von Claudia1969 » 06.06.2007, 21:34
Hallo, ich kann mich meinen VorrednerInnen nur anschließen: Behandel Deine Freundin einfach völlig normal. Sie ist doch auch normal - oder?
Ich habe seit über 15 Jahren ein Stoma (bin heute 38). Ich wurde immer ganz normal behandelt und denke so gut wie nie an das Stoma. Alles ist damit möglich: Leben, Arbeiten, Spaß haben, Sex, Urlaub, Reisen und und und
Also, einfach los. Wenn sie irgendetwas nicht kann (oder will) würde sie es Dir doch sicherlich sagen - ob es nun mit dem Stoma zusammenhängt oder nicht.
Ich selbst bin seit vielen Jahren in einer Selbsthilfegruppe (ILCO). Ja, ja, ich kenn die Sprüche... "Brauche ich nicht, komme alleine klar, hab keine Lust mit anderen nur über DAS Thema zu reden....". Sicher, an all dem ist was Wahres dran. Nur andererseits machen wir nicht ständig was zusammen, sondern nur ca. 4 mal in Jahr. Aber es ist andererseits auch schön, Gleichgesinnte mal um sich zu haben, die einen einfach verstehen!
Aber das kann und muss jeder für sich selbst entscheiden!
Ich kann Dir nur raten: mach Dich schlau (das tust Du ja schon) und sei Du selbst und vorallem: redet miteinander
Viel Spaß / Glück
Eure Claudia
von Wigamur » 09.08.2007, 11:16
Hi Claudio,
sind in Deiner ILCO-Gruppe auch welche in Deinem Alter.
Hier bei uns sind NUR ' alte Leute.' Trinken Kaffee, essen Kuchen und .............stricken!
Das brauch ich nur wirklich nicht. Gern würde ich mich auch mit Betroffenen austauschen. Nur wie?
LG Wigamur
von my sweet » 09.08.2007, 12:43
Hi Dani
Mir ging es nicht anders wie dir da ich vor kurzem auch jemanden kennen gelernt habe mit Stoma. Kannte das zwar aus der Pflege aber wenn es um intime Dinge geht war ich auch ein bissel ratlos weil ich nicht wußte wie ich mich verhalten bzw damit umgehen sollte. Ich habe ganz normal mit ihm angefangen darüber zu reden nach dem ich mir hier auch ein paar Ratschläge eingeholt habe. Auch wenn er wie deine Freundin anfangs sehr gehemmt gewesen ist hat sich das doch schnell geändert in den letzten Tagen. Gehe mit ihr normal um wie mit jedem anderen Menschen auch und sie wird ihre Hemmungen schon verlieren dir gegenüber. Bei mir und meinem süßen war es nicht anders. Wir sind glücklich frisch verliebt und fühlen uns beide in der Beziehung sehr wohl. Wenn man liebt gibt es keine Hindernisse die man nicht bewältigen kann und mal ehrlich, so ein kleines Beutelchen ist nichts hinderliches. Gib ihr das Gefühl das du das so siehst und der Rest kommt von alleine.
Liebe Grüße aus dem schönen Sauerland
von Sabine049 » 09.08.2007, 13:44
Liebe Wigamur,
;) so zu den ganz jungen Känguruhs gehören wir schließlich auch nicht mehr ;):D.
Aber du hast recht, vielerorts sind in den SHG "Junge Ilco" generell ältere Herrschaften ab dem 55-zigsten Lebensjahr aufwärts anzutreffen.
Gewisse Themen wie u.a. Sexualität, Partnerschaft, Sauna ..., all jene Themaen, die ohnehin heutzutage in der Gesellschaft tabuisiert werden, bleiben unangesprochen und -angetastet.
