von Besorgte Tochter » 02.12.2013, 21:43
Liebe Community,
mein Name ist Tanja und mein Vater hat vor ca. vier Wochen bei einer Not-OP wegen eines perforierten Darms den Dickdarm komplett entfernt und ein Ileostoma bekommen.
Nach der OP hat sich leider eine Sepsis entwickelt, in Zuge derer man ihn für vier Tage ins künstliche Koma versetzt hat. Zum Glück war die Wahl des erste Antibiotikums wohl erfolgreich, sodass er bald wieder geweckt werden konnte und sich inzwischen auf Normalstation befindet.
Wenn ich die Ärzte richtig verstehe, hat er großes Glück gehabt, die Sepsis zu überleben.
Die Darmgeschichte samt Stoma sei dabei quasi in zweiter Reihe zu sehen.
Ok. Nehme ich zur Kenntnis, bin dankbar für die Lebensrettung, habe jetzt aber trotzdem die ein oder andere Frage, die schon auch mit dem Stoma zusammenhängt.
Er ist körperlich sehr geschwächt. Er soll nach dem Krankenhausaufenthalt (seit Donnerstag liegt er nicht mehr auf der Intensivstation) auf jeden Fall in eine Anschlussheilbehandlung.
Ich stelle mir jetzt die Frage, worauf hier der Schwerpunkt gelegt werden sollte. Wichtig ist doch ganz sicher die Stomaversorgung. Natürlich ist genauso wichtig, dass er wieder auf die Beine kommt. Die Sepsis hat ihn körperlich stark geschwächt.
Habt ihr irgendwelcher Erfahrungen mit dieser Verbindung der Krankheitsbilder?
Welche Anschlussheilbehandlung wäre euer Favorit?
Sehr beunruhigend finde ich, dass er auch nach fast drei Wochen nach dem künstlichen Koma noch immer zweitweise wirres Zeug redet und Dinge sieht, die nicht da sind. Vielleicht was Neurologisches?
Was meint ihr?
von doro » 02.12.2013, 22:04
Hallo besorgte Tochter,
ich finde es nicht ungewöhnlich,wenn Dein Vater geistig noch etwas von der Rolle ist, denn das k.Koma will erst einmal verdaut sein.Ich lag einige Tage länger im Koma, aber da auch nachfolgend noch Medikamente gereicht wurden, dauert es sicherlich noch etwas,bis wieder alles auf Reihe ist.Die AHB ist nur am Rande als Lehrstunde der Stomaversorgung zu sehen, denn mit einer guten Stomaschwester, lernt er den Wechsel der Versorgung recht schnell.Wichtiger ist, daß er soweit zu Kräften kommt, um zu erfahren, auch mit Stoma geht das Leben weiter.
von Hanna70 » 02.12.2013, 22:31
Hallo besorgte Tochter,
Du hast nicht geschrieben, wie alt Dein Vater ist. Auch ein höheres Alter spielt sicher bei der Erholung aus einem Koma eine Rolle. Ihr müsst sicherlich noch etwas Geduld haben.
Natürlich sollte bei der AHB auch eine Stomabetreuung gesichert sein. Das wird bei der Auswahl der Kurklinik ganz bestimmt eine Rolle spielen. Am besten sprecht Ihr einmal mit der Sozialbetreuerin im KH. Sie kann nach Absprache mit den Ärzten zum Zustand Deines Vaters die beste Empfehlung geben.
Nach Stomaanlage und Sepsis hatte ich meine AHB im Rollstuhl absolviert und konnte kaum eine Therapie wahrnehmen. Trotzdem war ich froh, dass ich sie gemacht hatte, weil sie mir über die ersten Wochen hinweggeholfen hat, in denen ich mich selbst nicht hätte versorgen können.
LG Rosi
von Besorgte Tochter » 03.12.2013, 10:25
Liebe Doro, liebe Rosi,
vielen Dank für eure schnellen Antworten.
