von doro » 11.12.2013, 12:40
Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich Dir, besorgte Tocher, nur versichern,daß die plötzliche Entlassung aus dem Krankenhaus, nicht ungewöhnlich ist.
Auch die Aussage von Dir,
ist leider kein Grund,daß man Deinen Vater im Krankenhaus behalten muss, denn er könnte ja auch z.B. nach einem Beinbruch, durchaus zu Hause gepflegt werden.Oder wie würdet ihr verfahren wollen, wenn Eine Pflege zu Hause möglich ist? Es bliebe, damit er wieder auf die Beine kommt, auch noch die Kurzzeitpflege.Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, daß dieses im Sinne Deines Vaters ist.Ich habe allerdings sofort gesagt, dass das überhaupt nicht gehe, da in die Wohnung und in der Wohnung zum Schlafzimmer Treppen zu überwinden sind. Er kann gerade mal mit Rollator vom Bett im KH-Zimmer bis zur Tür und zurück.
von Waltraud Mayer » 11.12.2013, 15:00
Beutelmännchen wann warst du denn zur AHB als Stomaträger bekommst du immer ein Einzelzimmer, das war vor 13 Jahren schon so...jedem ist auch was anderes in der Reha wichtig. Der eine muß erst körperlich fit werden, der andere braucht einen Stomatherapeuten um zurecht zu kommen, der andere braucht einen Psychologen um alles zu verarbeiten und danach sollte man die Reha auswählen...http://www.ilco.de/adressen-links/rehakliniken.html da findet man Rehakliniken die gut für Stomapatienten sind
@besorgte Tochter Alles Gute für deinen Vater, mit 66 kommt er sicher noch gut mit dem Stoma zurecht, bin genauso alt und lebe schon 13 Jahre mit Beutel am Bauch und das recht gut..
LG Waltraud
Leider hab ich nur die erste Seite gelesen, also paßt der Beitrag nicht ganz....
von Hanna70 » 11.12.2013, 15:17
Besorgte Tochter hat geschrieben:Bis heute hat niemand meinen Vater (und gegebenenfalls auch mich) in die Stomaversorgung eingewiesen (Wie auch bei Papa? Der ist nach wie vor noch immer hin und wieder nicht ganz bei sich und körperlich nicht dazu in der Lage, irgendwas zu wechseln).
von Frusti » 11.12.2013, 19:07
Besorgte Tochter hat geschrieben:Unser Nervenkostüm reißt...
........
Habt ihr solchen Mist auch erlebt? Das deutsche Gesundheitssystem ist echt unglaublich. Kohle fürs Schnippeln und Chemie in die Leute pumpen, keine Kapazitäten für die Pflege und das Gesunden der Patienten!
Das ist sehr gut, denn das haben wir damals eben versäumt gehabt.Besorgte Tochter hat geschrieben:Der Ruf der Einrichtung ist ziemlich gut - auch im Hinblick auf die Stomaversorgung. Ich habe mich mal ein bisschen schlau gemacht.
von Besorgte Tochter » 11.12.2013, 21:00
Und wieder ein Tag vorbei...
Aber zuerst @Doro:
Das mag Alltag in deutschen Krankenhäusern und damit nicht ungewöhnlich sein - SCHLIMM GENUNG!!!
Den Vergleich mit einem Beinbruch kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Ein solcher Patient hat vermutlich keine offene Wunde mit einem neu angelegten künstlichen Ausgang welcher Art auch immer daneben und ist geistig vermutlich voll und ganz in der Lage, sich zu Dingen zu äußern, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen usw.
Meine Absicht war es auch nicht, hier den Sturm der Empörung loszutreten. Der mag in diesem Forum zwar Balsam für meine Seele sein, gehört aber IN DIE ÖFFENTLICHKEIT. Es mutet doch sehr eigenartig an, dass eines der reichsten (oder reicheren) Länder der Welt so mit seinen Kranken umgeht! Aber das ist grundsätzliche Kritik am Gesundheitssystem, das aus meiner Sicht (auch schon vor dem Schicksal meines Vaters) einfach nur kaputt gespart wird, während das Geld in Massen in andere Investitionen geht. Man kann Krankenhäuser für alle nicht privatisieren. Das ist absurd. Das mag mit Kliniken für Schönheitsoperationen oder Kinderwunschkliniken gehen, aber nicht mit "normalen" Krankenhäusern. Da gibt es auch nichts schön zu reden. Da krankt das System.
Aus meiner Sicht kann es auch nicht der Weg sein, zu sagen, das sei eben so. Hier müssten alle auf die Straße.
Menschen entlassen, die wenige Tage später wieder zusammenbrechen, da sie alles andere als fit sind (siehe Frusti)?
Menschen entlassen, damit sie ja zu Hause sterben und die Sterbestatistik des Krankenhauses nicht weiter belasten?
WO SIND WIR DENN?
