt alle Produkte vorgestellt werden. Aber bei so massiven Problemen mit großflächig wunder nässender Haut habe ich noch nie erlebt, dass StomatherapeutenInnen nicht alles möglich machen um das Problem zu beheben. Euere Stomaberaterin wird Euch heute Mittag hoffentlich schon gut helfen können. Habt ihr jedoch den Eindruck es fluppt nicht so richtig so Frage sie einfach einmal ob nicht die Vorschläge der anderen Sinn machen könnten:
- Vorübergehend Eakine
- AktivCreme(Nur wenn die Haut nicht nässt)
- Cavilon Spray(Nur dort wo die Haut nicht nässt)
- Hydrokolloidplatte (Nimmt deutlich mehr Flüssigkeit auf als Stomaplatten. Es gibt aber auch Stomaplatten mit hohem Hydrokolloidanteil)
- Andere vielleicht nicht brennende Paste
- Platten der vielen anderen Hersteller plan, convex light, convex in unterschiedlichsten Ausprägungen.
Wenn die Stomaanlge an sich gut ist, so sollte das Problem innerhalb einer Woche in den Griff zu kriegen sein.
Lass mal von Deinem Paps hören wie es weiter geht.
Ich drücke die Daumen.
HG
rammi
von Bienchen » 16.12.2011, 13:31
Hallo Nutella,
( hihi, bei diesem Nicknamen bekomme ich unweigerlich Appetit )
Hier wurde ja schon sehr ausführlich alle guten Möglichkeiten geraten, ich wollte nur noch einen kleinen Tipp ergänzen, den ich anwende, mir ging es nämlich schon genauso...
Ich stelle mich dann in die Wanne, löse alle Versorgung und spüle mein Stoma und die Umgebung sehr lange schön sanft ab, das geht auch bei wunder Haut.
Das ist bei mir so eine Art Resett
Danach ist wirklich alles, was die Haftung gefährden könnte weggespült, alle Wundstoffe mit ab, meistens hebt die Platte dann wieder.
( Allergie habe ich allerdings nicht)
Gruß, Bienchen
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