Interessenmässig klaffen die Vorlieben weit auseinander; das gros läßt sich explizit berieseln und sehen die SHG als Treffpunkt an, um sich weitestgehend von der eigentlichen Thematik ablenken zu lassen. Die Resonanz auf qualifizierte Fachvorträge bzw. spezifische Tagungen ist dürftig und übersteigt häufig den Wissenshorizont, weil das gros sich möglichst kaum oder garnicht mit ihrem STOMA auseinandersetzen möchten. Die Akzeptanzbereitschaft ist minimal, zähneknirschend wird es als unabdingbares Stigma angenommen.
Jüngere wie unsereins :( stossen dann i.d.R. auf Granit oder auf eine lethargische Sichtweise wie: "Achselzuckend ... wir können ja doch nix ändern." Die eigene Betroffenheit wird allenfalls missbilligend akzeptiert. Das Stoma bleibt ein unliebsames Brandmal, wessen man/frau sich entweder schämt oder komplett bedacht ist, unter den Teppich zu kehren.
Aus meiner aktiven Zeit könnte ich dir Stories berichten.
Selbst wenn es um unsere Rechte geht, werden müde die Hände in den Schoss gelegt, ja bloß nicht an die Öffentlichkeit herantreten, dann erführe u.U. der Nachbar xy, dass >ICH< ein Stoma habe.
Diese Unbefangenheit und Offensive habe ich bislang einzig und allein im hieisgen Forum erfahren :ballon:.
Liebe Grüße Sabine
von sigi » 09.08.2007, 14:26
hallo!
kann mich nur sabines beitrag anschliessen!
@Das Stoma bleibt ein unliebsames Brandmal, wessen man/frau sich entweder schämt oder komplett bedacht ist, unter den Teppich zu kehren.
@Gewisse Themen wie u.a. Sexualität, Partnerschaft, Sauna ..., all jene Themaen, die ohnehin heutzutage in der Gesellschaft tabuisiert werden, bleiben unangesprochen und -angetastet.
mein stoma hatte ich von allem anfang angenommen!
erschreckte damit oft menschen denen ich es direkt zeigte,(weil sie es sehen wollten)
sie drehten sich um und sagten manchmal "ist das furchtbar"!
natürlich findet man aber auch andere leute, die in der heutigen gesellschaft nicht nur alles tabuisieren,leider wenige!
(für mich tut es leid diese forum so spät gefunden zu haben)
servus sigi!
von Waltraud Mayer » 10.08.2007, 14:30
das gros läßt sich explizit berieseln und sehen die SHG als Treffpunkt an, um sich weitestgehend von der eigentlichen Thematik ablenken zu lassen. Die Resonanz auf qualifizierte Fachvorträge bzw. spezifische Tagungen ist dürftig und übersteigt häufig den Wissenshorizont, weil das gros sich möglichst kaum oder garnicht mit ihrem STOMA auseinandersetzen möchten.
von Monsti » 10.08.2007, 19:19
Hallo Waltraud,
Du sprichst mir aus der Seele! Auch ich finde es gut, dass es die Gelegenheit gibt, zwanglos bei Kaffee und Kuchen zusammenzusitzen und über Gott und die Welt zu plaudern. Ich wäre froh, gäbe es bei mir in erreichbarer Nähe eine solche Gruppe. Allein das Gefühl, dass in einer solchen Gruppe mein Spuckerle nach Herzenslust blubbern und pfeifen darf, ohne dass ich in Erklärungsnot komme, täte schon gut. Das genieße ich auch bei unseren Stoma-Treffen. Jeder weiß um die möglichen Nöte des anderen, und man geht locker miteinander um. Ginge es bei solchen Treffen nur ums Stoma, wäre für mich das ganz sicher ein Grund, solchen Veranstaltungen fern zu bleiben. Zum Glück ist es anders.
Und zum Begriff "Stigma". Dem kann ich nicht so ganz folgen, außer man steht splitterfasernackt da. Angezogen sieht mir kein Mensch an, dass ich ein Känguru bin - also gibt's im Alltag doch auch keine Stigmatisierung.