Aber das ist eine andere Diskussion!
Tja, wie ging es weiter?
Nach heute "nur" einem Beuteldrama habe ich vergeblich versucht, einen Arzt zu sprechen. Mich hat niemand (kein Sozialdienst und logischerweise kein Arzt) kontaktiert. Hätte man also die Absicht, ihn vor der Geriatrie zu entlassen, fände ich das ziemlich dreist.
Morgen werde ich mich also zur Visite einfinden. Dann weiß ich möglicherweise mehr.
Ich bin aber auf jeden Fall der Meinung, dass man sich nicht alles gefallen lassen darf und Dinge wie Fallpauschalen und normales Vorgehen im Krankenhaus stillschweigend akzeptieren muss.
Noch dazu reden wir hier von einem Krankenhaus, welches sich dem christlichen Menschen- und Weltbild verpflichtet fühlt. Daran werde ich gegebenenfalls auch gerne noch mal erinnern.
Wenn das alles nichts nutzt, wird man natürlich eine (kostspielige?) Lösung finden müssen. Das geht aber gewiss auch nicht von jetzt auf gleich. Der Leserbrief in der örtlichen Zeitung ist dem Krankenhaus im Anschluss dann jedenfalls gewiss.
Und ich will nicht eine Sekunde darüber nachdenken, wie Patienten wie mein Vater ohne Angehörige in diesem System GNADENLOS untergehen.
Und ich erzähle euch auch besser nicht, dass kurz vor meinem Weggang mein Vater mal wieder ein Medikament (Antibiotikum) via Infusion bekommen sollte, das eigentlich für den Mann gleichen Nachnamens drei Zimmer weiter bestimmt war. Meinem Vater hätte es vermutlich nichts gemacht außer einer Resistenz, wenn er beim nächsten Mal was braucht. Aber der arme Andere hätte sein Antibiotikum schlicht nicht gehabt.
Fazit: Heute gab es eigentlich nichts Neues, nur ein paar Schlafanzüge weniger zu waschen.
Die Stomaversorgung hat ihm/uns heute jedenfalls niemand beigebracht. Gesprochen hat mit mir keiner. Ich konnte Papa motivieren, ein paar Schritte zu gehen. Er hat einen neuen Zimmernachbarn bekommen, der ihm gut zu tun scheint.
Vermutlich war es ein positiver Tag; ich habe es nur nicht gemerkt.
von Beutelmännchen » 11.12.2013, 21:15
Hallo besorgte Tochter!
Und ich erzähle euch auch besser nicht, dass kurz vor meinem Weggang mein Vater mal wieder ein Medikament (Antibiotikum) via Infusion bekommen sollte, das eigentlich für den Mann gleichen Nachnamens drei Zimmer weiter bestimmt war. Meinem Vater hätte es vermutlich nichts gemacht außer einer Resistenz, wenn er beim nächsten Mal was braucht. Aber der arme Andere hätte sein Antibiotikum schlicht nicht gehabt. [i] Zitat besorgte Tochter
[/i]
Also ich kann dir sagen ich hatte einen septischen Schock und die Resistenzen hätten mir fast das Leben gekostet. So schlimm, wie es für den Patienten ist, der sein Antibiotika nicht bekommt, für deinen Vater könnte eine Resistenz im Notfall schlimme Folgen haben.
Kann dir wieder nur anbieten, bei Fragen zur Stomaversorgung und -wechsel kannst du dich gern per PN an uns wenden, meine Tochter gibt auch gerne Tipps in Sachen Versorgung und Wundversorgung. Sie ist Arzthelferin und hat mich ganz gut wieder her gestellt.
LG, Gerd
von doro » 11.12.2013, 21:37
Hallo besorgte Tochter,
weil Du mich direkt ansprichst, will ich Dir auch gern direkt antworten.
Da ich die Op Deines Vaters nicht unmittelbar mit der Häuslichen Versorgung nach einem Beinbruch verglichen habe, sondern nur die Hilflosigkeit,als Fallbeispiel genannt habe, nämlich hilflos in der bewältigung von z.B.Treppenstufen bei einem momentanen schlechten gesundheitlichem Zustand genannt habe, hoffte ich dieses Beispiel sei klar genug formuliert.
Ich habe lediglich, bei allem Verständnis Eurer Situation, auf das reale Leben aufmerksam machen wollen,denn nur Empörung hilft niemanden.Leider.
Zu Deinem Gedanken
möchte ich folgendes anmerken: Wenn ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen werden soll/ muss, der leider keine häusliche Betreuung nennen kann- der kommt ins Alten und Pflegeheim.Da gibt es überhaupt keine Diskussion und seltsamerweise sind für solche Fälle immer Plätze frei.Und ich will nicht eine Sekunde darüber nachdenken, wie Patienten wie mein Vater ohne Angehörige in diesem System GNADENLOS untergehen.
von Häslein » 11.12.2013, 21:53
Hallo,
den Ärger kann ich nachvollziehen, es ist trotzdem so, wie @doro schrieb.
