von Christine1976 » 14.12.2020, 18:44
Hallo, ich hoffe sehr, dass mir hier jemand helfen kann. Meine Mutter hat nach einer schweren Krebs-OP (vor ca. einem Jahr) ein Stoma. Die Ausscheidungen sind fast immer sehr flüssig, sie leidet fürchterlich darunter. Durch das Flüssige löst sich ständig der Beutel. Meine Mutter ist völlig verzweifelt mittlerweile. Ihr wurde gesagt, der Körper gewöhnt sich irgendwann daran, so dass die Verdauung besser wird und die Ausscheidungen nicht mehr so flüssig. Es wird aber eher noch schlimmer. Von Arztseite hört sie nur "da muss man Geduld haben" und ähnliches. Auch die Pflegekräfte können nicht wirklich gute Tipps geben. Woran kann das nur liegen, dass es immer so flüssig ist? Meine Mutter bekommt Wasser plus Olimel täglich. Wenn jemand da Erfahrung hat, wäre ich so dankbar für Hinweise. Viele Grüße
von Christine1976 » 14.12.2020, 18:48
Ach so, das hätte ich vielleicht dazu sagen sollen - Mucofalk hilft überhaupt nicht mehr.
von reinifant » 18.12.2020, 15:46
Habt ihr es mit Brei aus Schmelzflocken (mindestens 3 x am Tag!) plus Bananen oder auch Loperamid versucht? Das sind Dinge, die oft gut helfen und die man gut selbst und einfach anwenden kann. Viele Grüße vom reinifant!
von Christine1976 » 18.12.2020, 16:45
Ich glaube, Loperamid hat meine Mutter schon verschrieben bekommen, und es hilft ihr überhaupt nicht. Aber das mit den Schmelzflocken werde ich ihr mal empfehlen. Vielen lieben Dank erstmal für die Antwort. Jetzt kommt auch noch dazu, dass eine Stelle am Stoma fürchterlich brennt. Schmerzmittel hilft da ebenfalls nicht mehr. Ich habe überlegt, ob man vielleicht nochmal Heilerde zum Entsäuern verwenden könnte. Aber meine Mutter ist da eher misstrauisch und wollte es bisher nicht probieren.
von Trudi » 18.12.2020, 23:12
Hallo Christine!
Ich habe auch ein Stoma wegen Eierstockkrebs! Mistiger Mistmessi der!
Allerdings schon seit 2013 und ich komme gut damit klar. Das tun aber längst nicht alle!
Darf ich fragen, wo deine Mama operiert wurde? Denn gerade bei EK ist der Ort der ersten Operation megawichtig. Die Wahl des falschen Krankenhauses kann sich hier negativ auf die Lebensqualität, ja sogar auf das Überleben auswirken.
Wegen der flüssigen Ausscheidungen plus Schmerzen haben sich Opioide bewährt, z.B. Tinktura Opii.
Bei mir verursacht Morphin Beton, ebenso wie der PARP-Hemner Niraparib und (seeeehr interssant) auch Magnesium (das bei vielen eher Durchfall auslöst.)Redet aber unbedingt mit eurem Arzt darüber!
Alles Gute!
von Christine1976 » 19.12.2020, 21:17
Hallo Trudi, vielen Dank für Deine Antwort! Meine Mutter wurde in der Charité in Berlin operiert. Eigentlich die führenden Spezialisten rund um solche OPs... Man hat allerdings sehr den Eindruck, dass die OPs zwar von absoluten Spezialisten sehr gut durchgeführt werden - danach ist man aber leider mit vielen Dingen sehr allein gelassen. Die haben dort auch eine Kurzdarmsprechstunde, so richtig gute Tipps hat meine Mutter aber leider leider selbst dort nicht bekommen. Ich werde meiner Mutter jetzt auch einen Account einrichten für dieses Forum hier. Ich glaube, der Austausch ist doch für Betroffene sehr wichtig. Dir erstmal alles Gute!! Christine
von Merlina » 19.12.2020, 23:36
Hallo Christine,
Du sprichst von einer Kurzdarmsprechstunde, das läßt mich vermuten, dass Deine Mutter eher ein größeres Stück Darm verloren hat.
Wenn das richtig ist, oder wenn sie speziell das Stück am Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm (OP-Bericht anfordern) verloren hat, kann es sein, dass sie ein Gallensäureverlustsyndrom hat. Die Gallensäuren werden normalerweise vom Darm nach der Ausschüttung wieder aufgenommen. Wenn das nicht funktioniert, kann man sog. chologene Durchfälle bekommen. Das könnte auch zu der brennenden Stelle führen.
Gegen den Gallensäurenverlust gibt es eine Medikament, das die Gallensäuren bindet, z.B. Quantalan/Cholestyramin. Man muss sich wohl an die Dosierung herantasten und es länger ausprobieren.
Ein mitdenkender Arzt wird das wissen bzw. überprüfen und unterstützen, damit das diagnostiziert und ausprobiert werden kann.
Heilerde ist tatsächlich eine gute Idee, sie hilft zwar nicht bei der Eindickung, aber sie bindet Säure und Giftstoffe. Ich habe sehr gute Erfahrung mit den Kapseln (z.B. Von Luvos oder Bullrich aus der Drogerie) gemacht. Heilerde ist zudem total harmlos!
Zu Loperamid: Bedauerlich ist, dass kaum ein Arzt berücksichtigt, dass die Loperamidkapseln oft gar nicht wirken können. Wenn man eine schnelle Darmpassage hat, oder der Darm aus irgendwelchen Gründen nicht so aufnahmefähig ist, löst sich die Kapsel nicht richtig auf, und die Wirkung kann sich nicht entwickeln.
Alternativ zu den Kapseln gibt es die Loperamid Lingual, man kann sie im Gegensatz zu den Kapseln nicht rezeptfrei kaufen. Die Schmelztabletten Loperamid Lingual legt man in den Mund und sie lösen sich schlagartig auf. Ob und in welcher Weise sie als Dauermedikation geeignet sind, kann ich nicht beurteilen.
Hier
http://www.gesundheits-lexikon.com/Orth ... ktion.html
findest Du diverse interessante Informationen zur Bedeutung und zum Verlust von verschiedenen Darmanteilen und Empfehlungen dazu.
Wenn Deine Mutter sich selbst hier anmeldet, lassen sich vielleicht einige Punkte noch besser eingrenzen.
Dass Du Dich für sie hier informierst ist wunderbar!
LG von Merlina
von reinifant » 20.12.2020, 13:53
Merlina hat geschrieben:
Alternativ zu den Kapseln gibt es die Loperamid Lingual, man kann sie im Gegensatz zu den Kapseln nicht rezeptfrei kaufen.
von Merlina » 20.12.2020, 17:35
.....oh das wusste ich nicht, danke für die Information Reinifant. Es ist schon eine Weile her, dass ich sie nehmen musste.
Und es stimmt, es ist Imodium, Loperamid ist der Wirkstoff der in Imodium enthalten ist.
LG von Merlina
von SabineausBerlin » 20.12.2020, 21:08
Vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Nachricht!! Ich werde das gleich an meine Mutter weiterleiten. Ich bin sehr froh, dass man hier so schnell und nett Antwort erhält....
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