Okay, hier geht's um "Beziehung", und dazu gehört, zumindest bei geschlechtlichen Beziehungen, das Nackt-Sein dazu. Aber zuerst lernt man einen anderen Menschen kennen bzw. lieben. Gerade bei uns Kängurus kommt sicher erst zweitrangig das Sexuelle (was für Kerngesunde vielleicht öfters auch empfehlenswert wäre ... ). Liebt man einander, kann ein Stoma unmöglich eine unüberwindliche Hürde sein. Ist es eine Hürde, fehlt es halt an wirklicher Liebe. Meine Meinung.
Liebe Grüße
Angie
von Frau Lachmann » 10.08.2007, 23:24
Sabine049 hat geschrieben: Die Resonanz auf qualifizierte Fachvorträge bzw. spezifische Tagungen ist dürftig und übersteigt häufig den Wissenshorizont, weil das gros sich möglichst kaum oder garnicht mit ihrem STOMA auseinandersetzen möchten.
von ei.er » 16.08.2007, 18:16
Hallo Dani,
ich bin männlich und habe mit 13 Jahren ein Uro-Stoma bekommen. Ich hatte erst mit 19 meine ersten Frendinnen.
Der grosse Horror ist es abgewiesen zu werden, wenn man ehrlich ist. Bei meinem ersten sexuellen Kontakt hatte ich keine Zeit etwas zu sagen, das Mädchen hat es damals nicht gemerkt (wunder mich heute noch darüber, aber als Mann behielt ich die Unterhose halt an und nahm meinen ... an der Seite raus)(sorry, hört sich bestimmt komisch an).
Bei dem weiteren Kontakt mit dieser Frau sagte ich ihr das, aber das schien sie nicht zu interessieren.
Meine nächsten Freundinnen versuchte ich vorzubereiten und ich wunderte mich um so mehr, dass sie kein Problem damit hatten.
So wurde ich langsam immer freier und hatte halt nur bei der ersten die Hosen angelassen.
Es ist immer wichtig sein gegenüber erst mal etwas näher kennenzulernen, bevor man überhaupt Intim wird.
Bei jeder neuen klopfte mir natürlich das Herz, wenn es darum ging meinen Umstand zu beichten. Es ist jedoch keine Beichte, sondern nur ein Umstand der wie die Verhütung besprochen werden will.
Ich bekam auch schon einen Korb, als das eine Mädchen damals davon erfuhr. Sie erzählte sogar herum (da war ich 23).
Was soll ich sagen, auch das überlebt man, obwohl man denkt, ich werde nie wieder....
Ob diese Menschen es Wert sind bleibt dahingestellt, vielleicht ist es oft nur die erste Reaktion.
Später ging ich damit anders um, ich erzählte es erst kurz vor dem Unterhose-ausziehen. Viel Gerede davor macht manchmal Barrieren, wo keine sind.
Je mehr ich meinen Beutel akzeptierte umso einfacher wurde es. Doch bis zu dieser Einstellung braucht es eine lange Zeit.
Ich kann dies auch nur aus der Perspektive eines Mannes erzählen.
Die meisten Körbe erhielt ich jedoch, weil ich so ein depp war.
Immer wieder versuchen und nicht aufgeben ist da die Deviese.
Auch sollte man nicht bei einem Partner bleiben, wenn die Beziehung nicht stimmt. Da hilft es nichts, dass der Partner den Beutel akzeptiert, man wird dann nur erpressbar.
Ich war 10 Jahre verheiratet, nach meiner Trennung lebte ich 6 Jahre allein. Jetzt habe ich wieder eine Freundin, sie ist sehr lieb. Der Beutel war zu keiner Zeit ein Problem.
Sprich oft mit Deiner Freundin über ihren Beutel, und dass sie trotzdem ein Mensch ist den man lieben kann.
Meine Freunde haben das auch getan und ich verdanke ihnen sehr viel.
Uwe
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