Es ist auch nicht erst seit der Fallpauschale so, dass eine Entlassung zur Diskussion steht, wenn die medizinische Behandlung in dem Sinne beendet ist, dass es keiner akuten Intervention mehr bedarf und der Allgemeinzustand des Pat zwar gebessert werden kann, dies jedoch den Kriterien einer AHB oder z. B. geriatischen Behandlung bedarf.
Die soziale Indikation wurde auch schon vor 20 Jahren sehr eng gestellt und da gab es noch keine Fallpauschalen. Konkreter: Dies hätte auch vor 20 Jahren so ablaufen können.
Es ist ja noch nichts konkret - Gespräche stehen noch aus. Möglicherweise findet sich eine Lösung, mit der alle zufrieden sind.
Ansprechpartner ist hier immer die Pflegeüberleitung - die gibt es in jedem Krankenhaus, ebenso wie einen Patientenfürsprecher. Der ist neutral und arbeitet ehrenamtlich. Man kann sich an ihn wenden, wenn man glaubt, dass etwas nicht richtig gemacht wird. Er wird als Schlichter fungieren und eine einvernehmliche Lösung suchen.
Ein paar Gedanken zur Fallpauschale:
In Deutschland gibt es trotz den DRGs immer noch eine ausreichend lange, aktumedizinische Behandlung. Es wird niemand entlassen, weil die Verweildauer erreicht ist. So, wie man sich das vorstellen könnte, ist es nicht ganz.
Es gibt nicht DIE festgelegte Verweildauer, nach deren Ablauf immer entlassen wird. Vielmehr gibt es Mindestverweildauer, mittlere und Höchstverweildauer. Unter der MVD wird es weniger Geld geben, beim Erreichen der HVD wird meist eine sog. Einzelfallbewertung erfolgen. D. h., die KK entscheidet mit dem MDK zusammen, nach Aktenlage meist, wie viel Geld zu bezahlen ist und verhandelt es quasi mit der Klinik. Hier sind dann die sog. Nebendiagnosen u. U. erheblich, weil die Klinik dann mehr abrechnen kann. Es muss aber dokumentiert sein!
Warum schreibe ich das? Es soll zeigen, dass es nicht ganz so einfach ist, wie man denken könnte: Es ist also nicht so, dass man nach soundsoviel Tagen entlassen werden muss, weil die Fallpauschale bzw. die DRGs es so bestimmen.
Nach den Schilderungen sehe ich persönlich nicht zwingend eine soziale Indikation, nach der die Klink verpflichtet wäre, den stationären Aufenthalt länger zu gewährleisten. Ganz genau kann ich mich nicht entscheiden, weil naturgemäß Infos fehlen.
Kliniken müssen vor allem beim Kassenpat. ( GKV ) mit spitzem Bleistift rechen. Die soziale Indikation muss der MDK nicht anerkennen und dann geht es um viel Geld, was man verloren hat. Der stationäre Aufenthalt verursacht Kosten in nicht geringem Ausmaß.
Alternativen sind z. B. durch Kurzzeitpflege und ambulantem Dienst gegeben. Da können die Klinik und auch später die KK darauf verweisen.
Edit: Korrektur und Satz eingefügt
LG, Häslein
von Besorgte Tochter » 11.12.2013, 22:37
Wie kann man diese Missstände verteidigen/erklären, ohne empört aufzuschreien?
Bei der sozialen Indikation könnten wir bei den Individuen anfangen, die mitbetroffen sind, und bei der Menschenwürde der Betroffenen selbst aufhören.
Aber wie bereits gesagt: Das ist ein gesellschaftliches bzw. politisches Problem\Thema und hat nichts mehr bzw. nur noch als Rahmen mit der miserablen Stomaversorgung meines Vaters zu tun.
Über die halte ich euch gerne weiter auf dem Laufenden.
Das System ändern wir nicht (?) - allerdings schon gar nicht, wenn wir resignieren und am besten noch Erklärungen dafür suchen (und finden).
von charla » 12.12.2013, 07:24
Hallo Besorgte Tochter!
Da wir alle am System nichts ändern können ...
Es wurde ja schon mehrfach auf Kurzzeitpflege hingewiesen.
Falls das nicht klappt, würde ich mir eine ambulante Pflege - möglichst nahe -
und möglichst bald - suchen, die mindestens 2 x täglich Deinen Vater versorgt.
Das müsste der Arzt eigentlich verordnen können.
Falls nicht, erkundige Dich doch nach den Kosten.
Für 2 - 4 Tage, wie Du schreibst, könnt Ihr es vielleicht selbst zahlen.
Ich wünsche Deinem Vater alles Gute - er kommt bestimmt bald wieder
auf die Beine.
Viele Grüsse
Charla
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