Mein Papa ist 66 Jahre alt und ohne irgendwelche Vorerkrankungen mit der oben genannte Geschichte quasi "umgefallen". Bestimmt kommt hier aber viel zusammen.
Anfang des Jahres ist meine Mutter im Alter von 62 Jahren nach Herz- und Atemstillstand reanimiert worden, ins KH gekommen und ebenfalls ins künstliche Koma versetzt worden. Sie hat es allerdings nicht geschafft und ist nach 7 Tagen gestorben. Das ist eine Geschichte, an der wir beide noch ganz schön zu knabbern haben. Ich bin das einzige Kind. Für mich war es der blanke Horror, als ich zum anderen Elternteil gerufen wurde, der ebenfalls auf Intensiv im künstlichen Koma lag.
Aber er ist ja zum Glück wieder aufgewacht, und ich möchte jetzt wirklich alles tun, was ich irgendwie beeinflussen kann, um ihn bei der Genesung und dem Umgang mit dem Stoma bestmöglich zu unterstützen.
LG Tanja
von Claudi_W1962 » 03.12.2013, 10:46
Hallo besorgte Tochter, die Krankengeschichte deines Vaters ist ja wirklich nicht ohne. Also ich denke eine AHB tut ihm auf alle Fälle gut. Er wird sicherlich nicht viele Therapien mitmachen können, das ist aber auch nicht so wichtig. Es sind Ärzte und Pflegepersonal vor Ort, die sich rund um die Uhr um deinen Vater kümmern können, besser als zu Hause allein. Dort lernt er auch ganz in Ruhe mit der Stomaversorgung umzugehen.
LG Claudi
von snoopy66 » 03.12.2013, 18:12
Hallo besorgte Tochter,
ach Mensch da kommt ja wirklich einiges zusammen, auch für dich.Das mit deiner Mutter tut mir sehr leid.
Da dein Vater voher noch fit war, denke ich er wird sich wieder erholen, das braucht alles Zeit.
Die AHB wird ihm sicher gut tun, da ist er sicher erst mal gut versorgt und wird da auch den Umgand mit dem Stoma lernen.
Ich glaube die größte Hilfe für deinen Vater ist, wenn du einfach für ihn da bist.Gebt euch beiden Zeit , man braucht einfach eine Weile um sich wieder zu erholen.
Was das Stoma betrifft.Sobald er in der Lage ist, sollte er versuchen, anfangs unter Anleitung natürlich, selbst die Versorgung durchzuführen.
Alles weitere wird sich finden.Und wenn du noch Fragen zum Stoma hast, dann immer raus damit.
Ich hab damals 6 Wochen im Koma gelegen, war auch tagelang neben der Spur, konnte fast nichts mehr, aber ich hab mich erholt das ist jetzt knapp 2 Jahren her und mir gehts mir wieder gut.
Das Stoma ist ein Teil von mir geworden und man kann damit sehr gut leben.
Zusammen schafft ihr das.Ich drück euch ganz fest die Daumen .
LG auch an deinen Vater
snoopy
von Beutelmännchen » 03.12.2013, 22:13
Hey Tanja!
Ich weis wie dir zu Mute ist. Hatte ebenfalls zweimal eine Sepsis, einmal mit septischem Schock, wobei ich sagen muss, ich war zwei Mal dem Herrgott sehr nahe und bin froh, dass ich noch bleiben durfte.
Ich bin von der Intensivstation aus in die AHB, war damals stark keimbelastet und die Regelstation hatte kein Zimmer für mich. Damals wurde ich auf eine Station für Intensiv - Reha verlegt. Das war so eine Art Intensivstation mit Überwachung aber nicht so steril und man konnte auch immer Besuch empfangen.
Nach dem ich 3 Wochen dort bleiben musste, wurde ich auf eine normale Station verlegt und hatte dann auch ein eigenes Zimmer und konnte selbst entscheiden, wann und wie ich was mache. Musste das Laufen wieder neu erlernen, da der Körper durch den Schock sehr schwer geschädigt war.
Um meine Stomageschichte wurde sich zur Kur gekümmert (vom Personal), kann es auch nicht selbst aus gesundheitlichen Gründen.
Zum derzeitigen Zustand deines Vaters: Du hast viel Glück, dass er noch lebt. 60% überleben einen Schock nicht. Ich bin genauso froh, dass ich noch lebe. Durch das hoch infektiöse Blut nehmen die Organe natürlich einen Schaden. Der Körper schafft es zwar sich zu regenerieren, aber es dauert alles sehr lang, da das Immunsystem komplett zerstört wird. Schäden können natürlich bleiben, bei mir haben die Nieren sehr darunter gelitten und ich bin seit dem Herzinsuffizient. Gedächtnislücken und wirre Zustände hatte ich auch die ersten Wochen nach dem Aufwachen (wurde mir von meiner Tochter gesagt), lag 14 Tage im Koma.
Ich drück deinem Vater alle Daumen, dass er wieder auf die Beine kommt. Und wenn du noch fragen hast, dann melde dich einfach hier im Forum oder über PN.
LG, Gerd
von Schiddi » 04.12.2013, 20:16
Liebe Tanja,
ich hatte keine Anschlussheilbehandlung, nach meiner OP mir Sepsis und erneuter Not OP, war ich froh, das ich die Klinik lebend verlassen konnte. Ich wollte nur noch meine Fam. und keine Klinik mehr sehen.
Ich war aber fit beim Versorgungswechsel, denn meine OP war vorab geplant, außerdem hatte ich nach zweimaligen Stomaschwesterwechsel, die Richtige gefunden, die mich heute noch betreut und mir in schwierigen Situationen sehr geholfen hat.
Auch danach hatte ich noch zwei schwere Not OP's, wo ich dachte, diesmal schaffst Du es nicht mehr.
Aber ich lebe, wieder keine Anschlussheilbehandlung, meine große Hilfe und Geborgenheit, hatte ich wieder bei meiner Fam.
Ich wollte keine Reha, mir geht es wieder gut und ich ich wünsche mir, dies noch für eine lange Zeit.
Alles Liebe und Gute für Dich und vorallem für deinen Vater.
LG. Peter
von Beutelmännchen » 04.12.2013, 22:31
Hallo Schiddi
Kann dir sagen, du hast auch nichts verpasst. Ich musste in die AHB - konnte nicht mehr laufen. Es war anstrengend - auf der Intensiv-Reha lag ich in einem 4-Bett-Zimmer (einer hatte nen Augeninfarkt, der andere war Dement und ein Jungspund nach schwerem SHT nach Motorradunfall lag auch noch mit im Zimmer), zwei Fernseher und alle ohne Kopfhörer. Ich kann nur sagen, man wurde da bald blöde. Bin dann auch erst im Kreise meiner Lieben wieder einigermaßen genesen.
Gerd
von doro » 05.12.2013, 16:24
Eine gute AHB zu bekommen, ist wahrscheinlich so wahrscheinlich wie ein sechser im Lotto.
Meine, damals in Mölln, war gut und hat mich wieder auf die Füsse gebracht.Ich glaube nicht, daß ich allein soviel Durchhaltevermögen gezeigt hätte, wie dort.Und ich war dort wirklich platt.
Ich hatte Einzelzimmer und gute Anwendungen, außerdem waren es nur 50 km von meinem Wohnort entfernt, da konnte mich mein Clan, immer schön nach Absprache, zum Wochenende besuchen.
Ich mus aber auch sagen, ein mehrbett- Zimmer halte ich für eine Zumutung und würde es, für eine Reha oder AHB, strikt ablehnen.Diese Jugendherberhszeiten hatte ich vor 100 Jahren, das ist vorbei.Mir reicht ein 3 -Bettzimmer im KH
Dieses nur, weil, eine Anschlussheilbehandlung kann auch richtig gut sein.
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